"Verbände sind elementare Bestandteile moderner Gesel lschaften, und deshalb lässt sich die Zukunftsfähigkeit eines demokratischen Gemeinwesens auch am besten an der Vielfalt und dem Einfluss seiner organisierten Interessen ablesen: Wo die Regierenden regelmäßig auf die Ratschläge verschiedenster Interessengruppen achten, ist auch Politik von hoher Qualität."
Doch vor allem der Einfluss von Verbandsinteressen polarisiert. Kritiker sehen darin eine zunehmende Gefahr für die Demokratie und zweifeln an der Legitimität des gezielten Einflusses. In der vermeintlichen Praxis wird Lobbyismus von vielen als eine Art Schattenpolitik angesehen.2 Dagegen steht das Ideal, mit der Verbandsmacht als Ausdruck gesellschaftlicher Selbststeuerung. Als der einzige Weg um die schier unübersichtliche Flut unterschiedlicher Interessen, bei gleichzeitiger zunehmender Komplexität der politischen Sachfelder, für die Parlamentarier zugänglich zumachen. Womit Verbände als Netzwerke der Interessenvermittlung dienen, um den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess im Parlament zu unterstützen.
Welche Rolle die Verbände bei der Arbeit des Bundestages wirklich spielen und wie viel Einfluss sie haben, soll die Arbeit versuchen näher zu beleuchten. Um diese Frage zu beantworten bilden die Interessenorganisationen, ihrer Aufgaben und Funktionen den Ausgangspunkt aller Erläuterungen. Ausgehend von Definition, theoretischen und rechtlichen Grundlagen, soll dann ein Vergleich mit der Praxis der Verbandsarbeit angestrebt werden. Die Präsenz, die Arbeitsweisen und das Kontaktspektrum der Verbände, sowie dessen Auswirkung auf den Parlamentarismus bzw. Arbeit des Bundestages stehen dabei im Mittelpunkt. Die gängigen Verbändetheorien geben dabei den Rahmen vor, um vor allem die Funktion der Verbände im politischen System zu definieren.
Weitere Erkenntnisse sollen die Analyse empirischer Daten zu Verbänden und die wissenschaftliche Literatur zur Arbeit von Verbänden im Umfeld des Bundestages erbringen. Die Arbeiten von Martin SEBALDT, Jürgen WEBER und Ulrich von ALEMANN bilden dabei die Grundlage meiner Ausführungen. Gerade die jüngsten Ergebnisse aus der Verbändeforschung geben einen praxisnahen Einblick in die Abläufe des Lobbyismus, seine Entwicklungen und des Wechselspiels von Politikern und Lobbyisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verbände
- Grundlagen zu Interessenorganisationen
- Aufgaben und Funktionen
- Rechtliche Grundlagen
- Verbändetheorien
- Pluralismus
- Korporatismus
- Zwischenfazit
- Deutsche Verbände in der Praxis
- Verbandliche Einflussnahme
- Präsenz
- Kontaktspektrum
- Lobbyismus als stille Macht im Bundestag?
- Gefahr für den Parlamentarismus
- Arbeitsweisen und Folgen
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle von Verbänden im deutschen politischen System, insbesondere im Kontext des Bundestages. Ziel ist es, die Funktionsweise und den Einfluss von Interessenorganisationen auf den parlamentarischen Willensbildungsprozess zu analysieren. Dabei werden die theoretischen Grundlagen der Verbändeforschung, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die praktische Umsetzung der Verbandsarbeit im Bundestag beleuchtet.
- Definition und Bedeutung von Interessenorganisationen
- Theoretische Ansätze zur Erklärung von Verbänden (Pluralismus, Korporatismus)
- Einflussnahme von Verbänden auf den Bundestag
- Lobbyismus als Form der Verbandsarbeit
- Die Rolle von Verbänden im politischen System
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Verbänden für die Demokratie und die Problematik des Lobbyismus dar. Sie führt in die Thematik ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel "Verbände" behandelt die Grundlagen von Interessenorganisationen, ihre Aufgaben und Funktionen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen. Es wird auf die Definition des Begriffs "Verband" eingegangen und die Abgrenzung zu Parteien erläutert.
Das Kapitel "Verbändetheorien" stellt die beiden wichtigsten Theorien zur Erklärung von Verbänden vor: den Pluralismus und den Korporatismus. Es werden die jeweiligen Ansätze und ihre Implikationen für die Funktionsweise von Verbänden im politischen System dargestellt.
Das Kapitel "Deutsche Verbände in der Praxis" beleuchtet die konkrete Einflussnahme von Verbänden auf den Bundestag, ihre Präsenz im politischen System und ihr Kontaktspektrum. Es werden Beispiele für die Arbeitsweisen von Verbänden und ihre Interaktion mit Politikern aufgezeigt.
Das Kapitel "Lobbyismus als stille Macht im Bundestag?" analysiert die Gefahren des Lobbyismus für den Parlamentarismus und die Arbeitsweisen von Lobbyisten. Es werden die Folgen des Lobbyismus für die politische Willensbildung und die Funktionsweise des Bundestages diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Interessenorganisationen, Verbände, Lobbyismus, Bundestag, Parlamentarismus, Pluralismus, Korporatismus, Einflussnahme, politische Willensbildung, Demokratie, Interessenvertretung, Rechtliche Grundlagen, Funktionsweise, Präsenz, Kontaktspektrum, Arbeitsweisen, Folgen.
- Quote paper
- Sebastian Woye (Author), 2009, Bundestag und Verbände, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127223