Lernstrategien beim Fremdsprachenlernen


Hausarbeit, 2004

23 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Lernstrategien und Lerntechniken
2. 1 Definition des Begriffs Lernstrategie
2. 2 Definition des Begriffs Lerntechnik

3. Funktionen von Lernstrategien

4. Strategien-Konzept nach Oxford (1990)

5. Lernstile und Lernertypen
5. 1 Lernstile
5. 2 Lernertypen
5. 2. 1 Erfahrungsbezogener Lernertyp
5. 2. 2 Analytischer Lernertyp
5. 2. 3 Handlungsorientierter Lernertyp
5. 2. 4 Kognitiv-abstrakter Lernertyp
5. 2. 5 Kommunikativ-kooperativer Lernertyp
5. 2. 6 Visuell orientierter Lernertyp
5. 2. 7 Auditiv geprägter Lernertyp
5. 2. 8 Haptischer Lernertyp
5. 2. 9 Autoritativer Lernertyp

6. Ermittlung und Vermittlung von Lernstrategien
6. 1 Ermittlung von Lernstrategien
6. 2 Vermittlung von Lernstrategien
6. 3 Methodisches Vorgehen bei der Erarbeitung und Vermittlung von Lernstrategien in der Unterrichtspraxis nach W. Tönshoff (2003)

7. Lernstrategien und Lerntechniken im Bereich Wortschatz
7. 1 Wörter verstehen bzw. erschließen
7. 2 Wörter archivieren
7. 3 Wörter lernen und wiederholen
7. 4 Wörter üben und anwenden
7. 5 Den eigenen Lernerfolg kontrollieren

8. Zusammenfassung

9. Literaturverzeichnis

Fachbücher und Artikel aus Fachzeitschriften:

Internetliteratur:

1. Einleitung

Jemandem einen Fisch geben,

das reicht ihm für eine Mahlzeit;

jemanden fischen lehren,

das reicht ihm für das ganze Leben

Chinesisches Sprichwort

Das Sprichwort habe ich als Einführung in das Thema meiner Hausarbeit ausgewählt, weil es in einem treffenden Vergleich sehr gut die Notwendigkeit für die Vermittlung von Lernstrategien im Unterricht veranschaulicht. Es sagt bezogen auf den Fremdsprachenunterricht aus, dass sich Unterricht nicht nur auf Inhalte richten darf. Nur ein Unterricht, in dem die Schüler viele verschiedene Lernstrategien zur Lösung der unterschiedlichsten Aufgaben kennen- und anwenden lernen (das Fischen lernen), ist geeignet, die Voraussetzung für ein lebenslanges erfolgreiches Lernen zu setzen.

So sollen neben der Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen in der gymnasialen Ausbildung die Schüler auch befähigt werden, sich außerhalb der Schule weitere Fremdsprachen aneignen bzw. vorhandene Kenntnisse selbständig vertiefen zu können (vgl. Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München, 2002, S. 119). Die Kenntnis von Lernstrategien ist also die Voraussetzung für ein lebenslanges erfolgreiches Lernen.

Im Zusammenhang mit Lernstrategien wird in der Fachliteratur häufig der Begriff „Lernerautonomie“ genannt (z.B. Tönshoff, 2003; Macht, 1995), denn erfolgreiches Lernen, insbesondere das Lernen von Fremdsprachen, ist ohne die Fähigkeit, autonom zu lernen, nur bedingt durchführbar.

Henri Holec (1981) definiert die „Lernerautonomie als die Fähigkeit, das eigene Lernen selbst gestalten zu können. Dies bedeutet, dass der Lerner in der Lage ist, Lernziele, Lerninhalte und Progressionen zu definieren, dass er seine Lernstrategien und Arbeitstechniken selbständig auswählen kann und dass er die eigenen Lernprozesse und Lernergebnisse bewerten kann.“

Innerhalb dieses allgemeinen Erziehungsziels des autonomen Lernens ist also die Kenntnis von Lernstrategien und die Fähigkeit, diese anzuwenden, eine wichtige Voraussetzung.

