Die vorliegende Arbeit ist in zehn Kapitel gegliedert. Sie befasst sich im Allgemeinen mit der Föderalisierung des Irak und den Merkmalen des irakischen Föderalismus anhand der neuen irakischen Verfassungsvorschriften.
Seit dem vergangenen Jahrhundert gehört der Irak-Konflikt zu den brisantesten und ungelösten Problemen im arabischen Raum und speziell im Mittleren Osten. Dabei diskutiert der Irak verschiedene Wege, eine Lösung der Problematik zu finden. Ich wollte diesen Prozess untersuchen, da ich ein persönliches Interesse an der Thematik habe. Als Kurde beschäftigt mich die politische Entwicklung des Irak besonders, da ja die Kurden zu den Hauptakteuren des Geschehens gehören.
Ich möchte mit Blick auf die Zukunft eine faire und sachliche Darstellung der irakischen Lage in Vergangenheit und Gegenwart liefern. Meine Untersuchung soll die Hauptmerkmale des Föderalismus im Allgemeinen darstellen und ihre Angemessenheit anhand der Verfassung vom 15. Oktober 2005 analysieren. Dabei werde ich den Fall „Irak“ nicht isoliert analysieren, sondern auch seine übernationale Bedeutung einbeziehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Der Aufbau der Arbeit
- 1.2 Der Beweggrund für die Abfassung dieser Arbeit
- 1.3 Das Ziel der Arbeit
- 1.4 Die Problemfelder der methodischen und empirischen Untersuchung
- 1.5 Die Fragestellung der Arbeit
- 1.6 Die Thesen der Arbeit
- 2. Die Föderale Ordnung
- 2.1 Begriffsbestimmung des Föderalismus
- 2.2 Merkmalkatalog des Föderalismus
- 2.3 Die Begründung des Föderalismus und seine Entwicklungswege
- 2.4 Analyse der Vor- und Nachteile des Föderalismus
- 3. Staat und Föderalismus im Arabischen Raum
- 3.1 Föderalismus im Irak
- 4. Die Ethnische und Religiöse Koexistenz im Irak
- 4.1 Die Entwicklung der gesellschaftlichen Vielfalt im Irak
- 4.2 Die Struktur der heterogenen irakischen Gesellschaft
- 4.2.1 Die arabischen Schiiten
- 4.2.2 Die Kurden
- 4.2.3 Die arabischen Sunniten
- 4.2.4 Die anderen Minderheiten
- 4.3 Die Entwicklung der heterogenen irakischen Gesellschaft seit der Staatsgründung
- 4.3.1 Bildung des Irak und Auswirkungen auf die Spannungsverhältnisse zwischen den Volksgruppen
- 4.3.2 Die Dominanz der Sunniten nach der Gründung des Irak
- 4.3.3 Die Etablierung der Kurdenautonomie im Irak
- 4.3.4 Der Einfluss der Verteilung der Öleinnahmen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
- 5. Die Gestaltung des Föderalismus im Irak und die Positionierung der innerirakischen Kräfte
- 5.1 Die Föderalisten
- 5.1.1 Befürworter des Föderalismus: Die Kurden
- 5.1.2 Die Haltung der irakischen Schiiten zum Föderalismus
- 5.2 Die Zentralisten
- 5.2.1 Sunnitische Organisationen
- 5.2.2 Die Sadr-Bewegung
- 5.2.3 Die Fadila-Partei
- 5.2.4 Die Turkmenen
- 5.3 Zwischenfazit
- 6. Die Föderalismusdebatte im Irak und die Positionierung der Nachbarstaaten
- 6.1 Die Bildung der kurdischen Autonomie und die Befürchtungen der Türkei
- 6.2 Der iranische Einfluss auf die Schiiten im südlichen Irak
- 6.3 Die syrische Unterstützung für eine autoritäre Zentralregierung
- 6.4 Die saudisch-arabische Befürchtung: Die mögliche Hegemonie des schiitischen Iran im Irak
- 7. Die Internationale Debatte über den Irakischen Föderalismus
- 7.1 Der Streit um die föderale Gliederung des Landes
- 7.1.1 Der ethnische Föderalismus
- 7.1.2 Das „18-Provinzen-Modell“
- 7.1.3 Das „Misch-Modell“
- 7.2 Streit um die Stadt Kirkuk
- 8. Die Verfassungsdebatte im Irak und der föderale Charakter der neuen irakischen Verfassung
- 8.1 Der politische Prozess der Verfassungsdebatte
- 8.2 Der föderalistische Charakter der irakischen Verfassung vom 15. Oktober 2005
- 8.2.1 Die allgemeinen Prinzipien der Verfassung
- 8.2.2 Die Berücksichtigung der Heterogenität des Irak in der Verfassung
- 8.2.3 Die Ausformulierung der föderalen Ordnung in der Verfassung
- 8.2.4 Die Bildung der Regionen und ihre Kompetenzen
- 8.2.5 Das Oberste Bundesgericht
- 8.2.6 Die föderalen Merkmale der Verfassung bezüglich der Finanzangelegenheiten
- 8.3 Zwischenfazit oder: „Der Text alleine bringt noch keine Demokratie“
- 9. Kritische Betrachtung zur Gestaltung des Irakischen Föderalismus
- 9.1 Das Dilemma „Unitarismus versus Föderalismus“
- 9.2 Die Anerkennung der Minderheitensprachen
- 9.3 Die Bildung der Regionen und ihre Kompetenzen
- 9.4 Die Probleme der Finanzordnung
- 9.5 Das Fehlen der Homogenitätsklausel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Konfliktbewältigung im Irak unter dem Aspekt eines föderalistischen Konzepts. Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen eines föderalen Systems im vielschichtigen irakischen Kontext zu analysieren.
