Familienverständnis und Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR - der hohe Wert der Familie


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserläuterung: Familie

3. Verhältnis von Familie und Gesellschaft in der DDR
3.1 Stellenwert der Familie
3.2 Wandlungen in der Rolle der Frau

4. Rahmenbedingungen für Familie in der DDR
4.1 Grundlage politischer Rahmenbedingungen
4.2 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
4.3. Sozial – und familienpolitische Maßnahmen für die Familie

5. Familienformen in der DDR

6. Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR

7. Erziehung im Kindergarten in der DDR
7.1 Erziehungs- und Bildungsplan
7.2 Auswertung des Interviews mit einer Zeitzeugin

8. Schlussbetrachtung

9. Literatur – und Quellenverzeichnis

10. Anhang

1. Einleitung

Die Familie ist eine der ältesten Sozialformen der Menschheit und hat sich im historischen Verlauf zahlreich verändert. In den letzten Jahrzehnten ist eine neue Phase im gesellschaftlichen Stellenwert von Familie eingetreten. Die zunehmende Diskussion um die Familie als eine bedeutsame gesellschaftliche Institution zeigt deutlich die Aktualität dieses Themenkomplexes.

Die Familie im Sozialismus der DDR wurde vor allem im Hinblick auf die Wechselwirkung mit anderen Sozialisationsträgern erforscht. Seit den fünfziger Jahren haben Fragen der Familie und der Familienerziehung zunehmend Eingang in die politischen und wissenschaftlichen Diskussionen gefunden.[1]

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Familienverständnis und der Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR. Zunächst wird eine allgemeine Definition zum Begriff der Familie vorgestellt, die eine Grundlage für die weitere thematische Bearbeitung darstellt. Darauf folgt die Erläuterung des Stellenwertes der Familie in der DDR unter besonderer Berücksichtigung der Wandlungen in der Rolle der Frau innerhalb der Gesellschaft. In einem weiteren Themenkomplex werden die Rahmenbedingungen für die Familie im Sozialismus vorgestellt und bewertet. Gleichfalls wird das Augenmerk auf die konkreten Familienformen gelegt und die besondere Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR betrachtet.

Um den Bereich der Kinder in der sozialistischen Gesellschaft der DDR zu erweitern, wird sich ein weiterer Punkt mit der Erziehung im Kindergarten auseinandersetzen. Der Bildungs- und Erziehungsplan für den Kindergarten soll dabei analysiert werden. Durch ein Interview mit einer ehemaligen Erzieherin der DDR sollen diese theoretischen Grundlagen verglichen und ausgewertet werden.

Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten welchen Stellenwert Familie und Kinder in der Gesellschaft der DDR besaßen und mit welchen Maßnahmen sie durch den sozialistischen Staat unterstützt wurden.

2. Begriffserläuterung: Familie

Der Begriff „Familie“ stammt ursprünglich vom lateinischen Wort „familia“ ab und bedeutet soviel wie Hausbestand bzw. Hausgemeinschaft. Wörter aus der Alltagssprache zu definieren, wozu der Begriff zuzuordnen ist, bringt oft Schwierigkeiten mit sich. Um diesem Problem entgegenzuwirken, lassen sich verschiedene Sichtweisen anführen. Das Konstrukt Familie kann so jeweils unterschiedlich definiert werden.

„Aus biologischer Sicht ist die Familie durch Blutsverwandtschaft gegeben.“[2]

Ein weiterer Definitionsansatz stammt aus der Soziologie. Danach besteht eine Familie durch die Verbindung zwischen den Generationen im Hinblick auf die Rolle der Eltern und die sozialen Orientierungen. Die Autoren Hofer (u.a.) fügen hierbei eine andere Sichtweise hinzu, um den Begriff der Familie noch exakter beschreiben zu können. Nach dem pädagogisch – psychologischen Kriterium wird die Familie wie folgt definiert.[3]

