Diese Hausarbeit untersucht den Antisemitismus Grattenauers und Marrs. Wichtig sind hierbei die theoretischen Ansätze Yehuda Bauers und Klaus Holz‘. Bauer unterscheidet zwischen mittelalterlichem Antijudaismus und modernem Antisemitismus. Holz analysiert verschiedene Fallbeispiele des von ihm so bezeichneten nationalen Antisemitismus und gewinnt daraus Hypothesen bezüglich des nationalen Antisemitismus, die er dann wiederum anhand anderer Fallbeispiele überprüft. Der Schwerpunkt dieser Hausarbeit liegt auf der Frage, ob die Judenfeindschaft Grattenauers bereits als Teil des modernen Antisemitismus gewertet werden sollte und dieser somit vordatiert werden müsste. Als Vergleichsmaßstab dienen hier einerseits die Hypothesen, die Holz in seiner Untersuchung von 6 Fallbeispielen generieren konnte, und andererseits der Vergleich mit dem prototypischen Vertreter des modernen Antisemitismus, Wilhelm Marr. Die genannte Schrift Marrs wird hierzu ebenfalls auf die Hypothesen Holz‘ hin überprüft.
Da diese Hausarbeit mehrere Texte untersucht, greift sie nicht auf den Großteil der analytischen Methoden Holz‘ zurück, sondern überprüft alleine die von ihm generierten Hypothesen anhand der Texte Grattenauers und des Texts Marrs auf ihre Gültigkeit.
Die in den Jahren 1791 und 1803 erschienenen, gegen das Judentum gerichteten Schriften Carl Wilhelm Friedrich Grattenauers stellen bedeutende Beispiele für den Antisemitismus an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert dar. Die Schriften Ueber die physische und moralische Verfassung der heutigen Juden (1791) und Wider die Juden (1803) erreichten ein großes Publikum.1 Wichtig zum Verständnis des Antisemitismus Grattenauers sind außerdem die Erklärung an das Publikum über meine Schrift: Wider die Juden (1803) und die Schrift Erster Nachtrag zu seiner Erklärung über seine Schrift. Wider die Juden ein Anhang zur 5. Auflage (1803). Etwa 80 Jahre später erschien Wilhelm Marrs Schrift Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum. Vom nicht confessionellen Standpunkt aus betrachtet, welche als Ausgangspunkt des modernen, nationalen Antisemitismus betrachtet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Transformation des Antijudaismus hin zum Antisemitismus in den Schriften Carl Wilhelm Friedrich Grattenauers im Vergleich mit Wilhelm Marr.
- Theoretische Grundlagen
- Holz' Hypothesen bei Grattenauer: Die christliche Wir-Gruppe gegen „die Juden“
- Anthroplogischer Antisemtismus bei Grattenauer: Wucher, biologischer Rassismus und Bürgerrechte
- Wilhelm Marrs Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum. Vom nicht confessionellen Standpunkt aus betrachtet
- Vergleich Grattenauer und Marr und weiterführende Überlegungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Antisemitismus in den Schriften von Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer und Wilhelm Marr, wobei sie die theoretischen Ansätze von Yehuda Bauer und Klaus Holz heranzieht. Die Arbeit beleuchtet, ob die Judenfeindschaft Grattenauers bereits als Teil des modernen Antisemitismus gewertet werden kann und ob dieser somit vorzeitig aufgetreten ist. Die Hypothesen von Holz werden anhand der Schriften Grattenauers und Marrs geprüft. Dabei dient der Vergleich mit Wilhelm Marr, einem prototypischen Vertreter des modernen Antisemitismus, als Maßstab. Die Arbeit untersucht auch, welche von Holz identifizierten Strukturvariationen in den Schriften Grattenauers und Marrs auftauchen.
- Die Unterscheidung zwischen mittelalterlichem Antijudaismus und modernem Antisemitismus
- Die Rolle des nationalen Gedankenguts im Antisemitismus der Moderne
- Die Analyse von Holz' Hypothesen in Bezug auf Grattenauers Schriften
- Der Vergleich der Schriften Grattenauers und Marrs im Hinblick auf Holz' Hypothesen
- Die Frage, ob Grattenauers Schriften bereits den modernen Antisemitismus vorwegnehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Schriften Grattenauers und Marrs als wichtige Beispiele für den Antisemitismus an der Schwelle zum 19. Jahrhundert bzw. im 19. Jahrhundert vor. Sie erläutert die theoretischen Ansätze von Bauer und Holz und skizziert die Zielsetzung der Hausarbeit.
Das Kapitel über die theoretischen Grundlagen behandelt die Ansätze von Bauer und Holz zur Unterscheidung zwischen Antijudaismus und Antisemitismus. Es erklärt Holz' Hypothesen zum nationalen Antisemitismus und deren Anwendung in der Untersuchung.
Das Kapitel „Holz' Hypothesen bei Grattenauer: Die christliche Wir-Gruppe gegen „die Juden““ untersucht, inwieweit die Schriften Grattenauers bereits Merkmale des nationalen Antisemitismus aufweisen, insbesondere die Trennung zwischen einer Wir-Gruppe und „den Juden“.
Das Kapitel „Anthroplogischer Antisemtismus bei Grattenauer: Wucher, biologischer Rassismus und Bürgerrechte“ befasst sich mit Grattenauers Argumenten zum angeblichen Wucher der Juden, zum biologischen Rassismus und zur Beschränkung von Bürgerrechten.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, Antijudaismus, Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer, Wilhelm Marr, Yehuda Bauer, Klaus Holz, nationaler Antisemitismus, christlicher Antisemitismus, biologischer Rassismus, Wucher, Bürgerrechte, Wir-Gruppe, Judenfeindschaft, Hypothesen, Strukturvariationen.
- Quote paper
- Timo Matys (Author), 2022, Antisemitismus bei Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer und Wilhelm Marr, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1271610