Cyberself: Identitäten im Netz


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung

2 Der Begriff der virtuellen Realität

3 Identität: Theoretische Ansätze
3.1 Das Konzept des Selbst von G.H. Mead
3.2 Die Definition des Selbst von William James
3.3 Der Begriff des Selbst aus psychologischer Sichtweise
3.4 Identitätskonzept nach Gildemeister und Robert

4 Identität im postmodernen Sinne

5 Identität auf Basis von anonymer Nutzung – Gender-Swapping

6 Elektronisch vermittelte Kommunikation
6.1 Charakteristika der Netzkommunikation
6.2 Varianten elektronisch vermittelter Kommunikation
6.2.1 E-Mail
6.2.2 Newsgroups
6.2.3 Internet Relay Chat (IRC)
6.2.4 Multi User Dungeons (MUDs) & MUD Object Oriented (MOOs)

7 Schlussbetrachtung 20.

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht wie sich Identitäten im Netz darstellen. Der folgenden Untersuchung liegt dabei die Frage zugrunde, inwieweit sich Individuen zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei der Identitätskonfiguration noch an ehemals bestehenden Schemata orientieren können.

Im zweiten Kapitel geht es um die Darstellung des Begriffs der virtuellen Realität. Dieses Vorgehen erscheint sinnvoll, da es die virtuelle Realität ist, die dem Einzelnen ein Eintauchen in eine andere, künstliche Welt ermöglicht, in der Identitäten in anderer Form existieren.

Im dritten Kapitel dieser Arbeit werden verschiedene theoretische Ansätze dargestellt, die die Auseinandersetzung mit dem Identitätsbegriff zum Gegenstand haben. Es wird deutlich, dass Identitätskonfiguration auf Basis von Selbstreflexion und Integration vollzogen wird.

Das vierte Kapitel betrachtet Identität in der Ära der Postmoderne. Im Gegensatz zu vergangenen Zeitaltern zeichnet sich die Postmoderne durch einen Wegfall ehemals bestehender Normen- und Wertebezüge aus. Um sich selbst zu begreifen ist das Individuum gefordert sich gänzlich andere Bezugspunkte in der Gesellschaft zu suchen.

Im Anschluss daran wird der Geschlechtsrollenwechsel, ein bemerkenswertes Phänomen in der Internetkommunikation, näher beleuchtet. Dieses Phänomen stützt sich allein auf die Anonymität der Kommunikationssituation im Internet.

Das sechste Kapitel setzt sich in konkreter Weise mit elektronisch vermittelter Kommunikation auseinander. Zum einen werden die Merkmale der Netzkommunikation dargelegt, und zum anderen werden vier verschiedene Varianten elektronisch vermittelter Kommunikation präsentiert.

Abschließend wird zusammenfassend dargestellt, inwieweit sich Identitäten im Netz tatsächlich in veränderter Weise präsentieren.

2 Der Begriff der virtuellen Realität

Virtuelle Realität bezeichnet eine vorübergehende, gewissermaßen irreale Seinsweise eines Objektes, das mit den Kategorien des Vorhandenseins nicht zu fassen ist. „’Virtuell’ heißt, dass etwas nur als elektronisches Bild existiert, aber sonst keine konkrete Gegenständlichkeit hat.“ (Lanier, Jaron 1991: 69) In diesem Sinne handelt es sich bei virtueller Realität um eine Wirklichkeit zweiter Ordnung, die von herkömmlich Wirklichem – der physischen Realität – getrennt ist. Aufgrund der Tatsache, dass „[...] Virtual Reality die natürliche Lebenswirklichkeit des Nutzers vollständig ausblendet (bis hin zur Verunmöglichung der Wahrnehmung des eigenen Körpers), schafft diese [...] Technologie eine künstliche Welt [...]“ (Buddemeier, Heinz 1996: 159), die sich von der natürlichen Umwelt unterscheidet.

Virtuelle Realität besitzt also den Charakter einer simulierten, synthetisierten Realität, die, auch wenn sie die herkömmliche Realität unterläuft, nicht weniger wirklich als wirkliche Wirklichkeit ist. Das ist so, weil sie zu einem integralen Bestandteil von Wirklichkeit avanciert ist, die sich kognitiv erfahren lässt. Gleichsam beruht virtuelle Realität auf einer Täuschung oder einer idealisierten Annahme. (Vgl. Keil-Slawik, Reinhard 1994: 208)

Virtualität wird verwendet, weil uns das Vertraute nicht das tun lässt, was wir gerne tun würden. Mittels Virtualität lassen sich jedoch neue Erfahrungswelten erschließen. (Vgl. Keil-Slawik, Reinhard 1994: 210)

3 Identität: Theoretische Ansätze

Im folgenden werden einige theoretische Ansätze zur Darstellung des Identitätsbegriffes aufgeführt, die für die weiteren Ausführungen wichtig erscheinen. Eine allgemeine Einführung in die Identitätstheorie ist nicht zuletzt deshalb angebracht, da das Verständnis bzw. Konzept von Selbst und Identität tiefgreifenden, qualitativen Veränderungen ausgesetzt war, die es zu verstehen gilt.

3.1 Das Konzept des Selbst von G.H. Mead

Bedeutende Grundlagen der soziologischen Theorie über Identität lassen sich auf George Herbert Mead zurückführen.

Folgt man Mead, so ist das Selbst, oder die Ich-Identität, auf der einen Seite Verursacher und Auslöser sozialer Interaktionen und auf der anderen Seite auch deren Folge. Drei Komponenten des Selbst werden von Mead unterschieden: „I“, „Me“ und „The Generalised Other“.