„Familie ist eine Gruppe von Menschen, die durch nahe und dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden sind, die sich auf eine nachfolgende Generation hinorientiert und die einen erzieherischen und sozialisatorischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder bereitstellt.“[4]

Nach dieser Erläuterung des Wortes ist eine Partnerschaft ohne Kinder keine Familie. Dabei ist auch die gewählte Definition nicht unproblematisch, ermöglicht aber eine tragfähige Arbeitsgrundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema.[5]

3. Verhältnis von Familie und Gesellschaft in der DDR

3. 1 Stellenwert der Familie

Dem Verhältnis von Familie und Kollektiv im Sozialismus liegt die Vorstellung der Familie als die Keimzelle der Gesellschaft zugrunde. Die Familie ist eine zum System der Volksgemeinschaft gehörende Gruppe und bildet mit ihr eine Einheit. Daraus ergibt sich, dass die Familie niemals losgelöst von der Gesellschaft betrachtet werden darf.[6]

„Die Familie hatte einen hohen Stellenwert im Leben der Bürger der DDR.“[7]

Die Bedeutung und Wichtigkeit von Beruf und Arbeit waren demgegenüber deutlich geringer einzuschätzen. Die Familie in der DDR war zu einem Synonym für Freizeit und Privatsein geworden. Zudem stand sie für eine große Palette individueller Lebenstätigkeiten außerhalb der gesellschaftlichen Aktivitätsformen. Mit dem berühmten Ausspruch: „Privat geht vor Katastrophe“[8] bringt Gregor Gysi dies prägnant zum Ausdruck. Die Familie galt als ein „privates Refugium“, in dem die Bürger weitgehend vor den Zugriffen des Staates geschützt waren.[9]

Das besondere Bild von der Familie in der DDR und dessen enormer Stellenwert lassen sich eindeutig anhand der Gesetzestexte des Familiengesetzbuches, welches am 20.12. 1965 in Kraft trat, nachvollziehen. Dabei handelt es sich um ein idealtypisches Konstrukt von Familie, das sich in der Realität nicht in dieser Ausprägung widerspiegelte.

„Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft. Sie beruht auf der für das Leben geschlossenen Ehe und auf dem besonders engen Bindungen, die sich aus den Gefühlsbeziehungen zwischen Mann und Frau und den Beziehungen gegenseitiger Liebe, Achtung und gegenseitigen Vertrauens zwischen allen Familienmitgliedern ergeben.“[10]

Aus diesem Zitat lässt sich die große gesellschaftliche Bedeutung der sozialistischen Familie ablesen. In ihr als Gemeinschaft sollten Fähigkeiten und Eigenschaften gefördert werden. Danach sollte sich das Verhalten des Menschen als Persönlichkeit in der Gesellschaft der DDR bestimmen. Mit der damit einhergehenden sozialistischen Entwicklung entstanden unter anderem auch neue Familienbeziehungen.[11]

3.2 Wandlungen in der Rolle der Frau

Im Zuge der sozialistischen Familienideologie wurde die ungleiche Stellung der Frau in der Gesellschaft der DDR beseitigt. Dies war eine notwendige Bedingung für die Schaffung und Sicherung glücklicher Familienbeziehungen. Der Prozess der Befreiung und Gleichstellung der Frau war lang und kompliziert, da sowohl ökonomische als auch kulturelle Rahmenbedingungen geschaffen werden mussten. In diesem Zusammenhang war es außerordentlich wichtig, die Gleichberechtigung der Frau gesetzlich zu verankern. So wurde 1949 diese Gleichstellung der Frau in die Verfassung der DDR aufgenommen. Die Diskussion in der DDR über die gesellschaftliche Stellung der Frau ist eine Weiterführung sozialistischer und kommunistischer Vorstellungen zur Frauenemanzipation, wie sie schon von Marx entwickelt wurden.[12]

