Die Relevanz des Gegenstandbereiches Bewegung, Spiel und Sport in der Schule wird mittlerweile in der Sportwissenschaft durch vielfältige Sichtweisen begründet. Sportunterricht kommt vor allem in der Primarstufe dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder nach und vermittelt nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten in Bewegungsfeldern, sondern vielfältige Kompetenzen (vgl. Scherer, 2008, S. 31). Vor allem letzteres wird auch in aktuellen Curriculaversionen betont. Hier wird der Gehalt des Sportunterrichts nicht nur als Bewegungserziehung in einem sportkulturellen Kontext, also einer Erziehung zum Sport, sondern auch als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung und somit einer Erziehung im und durch Sport angesehen (vgl. ebd.). Der Erfolg dieses erziehenden Konzeptes und des gesamten Gegenstandsbereiches Bewegung, Spiel und Sport liegt im Wesentlichen in der Verantwortung der Lehrperson. Das Thema Gender weist im Zusammenhang eines koedukativen Sportunterrichts, wie er in der Primarstufe stattfindet, Überlegungen hinsichtlich sportpsychologischer, sportsoziologischer und sportpädagogischer Bereiche auf. Mit dem Hintergrund einer zweigeschlechtlichen Sportkultur kommt es zwangsläufig auch im Sportunterricht zu Konfrontation mit geschlechterbezogenem Stereotypen und Rollenmustern (vgl. Gieß-Stüber & Sobiech, 2006, S. 8). Dabei sind Mädchen keinesfalls als das benachteiligte Geschlecht zu betrachten. Jungen, die in weiblichgeprägten Bewegungsfeldern Interessen zeigen oder in jungengeprägten Sportarten weniger erfolgreich sind, werden vermutlich noch stärker mit Rollenklischees und Stereotypen konfrontiert. Die Ansätze dieser wissenschaftlichen Hausarbeit sollen deshalb keinesfalls eine feministische Sichtweise beleuchten, sondern stehen in emanzipatorischem Blickwinkel hinsichtlich eines gleichberechtigten koedukativen Sportunterrichts für beide Geschlechter. Doch was steckt hinter einer gleichberechtigten und chancengleichen koedukativen Unterrichtsgestaltung und Umsetzung im Sport? Eine faktische Chancengleichheit ist nach Dahmen dort gegeben, wo „Frauen und Männer ihre persönlichen Fähigkeiten und Interessen frei entwickeln können, ohne durch geschlechtsty-pische Rollenmuster oder sonstige Normen und Regelungen eingeschränkt zu werden“ (2006, S. 311). Um zu gewährleisten, dass Jungen und Mädchen diese Mög-lichkeiten eröffnet werden, bedarf es eines Sportunterrichts, der einen Rahmen schafft, um sportliche Stereotype abzubauen und freie Entfaltungen zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themeneinführung
- Begründung der Fragestellung
- Aufbau der wissenschaftlichen Hausarbeit
- Begriffsklärung und Definition
- Der Terminus Geschlecht
- Geschlecht im biologischen Sinn
- Geschlecht als soziales Konstrukt
- Definition Kompetenz
- Definition von Genderkompetenz
- Operationalisierung von Genderkompetenz
- Der Terminus Geschlecht
- Koedukation
- Der Terminus Koedukation
- Geschichtliche Eckpunkte der Koedukation in Deutschland
- Geschlecht und Koedukation im Schulsport im historischen Rückblick
- Der Diskurs um die Koedukation im Schulsport
- Koedukation im Fach Sport in den Bildungsplänen
- Koedukation und sportdidaktische Konzeptionen
- Konzept des erziehenden Sportunterrichts
- Didaktisch-methodische Prinzipien eines erziehenden Sportunterrichts
- Strömungen des koedukativen Sportunterrichts
- Funktionale Koedukation im Sportunterricht
- Intentionale Koedukation
- Ansatz nach Petersen
- Ansatz nach Odey
- Reflexiver Sportunterricht
- Geschlechtersensibler Sportunterricht
- Mädchenarbeit
- Jungenarbeit
- Forschungsstand und Überlegungen zu Schülerinnen und Lehrpersonen im koedukativen Sportunterricht
- Schüler und Schülerinnen
- Motorische Entwicklung in Abhängigkeit vom Geschlecht
- Geschlechterbezogene Sportpartizipation
- Sportliche Selbst- und Körperkonzepte in Abhängigkeit vom Geschlecht
- Lehrperson
- Einfluss und Involvierung der Lehrperson in die Konstruktion und Reproduktion der Geschlechterverhältnisse im Schulsport
- Sportlehrerkompetenzen
- Schüler und Schülerinnen
- Empirischer Untersuchungsansatz
- Methodendiskussion
- Begründung der Methodenauswahl
- Untersuchungsanlage
- Festlegung des Materials
- Analyse der Entstehungssituation
- Formale Charakteristika des Materials
- Auswertung des Kurzfragebogens
- Vorstellung des Verfahrens
- Richtung der Analyse
- Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung
- Ablaufmodell der Analyse
- Skalierende Strukturierung
- Variable Wollen
- Variable Wissen
- Variable Können
- Ergebnisaufbereitung und Interpretation
- Ergebnisinterpretation
- Variable Wollen
- Variable Wissen
- Variable Können
- Ergebnisinterpretation in Bezug auf Komponenten des Kurzfragebogens
- Komponente Lehrbefähigung
- Komponente „Geschlechteranteil der Sportklassen“
- Methodenkritik
- Ergebnisinterpretation
- Zusammenfassung und Ausblick
- Zusammenfassung
- Konsequenzen der Ergebnisse
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Genderkompetenz von Sportlehrkräften im Kontext der Koedukation im Sportunterricht. Ziel der Arbeit ist es, die Genderkompetenz von Sportlehrkräften anhand eines explorativen Forschungsansatzes zu untersuchen und die Ergebnisse in Bezug auf die Gestaltung des koedukativen Sportunterrichts zu interpretieren.
