Bereits Nieke stellt sich in seinem Buch Interkulturelle Erziehung und Bildung (2000) die Frage „Wie [man] zu einem verantwortlichen und vernünftigen Umgang … [mit den] Ange-hörigen von Mehrheit und Minderheit in einer Gesellschaft angeleitet werden“ (Nieke, 2000, S. 9) kann.
Er stellt für sich zwei Dimensionen dieser Thematik fest. Zum einen geht es ihm um die Be-sprechung der Frage von Ungleichheit zwischen Mehrheit und Minderheit. Für ihn besteht aufgrund dieser Ungleichheit ein Machtgefälle, welches sich auf den Umgang mit anderen Kulturen auswirkt. Zum anderen sieht er eine Differenz in der Selbst- und Fremddefinitionen vom Mehrheiten und Minderheiten. Nieke stellt dazu fest, dass „Mehrheit und Minderheit [sich] jeweils selbst und in Abgrenzung dazu die jeweils anderen bestimmen und identifizie-ren“ (ibid).
Faktisch sind Macht und die Definition von Unterschieden sehr eng miteinander verflochten.
Verbunden mit dieser Konstellation stellt sich sogleich die Frage, ob es legitim ist, dass die Mehrheit automatisch Macht über die Minderheit ausübt. Darüber hinaus stellt sich die Frage mit welchem Recht Minderheiten ihre Lebensweise verwirklichen und ob sie sich der Mehr-heit unterordnen muss oder auch nicht.
Bevor allerdings diese Dinge geklärt werden können muss zunächst der Blick darauf gerichtet werden, wie die historische Entwicklung von Interkultureller Erziehung und Bildung in Deutschland aussieht. Es stellt sich die Frage, ob diese Thematik eine rein deutsche ist oder ob es Parallelen zu anderen (europäischen) Ländern gibt.
Um dies besser beurteilen zu können, wird im Folgenden zunächst dem Gedankengang von Nieke (2000) gefolgt, welcher fünf Schritte der Entwicklung bis zur heutigen Form der Inter-kulturellen Erziehung und Bildung ausmacht. Im weiteren Verlauf dieser Ausarbeitung wird dann versucht werden, die derzeit im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen gebräuch-lichsten Begrifflichkeiten trennscharf voneinander abzugrenzen. Zuletzt wird das Beispiel einer Grundschule aufgegriffen, welche Interkulturelles Lernen als ihr Schulprofil gewählt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung / Begründung der Thematik
- Fünf Phasen der Entwicklung: Von der Ausländerpädagogik zur Interkulturellen Erziehung und Bildung
- Ausländerpädagogik
- Kritik an der Ausländerpädagogik
- Differenzierung von Förderpädagogik und Interkultureller Erziehung
- Erweiterung des Blicks auf ethnische Minderheiten
- Interkulturelle Erziehung und Bildung als Bestandteil von Allgemeinbildung
- Entwicklungen in anderen Ländern
- Begriffsbestimmungen im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen
- Community Education
- Multikulturelle Erziehung / Multicultural Education
- Intercultural education / Interkulturelle Erziehung
- Multi-ethnische Erziehung
- Antirassistische Erziehung
- Zwischenkulturelle / Transkulturelle Pädagogik
- Bikulturelle / Bilinguale Erziehung
- Interkulturelles Lernen/ Interkulturelles Training / Interkulturelle Kommunikation / Interkulturelles Handeln
- Interkulturelle Erziehung – Versuch einer Definition
- Interkulturelles Lernen als Schulprofil - ein Beispiel
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Entwicklung der Disziplin „Interkulturelle Pädagogik“ in Deutschland. Ziel ist es, die verschiedenen Phasen der Entwicklung von der Ausländerpädagogik bis zur Interkulturellen Erziehung und Bildung aufzuzeigen und die wichtigsten Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen zu definieren. Darüber hinaus wird ein Beispiel für die Umsetzung von Interkulturellem Lernen als Schulprofil vorgestellt.
- Entwicklung der Interkulturellen Pädagogik in Deutschland
- Kritik an der Ausländerpädagogik
- Begriffsbestimmungen im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen
- Interkulturelles Lernen als Schulprofil
- Bedeutung von Interkulturellem Lernen für die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Interkulturellen Pädagogik vor und erläutert die Relevanz des Themas im Kontext der heutigen Gesellschaft. Es wird auf die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit Angehörigen von Mehrheiten und Minderheiten eingegangen und die Bedeutung der Selbst- und Fremddefinitionen von Mehrheiten und Minderheiten hervorgehoben.
Das zweite Kapitel beleuchtet die fünf Phasen der Entwicklung von der Ausländerpädagogik zur Interkulturellen Erziehung und Bildung. Es werden die Herausforderungen und Kritikpunkte der Ausländerpädagogik sowie die Entstehung und Entwicklung der Interkulturellen Pädagogik als Reaktion auf diese Kritikpunkte dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Diskussion verschiedener Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen. Es werden die Begriffe Community Education, Multikulturelle Erziehung, Intercultural education, Multi-ethnische Erziehung, Antirassistische Erziehung, Zwischenkulturelle/Transkulturelle Pädagogik, Bikulturelle/Bilinguale Erziehung und Interkulturelles Lernen/Training/Kommunikation/Handeln definiert und voneinander abgegrenzt.
Das vierte Kapitel bietet einen kurzen Einblick in die Entwicklungen der Interkulturellen Pädagogik in anderen Ländern. Es wird auf die Bedeutung von Interkulturellem Lernen in einem globalisierten Kontext hingewiesen.
Das fünfte Kapitel stellt ein Beispiel für die Umsetzung von Interkulturellem Lernen als Schulprofil vor. Es wird die Bedeutung von Interkulturellem Lernen für die Schulentwicklung und die Förderung von Toleranz und Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Interkulturelle Pädagogik, die Ausländerpädagogik, die Entwicklung von Interkulturellem Lernen, die Kritik an der Ausländerpädagogik, die Begriffsbestimmungen im Zusammenhang mit Interkulturellem Lernen, die Bedeutung von Interkulturellem Lernen für die Gesellschaft, die Umsetzung von Interkulturellem Lernen als Schulprofil und die Herausforderungen der Interkulturellen Pädagogik in der heutigen Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Martina Vögele (Autor:in), 2007, Interkulturelles Lernen in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127227