Fast 90% der Frauen in der DDR arbeiteten, um die Produktion im Staat zu sichern im gesamten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben, verantwortlich mit. Mit dieser Entwicklung entstand das Problem der fehlenden Kinderbetreuung. In den fünfziger Jahren organisierten die Frauen aus dieser Not heraus eigene Einrichtungen über die Frauenausschüsse in den Fabriken. Erst in der Mitte der sechziger Jahre kam es zu einem voll ausgebautem System von Krippen und Kindergärten. Zu dem folgten eine Reihe unterstützender Maßnahmen und Sozialleistungen, um Beruf und Familie, insbesondere die Kindererziehung, in Einklang zu bringen. Darunter waren: die Reduktion der Arbeitszeit, zusätzliche freie Tage für Mütter und eine Vielzahl von Unterstützungen für allein erziehende Frauen. Im Jahr 1984 wurde das Babyjahr um sechs Monate verlängert und Mütter erhielten einmal im Monat einen Haushaltstag frei.[13]

Ebenfalls setzte ein Wandel in den beruflichen Qualifikationen der Frauen ein. So besaßen 1980 etwa 70% aller Frauen eine abgeschlossene Berufsausbildung. Zudem studierten Frauen zu dieser Zeit im gleichen Anteil wie Männer an Universitäten und stellten damit die Hälfte der Ärzte und ein Drittel der Juristen. Der Anteil der Frauen an politischen Führungspositionen stieg auf ein Drittel an, jedoch sinkt dieser Anteil mit steigender Position in der Hierarchie.[14]

Trotz dieser beschriebenen Wandelungen waren die Verpflichtungen für Frauen innerhalb der Familie größer als für Männer. In wichtigen Elementen bestand die traditionelle Familienstruktur fort. Somit stellte die Berufstätigkeit der Frauen eher eine Doppelbelastung als eine Chance für ein besseres Leben dar.[15]

[...]


[1] Vgl. Busch, F.: Familienerziehung in der sozialistischen Pädagogik der DDR, Düsseldorf 1972, S. 13

[2] Hofer, M. (u.a.): Lehrbuch Familienbeziehungen, Göttingen 2002, S. 5

[3] Vgl. Ebenda, S. 5

[4] Ebenda, S. 6

[5] Ebenda, S. 6

[6] Vgl. Busch, F.: Familienerziehung in der sozialistischen Pädagogik der DDR, Düsseldorf 1972, S. 84

[7] Huinink, J. / Wagner, M.: Partnerschaft, Ehe und Familie in der DDR. In: Kollektiv und Eigensinn:

Lebensverläufe in der DDR und danach, Berlin 1995, S. 145

[8] Ebenda, S. 151

[9] Vgl. Ebenda, S. 151

[10] Hille, B.: Familie und Sozialisation in der DDR, Opladen 1985, S. 31

[11] Vgl. Hille, B.: Familie und Sozialisation in der DDR, Opladen 1985, S. 32

[12] Vgl. Busch, F.: Familienerziehung in der sozialistischen Pädagogik der DDR, Düsseldorf 1972, S. 73 - 75

[13] Vgl. Lüscher, K. (u.a.): Die „postmoderne“ Familie. Familiale Strategien und Familienpolitik in einer

Übergangszeit, Konstanz 1990, S. 283 - 284

[14] Vgl. Lüscher, K. (u.a.): Die „postmoderne“ Familie. Familiale Strategien und Familienpolitik in einer

Übergangszeit, Konstanz 1990, S. 285

[15] Vgl. Ebenda, S. 286

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Familienverständnis und Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR - der hohe Wert der Familie
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Politik und Pädagogik – Erziehung und Bildung in der DDR
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V127038
ISBN (eBook)
9783640334582
ISBN (Buch)
9783640586554
Dateigröße
841 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familienverständnis, Stellung, Kinder, Gesellschaft, Wert, Familie
Arbeit zitieren
Patrick Ziehm (Autor:in), 2008, Familienverständnis und Stellung der Kinder in der Gesellschaft der DDR - der hohe Wert der Familie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127038

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