- Genderkompetenz von Sportlehrkräften
- Koedukation im Sportunterricht
- Geschlechterverhältnisse im Schulsport
- Sportdidaktische Konzeptionen
- Empirische Untersuchung der Genderkompetenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Koedukation im Sportunterricht ein und erläutert die Relevanz der Fragestellung. Sie beschreibt den Aufbau der wissenschaftlichen Hausarbeit und skizziert die zentralen Forschungsfragen.
Das zweite Kapitel widmet sich der Begriffsklärung und Definition von Geschlecht und Kompetenz. Es werden verschiedene Perspektiven auf das Geschlecht, sowohl im biologischen als auch im sozialen Sinn, beleuchtet. Zudem wird der Begriff der Genderkompetenz definiert und operationalisiert.
Kapitel drei befasst sich mit dem Thema Koedukation. Es wird der Terminus Koedukation erläutert und die geschichtliche Entwicklung der Koedukation in Deutschland, insbesondere im Schulsport, dargestellt. Die Bedeutung der Koedukation im Fach Sport in den Bildungsplänen wird beleuchtet und verschiedene sportdidaktische Konzeptionen, insbesondere das Konzept des erziehenden Sportunterrichts, werden vorgestellt.
Kapitel vier analysiert verschiedene Strömungen des koedukativen Sportunterrichts. Es werden die funktionale und intentionale Koedukation sowie der geschlechtersensible Sportunterricht mit ihren jeweiligen Ansätzen und Prinzipien vorgestellt. Die Bedeutung des reflexiven Sportunterrichts im Kontext der Koedukation wird hervorgehoben.
Kapitel fünf beleuchtet den Forschungsstand zu Schülerinnen und Lehrpersonen im koedukativen Sportunterricht. Es werden die motorische Entwicklung, die geschlechterbezogene Sportpartizipation und die sportlichen Selbst- und Körperkonzepte von Schülerinnen und Schülern in Abhängigkeit vom Geschlecht betrachtet. Zudem werden die Einflüsse und Involvierungen der Lehrperson in die Konstruktion und Reproduktion der Geschlechterverhältnisse im Schulsport sowie die Sportlehrerkompetenzen analysiert.
Kapitel sechs beschreibt den empirischen Untersuchungsansatz der Arbeit. Es werden die Methodendiskussion, die Begründung der Methodenauswahl und die Untersuchungsanlage erläutert. Die Festlegung des Materials, die Analyse der Entstehungssituation und die formalen Charakteristika des Materials werden dargestellt. Die Auswertung des Kurzfragebogens und die Vorstellung des Verfahrens, einschließlich der Richtung der Analyse und der theoriegeleiteten Differenzierung der Fragestellung, werden beschrieben. Das Ablaufmodell der Analyse und die skalierende Strukturierung der Variablen Wollen, Wissen und Können werden vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Koedukation im Sportunterricht, die Genderkompetenz von Sportlehrkräften, die Geschlechterverhältnisse im Schulsport, die sportdidaktischen Konzeptionen, die empirische Forschung und die Analyse von Kurzfragebogen. Der Text beleuchtet die Bedeutung der Genderkompetenz für die Gestaltung eines inklusiven und gerechten Sportunterrichts, der die Bedürfnisse und Interessen aller Schülerinnen und Schüler berücksichtigt.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2009, Koedukation im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127116