Jeder Mensch erlebt seine Umwelt auf unterschiedliche Art und Weise, interpretiert Sachverhalte und Verhaltensweisen seiner Mitmenschen anders und besitzt ein individuelles Aufnahmevermögen, das diesen Menschen prägt und das er ebenso auf seine Umwelt reflektiert.
Diese Hausarbeit soll sich mit dem Phänomen des expliziten Beobachters in der Stadt und in verschiedenen anderen sozialen Gefügen befassen – dem Flaneur.
Was sind sozusagen 'typische' Charakteristika, welche Stile verfolgen und repräsentieren diese Menschen, die eine Stadt anders wahrnehmen, als der gemeine Spaziergänger? Etymologisch ist zu erkennen, dass der Begriff „flanieren“ für ein zielloses Umhergehen steht.1 Daher ist naheliegend, dass der Typus Flaneur in der Literatur von seinem früheren Ebenbild, dem Wanderer, abgeleitet wurde, der die Natur durchstreifte und, an dem, was er dort beobachtete, seinen Gedanken und Gefühle artikulierte.
Den Eingang in die Literatur fand er schließlich mit Edgar Allan Poes Erzählung „The man of the crowd“ von 1838. Seitdem sah sich der beobachtende Mensch in einer städtischen Welt, die geprägt war durch stete Veränderung und rasanter Entwicklung im Alltag, der Industrie und vielen anderen Bereichen. Durch die zahlreichen Umbauten und Innovationen in den Großstädten erfuhren die Menschen einen prägenden Wandel in ihrem Alltag. Fast pragmatisch reflektiert der Flaneur diese aufkommende Unruhe und lässt den Leser immer wieder an frühere Zeiten erinnern, um den Unterschied explizit zu machen. Kritisch setzt er sich in jedem Falle mit seiner, sich ständig weiterentwickelnden und immer hektischen Umwelt auseinander. Aber warum die Entstehung der Figur des Flaneurs nicht auf einem fiktiven Wege? Wieso machten sich diese Schriftsteller die Mühe, stundenlang ziellos durch die Städte zu streifen, sich endlose Gedanken zu machen und alles niederzuschreiben?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Flaneur in der Gesellschaft
- Der Flaneur und seine Beziehungen zum Voyeurismus und zur Schaulust
- In der Stadt
- Die schriftgewordene Stadt
- Das Kino - mobilized gaze: eine erweiterte Form der Flanerie?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Phänomen des Flaneurs als expliziten Beobachters in der Stadt und anderen sozialen Kontexten. Die Arbeit beleuchtet die charakteristischen Merkmale des Flaneurs, seine Wahrnehmungsweise der Stadt im Vergleich zum gewöhnlichen Spaziergänger und den Einfluss der städtischen Entwicklung auf seine Rolle. Sie analysiert auch den Bezug zum Voyeurismus und die Frage, inwieweit das Kino als erweiterte Form der Flanerie verstanden werden kann.
- Charakterisierung des Flaneurs und seiner Wahrnehmung der Stadt
- Beziehung zwischen Flaneur, Voyeurismus und Schaulust
- Der Einfluss der städtischen Entwicklung auf die Figur des Flaneurs
- Das Kino als mögliche Erweiterung der Flanerie
- Die literarische Darstellung des Flaneurs und seine Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Flaneurs als expliziten Beobachter in der Stadt ein. Sie stellt die Frage nach den charakteristischen Merkmalen des Flaneurs und seiner unterschiedlichen Wahrnehmung der städtischen Umwelt im Vergleich zum gewöhnlichen Spaziergänger. Der Bezug zu literarischen Vorläufern wie dem Wanderer wird hergestellt, und die Bedeutung der städtischen Veränderungen für die Entstehung und Entwicklung der Flaneur-Figur wird angedeutet. Die Arbeit von Walter Benjamin wird als theoretischer Ausgangspunkt für die Untersuchung des Flaneurs als aktiver Teilnehmer und Gestalter seiner Wahrnehmung der Stadt erwähnt. Die Arbeit von Prof. Dr. Anne Friedberg und ihr Konzept des "mobilized gaze" werden als weiterer Forschungsschwerpunkt angekündigt.
