Die frühesten, dauernd bewohnten Siedlungen Seßhaftgewordener des Neolithikums (Jungsteinzeit)
erscheinen im Bereiche der antiken Welt um ± 4700 v. Chr. etwa gleichzeitig in Palästina, Syrien,
Mesopotamien und im Iran, in der großen halbmondförmigen Ebene, die sich vom Mittelmeer bis zum
Persischen Golf erstreckt und von Gebirgen und Wüsten umgrenzt wird. Um 4400 v. Chr. nehmen
diese Siedlungen Dorfformen an. Nachdem in ehemals fruchtbaren Landstrichen, seit dem Abebben
der Eiszeit, Flüsse vertrockneten, Bäume zusehends verschwanden und Dürre und Hitze weite
Strecken in Sand verwandelten, bot erst die Entwicklung der Haustierzucht, und dann die des
Ackerbaus eine relativ sichere Nahrungsquelle. Diese neue Entwicklungen waren der einzige Ausweg,
den der Mensch, der sein Schicksal nun in die eigene Hand nehmen mußte, im dumpfen Suchen
ersonnen hatte. Damit schieden sich, nach Trennung der Viehzüchter und Hirten von den Jägern und Fischern, ein
zweites Mal diejenigen von den anderen ab, die der Entdeckung des Fruchtanbaus folgten. So wie die
Jäger ergiebige Jagdgründe und die Viehzüchter Weideland suchten, brachen sie nun auf, um nach
Landstrichen zu suchen, die genügend Ackerbauerzeugnisse versprachen. Solche waren allem Anscheine nach die von großen Flüssen bewässerten und gedüngten Ufer- und Mündungslandschaften,
am Nil, in Mesopotamien, am Indus, am Ganges, an den Flüssen Turkestans, am Hoangho, am
Jangtsekiang. Pioniere brachen auf- die anderen drängten nach. Die städtische Entwicklung aber
beginnt erst etwa 1000 Jahre nach den ersten dörflichen Siedlungen. Ihre Entstehung hat eine gesellschaftlich-wirtschaftliche Wurzel und zwei Nebenwurzeln. Erstere war
gegeben durch das Bedürfnis der Ackerbauern nach gewissen Gütern, die sie im Tausch gegen ihre
eigenen Erzeugnisse erstanden. Solche Güter waren: Metalle, bestimmte Steine (wie Obsidian,
Malachit), Salz, Farben, Schmuck, Gefäße, Werkzeuge und Textilien. Diejenigen, die dies liefern
konnten, waren Händler oder Handwerker, welche sich an günstigem wirtschaftlichen Hinterland,
günstigen Verkehrslagen an Furten und Wegkreuzungen und in der Nähe reicher Auftraggeber
niederließen. Handel und Handwerk entstanden aber allem Anschein nach in Ackerbausiedlungen,
lange bevor sich eigene, getrennte Siedlungen für sie entwickelten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 PRÄURBANE ENTWICKLUNG
- 2 DIE PRÄURBANE ENTWICKLUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk befasst sich mit der Entstehung der Stadt im Vorderen Orient und im heutigen Irak. Es beleuchtet die präurbane Entwicklung, die zu den ersten städtischen Zentren in Mesopotamien führte.
- Die Entwicklung von Siedlungen im Neolithikum
- Die Rolle von Ackerbau und Viehzucht in der Stadtentstehung
- Die Bedeutung von Handel und Handwerk für die städtische Entwicklung
- Die verschiedenen Bedürfnisse, die zur Entstehung der Stadt führten
- Die Rolle von Religion und Kultur in der Entwicklung von Städten
Zusammenfassung der Kapitel
1 PRÄURBANE ENTWICKLUNG
Dieses Kapitel befasst sich mit den frühen Siedlungen des Neolithikums und ihrer Entwicklung zu Dörfern. Es analysiert die Rolle von Ackerbau und Viehzucht in der Entwicklung der ersten Siedlungen und beschreibt die Entstehung von Handel und Handwerk als wichtige Faktoren für die städtische Entwicklung. Es werden die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen, wie Schutz und geistige Orientierung, als weitere Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Städten hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Stadtentstehung, Mesopotamien, Präurbane Entwicklung, Neolithikum, Ackerbau, Viehzucht, Handel, Handwerk, Schutz, geistige Orientierung, Religion, Kultur.
- Arbeit zitieren
- Elmar Khan (Autor:in), 2003, Die Entstehung der Stadt im vorderen Orient und heutigen Irak, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12759