Der Begriff Globalisierung ist zu einem der meist gebrauchten Schlagwörter in der politischen Diskussion geworden, der zu großen Debatten in der wissenschaftlichen Welt geführt und unterschiedliche Definitionen des Begriffs in die wissenschaftliche und politische Arena geworfen hat.
Während der Globalisierungsprozess im allgemeinen Sprachgebrauch eher rein ökonomisch betrachtet und mit einem global-agierenden Wirtschaftssystem assoziiert wird, in der große Unternehmen sich den Grenzen des Nationalstaats entziehen, lässt sich auf politikwissenschaftlicher Ebene feststellen, dass Globalisierung nicht nur ein reiner Wirtschaftsprozess ist, sondern sämtliche Lebensbereiche des Menschen, sowie des Nationalstaats durchdringt.
Stellte die Theorie des Realismus in der internationalen Politik den Nationalstaat noch in den Vordergrund, da er den Staat als alleinigen und dominierenden Akteur im Spiel der Akteure sah, erklären neue Theorien der Internationalen Beziehungen, dass neben Staaten auch Institutionen und private Akteure die Bühne der internationalen Politik betreten haben, so dass die dominanten Handlungsmöglichkeiten des Nationalstaats im globalen Zeitalter zu schwinden scheinen und sich nationalstaatliches Regieren daher in einem Wandel befindet.
Dennoch haben sich trotz Einigkeit in der Erkenntnis, dass die Handlungsmöglichkeiten der Nationalstaaten von der Globalisierung tangiert werden, in der Debatte unterschiedliche Ansichten entwickelt, wie stark der Prozess der Globalisierung den Nationalstaat beeinflusst, wobei ein gemeinsamer und allgemeingültiger Lösungsansatz noch nicht in Sicht ist.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historischer Kontext
2.1 Der Nationalstaat
2.2 Der Begriff Globalisierung
2.3 Globalisierung vs. Denationalisierung
3 Nationalstaatliches Regieren im Kontext der Globalisierung
3.1 Wandel nationalstaatlicher Handlungsmöglichkeiten
3.2 Wandel durch Supranationalität
4 Akteure
4.1 NGOs
4.2 Transnationale Unternehmen
5 Global Governance als alternatives Konzept des Regierens
6 Fazit
7 Literatur
1 Einleitung
Der Begriff Globalisierung ist zu einem der meist gebrauchten Schlagwörter in der politischen Diskussion geworden, der zu großen Debatten in der wissenschaftlichen Welt geführt und unterschiedliche Definitionen des Begriffs in die wissenschaftliche und politische Arena geworfen hat. Während der Globalisierungsprozess im allgemeinen Sprachgebrauch eher rein ökonomisch betrachtet und mit einem global-agierenden Wirtschaftssystem assoziiert wird, in der große Unternehmen sich den Grenzen des Nationalstaats entziehen, lässt sich auf politikwissenschaftlicher Ebene feststellen, dass Globalisierung nicht nur ein reiner Wirtschaftsprozess ist, sondern sämtliche Lebensbereiche des Menschen, sowie des Nationalstaats durchdringt. Stellte die Theorie des Realismus in der internationalen Politik den Nationalstaat noch in den Vordergrund, da er den Staat als alleinigen und dominierenden Akteur im Spiel der Akteure sah, erklären neue Theorien der Internationalen Beziehungen, dass neben Staaten auch Institutionen und private Akteure die Bühne der internationalen Politik betreten haben, so dass die dominanten Handlungsmöglichkeiten des Nationalstaats im globalen Zeitalter zu schwinden scheinen und sich nationalstaatliches Regieren daher in einem Wandel befindet. Dennoch haben sich trotz Einigkeit in der Erkenntnis, dass die Handlungsmöglichkeiten der Nationalstaaten von der Globalisierung tangiert werden, in der Debatte unterschiedliche Ansichten entwickelt, wie stark der Prozess der Globalisierung den Nationalstaat beeinflusst, wobei ein gemeinsamer und allgemeingültiger Lösungsansatz noch nicht in Sicht ist. Um der Fragestellung nach dem Wandel nationalstaatlichen Regierens im Kontext der Globalisierung nachzugehen, werde ich zuerst die Entstehung des Nationalstaats und damit einen historischen Überblick wiedergeben und danach versuchen den Begriff Globalisierung allgemein zu definieren, wobei ich noch explizit auf den von Michael Zürn in die Debatte eingeführten Begriff der „Denationalisierung“ eingehe. Darauf folgt der analytische Teil, der sich mit dem Wandel nationalstaatlichen Regierens beschäftigt und aufzeigen soll, inwieweit die Handlungsmöglichkeiten des Nationalstaats durch die globalen Prozesse tangiert werden. Weiter folgt ein Blick auf neue Akteure, die das Spielfeld der internationalen Politik betreten haben und dem Nationalstaat die Kompetenzen als Gestalter politischer Lösungen streitig machen. Abschließend erfolgt ein kurzer und kritischer Überblick des Global Governance-Konzepts, welches eine Alternative von Regieren jenseits des dominanten Nationalstaats aufzeigen soll. Als Abschluss folgt das obligatorische Fazit.
