Das Wirtschaftswachstum hat in den vergangenen 50 Jahren zu bedeutenden Verbesserungen der sozialen Bedingungen von Millionen
Bürgern in Kanada geführt. Die Aufrechterhaltung der Wachstumsdynamik
wird eine entscheidende Voraussetzung dafür sein, dass sich diese
Verbesserungen der sozialen Bedingungen auch in Zukunft fortsetzen. Dafür
reicht aber das Wirtschaftswachstum alleine nicht aus. Ebenso wichtig sind
gut funktionierende Institutionen, vor allem was den sozialen Schutz des
Einzelnen wie auch der Familien betrifft. Die in jüngster Zeit erprobten
Maßnahmen der kanadischen Regierung haben u.a. erreicht, Interventionen
im Sozialbereich (wie z.B. in der Familienpolitik) und auf dem Arbeitsmarkt,
die auf eine Verringerung der Armut, der sozialen Ausgrenzung und der
Sozialleistungsabhängigkeit bestimmter Gruppen abzielen, besser zu
koordinieren. Wenn viele Maßnahmen aber auch die gewünschten
Ergebnisse hatten, war dies bei anderen nicht der Fall, so dass Kanada auch
in Zukunft noch mit komplexen Herausforderungen konfrontiert sein wird.
Anhand der Literatur- und Datensammlung bezüglich dieser Magisterarbeit
hat sich herausgestellt, dass seit Mitte der 90er Jahre die kanadische
Kinder- und Familienpolitik näher in den Fokus der Sozialpolitik gerückt
und zum Gegenstand der politischen Diskussionen geworden ist. Ziel aller
bislang ergriffenen sozialpolitischen Maßnahmen in der kanadischen
Familienpolitik war und ist es, unterprivilegierten Familien bei der Flucht
aus der Wohlfahrststaatsfalle zu verhelfen, so dass die in (sozialer)
Deprivation1 geborenen Kinder die Folgen dieses Schicksals nicht ihr ganzes Leben lang tragen müssen. So gut diese Programme auch klingen mögen, werfen sich doch einige wichtige und kritische Fragen auf: Laut den seit 1996 entworfenen familienpolitischen Reformen Kanada's zugunsten von (Risiko)Familien und deren Kindern – die der Bekämpfung von Armut und mehr Chancengleichheit dienen sollen – ist es fraglich, ob tatsächlich alle Familien davon erreicht werden und profitieren können? Falls die Antwort hierauf 'Nein' lautet, was kann die kanadische Bundesregierung tun, um dieses nationale Ziel zu verwirklichen? D.h. worauf sollte der Fokus dieser
Debatte gerichtet werden, um die Familien Kanada's langfristig aus der
Armuts- bzw. Wohlfahrtsstaatsfalle herauszuholen und hin zur sozialen und
ökonomischen Chancengleichheit zu bewegen? Die Beantwortung dieser
Fragen soll im Verlauf der Arbeit herausgearbeitet werden...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Wohlfahrtsstaat
- Begriffsbestimmungen des Wohlfahrts- und Sozialstaates und der sozialen Sicherung
- Was macht den Staat zum Wohlfahrtsstaat?