- Föderalismus im Irak: Definition und Anwendung
- Ethnische und religiöse Heterogenität im Irak und ihre Auswirkungen auf die politische Stabilität
- Positionierung innerirakischer und internationaler Akteure zur Föderalisierungsfrage
- Analyse der irakischen Verfassung im Hinblick auf föderale Aspekte
- Herausforderungen und Probleme bei der Implementierung eines föderalen Systems im Irak
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den aktuellen Stand der Debatte um die Bildung föderaler Regionen im Irak zum Zeitpunkt der Abfassung der Arbeit, kennzeichnet die gegensätzlichen Positionen der beteiligten politischen Kräfte (Kurden, Schiiten, Sunniten) und umreißt die Fragestellung und die Zielsetzung der Arbeit. Sie hebt die Komplexität des Themas und die Notwendigkeit einer eingehenden Untersuchung hervor.
2. Die Föderale Ordnung: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Begriffsbestimmung des Föderalismus, untersucht seine Merkmale und analysiert seine historischen Entwicklungswege. Es setzt sich kritisch mit den Vor- und Nachteilen eines föderalen Systems auseinander und legt die theoretische Grundlage für die spätere empirische Analyse des irakischen Falls. Die verschiedenen Modelle des Föderalismus werden in ihrer Anwendbarkeit beleuchtet.
3. Staat und Föderalismus im Arabischen Raum: Der Fokus liegt auf der Einbettung des irakischen Föderalismus in den regionalen Kontext. Es werden historische und politische Entwicklungen betrachtet, die den Umgang mit föderalen Strukturen im arabischen Raum prägen. Die Besonderheiten des irakischen Falles im Vergleich zu anderen Ländern der Region werden herausgearbeitet. Das Kapitel beleuchtet die spezifische Herausforderung der Umsetzung föderaler Strukturen in einem kulturell und religiös heterogenen Umfeld.
4. Die Ethnische und Religiöse Koexistenz im Irak: Dieser Abschnitt analysiert die ethnische und religiöse Zusammensetzung der irakischen Gesellschaft. Er beschreibt die Geschichte der verschiedenen Gruppen (Kurden, Schiiten, Sunniten, andere Minderheiten) und ihre Beziehungen zueinander. Der Fokus liegt auf den historischen Spannungsverhältnissen, den Ursachen der Konflikte und den Auswirkungen der Staatsgründung auf die zwischen den Gruppen bestehenden Beziehungen. Die Verteilung der Öleinnahmen und deren Einfluss auf die gesellschaftlichen Verhältnisse werden ebenfalls thematisiert.
5. Die Gestaltung des Föderalismus im Irak und die Positionierung der innerirakischen Kräfte: Dieses Kapitel untersucht die unterschiedlichen Positionen der innerirakischen Akteure (Kurden, Schiiten, Sunniten, andere Gruppen) zur Gestaltung eines föderalen Systems. Es differenziert zwischen Befürwortern und Gegnern des Föderalismus, analysiert deren Argumente und Strategien und legt die jeweiligen Interessen dar. Die inneren Konflikte und die Verhandlungspositionen der verschiedenen politischen Kräfte werden detailliert erörtert.
6. Die Föderalismusdebatte im Irak und die Positionierung der Nachbarstaaten: Hier wird der Einfluss der Nachbarstaaten (Türkei, Iran, Syrien, Saudi-Arabien) auf die föderale Debatte im Irak beleuchtet. Es werden deren Befürchtungen, Interessen und Einflussnahmemechanismen analysiert. Die Auswirkungen der regionalen Dynamiken auf die innenpolitische Entwicklung im Irak werden umfassend diskutiert. Der jeweilige Einfluss der Nachbarstaaten auf die verschiedenen irakischen Gruppen wird untersucht.
7. Die Internationale Debatte über den Irakischen Föderalismus: Dieses Kapitel behandelt die internationale Perspektive auf die föderale Entwicklung im Irak. Es analysiert die unterschiedlichen Positionen der internationalen Akteure und deren Einfluss auf den politischen Prozess. Es wird untersucht, inwieweit die internationalen Akteure die Gestaltung des irakischen Föderalismus beeinflussen. Verschiedene föderale Modelle werden im Kontext der internationalen Debatte erörtert.
