"Lern‘ erstmal Deutsch!" – eine Aufforderung, welche sehr häufig innerhalb diverser Diskussionen in dem sozialen Netzwerk Facebook vorzufinden ist und eine Sprachkritik beinhaltet. Diese sogenannte laienlinguistische Sprachkritik am Sprachverhalten der NutzerInnen in den neuen und sozialen Medien ist immer wieder zu beobachten und bezieht sich nicht nur auf Orthographie oder die verwendete Grammatik, sondern auch auf den gewählten Ausdruck und Schreibstil. Häufig wird in diesem Zusammenhang auf Sprachverfallprozesse hingewiesen. Die Kommunikationsformen in Chats, sozialen Netzwerken oder Foren werden von LaienkritikerInnen herangezogen, um einen zu beobachtenden "Sprachverfall" der deutschen ‚Standardsprache‘ zu belegen.
Die sozialen Medien wie Facebook oder Instagram dienen einigen laienlinguistischen SprachkritikerInnen folglich als Ursache für den von Ihnen prognostizierten Sprachverfall. Die Prognose des Sprachverfalls hält sich jedoch hauptsächlich bei Nicht-LinguistInnen und stützt sich u. a. auf der Behauptung, dass die Schreibformen in den sozialen Medien einen negativen Einfluss auf die (vor allem schriftlichen) Sprachfähigkeiten der SchreiberInnen haben. Ideologien und Normen erscheinen im Bereich der Sprache weniger offensichtlich, sodass laienlinguistische Sprachkritik häufig durch ein mangelndes Bewusstsein über deren Grundlage gekennzeichnet ist. Nur Wenigen ist das Zurückgreifen auf statische Normen und Ideologien bei einer Kritik an Ausdruck, Grammatik, Interpunktion oder Orthographie bewusst. Zur Rechtfertigung der Kritik werden Nachschlage-werke wie der Duden oder auch vermittelte Lehren aus der Schulzeit als Autoritäten für eine Bewertung von Sprachverhalten herangezogen.
Die folgende Untersuchung beleuchtet laienlinguistische Sprachkritik daher sowohl aus linguistischer als auch aus soziolinguistischer Perspektive näher, um zugrunde liegende Normen, Funktionen sowie Beweggründe aufzuzeigen. Die erkenntnisleitende These lautet hierbei, dass laienlinguistische Sprachkritik in den Neuen Medien sowie der damit einhergehende Topos des Sprachverfalls von normativen Beweg-gründen und Emotionen beeinflusst sind und aktuellen linguistischen Forschungserkenntnissen zur Betrachtung des Sprachverhaltens in den Neuen Medien widersprechen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Datengrundlage
- 2.1 Auswertung der Daten
- 3. Analyse der laienlinguistischen Sprachkritik in den neuen Medien
- 3.1 Beweggründe & Funktionen laienlinguistischer Sprachkritik
- 4. Linguistische Perspektiven auf laienlinguistische Sprachkritik
- 4.1 Ansätze einer linguistischen kritischen Sprachbetrachtung
- 4.2 Spezifika der Internetkommunikation
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die laienlinguistische Sprachkritik in den neuen Medien und analysiert die Beweggründe und Funktionen dieser Kritik. Dabei wird insbesondere der Topos des Sprachverfalls in den neuen Medien beleuchtet und die These aufgestellt, dass diese Kritik von normativen Beweggründen und Emotionen beeinflusst ist und aktuellen linguistischen Forschungserkenntnissen widerspricht.
- Analyse der laienlinguistischen Sprachkritik in sozialen Medien
- Identifikation der Beweggründe und Funktionen der Kritik
- Beurteilung der Kritik aus linguistischer und soziolinguistischer Perspektive
- Untersuchung des Topos des Sprachverfalls in den neuen Medien
- Diskussion des Einflusses normativer Beweggründe und Emotionen auf die Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema laienlinguistische Sprachkritik in den neuen Medien und stellt die Forschungsfrage sowie die These der Arbeit vor. Im zweiten Kapitel wird die Datengrundlage der Arbeit vorgestellt und die Auswertung der gesammelten Daten erläutert. Das dritte Kapitel analysiert die laienlinguistische Sprachkritik anhand der gesammelten Daten und untersucht die Beweggründe und Funktionen dieser Kritik. In Kapitel 4 werden verschiedene linguistische Perspektiven auf laienlinguistische Sprachkritik betrachtet, um die Kritik aus wissenschaftlicher Sicht zu beleuchten. Kapitel 4.1 beleuchtet mögliche Ansätze einer linguistischen kritischen Sprachbetrachtung und bietet eine alternative Perspektive auf die laienlinguistische Sprachkritik. Kapitel 4.2 diskutiert die Spezifika der Internetkommunikation und ihren Einfluss auf die Sprachkritik. Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen. Außerdem werden potentielle Vertiefungsmöglichkeiten für zukünftige Forschung aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Laienlinguistische Sprachkritik, neue Medien, Sprachverfall, Internetkommunikation, Sprachwandel, normative Beweggründe, Emotionen, linguistische Perspektive, Sprachkritik.
- Quote paper
- Franziska Groß (Author), 2020, Laienlinguistische Sprachkritik in den neuen Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1272636