Sogenannte "filial piety tales" sind Geschichten, die in erster Linie über die bemerkenswerte kindliche Pietät von Söhnen und (Schwieger-)Töchtern berichten sollten. Ihre Aufgabe war es, in erster Linie das konfuzianische Gedankengut über
kindliche Pietät im Volke hörbar zu machen und zu verbreiten. Mehr oder minder wurden sie sogar zur Erziehung der Gesellschaft verwendet und sollten für die Erhöhung des eigenen familiären Prestiges sorgen, indem man über seine äußerst vorbildlichen filialen Vor- oder Nachfahren berichtete.
Ihr Inhalt ließ sich in traditionellen Fassungen oft folgendermaßen wiedergeben: Ein Akteur begeht einen unfilialen Akt und eine Art "filialer Held" taucht auf, um das Fehlverhalten aufzudecken und wieder "geradezubiegen". Ein besonders auffälliges und zahlreich verwendetes Merkmal war das Auftreten eines pietätvollen Sohnes, welcher dazu bereit war, alles für seine Eltern zu tun bzw. all ihre Wünsche zu erfüllen, auch wenn dies seine Selbstaufopferung oder die Gefährdung seiner Selbst beinhaltete. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass diese moralisch-angehauchten Erzählungen eine bemerkenswerte Popularität in allen sozialen Klassen des Volkes und im kompletten Zeitraum von 100 v. Chr. bis hin zum Beginn der Volksrepublik China (1949) genossen.
Diese "filial piety tales" sollten bei der Betrachtung von "kindlicher Pietät" in China nicht außer Acht gelassen werden. Mithilfe ihrer anschaulichen Inhalte möchte ich in dieser Arbeit genauer darauf eingehen, inwiefern die traditionelle Vorstellung von kindlicher Pietät im unterschiedlichen Rollenverständnis von Mann und Frau in China resultiert. Dafür wird zunächst das konfuzianische Moralprinzip von kindlicher Pietät (xiao) erklärt. Daraufhin widme ich mich dem unterschiedlichen Rollenverständnis von Mann und Frau in China generell. Zu guter Letzt setze ich gewonnene Erkenntnisse in Relation miteinander und widme dabei meine besondere Aufmerksamkeit den Unterschieden zwischen "weiblicher" und "männlicher" Pietät.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Die kindliche Pietät - xiao *
- 3 Das unterschiedliche Rollenverständnis von Mann und Frau in China.
- 4 Die kindliche Pietät im unterschiedlichen Rollenverständnis von Mann und Frau
- 4.1 Die „,weibliche“ Pietät.
- 4.2 Die,,männliche“ Pietät .
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der traditionellen Vorstellung von kindlicher Pietät im unterschiedlichen Rollenverständnis von Mann und Frau in China. Sie analysiert die Bedeutung des konfuzianischen Moralprinzips von "kindlicher Pietät" (xiao *) und beleuchtet die spezifischen Erwartungen an Söhne und Töchter in der traditionellen chinesischen Gesellschaft.
- Das konfuzianische Moralprinzip von "kindlicher Pietät" (xiao *) und seine Bedeutung in der chinesischen Gesellschaft
- Das unterschiedliche Rollenverständnis von Mann und Frau im kaiserzeitlichen China
- Die spezifischen Ausprägungen von "kindlicher Pietät" für Männer und Frauen
- Die Rolle von "filial piety tales" in der Vermittlung und Verbreitung des Konzepts der "kindlichen Pietät"
- Die Bedeutung der "kindlichen Pietät" für die soziale Ordnung und Harmonie in Familie und Staat
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt die Geschichte von Yuan Gu und Pang Xing ein, die als Beispiele für "filial piety tales" dienen und die zentrale Bedeutung der kindlichen Pietät im traditionellen China aufzeigen. Es stellt den Kontext dieser Erzählungen dar und betont ihre Bedeutung für die Verbreitung konfuzianischer Moralvorstellungen.
Das zweite Kapitel widmet sich dem konfuzianischen Moralprinzip von "kindlicher Pietät" (xiao *). Es definiert den Begriff und beleuchtet seine historische Entwicklung. Darüber hinaus werden die verschiedenen konfuzianischen Klassiker, die sich mit dem Thema "kindlicher Pietät" befassen, vorgestellt.
Das dritte Kapitel fokussiert sich auf das unterschiedliche Rollenverständnis von Mann und Frau im kaiserzeitlichen China. Es werden die traditionellen Geschlechterrollen und die daraus resultierenden Erwartungen an Männer und Frauen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kindliche Pietät, xiao *, konfuzianisches Moralprinzip, "filial piety tales", Rollenverständnis, Mann und Frau, Tradition, China, soziale Ordnung, Harmonie, Familie, Staat, Ritenklassiker, Liji, Xiaojing
- Arbeit zitieren
- Lya Herbst (Autor:in), 2020, Zwischen Yuan Gu und Pang Xing. Die kindliche Pietät im unterschiedlichen Rollenverständnis von Mann und Frau in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1275445