„Auf der politischen Ebene löste die Volkssouveränität die monarchisch-religiöse Legitimation des Staates ab. Parallel dazu, wird das religiöse durch ein rational-aufklärerisches Weltbild verdrängt. Fragen über menschliches Leid, Leben und Tod lassen sich jedoch nicht befriedigend über Rationalität und Vernunft beantworten. Es ist der Nationalismus und die (eigene) Nation, die nun einen großen Teil an Sinnstiftung übernehmen; eine Aufgabe, welche früher großzügig durch die Religion abgedeckt war. Diese Überlegung würde auch die starke affirmative Kraft, die das Nationale auf Menschen ausübt, erklären (Smutny, S.68).“
Mit diesem Zitat, welches bei Florian Smutny in Anlehnung an die Überlegungen Benedict Andersons zu finden ist, lässt sich eine Brücke schlagen zwischen den Überlegungen, welche seitens der Politik und seitens der Psychologie zum Thema eines möglichen tieferen Sinns von „Nationalismus“ existieren. Ernest Becker ist das theoretische Konstrukt zu verdanken, welches heute unter dem Begriff der „Terror Managment Theory“ bekannt ist und insbesondere von der Gruppe um Greenberg, Solomon und Pyszczynski erforscht wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Nation, Nationalismus und die Terror-Management-Theorie
- Theoretischer Hintergrund
- Überprüfung der Theorie und Mortalitäts-Salienz-Induktion
- Kritisches Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Terror-Management-Theorie (TMT) und ihrer Anwendung auf das Phänomen des Nationalismus. Die TMT besagt, dass der Mensch mit dem Bewusstsein seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert ist, was zu Angst und Entsetzen führt. Um diese Angst zu bewältigen, greifen Menschen auf kulturelle Werte und Symbole zurück, die ihnen ein Gefühl von Sinn und Bedeutung vermitteln. Der Text untersucht, wie die TMT den Nationalismus als eine Form der Terror-Bewältigung erklärt.
- Die Terror-Management-Theorie und ihre Grundannahmen
- Die Rolle des Nationalismus als Religionsersatz
- Die Mortalitäts-Salienz-Hypothese und ihre empirische Überprüfung
- Der Einfluss von nationalen Symbolen auf die Bewertung von Kultur und Nation
- Die Stärken und Schwächen der TMT im Hinblick auf die Erklärung des Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Theoretischer Hintergrund
- Überprüfung der Theorie und Mortalitäts-Salienz-Induktion
Der erste Teil des Textes stellt die Terror-Management-Theorie (TMT) vor, die von Ernest Becker entwickelt wurde. Die TMT geht davon aus, dass das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit zu Angst und Entsetzen führt. Um diese Angst zu bewältigen, greifen Menschen auf kulturelle Werte und Symbole zurück, die ihnen ein Gefühl von Sinn und Bedeutung vermitteln. Der Text zeigt auf, wie die TMT den Nationalismus als eine Form der Terror-Bewältigung erklärt. Der Nationalismus bietet den Menschen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Identität, das ihnen hilft, mit der Angst vor dem Tod umzugehen.
Der zweite Teil des Textes befasst sich mit der empirischen Überprüfung der TMT. Die Mortalitäts-Salienz-Hypothese, die aus der TMT abgeleitet wurde, besagt, dass die Erinnerung an die eigene Sterblichkeit die Menschen dazu bringt, ihre kulturellen Werte und Symbole stärker zu verteidigen. Der Text beschreibt verschiedene Experimente, die diese Hypothese bestätigen. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die an ihre eigene Sterblichkeit erinnert wurden, eher dazu neigen, Personen zu bewerten, die ihre kulturellen Werte teilen, und Personen zu verurteilen, die diese Werte verletzen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Terror-Management-Theorie, Nationalismus, Mortalitäts-Salienz, Kultur, Identität, Angst vor dem Tod, Sinnfindung, Selbstwertgefühl, Werte, Symbole, empirische Forschung, Experimente, Psychologie, Politikwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Psych. Joachim Stöter (Autor:in), 2005, Nation, Nationalismus und die Terror-Management-Theorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127711