Das kulturelle Überläufertum in den Kolonien Englands und Frankreichs


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Neu-Frankreich und Neu-England:
1.1 Der Franco-Amerikanische Weg der Eroberung der Neuen Welt:
1.2 Der angloamerikanische Weg der Eroberung der Neuen Welt:
1.3 Gemeinsamkeiten im Umgang mit kulturellen Überläufern:

2.Drei verschiedene Arten von Überläufern:
2.1 „Les Francois Sauvages“
2.2 „White Captives“
2.3 „Renegades“

3 Beweggründe für die Leichtigkeit der Anpassung an die indianische Kultur:

4.Beispiele persönlicher Schicksale kultureller Überläufer beider Seiten:
4.1 Persönliche Schicksale kultureller Überläufer in die indianische Kultur:
4.1.1 Etienne Brulés (1592-1633):
4.1.2 Baron de Saint-Castin (1652-1707):
4.2 Persönliche Schicksale kultureller Überläufer in die europäische Kultur:
4.2.1 Enoe-Will (Indianerhäuptling):
4.2.2 Pocahontas ( ca.1595-ca.1617):

Literaturverzeichnis:

1. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Neu-Frankreich und Neu-England:

1.1 Der Franco-Amerikanische Weg der Eroberung der Neuen Welt:

Der Entdecker Kanadas war der Franzose Jacques Cartier. Er entdeckte 1541 das spätere Neu-Frankreich.

Ab dem 17. Jahrhundert beabsichtigen die Franzosen in der Neuen Welt Handel zu treiben und ein Imperium aufzubauen. Auch die Missionierung gehörte zu ihren Absichten. Das Kerngebiet, welches sie besiedelten lag am Sankt-Lorenz Strom[1].

Auswanderung und Handel wurden von der französischen Krone unterstützt, sowie kontrolliert. Beispielsweise lagen unter Colbert strategische und merkantilistische Ausrichtungen im Vordergrund, sowie die Einrichtung militärischer Stützpunkte[2]. Jedoch hatten den meisten Anteil an der Besiedlung der Neuen Welt die Handelskompanien, die von der Krone autorisiert, am immer stärker werdenden Pelzhandel teilnahmen. Im Gegenzug hatten diese Handelsgesellschaften Verpflichtungen einzuhalten. Einerseits war dies die Beförderung von Siedlern und Mitgliedern des Klerus zur Unterstützung der vom Staat geförderten Auswanderungsprogramme. Andererseits hatten sie die Aufgabe innerhalb der Siedlungen für die Aufrechterhaltung von Justiz und Verwaltung zu sorgen[3]. Der Pelzhandel wurde zur Säule der Wirtschaft in Amerika und verlangte einen guten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Mit der Zeit hatte sich eine Schicht von Pelzjägern herausgebildet, die in engem Kontakt mit den Indianern stand und nicht selten auch ihre Lebensweise übernahm. Auch kam es vor, dass die Pelzjäger, auch Coureur de bois genannt, nicht mehr in die „zivilisierte“ Welt zurückkehrten, sondern ein Leben unter den Indianern führten. Auffallend war hier, besonders in Neu-Frankreich die offensichtliche Leichtigkeit, mit der sich kulturelle Überläufer an die fremde Kultur anpassten und Gewohnheiten übernahmen. Eine Erklärung lässt sich im starren Herrschaftssystem Frankreichs finden, welches im 17. Jahrhundert vorherrschte[4]. Strenge Restriktion und eine große Macht der Kirchen führten in diesem System zu einem großen Maß an Fremdbestimmtheit des Lebens. Dadurch musste das freie und ungezwungene Leben der Indianer den meisten Franzosen, die mit ihnen in Kontakt traten, wie das Paradies vorgekommen sein. Allerdings waren die französischen Kolonien nicht weniger fremdbestimmt als ihr Mutterland. Zur Zeit der Eroberung stand das Feudalsystem Frankreichs bereits am Ende seiner Blütezeit. In den Kolonien wurde nun versucht diesem System weiterem Bestand zu verleihen, was dazu führte, dass die Kirchen einen noch größeren Einfluss gewannen. Diese Macht der Kirchen, die als „Staat im Staate“[5] bezeichnet werden könnten, brachte noch strengere Konventionen und Moralvorstellungen mit sich, sodass die Besiedlung der Kolonien nur spärlich voranging, da die Anreize zur Auswanderung fehlten. Die Orden versuchten die Kinder von Indianern zivilisiert zu erziehen, was aber aufgrund von Stränge und Unverständnis immer wieder scheiterte. Einige der Missionare versuchten aber auch ihren Glauben zu verbreiten, indem sie die indianische Lebensweise annahmen, um einen besseren Zugang zu bekommen, was aber auch nur selten von Erfolg gekrönt war[6]. Außerdem begünstigten eben diese Umstände das kulturelle Überläufertum zur indianischen Kultur. Konflikte zwischen den Siedlern und der Bevölkerung gab es aber eher keine. Die Siedler waren auf die geographischen Kenntnisse und die Jagdmethoden der Indianer angewiesen, um an die begehrten Pelze zu gelangen. Weiterhin trug auch das Vorhandensein einer Menge brach liegenden Landes[7] dazu bei, dass größere Auseinandersetzungen ausblieben. In Kanada lebten die Stämme meist noch als umherziehende Nomaden und betrieben keinen Ackerbau, sondern lebten von der Jagd, so konnten sich die Franzosen ungehindert niederlassen. Doch nicht nur die Tierfelle und der damit verbundene Handel führten die Siedler zu den Indianern, sondern auch Notlagen in die sie gerieten. So schnitten beispielsweise die Engländer 1628 die Versorgungsschiffe der Franzosen hab, was zu Nahrungsengpässen führte und einen Teil der Siedler und Soldaten zur Überwinterung bei den Indianern zwang[8]. Im Gegenzug kam es dazu, dass die französische Armee die ansässigen Algonkin in ihrem Kampf gegen die Irokesen unterstützte und sich so Verbündete gegen die Engländer verschaffte[9].

Mit der Zeit aber kamen die Handelsgesellschaften in finanzielle Schwierigkeiten, da außer den Pelzen die sonstigen Rohstoffe der Neuen Welt keine nennenswerten Gewinne abwarfen. Durch ihre Verpflichtungen der Krone gegenüber wurden ihre Probleme nur noch verstärkt und es kam dazu, dass sich die Handelskompanien zurückzogen und die Kolonien in Staatsbesitz übergingen[10].

[...]


[1] Kohl Karl-Heinz, Entzauberter Blick. das Bild vom Guten Wilden und die Erfahrung der Zivilisation, FaM 1983 (Qumran Verlag). S.53.

[2] Ebd. S.53.

[3] Ebd. S.53.

[4] Ebd. S.54.

[5] Ebd. S.54.

[6] Ebd. S.60.

[7] Ebd. S. 56.

[8] Trenk, Marin, Die weissen Indianer Kanadas. S.68.

[9] Kohl, Karl-Heinz S.56.

[10] Ebd. S. 54.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das kulturelle Überläufertum in den Kolonien Englands und Frankreichs
Hochschule
Universität des Saarlandes
Veranstaltung
Proseminar der FNZ zu Interkulturellen Geschlechterbeziehungen
Note
1,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V127410
ISBN (eBook)
9783640350841
ISBN (Buch)
9783640350681
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kolonien, Englands, Frankreichs
Arbeit zitieren
Julia Dagmar Didie (Autor:in), 2005, Das kulturelle Überläufertum in den Kolonien Englands und Frankreichs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127410

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