„Während sich die meisten Schweizer (… ) (nicht wohl fühlen), wenn Ausländer, v. a. Deutsche versuchen, Schwyzerdütsch zu sprechen, habe ich, wenn ich mal etwas Bündnerromanisches gesagt habe, bei den Muttersprachlern meist Freude über das Interesse an ihrer Sprache hervorgerufen. Grund genug, zumindest ein paar wichtige Redewendungen zu kennen. Zur bloßen Verständigung ist das Bündnerromanische kaum nötig, aber es öffnet einem einige Herzen. Außerdem trägt unser Interesse an dieser Sprache sicher zu ihrer Erhaltung bei (…)“1
[Abb. in Downloaddatei enthalten]
Straßenschild in Domat / Ems
Mit diesen Worten beschreibt der humoristische Dichter Gereon Janzing treffend die aktuelle Situation der rätoromanisch sprechenden Personen im Schweizer Kanton Graubünden. Ricarda Liver, ehemals Professorin für romanische Philologie an der Universität Bern, formuliert:
„Während vor fünfzig Jahren das Cliché des bärtigen, strümpfestrickenden Alphirten, der nur rätoromanisch spricht und versteht, noch da und dort Realität sein mochte, gibt es heute keine erwachsenen Rätoromanen mehr, die nicht über eine bilinguale Sprachkompetenz verfügen.“2
Beide Aussagen, so grundverschieden sie sein mögen, zeichnen doch jede in ihrer Weise ein ambivalentes Bild von der Sprachsituation im schweizerischen Kanton Graubünden, um die es in dieser Arbeit gehen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Präambel
- Abgrenzung des Gegenstandes
- Rätoromanisch - ein Begriff und seine Herkunft
- Verortung innerhalb der romanischen Sprachen
- Chronologischer Rahmen des Bündnerromanischen
- Positionen zum Sprachbegriff
- Forschungsgeschichte: Von Ascoli bis Pellegrini
- Zur aktuellen Situation des Rätoromanischen in der Schweiz
- Soziolinguistischer Status
- Genealogie und Typologie
- Terminologie
- Qualitative und Quantitative Aspekte
- Binnengliederung des Bündnerromanischen
- Sprachenpolitik und Sprachenplanung in der Schweiz und Europa
- Die Schriftsprache Rumantsch Grischun
- Erfolg der Sprachnormierung
- Rätoromanisch und sein Gebrauch im Arbeitsbereich
- Marktwert und Einsprachigkeit
- Schule als Hoffnung
- Curricula - Planung und Bildungspolitik
- Vorgaben an die Kantone
- Das europäische Portfolio der Sprachen
- Bestandteile des ESP
- Abschlussbetrachtung und Ausblick
- EU - Sprachpolitik und ihre Auswirkungen auf die Rätoromania
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der aktuellen Situation des Rätoromanischen in der Schweiz. Sie analysiert die Herausforderungen, denen diese Sprache im 21. Jahrhundert gegenübersteht, sowie die Bemühungen um ihren Erhalt.
- Der soziolinguistische Status des Rätoromanischen in der Schweiz.
- Die historische Entwicklung und die Verortung des Rätoromanischen innerhalb der romanischen Sprachen.
- Die Sprachenpolitik und Sprachenplanung in der Schweiz und Europa im Bezug auf die rätoromanische Sprache.
- Die Bedeutung des Bildungswesens für den Erhalt des Rätoromanischen.
- Der Einfluss der EU-Sprachpolitik auf die rätoromanische Sprache.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung grenzt den Gegenstand der Arbeit ab und stellt die aktuelle Situation des Rätoromanischen in der Schweiz dar. Sie zeigt, dass die Sprache vor dem Hintergrund der zunehmenden Sprachvielfalt im Schweizer Kanton Graubünden einem wachsenden Druck ausgesetzt ist.
- Kapitel 2 beleuchtet die historische Entwicklung des Rätoromanischen und ordnet es innerhalb der romanischen Sprachen ein. Es wird auf die linguistische Erforschung des Rätoromanischen eingegangen und zentrale Daten und Fakten vorgestellt.
- Kapitel 3 untersucht die aktuelle Sprachsituation des Bündnerromanischen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Es beleuchtet die Herausforderungen für den Spracherhalt und analysiert die Verwendung des Rätoromanischen in verschiedenen Lebensbereichen.
- Kapitel 4 befasst sich mit der Sprachenpolitik und Sprachenplanung in der Schweiz und Europa im Kontext des Rätoromanischen. Es analysiert die Bemühungen um den Erhalt der Minderheitensprache, ihren Status in der Bildungslandschaft und ihre Einbettung in den schweizerischen und europäischen Zusammenhang.
Schlüsselwörter
Rätoromanisch, Bündnerromanisch, Romanische Sprachen, Sprachpolitik, Sprachenplanung, Soziolinguistik, Spracherhalt, Minderheitensprachen, Bildung, Schweiz, Europa, EU-Sprachpolitik, Kultur.
- Quote paper
- Frank Kretschmann (Author), 2003, Rätoromanisch und sein Überlebenskampf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12717