2 Historischer Kontext
Da soziale und politische Begriffe im Laufe der Zeit Veränderungen ausgesetzt sind, was in den Geschichtswissenschaften zur Entwicklung von eigenen Forschungsschwerpunkten führte, die je nach politischer, sozialer und kultureller Bindung, so wie Blickrichtung anders definiert und interpretiert werden, ist es sinnvoll die Begriffe Nationalstaat und Globalisierung zu definieren bzw. sie aus einem einheitlichen Kontext zu beleuchten, um einen gemeinsamen Gedanken- und Analysehintergrund zu erhalten.[1]
2.1 Der Nationalstaat
Um den Prozess der Staatenbildung zu verstehen, muss historisch bis zum „Westfälischen Frieden“ von 1648 zurückgeblickt werden, der den „Dreißigjährigen Krieg“ beendete und zur Herausbildung des „Westfälischen Systems“ führte, das im weiteren Sinne ein System von innen und außen souveränen Nationalstaaten bedeutet, welche auf dem Territorial-, Legalitäts-, und Souveränitätsprinzip beruhen. Im Laufe der Zeit schien sich das System zu bewähren, so dass der Nationalstaat in einigen Gebieten der Staatenwelt „für demokratische Formen der Legitimation geöffnet“[2] wurde und sich daher zum Sozialstaat bzw. demokratischen Wohlfahrtsstaat entwickeln konnte.[3] Obwohl der Nationalstaat seit 1648 vielen Veränderungen ausgesetzt gewesen ist, die jedoch nicht zu einer direkten Gefährdung, sondern den Nationalstaat eher zu Anpassungsleistungen an Gesellschaft und Zeit herausforderten, scheint der Nationalstaat aktuell – in Form der Globalisierung - einer Bedrohung ausgesetzt zu sein, welche die Grundprämissen des „Westfälischen Systems“ erschüttert und den Staat, in Form von Entgrenzung, Souveränitäts- und Legitimitätsverlust, zu entmachten drohen könnte.
2.2 Der Begriff Globalisierung
Es sind viele Versuche unternommen worden, den Begriff Globalisierung zu definieren, doch ob Globalisierung - als wissenschaftlicher Begriff - angemessen erscheint, ist umstritten, da Uneinigkeit darüber besteht, was Globalisierung schlussendlich bedeutet, so dass der Politikwissenschaftler Claus Leggewie Globalisierung sogar als „Plastikwort“ bezeichnete.[4]
Einig ist man sich aber darüber dass Globalisierung einerseits als Bedrohung und anderseits als Chance betrachtet wird, doch da sich der Ausdruck in einem Begriffsnebel zu befinden scheint, der nicht oder nur schwierig zu durchschauen ist, was sich dadurch verdeutlichen lässt, da er von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert, interpretiert und besetzt wird, wurde er in den letzten Jahren dennoch inflationär verwendet, so dass kaum ein wissenschaftliches Forschungsgebiet zu finden ist, welches nicht schon in den Kontext zur Globalisierung gesetzt wurde.[5] Dennoch herrscht nicht nur zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen Uneinigkeit, sondern finden sich auch innerhalb der Disziplinen verschiedene Ansätze, wie Globalisierung zu deuten und zu erklären ist, so dass Globalisierungsdefinitionen aufgrund hoher Komplexität zum Teil auf politische, wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Phänomene begrenzt bzw. reduziert und damit aus unterschiedlichen Blickwinkeln und daher nicht Gesamtkontext betrachtet werden.[6]
Da eine einheitliche Definition, laut Wichard Woyke, schon daran scheitern würde, dass Globalisierung je nach Pespektive unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet wird[7], möchte ich dennoch auf die häufig zitierte Definition von Anthony Giddens verweisen, der Globalisierung als „the intensification of world wide social relations which link distant localities in such a way the local happenings are shaped by events occurring many miles away and vice versa” definiert und damit besonders auf die Intensivierung globaler Beziehungen abzielt, die eine neue Dimension erreicht haben und sich nicht nur auf wirtschaftliche Prozesse beschränkt.[8] Des Weiteren werden die Annahmen und die Ausmaße der Globalisierung wissenschaftlich verschieden gedeutet. Während Globalisierungsbefürworter, wie Fukuyama, positiv betonen, dass Staaten sich unter dem Globalisierungsdruck anpassen und deregulieren müssen, um mehr Wohlstand zu generieren, weisen Globalisierungsskeptiker darauf hin, dass ein Gegengewicht zum immer dominanter werdenden Wirtschaftssystem geschaffen werden müsse. Daneben agiert eine weitere Gruppe von Globalisierungsskeptikern, welche die von vielen Wissenschaftlern als neues Phänomen angesehene Dynamik von globalen Prozessen mit Hilfe von historischen Vergleichen widerlegen möchten. Daher bleibt festzuhalten dass es unterschiedliche Ansätze, Methoden und Theorien gibt, wie Globalisierung gedeutet werden kann – jedoch keine allgemein gültige Definition.