8. Die Verfassungsdebatte im Irak und der föderale Charakter der neuen irakischen Verfassung: Dieser Abschnitt analysiert den politischen Prozess der Verfassungsdebatte und die Ausgestaltung des föderalen Charakters der neuen irakischen Verfassung. Es werden die wichtigsten Bestimmungen der Verfassung im Hinblick auf die föderale Ordnung analysiert (Regionenbildung, Kompetenzen, Finanzordnung, Oberstem Bundesgericht). Die Umsetzung der Verfassung in der Praxis und die Herausforderungen bei deren Anwendung werden thematisiert.
9. Kritische Betrachtung zur Gestaltung des Irakischen Föderalismus: Im letzten Kapitel vor der Schlussbetrachtung werden kritische Aspekte der Gestaltung des irakischen Föderalismus behandelt. Die Arbeit beleuchtet noch einmal die zentralen Herausforderungen, die mit der Implementierung eines föderalen Systems verbunden sind. Das Dilemma zwischen Unitarismus und Föderalismus wird im irakischen Kontext erneut beleuchtet.
Schlüsselwörter
Föderalismus, Irak, Konfliktbewältigung, ethnische Konflikte, religiöse Konflikte, Kurden, Schiiten, Sunniten, Minderheiten, Verfassung, Verfassungsdebatte, Nachbarstaaten, internationale Beziehungen, Regionenbildung, Autonomie, politische Stabilität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Föderalismus im Irak
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit analysiert die Konfliktbewältigung im Irak anhand eines föderalistischen Konzepts. Sie untersucht die Herausforderungen und Chancen eines föderalen Systems im komplexen irakischen Kontext, wobei die ethnische und religiöse Heterogenität eine zentrale Rolle spielt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Anwendung des Föderalismus im Irak; ethnische und religiöse Heterogenität und deren Auswirkungen auf die politische Stabilität; Positionierung innerirakischer und internationaler Akteure zur Föderalismusfrage; Analyse der irakischen Verfassung hinsichtlich föderaler Aspekte; Herausforderungen und Probleme bei der Implementierung eines föderalen Systems im Irak.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist ihr jeweiliger Inhalt?
Die Arbeit gliedert sich in neun Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den aktuellen Stand der Debatte und die Zielsetzung der Arbeit; Kapitel 2 (Föderale Ordnung) definiert Föderalismus und analysiert seine Vor- und Nachteile; Kapitel 3 (Staat und Föderalismus im arabischen Raum) betrachtet den regionalen Kontext; Kapitel 4 (Ethnische und religiöse Koexistenz im Irak) analysiert die Zusammensetzung der irakischen Gesellschaft und historische Spannungsverhältnisse; Kapitel 5 (Gestaltung des Föderalismus und Positionierung innerirakischer Kräfte) untersucht die Positionen der irakischen Akteure; Kapitel 6 (Föderalismusdebatte und Positionierung der Nachbarstaaten) beleuchtet den Einfluss der Nachbarstaaten; Kapitel 7 (Internationale Debatte) behandelt die internationale Perspektive; Kapitel 8 (Verfassungsdebatte und irakische Verfassung) analysiert die Verfassung hinsichtlich föderaler Aspekte; Kapitel 9 (Kritische Betrachtung) behandelt kritische Aspekte der Gestaltung des irakischen Föderalismus.
Welche Akteure werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit betrachtet verschiedene Akteure, darunter Kurden, Schiiten, Sunniten, andere Minderheiten im Irak, Nachbarstaaten (Türkei, Iran, Syrien, Saudi-Arabien) und internationale Akteure. Die jeweiligen Positionen und Interessen dieser Akteure bezüglich des Föderalismus werden analysiert.
Welche Rolle spielt die irakische Verfassung in der Arbeit?
Die irakische Verfassung spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert ihren föderalen Charakter, die wichtigsten Bestimmungen hinsichtlich der föderalen Ordnung (Regionenbildung, Kompetenzen, Finanzordnung, Oberstes Bundesgericht) und die Herausforderungen bei ihrer Umsetzung in der Praxis.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Föderalismus, Irak, Konfliktbewältigung, ethnische Konflikte, religiöse Konflikte, Kurden, Schiiten, Sunniten, Minderheiten, Verfassung, Verfassungsdebatte, Nachbarstaaten, internationale Beziehungen, Regionenbildung, Autonomie, politische Stabilität.
Welche Modelle des Föderalismus werden diskutiert?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Modelle des Föderalismus, einschließlich ethnischer Föderalismus, das „18-Provinzen-Modell“ und das „Misch-Modell“, im Kontext der internationalen Debatte und der irakischen Situation.
Welche Herausforderungen werden bei der Implementierung eines föderalen Systems im Irak genannt?
Die Arbeit benennt verschiedene Herausforderungen, wie das Dilemma „Unitarismus versus Föderalismus“, die Anerkennung von Minderheitensprachen, die Bildung von Regionen und deren Kompetenzen, Probleme der Finanzordnung und das Fehlen einer Homogenitätsklausel.
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- Kenan Engin (Author), 2008, Untersuchung zur Konfliktbewältigung im Irak. Ein föderalistisches Konzept, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127140