Der Verfasser des 1509 in Augsburg gedruckten Romans war sehr darauf bedacht, dem Leser
nahe zubringen, dass nicht die Wahl zwischen Weisheit oder Reichtum besteht, sondern beide
Güter wichtig und sogar unzertrennlich sind. Im Epilog verweist er auf die salomonische
Weisheit, eine Wahl, die dem mächtigen Herrscher nicht nur Ruhm gebracht, sondern ihn
auch zum reichsten Herrscher der Welt gemacht hat.
Der Fortunatus-Roman versucht, die Notwendigkeit von Erziehung und Bildung über die
Darstellung von negativen Folgen ihrer Mängel der Öffentlichkeit zu vermitteln.1 Fortunatus kommt aus einer verarmten Patrizierfamilie, sein Vater ain edler purge / altz
herkommens verlor sein Vermögen bei Spielen, stechen und dueliren. Als Nichtadeliger ließ
er sich auf eine feudale Art zu leben ein. Adelige Standeszugehörigkeit wurde durch
Repräsentation dokumentiert. Dabei taucht ein Problem auf: Der Besitz des Adels war
unproduktiv, er war weniger auf Verwendung des Wertes als vielmehr auf die Aneignung von
Gebrauchswerten gerichtet. Die feudale Gesellschaft war agrarisch, der Adel lebte vom Ertrag
der Bewirtschaftung seines Bodens.2 Theodorus versäumte bei seiner nicht standesgemäßen
Lebensart, seine Lebensgrundlage und Standeszugehörigkeit zu sichern. Er hinterließ seinem
Sohn nichts anderes als eine Erziehung, die den feudalen Ansprüchen als Junker genügte.3
Die Armut zwingt Fortunatus zum Entschluss, in die Fremde zu ziehen. Er gibt die
traditionelle Gemeinschaft auf und somit seine Bindungen, um nach dem Glück zu jagen. Bei
seiner Glückssuche in der Welt hat er das Ziel, die Rehabilitierung der Familie, immer vor
Augen. Fraglich ist, ob dieses Ziel auch sein Glück garantiert.4
1 Vgl., Kästner, H., „Fortunatus“, S. 186
2 Vgl., Bachorski, H.-J., „Geld und soziale Identität im ´Fortuntaus`“, S 237
3 Ebd., S. 168
4 Vgl., Kästner, H., „Fortunatus und Faustus“, S. 93
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reiseerfahrungen
- Ausgangssituation
- Erste Erfahrungen mit dem neuerworbenen Reichtum
- Lüpoldus
- Die Reise
- Wiedergewinnung einer standesgemäßen Existenz
- Feudale Gesellschaft
- Bedeutung des Geldes im Roman
- Beziehungen
- Fortunatus` Suche nach Glück und Identität
- Das Geld als Schöpfer seines Besitzers
- Frühhumanistische Moral-Philosophie
- Virtus und fortuna im „Remedia“
- Im Roman
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Roman „Fortunatus“ aus dem 16. Jahrhundert und analysiert die Rolle des Geldes in der Suche nach Glück und Identität des Protagonisten. Der Autor des Romans möchte dem Leser verdeutlichen, dass Weisheit und Reichtum nicht gegensätzlich sind, sondern einander ergänzen.
- Die Auswirkungen von Reichtum auf das Leben des Fortunatus
- Die Bedeutung von Erziehung und Bildung für das Glück
- Die Problematik des feudalen Gesellschaftssystems
- Der Konflikt zwischen materiellen Werten und inneren Werten
- Die Rolle der Fortuna in der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Intention des Autors, dem Leser die Bedeutung von Weisheit und Reichtum als unzertrennliche Güter zu vermitteln. Der Roman beginnt mit der Darstellung der prekären Situation des Protagonisten Fortunatus, der aus einer verarmten Patrizierfamilie stammt. Die Armut zwingt ihn, sein Zuhause zu verlassen und in der Fremde nach Glück und Reichtum zu suchen. Er begegnet Fortuna, die ihm die Wahl zwischen Weisheit und Reichtum bietet. Fortunatus entscheidet sich für den Reichtum, der ihm jedoch nur Isolation und Gefahren bringt.
Das Kapitel „Reiseerfahrungen“ schildert die ersten Erfahrungen Fortunatus mit seinem neu erworbenen Reichtum. Seine Begegnung mit dem Waldgrafen zeigt ihm die Gefahren, die mit unverstandenem Reichtum einhergehen. In Nantis lernt er Lüpoldus kennen, einen erfahrenen Weltreisenden, der ihm wertvolle Lebenserfahrung vermittelt.
Schlüsselwörter
Fortunatus, Glück, Geld, Reichtum, Weisheit, Bildung, Feudalismus, Gesellschaft, Identität, Fortuna, Erfahrung, Moral-Philosophie, Virtus, Remedia.
- Quote paper
- Inna Moltschanova (Author), 2001, Suche nach Glück und die Ohnmacht des Geldes in Fortunatus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12781