Der Flaneur in der Gesellschaft: Dieses Kapitel charakterisiert den Flaneur als traditionell männliche Figur, die dem Bürgertum oder Adel entstammt. Der Flaneur ist anonym und beobachtet sein Umfeld schweigend, aber aufmerksam. Die Stadt wird als "lesbares Buch" beschrieben, dessen "Buchstaben" durch die Architektur und das Verhalten der Menschen gebildet werden. Paris wird als Hauptstadt der Flanerie des 19. Jahrhunderts vorgestellt, wobei die architektonischen Veränderungen unter Napoleon und die gleichzeitige Erhaltung traditioneller Viertel als entscheidend für die Entstehung neuer Lebensweisen und die Beschleunigung des Alltags hervorgehoben werden. Die Stadt wird als Labyrinth, Dschungel oder "belebte Landschaft" interpretiert, in der sich der Flaneur bewegt und deren Details er wie einen Text liest. Der Text beschreibt die wiederkehrenden Bilder und die durch die stete Veränderung des Stadtbildes entstandene Rasanz des Lebens, die sowohl kleine als auch große Geschichten sichtbar macht. Schließlich wird die Vergänglichkeit in verschiedenen Bereichen und die aufkommende Moderne thematisiert.
Schlüsselwörter
Flaneur, Stadt, Beobachtung, Voyeurismus, Schaulust, Mobilized Gaze, Literatur, Paris, Städteentwicklung, Moderne, Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Der Flaneur
Was ist das Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht das Phänomen des Flaneurs als expliziten Beobachter in der Stadt und anderen sozialen Kontexten. Sie beleuchtet die charakteristischen Merkmale des Flaneurs, seine Wahrnehmungsweise der Stadt im Vergleich zum gewöhnlichen Spaziergänger und den Einfluss der städtischen Entwicklung auf seine Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Bezug zum Voyeurismus und der Frage, inwieweit das Kino als erweiterte Form der Flanerie verstanden werden kann.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Der Flaneur in der Gesellschaft, Der Flaneur und seine Beziehungen zum Voyeurismus und zur Schaulust (mit den Unterkapiteln "In der Stadt" und "Die schriftgewordene Stadt"), Das Kino - mobilized gaze: eine erweiterte Form der Flanerie?, und Fazit.
Wer ist der Flaneur?
Der Flaneur wird als traditionell männliche Figur charakterisiert, die dem Bürgertum oder Adel entstammt. Er ist anonym und beobachtet sein Umfeld schweigend, aber aufmerksam. Die Stadt wird für ihn zu einem "lesbaren Buch", dessen "Buchstaben" durch die Architektur und das Verhalten der Menschen gebildet werden.
Welche Rolle spielt die Stadt in der Arbeit?
Die Stadt spielt eine zentrale Rolle. Sie wird als "lesbares Buch", Labyrinth, Dschungel oder "belebte Landschaft" interpretiert, in der sich der Flaneur bewegt und deren Details er wie einen Text liest. Die städtische Entwicklung, insbesondere die architektonischen Veränderungen und die Beschleunigung des Alltags, werden als entscheidend für die Entstehung und Entwicklung der Flaneur-Figur hervorgehoben.
Welchen Bezug hat der Flaneur zum Voyeurismus?
Die Arbeit analysiert den Bezug des Flaneurs zum Voyeurismus und zur Schaulust. Es wird untersucht, wie die passive Beobachtung des städtischen Lebens mit voyeuristischen Tendenzen zusammenhängt.
Welche Rolle spielt das Kino?
Die Arbeit untersucht, inwieweit das Kino als erweiterte Form der Flanerie verstanden werden kann. Das Konzept des "mobilized gaze" von Prof. Dr. Anne Friedberg wird in diesem Zusammenhang als wichtiger Forschungsschwerpunkt erwähnt.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet die Arbeit von Walter Benjamin als theoretischen Ausgangspunkt für die Untersuchung des Flaneurs als aktiver Teilnehmer und Gestalter seiner Wahrnehmung der Stadt. Das Konzept des "mobilized gaze" von Prof. Dr. Anne Friedberg spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Flaneur, Stadt, Beobachtung, Voyeurismus, Schaulust, Mobilized Gaze, Literatur, Paris, Städteentwicklung, Moderne, Wahrnehmung.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die einzelnen Kapitel und deren jeweiligen Inhalte, beginnend mit der Einleitung und der Einführung in die Thematik des Flaneurs, über die Charakterisierung des Flaneurs und seine Beziehung zur Stadt, bis hin zum Bezug zum Voyeurismus und der Diskussion um das Kino als erweiterte Form der Flanerie.
- Arbeit zitieren
- Mathias Seeling (Autor:in), 2008, Stadt lesen - Der Blick des Flaneurs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127096