Kampf um die richtige Liebe. Die Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite bei Hartmann von Aue


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist höfische Liebe?

3. Die Entwicklung der Liebesbeziehung Erecs und Enites
a. Kurzer Handlungsüberblick
b. Erecs Aufstieg: Die erste Aventiuresequenz
c. Das zentrale Motiv des verligens als Wendepunkt
i. Wesenszüge des verligens
ii. Auswirkungen des verligens
d. Erecs erneute Bewährung: Die zweite Aventuiresequenz

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich befasse mich in der vorliegenden Arbeit mit der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite in Hartmann von Aues Roman Erec, da nicht, wie oft behauptet wird, die Wiederherstellung der verlorenen Ritterehre, sondern die Liebe und ihr Einfluss auf verschiedene Lebensbereiche das Hauptthema in Hartmanns erstem Artusroman sind.

Dazu werde ich nach einer grundlegenden Ausführung über das Verständnis höfischer Liebe zuerst einen kurzen Handlungsüberblick des Erec geben, um dann den Beginn der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite bis hin zum zentralen Motiv des verligens zu betrachten. Um die Wichtigkeit dieses Motivs herauszustellen, werde ich dieses genauer analysieren und im Anschluss daran die vom verligen bestimmte zweite Aventiuresequenz bearbeiten.

Dabei geht es mir in erster Linie darum, das Fehlverhalten des Liebespaares zu untersuchen und damit das Gegenbild, die „richtige Liebe“, darzustellen. Außerdem soll der Zusammenhang zwischen Minne und Kampf deutlich gemacht werden.

2. Was ist höfische Liebe?

Es erweist sich als relativ schwierig, die höfische Liebe zu definieren, da sie in den verschiedenen Gattungen äußerst facettenreich auftrat.[1]

Nach Gaston Paris, einem französischen Romanisten, lassen sich allerdings zumindest vier Kennzeichen für die höfische Liebe finden:

Sie ist zum ersten „ungesetzlich, [...], und daher auf Heimlichkeit angewiesen“[2] und erfordert „volle körperliche Hingabe“[3]. Weiterhin drückt sie sich aus „in der Unterordnung des Mannes, der sich als Diener seiner Dame betrachtet und die Wünsche seiner Herrin zu erfüllen sucht“[4]. Das dritte Merkmal für Gaston Paris äußert sich im „Bemühen [Sc. des Mannes], besser und vollkommener zu werden, um dadurch seiner Dame würdiger zu sein“[5], während sie viertens als „,eine Kunst, eine Wissenschaft, eine Tugend’ mit eigenen Spielregeln und Gesetzen, die die Liebenden beherrschen müssen“[6] zu betrachten ist.

So vielseitig die Schwierigkeiten in Hinsicht auf ein Verständnis der höfischen Liebe auch sein mögen, ein wesentliches Merkmal, das alle Betrachtungen der höfischen Liebe gemeinsam haben, ist unübersehbar: „der spezifisch höfische Charakter der Liebe, das heißt ihre Einbettung in den Gesellschaftsentwurf“[7]. Sie sollte nicht nur moralisch den Menschen beeinflussen, sondern auch einen Verhaltensmaßstab für die ganze Gesellschaft bilden[8], was für das Verständnis von höfischer Liebe ungemein wichtig ist.

Höfische Liebe äußerte sich in erster Linie durch die „Praktizierung höfischer Tugenden“[9] und die „Beachtung höfischer Umgangsformen“[10], wonach der auf höfische Art Liebende zwangsläufig „nach höfischer Vollkommenheit strebte“[11]. Die Bindung der Liebe an den Hof und an die dort vorherrschenden speziellen Umgangsformen ist also unübersehbar.

