Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Techniken und Typen des unzuverlässigen Erzählens sowie dem unzuverlässigen Erzähler. Anhand des Filmbeispiels "Lucky Number Slevin" (2006) soll konkret untersucht werden, wie der Rezipient durch den unzuverlässigen Erzähler herausgefordert wird. Die zentrale Fragestellung ist hierbei, wie es dem Film gelingt, den Zuschauer zu täuschen.
Jede Narration im Film folgt einem bestimmten Muster, auch um die Verständlichkeit für den Rezipienten zu vereinfachen. Bei der Erstrezeption des Films hat der Rezipient zwar kein spezifisches Filmwissen, jedoch aber ein bestimmtes Maß an Vorwissen über das Filmgenre, Schauspieler und möglicherweise auch den Regisseur. So begegnet jeder Zuschauer einem neuen Film mit einer Erwartungshaltung. Filmemacher können sich an dieser Erwartungshaltung orientieren oder aber sie manipulieren, indem sie bewusst falsche Fährten legen und den Zuschauer täuschen. Solche „Filme treiben ein Spiel mit dem Rezipienten“, ein „Spiel mit Wahrheit und Fiktion innerhalb der erzählten Welt“.
In einer Reihe von bekannten Filmen wurde sich diese Erzählmethode zunutze gemacht, wie beispielsweise in „The Sixth Sense“ (1999), „Fight Club“ (1999) oder „Shutter Island“ (2010). Es ist die Methode des unzuverlässigen Erzählens bzw. des unzuverlässigen Erzählers. Der Erzähler ist die Instanz, die die Informationen über die erzählte Welt vermittelt, aus denen der Zuschauer sich die Realität der erzählten Welt konstruiert. Will der Filmemacher seine Zuschauer täuschen, verwendet er den unzuverlässigen Erzähler. Seinen Ursprung hat der unzuverlässige Erzähler in der Literaturwissenschaft, seit den 1990er Jahren findet er aber auch vermehrt in der Filmindustrie Anwendung.
Die zentrale Eigenschaft des unzuverlässigen Erzählers ist, dass er handlungsrelevante Informationen verschweigt oder bewusst oder unbewusst lügt und der Rezipient somit ein falsches Bild der fiktiven Realität vermittelt bekommt. Am Ende eines Films mit unzuverlässigem Erzähler folgt in der Regel eine unerwartete Wendung in der Handlung, die die Täuschung offenbart. Hierbei werden meist alle entstandenen Unklarheiten lückenlos aufgeklärt. Aber nicht nur der Erzähler kann lügen oder täuschen, auch die Filmkamera ist eine Vermittlungsinstanz und somit nicht zwingend neutral.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zentrale Begriffe
- Merkmale und Arten des unzuverlässigen Erzählens
- Daten und Fakten
- Handlung
- Unzuverlässiges Erzählen in Lucky Number Slevin
- Entwicklung des Zuschauerwissens
- Beispiele des unzuverlässigen Erzählens anhand des Films
- Zusammenfassung
- Film- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Erzähltechnik des unzuverlässigen Erzählens im Film und analysiert dessen Einfluss auf die Rezeption des Zuschauers. Ziel ist es, die Funktionsweise des unzuverlässigen Erzählens sowie seine verschiedenen Techniken und Typen zu beleuchten. Darüber hinaus wird anhand des Beispiels "Lucky Number Slevin" untersucht, wie der Film es schafft, den Zuschauer durch den unzuverlässigen Erzähler zu täuschen und seine Wahrnehmung der erzählten Welt zu beeinflussen.
- Unzuverlässiges Erzählen im Film
- Techniken und Typen des unzuverlässigen Erzählens
- Die Rolle der Kamera als Vermittlungsinstanz
- Der Plot Twist als zentrales Element
- Die Manipulation des Zuschauerwissens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des unzuverlässigen Erzählens im Film ein und erläutert die Bedeutung von Vorwissen und Erwartungshaltung des Zuschauers. Sie beschreibt, wie Filmemacher diese Faktoren manipulieren können, um den Zuschauer zu täuschen und ihn aktiv in die erzählte Welt einzubeziehen. Die zentralen Begriffe wie "Spectator", "Character", "Fokalisierung" und "Plot Twist" werden definiert und in Bezug auf die Thematik des unzuverlässigen Erzählens gesetzt. Das dritte Kapitel widmet sich den Merkmalen und Arten des unzuverlässigen Erzählers, wobei der Fokus auf die Verbindung zwischen Literaturwissenschaft und Filmindustrie liegt. Der Schwerpunkt liegt darauf, wie die unzuverlässige Erzählinstanz den Rezipienten durch bewusste oder unbewusste Täuschung ein falsches Bild der fiktiven Realität vermittelt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Handlung des Films "Lucky Number Slevin", während das sechste Kapitel die konkrete Analyse des unzuverlässigen Erzählens in diesem Film beinhaltet. Hierbei wird untersucht, wie der Zuschauer durch die bewusste Manipulation des Wissens und die Inszenierung von falschen Fährten herausgefordert und getäuscht wird. Das Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Zuschauerwissens im Laufe des Films und analysiert konkrete Beispiele, die die unzuverlässige Erzählstruktur demonstrieren.
Schlüsselwörter
Unzuverlässiges Erzählen, Film, Erzähler, Kamera, Spectator, Character, Fokalisierung, Plot Twist, Täuschung, Manipulation, Zuschauerwissen, "Lucky Number Slevin".
- Quote paper
- Eva Greger (Author), 2022, Techniken und Typen des unzuverlässigen Erzählens. Das Filmbeispiel "Lucky Number Slevin" (2006), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1278773