- Gegenüberstellung: Sozialstaat vs. Wohlfahrtsstaat
- Das System der Sozialen Sicherung im Wohlfahrtsstaat
- Funktion der Sozialpolitik: Instrument für die Wirtschaft
- Zur Genese der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit im Wohlfahrtsstaat
- Wohlfahrtsstaatsmodelle der westlichen Industrieländer
- Vergleichende Analyse wohlfahrtsstaatlicher Richtlinien, Prinzipien und Schwerpunkte
- Sicherungsziele und Prinzipien der Wohlfahrtsstaatlichkeit
- Die Herausforderungen des Wohlfahrtsstaates
- Begriffsbestimmungen des Wohlfahrts- und Sozialstaates und der sozialen Sicherung
- Die Grundrisse des politischen Systems in Kanada
- Föderalismus: Kanada versus Deutschland
- Reformfähigkeit des föderativen Staatssystems
- Institutionelle Merkmale des interstaatlichen Föderalismus in Kanada
- Organisationen und Systemkonstellationen von Parteien im kanadischen Föderalismus
- Reformen der kanadischen Wohlfahrtsstaatspolitik
- Zur Genese des kanadischen Wohlfahrtsstaates
- Konsolidierungsmaßnahmen
- Neue Wege in der kanadischen Familienpolitik
- Fazit
- Exkurs A: Herausforderungen der kanadischen Familienpolitik
- Exkurs B: Begriffsbestimmung von Risikofaktoren und Familie
- Föderalismus: Kanada versus Deutschland
- Therapeutischen Familienintervention für „multi-risk“ Familien in Kanada
- Spezifische Familienerziehungsprogramme
- Hanen Groups: You Make The Difference Programm
- Die Methodik des 3A Wegs
- Das Konzept der Systematischen Elternberatung
- Das Konzept des Video-(Home)-Trainings
- Das Strengthening Families Programm
- Das Konzept des Behavioralen Elterntrainings
- Das Konzentrationstrainingsprogramm (KTP) nach Ettrich
- Schlusswort
- Literatur- und Internetverzeichnis
- Enzyklopädien/ Lexika
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Sozialpolitik und Sozialpädagogik bei Risikofamilien in Kanada. Sie analysiert die Herausforderungen des kanadischen Wohlfahrtsstaates im Kontext der Familienpolitik und untersucht die Wirksamkeit von Familieninterventionsprogrammen zur Unterstützung von Risikofamilien. Die Arbeit zielt darauf ab, die komplexen Zusammenhänge zwischen Sozialpolitik, Familienpolitik und Sozialpädagogik in Kanada zu beleuchten und die Rolle der Sozialpädagogik bei der Unterstützung von Risikofamilien zu verdeutlichen.
- Der kanadische Wohlfahrtsstaat und seine Herausforderungen
- Die Genese des kanadischen Wohlfahrtsstaates und seine Besonderheiten
- Familienpolitik in Kanada und die Unterstützung von Risikofamilien
- Die Rolle der Sozialpädagogik bei der Familienintervention
- Analyse von Familieninterventionsprogrammen in Kanada
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Magisterarbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach der Wirksamkeit von Familieninterventionsprogrammen in Kanada dar. Sie beleuchtet die Bedeutung der Familienpolitik im Kontext des kanadischen Wohlfahrtsstaates und die Herausforderungen, die mit der Unterstützung von Risikofamilien verbunden sind.
Kapitel Eins analysiert die allgemeinen Grundrisse des Wohlfahrts- und Sozialstaates. Es werden die Begriffsbestimmungen, Funktionen, Ziele und Prinzipien des Wohlfahrtsstaates sowie die Herausforderungen, die mit ihm verbunden sind, erläutert. Darüber hinaus wird die Verknüpfung von Sozialpolitik und Sozialpädagogik im Kontext des Wohlfahrtsstaates beleuchtet.
Kapitel Zwei befasst sich mit dem politischen System in Kanada und der kanadischen Sozialpolitik. Es wird der kanadische Föderalismus im Vergleich zum deutschen Föderalismus analysiert und die Genese des kanadischen Wohlfahrtsstaates sowie dessen Besonderheiten und Herausforderungen beleuchtet. Ein Schwerpunkt liegt auf der kanadischen Familienpolitik und den Maßnahmen zur Unterstützung von Risikofamilien.
Kapitel Drei analysiert verschiedene Familieninterventionsprogramme in Kanada, die sich an Risikofamilien richten. Es werden die Methodik, Konzepte und Zielsetzungen der Programme vorgestellt und deren Wirksamkeit diskutiert. Die Analyse umfasst Programme wie Hanen Groups: You Make The Difference und Strengthening Families.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den kanadischen Wohlfahrtsstaat, die Familienpolitik, Risikofamilien, Familieninterventionsprogramme, Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Familienförderung, Armut, soziale Ausgrenzung, Chancengleichheit, Föderalismus, Kanada, Deutschland.
- Quote paper
- juliane röder (Author), 2008, Sozialpolitik und Sozialpädagogik bei Risikofamilien in Kanada, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127158