Während Lernstrategien im Fremdsprachenunterricht bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, sollten sie in Zukunft eine stärkere Berücksichtigung finden, um die Autonomie des Lernenden auf- und auszubauen. Auch Häuptle-Barceló (1999, S. 50) plädiert „für eine bewusste Einbeziehung sowohl der kognitiven als auch der metakognitiven Strategien in den Fremdsprachenunterricht, um dem Ziel des autonomen Lernens näherzukommen.“

Besonders im Hinblick auf das lebenslange Lernen ist die Kenntnis von geeigneten Lernstrategien unabdingbar. Der Lerner benötigt lernstrategisches Wissen, damit er auch außerhalb des Unterrichts in der Lage ist, Sprachmaterial und Sprachsituation erfolgreich zu bewältigen. „Nur wenn es gelingt, bei den Schülern ein Repertoire an Strategien aufzubauen und zu fördern, können sie sich zu selbstverantwortlichen, autonomen Lernern entwickeln“ (Wolff, 1998, S.1).

2. Lernstrategien und Lerntechniken

„Lernstrategien und Lerntechniken [...] sind Verfahren, die von Lernenden absichtlich und planvoll angewandt werden, um ihr fremdsprachliches Lernen vorzubereiten, zu steuern und zu kontrollieren“ (Rampillon, 1996). In der Literatur wird häufig zwischen den Begriffen Lernstrategie und Lerntechnik differenziert. Deshalb soll im Folgenden zunächst eine Abgrenzung dieser zwei Begriffe vorgenommen werden.

2. 1 Definition des Begriffs Lernstrategie

Nach Bimmel (1993) ist eine Lernstrategie „ein Plan [des] (mentalen) Handelns, um ein Lernziel zu erreichen.“ Nach dieser Definition ist die Lernstrategie ein bewusster bzw. bewusstseinsfähiger Plan des Lernenden, ausgerichtet auf das Lernziel, der zum Unterrichtsgegenstand gemacht werden sollte, damit nach intensiver Übung und Anwendung erworbene Lernstrategien automatisiert werden können. In einer Definition von Grotjahn (2003) wird ergänzend dazu die „spezifische, meist situations- und aufgabenabhängige“ Seite von Lernstrategien betont. Die Lernstrategie wäre z. B. der mentale Plan, die Bedeutung eines Wortes zu ermitteln, indem man es im Wörterbuch nachschlägt (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001, S. 54). Dabei wird nach neuerer Definition von Rampillon (2003, S. 340) die Lernstrategie nicht nur als Plan einer auszuübenden Handlung, sondern als Bündelung mehrerer verschiedener Einzelverfahren verstanden. Dies sei besonders bei komplexeren Lernvorgängen der Fall, wie z.B. beim selbständigen Erschließen eines Lesetextes.

Lernstrategien können als mentale Handlungen außerdem nicht direkt von außen beobachtet werden (vgl. Grotjahn, 1998, S. 11).

In der Fachliteratur werden für den Begriff Lernstrategien oftmals noch andere vom Inhalt fast identische Bezeichnungen verwendet wie u. a. Lernverfahren oder Arbeitstechniken.

2. 2 Definition des Begriffs Lerntechnik

Die Lerntechnik ist wie die Lernstrategie ein Verfahren, das problemorientiert, intentional und zielgerichtet ist, im Gegensatz zur Lernstrategie jedoch eher als Einzelmaßnahme zu verstehen ist (vgl. Rampillon, 2003, S. 340). Sie beschreibt Fertigkeiten, die der Lernende einsetzt, um etwas zu lernen, z.B. die Bedeutung eines Wortes in einem Wörterbuch nachschlagen zu können (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001, S.44). Ein weiterer Unterschied zu Lernstrategien besteht darin, dass Lerntechniken, wie z.B. das Nachschlagen eines Wortes im Wörterbuch, als Lernhandlungen direkt beobachtet werden können (vgl. Grotjahn, 1998, S. 11).

In dieser Arbeit habe ich mich ausschließlich für den Begriff der Lernstrategie entschieden, denn dieser ist fest in kognitiven Lerntheorien verankert (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001,

S. 54).

3. Funktionen von Lernstrategien

Es gibt zahlreiche Funktionen von Lernstrategien beim Erlernen von Fremdsprachen, die natürlich auch für alle anderen Fachrichtungen bedeutungsvoll sind.

Dazu zählen nach dem Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München (2002, S. 120) u. a.:

- effektiver lernen,
- Motivation und Selbstvertrauen,
- Unabhängigkeit,
- selbständiges Weiterlernen,
- Transfer zu anderen Lernbereichen.