2.3 Globalisierung vs. Denationalisierung
Um aufzuzeigen dass selbst der Begriff Globalisierung kritisch gesehen wird, möchte ich kurz den vom Politikwissenschaftler Michael Zürn in den Ring geworfenen Begriff der „Denationalisierung“ aufgreifen. Nach Zürn beschreibt Globalisierung die laufenden Prozesse nicht angemessen, da soziale Handlungszusammenhänge zwar nationale Grenzen überschreiten, diese aber weder global sind und sich auch keine Entwicklung hin zur Globalität betrachten lässt, was Zürn am grenzüberschreitenden Handel belegt, der sich primär innerhalb der drei Handelsblöcke EU, NAFTA und ASEAN vollzieht, so dass 28% der Weltbevölkerung 84% des Welthandels durchführen.[9] Anhand der Tiefen-, Breiten- und Höhendimension beschreibt Zürn noch drei weitere Dimensionen, welche die Begriffe „Denationalisierung“ und Globalisierung unterscheiden, und ein analytische Wege der Prozessbeschreibung bieten, die globale Prozesse auf andere Art und Weise betrachten.[10]
3 Nationalstaatliches Regieren im Kontext der Globalisierung
Meine These dass der Globalisierungsprozess die Handlungsfähigkeit des Nationalstaats erodiert, wie ich es schon in der Einleitung angedeutet habe, der zu einem Wandel nationalstaatlichen Regierens führt, möchte ich nun anhand einiger Beispiele belegen, wobei ich mich aufgrund des vorgegebenen Rahmens auf einige wenige Beispiele beschränken muss, die dennoch ausführlich aufzeigen, wodurch und in welcher Form eine Erosion der Handlungsfähigkeit des Nationalstaats entstanden ist. Des Weiteren weise ich auf das Konzept der Supranationalität hin, da es die Handlungsfähigkeiten der Nationalstaaten tangiert.
[...]
[1] Vgl. Koselleck, Reinhart: Begriffsgeschichten, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2006
[2] Habermas, Jürgen / Beck, Ulrich (Hg): Politik der Globalisierung, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998,
S. 72
[3] Vgl. Ebd.
[4] Leggewie, Claus: Die Globalisierung und ihre Gegner, München: Beck, 2003, S. 17
[5] Globalisierung wird interdisziplinär analysiert und erforscht.
[6] Vgl. Teusch, Ulrich: Die Staatengesellschaft im Globalisierungsprozess, Wiesbaden: Westdt. Verlag, 2003
, S. 31
[7] Vgl. Woyke, Wichard (Hg.): Handwörterbuch internationale Politik, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2000 (8. Auflage), S. 136
[8] Giddens, Anthony: The consequences of modernity, Cambridge: Polity Press, 1990, 85
[9] Vgl. Zürn, Michael: Regieren jenseits des Nationalstaats, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998, S. 68
[10] Da ich im Titel den Begriff Globalisierung verwende, möchte ich nun nicht zu weit ausschweifen, doch sah ich es als notwendig an, den Begriff von Michael Zürn zu erwähnen, da er einen großen Beitrag zur Forschung der grenzüberschreitenden Prozesse geleistet hat.
- Arbeit zitieren
- Florian Weyand (Autor:in), 2009, Der Wandel nationalstaatlichen Regierens im Kontext der Globalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127745
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