Dabei darf man vom heutigen Standpunkt aus allerdings keinesfalls übersehen, dass dieses Idealbild der höfischen Liebe ein durchaus literarisches Phänomen war und in der Wirklichkeit nicht existierte – vielmehr das Gegenteil war der Fall.[12]

Ferner unterschied man in der Literatur grundlegend zwischen geistlicher und weltlicher Liebe, wobei man bei letzterer noch einmal zwischen guter und schlechter, wahrer und falscher, vernünftiger und blinder, hoher und niederer Liebe differenzierte.[13] Kurzerhand lässt sich unterscheiden: „Die eine Liebe zieht den Menschen empor, die andere zieht ihn hinab.“[14]

Die wahre höfische Liebe als Wert und gleichermaßen als Tugend war dabei gekennzeichnet durch „Rationalisierung der Liebe, Kontrolle der Affekte, Sublimierung der Triebhaftigkeit“[15] und nach Wolfram von Eschenbach auch „Liebe mit triuwe[16] und sollte frohgemute Stimmung mit sich bringen[17].

3. Die Entwicklung der Liebesbeziehung Erecs und Enites

a. Kurzer Handlungsüberblick

Erec, ein junger Königssohn wird im Beisein der Gemahlin von König Artus beleidigt und reitet aus, um seine Ehre wieder herzustellen und die ihm angetane Schande zu rächen. Er gewinnt dabei die Hand Enites, die Tochter eines verarmten Grafen ist. Mit ihr kehrt er nach Hause zurück und übernimmt von seinem Vater die Regentschaft. Doch dort verliegt er sich - er ist durch die Liebe zu seiner jungen Frau so gefesselt, dass er sich von der Gesellschaft isoliert und seine Pflichten als Herrscher vernachlässigt. Durch Zufall erfährt er aus dem Munde Enites, wie es um ihn steht, und reitet erneut in die Welt aus. Enite begleitet ihn auf dieser Fahrt. Sie muss voranreiten, darf ihn aber unter Todesstrafe nicht ansprechen - egal was sie sehen oder hören wird. Dieses Verbrot bricht sie jedoch mehrmals, um ihren Mann vor Gefahren zu warnen. Erec bewältigt jede dieser Situationen und besiegt jedes Mal gewaltige und hinterhältige Gegner. Schließlich versöhnt er sich mit Enite und bittet sie um Vergebung für alle Leiden, die er ihr während dieser Fahrt zugefügt hat. Erst jetzt sind sie fähig, gemeinsam Erecs richtige aventiure zu bestehen - den Kampf mit dem roten Ritter Mabonagrin, aus dem Erec - selbstverständlich - als Sieger hervorgeht. Dann steht den Beiden nichts mehr im Wege, zu ihrem höfischen Leben zurückzukehren, nachdem sie ihre Liebe zueinander erprobt und gelernt haben.. Erec ist jetzt fähig, sein Land zu regieren und übernimmt nach dem Tod seines Vaters die Pflichten des Landesherrn. Freudig wird er von den Untertanen empfangen.

[...]


[1] Vgl.: Bumke, J.: Höfische Kultur, Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 8. Aufl. München 1997. S. 505 (im Folgenden zitiert als: Bumke, J.)

[2] Bumke, J., S. 504

[3] ebenda

[4] ebenda

[5] ebenda

[6] ebenda

[7] Bumke, J., S. 505

[8] vgl.: Bumke, J., S. 524

[9] Bumke, J., S. 525

[10] ebenda

[11] ebenda

[12] vgl.: Bumke, J., S. 569

[13] vgl.: Bumke, J., S. 518f.

[14] Bumke, J., S. 522

[15] Bumke, J., S. 520

[16] ebenda

[17] vgl.: Bumke, J., S. 525

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kampf um die richtige Liebe. Die Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite bei Hartmann von Aue
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Erec/ Hartmann von Aue
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V12750
ISBN (eBook)
9783638185578
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kampf, Liebe, Entwicklung, Liebesbeziehung, Erec, Enite, Hartmann, Erec/, Hartmann
Arbeit zitieren
Mareike Moers (Autor:in), 2003, Kampf um die richtige Liebe. Die Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite bei Hartmann von Aue, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12750

Kommentare

  • Gast am 17.3.2021

    ehre im parzival

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Titel: Kampf um die richtige Liebe. Die Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Erec und Enite bei Hartmann von Aue



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