Das „Me“ ist Ausdruck der situativen Umstände, in denen sich das Individuum aufgrund nationaler und regionaler Herkunft und seiner familiären und politischen Verhältnisse befindet.

Die inhaltliche Ausgestaltung des „Me“ steht in engem Zusammenhang zum vorherrschenden Wirtschaftssystem, der religiösen Zuordnung und weltanschaulichen Aspekten, die etwa auf einer patriotischen Gesinnung oder ideologischen Aspekten gründen. Unter dem Einfluss dieser Inhalte kann sich das „Me“ - funktional betrachtet – zu einer inneren Kontrollinstanz bzw. zu einer Art Zensor entwickeln. Im Gegensatz dazu vermittelt das „I“ ein Gefühl der Freiheit und der Initiative. Einzig die Funktionen des „I“ sind somit in der Lage, unkonventionelle oder oppositionelle Haltungen hervorzubringen. (Vgl. Mead 1934: 175f)

Das Individuum entwickelt so viele unterschiedliche „Me“, wie es unterschiedlichen funktionalen Einheiten oder abstrakten gesellschaftlichen Klassen angehört. Die Gefahr einer Rollenkonfusion ist dabei weitestgehend ausgeschaltet, da das „Me“ in der Lage ist, aus den diversen Stücken ein Muster zu bilden, das als Ganzes auf die Erfahrungen des Einzelnen verweist. Dieses Muster wird als „The Generalised Other“ bezeichnet. Das Bild des verallgemeinerten Anderen setzt sich aus Gesten, Sprache und Symbolen zusammen.

Bei eingehender Betrachtung der drei Komponenten wird deutlich, dass sich das Selbst nicht infolge passiver Adaption herausbildet, sondern auf einer aktiven Integrationsleistung gründet. Somit existiert das Selbst als ein Konstrukt, welches der Mensch mittels Selbstreflexion und Integration kreiert.

Die drei Komponenten „Me“, „I“ und „The Generalised Other“ ergeben zusammen ein kognitives System, das Individuen ermöglicht, sich selbst zu definieren und anschlussfähiges Handeln in einer sozialen Welt herbeizuführen. Zudem sind Individuen mittels ihres kognitiven Systems in der Lage „soziale Zukunft“ zu konstruieren, in der sie als potentielle Akteure auftreten und in der Verhaltensweisen bis zu einem gewissen Grad berechenbar werden.

Gemäß Mead konstruieren Individuen Identität im Rahmen von „Face-to-Face“- Interaktionen, aus denen sie Informationen gewinnen. (Vgl. Krappmann, Lothar 1988: 25) Denn innerhalb dieser Interaktionen werden von Individuen verbale und nonverbale Informationseinheiten aufgriffen, die in die Selbstdarstellung einfließen.

Wenngleich Mead zum Zeitpunkt der Konzeption seines Ansatzes noch nicht den Einfluss der Digitalisierung auf Kommunikation und somit soziale Interaktion zu berücksichtigen vermochte, lässt sich sein Ansatz dennoch auf die gegenwärtige Situation übertragen.

Durch das Aufkommen digitaler Technologien nimmt die soziale Interaktion zwischen Individuen verstärkt eine digitale Form an. Die traditionelle Face-to-Face-Kommunikation hingegen nimmt ab. Als Konsequenz ergibt sich die Herausbildung eines virtuellen Selbst, oder, um es im Sinne von G.H. Meads´ Theorie auszudrücken, die Formierung eines „virtuellen Me“.

3.2 Die Definition des Selbst von William James

Während G.H. Mead also sein Konzept des Selbst auf den drei Komponenten „Me“, „I“ und „The Generalised Other“ basieren lässt, stützt William James seine Definition des Selbst im Jahre 1890 grundsätzlich auf die Unterscheidung zwischen dem empirischen Selbst oder „Me“ und dem reinen Selbst oder „I“. Das „I“ bezeichnet er als das über Selbstbewusstsein verfügende zur Erkenntnis und Reflexion befähigte Subjekt. Das „Me“ stellt bei James das Objekt, das erkannt wird, dar. (Vgl. Lohauß 1995: 27) Es beinhaltet bei James in der Hauptsache drei Bestandteile: das materielle Selbst (Körper, Kleidung, Eigentum), das spirituelle Selbst (die psychischen Anlagen eines Individuums wie z.B. Eigenschaften, Fähigkeiten und Einstellungen) und das soziale Selbst, das die Voraussetzung darstellt bzw. schafft, von der Umwelt wahrgenommen zu werden. Neben diesen drei Bestandteilen sind die Gefühle für die Beschaffenheit des „Me“ von großer Bedeutung, wobei die Gefühle durch das bestimmt sind, was Menschen als zu ihnen gehörig ansehen. Das Selbst setzt sich demzufolge auch bei James aus mehreren Einzelkomponenten zusammen, so dass erst in der Summe von einem kohärenten Ganzen gesprochen werden kann.

Der Einfluss der Theorie von James auf die Theorie von Mead lässt sich nicht ausschließlich anhand gemeinsamer Begrifflichkeiten ausmachen. Beide Ansätze gehen von einem Selbst aus, dem eine organisierte Struktur - ein Konzept also - zugrunde liegt. Dadurch wird deutlich, dass das Selbst kein isoliertes Etwas darstellt, sondern ein organisiertes Ganzes.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Cyberself: Identitäten im Netz
Hochschule
Universität Münster  (Institut fuer Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Semiar, Multimedia: Voraussetzungen, Anwendungen, Probleme
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V12706
ISBN (eBook)
9783638185219
ISBN (Buch)
9783638642583
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internet, Virtuelle Realität
Arbeit zitieren
Oliver Kreft (Autor:in), 2001, Cyberself: Identitäten im Netz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12706

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