Die Arbeit behandelt zwei Gewaltkonflikte in der postsowjetischen Peripherie im Vergleich. Im Juni 1990 eskalierte in der Region Osch im Süden der Republik Kirgistan ein Streit um Ackerland in eine ethnisch gefärbte Auseinandersetzung zwischen Usbeken und Kirgisen. Durch den schnellen Einsatz sowjetischer Unionstruppen gelang es, nach wenigen Tagen den Frieden wieder herzustellen. Dennoch gab es Hunderte von Opfern zu beklagen und ein nachhaltig vergiftetes Klima zwischen den Bewohnern in der Gegend.
Im Kontrast zu den "Ereignissen von Osch" werden die "Aksy- Ereignisse" untersucht, jene Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Milizkräften, bei denen im März 2002 sechs Menschen ums Leben kamen. Ausgehend von Protesten über die unrechtmäßige Inhaftierung eines lokalen Patrons spitzte sich nach einigen Wochen der Konflikt zwischen Staatsmacht und Volkswut zu, bis es in der Gegend um das Dorf Aksy zum tragischen Vorfall kam. In der Folgezeit sah sich das Regime von Präsident Akaev einer Welle von Demonstrationen gegenüber, vermochte aber am Ende, allen Protest ins Leere laufen zu lassen.
Nebst einer genauen Rekonstruktion der Konfliktverläufe interessiert aus analytischer Perspektive besonders das Verhältnis von Konfliktursachen und Konfliktfolgen. Gegen die allgemeine Lesart von ethnischen Animositäten oder Clan-Widersprüchen wird gezeigt, dass planvolles Handeln und zielstrebige Konfliktförderung im ersten Fall und nachhaltige Konfliktmanipulation im zweiten Fall immer den Interessen der Herrschenden dienten. Jenseits archaischer Strukturen werden so Herrschaftsmittel sichtbar gemacht, die als Instrument eines ausgeklügelten Systems der politischen Sicherung partikularistischer Interessen fungieren und weitaus moderner sind, als es ein erster Blick vermuten lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Hinweise zur Tansliteration aus dem Russischen
- Einleitung
- Die Ereignisse von Osch
- Einführung in die Erzählungen
- Presseschau
- Erzählung I
- Erzählung II
- Erzählung III
- Zusammenfassung
- Die Ereignisse von Aksy
- Zur Dynamik von Konflikten in Kirgistan
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Dynamik von Konflikten in der postsowjetischen Peripherie am Beispiel Kirgistans. Sie untersucht die Ursachen und Faktoren, die zu Konflikten führen können, insbesondere im Kontext der wirtschaftlichen, sozialen und ethnischen Spannungen im Land. Die Arbeit konzentriert sich auf die Ereignisse von Osch und Aksy, um die Rolle von Machtstrukturen und rationalen Kalkulationen bei der Entstehung und Eskalation von Konflikten zu beleuchten.
- Analyse der Konflikte in Kirgistan im Kontext der postsowjetischen Transformation
- Untersuchung der Rolle von Machtstrukturen und rationalen Kalkulationen bei der Entstehung von Konflikten
- Bedeutung der ethnischen Spannungen und der wirtschaftlichen Situation für die Konfliktdynamik
- Analyse der Ereignisse von Osch und Aksy als Fallstudien
- Bewertung der Rolle von "Leninistischen Vermächtnissen" für die Konfliktentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Konflikte in der postsowjetischen Peripherie dar und beleuchtet die spezifische Situation in Kirgistan. Sie führt die Ereignisse von Osch und Aksy als Fallstudien ein und skizziert die Forschungsfrage der Arbeit.
Das Kapitel "Die Ereignisse von Osch" analysiert den einzigen gewaltsamen Konflikt, den Kirgistan in den letzten zwei Jahrzehnten erlebte. Es untersucht die verschiedenen Dimensionen des Konflikts aus unterschiedlichen Perspektiven und setzt verschiedene Ansätze aus der Konfliktforschung ein.
Das Kapitel "Die Ereignisse von Aksy" befasst sich mit dem Konflikt zwischen der Regierung unter Präsident Askar Akaev und einer Oppositionsbewegung unter der Führung von Azimbek Beknazarov. Es untersucht, warum dieser Konflikt nicht eskalierte und welche Faktoren zu seiner Deeskalation beigetragen haben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die postsowjetische Peripherie, Kirgistan, Konflikte, Machtstrukturen, Ethnizität, Ereignisse von Osch, Ereignisse von Aksy, Leninistische Vermächtnisse, wirtschaftliche Entwicklung, soziale Situation, ethnische Spannungen, rationales Kalkül, Konfliktforschung.
- Quote paper
- Diplom Kulturwissenschaftler Alexander Wolters (Author), 2004, Macht und Ethnizität in der Postsowjetischen Peripherie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127087