Durch die Anwendung von Lernstrategien ist der Lernende in der Lage, effektiver und erfolgreicher Fremdsprachen zu lernen und zu gebrauchen und somit durch geringst möglichen Aufwand optimale Ergebnisse zu erzielen.

Diese Ergebnisse würden wiederum die Motivation und Leistungsbereitschaft des Lernenden steigern und dazu führen, dass er sich noch intensiver mit der Fremdsprache beschäftigt. Die erfolgreiche Anwendung von Lernstrategien gibt dem Lernenden die nötige Sicherheit im Umgang mit Fremdsprachen und steigert dadurch das Selbstvertrauen.

Ein Schüler, der über ein ganzes Repertoire an Lernstrategien verfügt und diese auch sicher beherrscht, kann sein Lernen eigenständig planen, steuern und kontrollieren. Damit ist er unabhängig von Lehrkräften und im Lernen quasi autonom. Nach Tönshoff (2003, S. 333) heißt dies, dass sie in der Lage sind, die „eigenen Lernwege zu erkennen, zu bewerten und effektiver zu gestalten.“ Dieses trage nach Raabe (1998, S. 5) auch zu einer zunehmenden Selbständigkeit und Mündigkeit des Schülers allgemein bei.

Die Kenntnis von Lernstrategien ist gerade im Hinblick auf ein lebenslanges Lernen von großer Bedeutung. Auch W. Tönshoff (2003, S. 332) ist der Auffassung, dass „Lernfähigkeit eine zentrale extrafunktionale Qualifikation in allen Bereichen des Arbeitslebens darstellt“. So ermöglicht die oben beschriebene Unabhängigkeit es dem Lernenden, nach der Schule - im Studium oder Beruf - selbständig weitere Fremdsprachen zu erlernen bzw. seine Sprachkenntnisse ständig zu vervollkommnen.

Die einmal gelernten Strategien lassen sich auch in anderen (fremdsprachlichen) Lernbereichen anwenden (Transfer). (Vgl. Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München, 2002, S. 120)

4. Strategien-Konzept nach Oxford (1990)

Mit der Einteilung und Klassifizierung von Lernstrategien hat sich u.a. Oxford (1990) beschäftigt. Eine vorwiegend an ihre Erkenntnisse angelehnte und nachfolgend aufgeführte Übersicht teilt Lernstrategien zunächst in direkte und indirekte Strategien ein.

Gedächtnisstrategien, kognitive Strategien und Kompensationsstrategien werden als direkte Strategien bezeichnet, wobei die beiden letzteren häufig auch als Sprachverarbeitungsstrategien zusammengefasst werden (vgl. Rampillon, 2003, S. 340). Die indirekten Strategien sind metakognitive Strategien, affektive Strategien und soziale Strategien.

Die direkten Strategien werden direkt auf die jeweiligen Lerninhalte angewendet. So wird das neu Gelernte strukturiert, verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert, so dass es gut behalten und abgerufen werden kann (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001, S. 64). Diese Lernvorgänge sind kontrollierbar und überprüfbar.

Die indirekten Strategien befassen sich mit der Art und Weise des Lernens (Wann? Was? Wo? Wie? Mit wem?). Sie stehen in keinem direkten Zusammenhang zum Lernstoff, sondern sie tragen indirekt zu einem effektiven Lernen bei (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001, S. 64). Damit beschränken sie sich nicht nur auf das Erlernen von Fremdsprachen, sondern gelten für das Lernen allgemein (vgl. Bimmel & Rampillon, 2001, S. 71).

Die Funktionen der einzelnen Strategiegruppen beschreibt Oxford (1990), wie sie in der unten aufgeführten Übersicht kurz zusammengefasst sind. Die Beispiele für die einzelnen Strategien sind u. a. aus Bimmel & Rampillon (2001) entnommen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Lernstrategien beim Fremdsprachenlernen
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Veranstaltung
Handlungsorientierte Wortschatz- und Grammatikarbeit im Französischunterricht der Sek. I und II
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V127349
ISBN (eBook)
9783640339877
ISBN (Buch)
9783640338535
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernstrategien, Fremdsprachenlernen
Arbeit zitieren
Alice Sievers (Autor:in), 2004, Lernstrategien beim Fremdsprachenlernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127349

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