Das Ende des zweiten Weltkriegs bedeutete für das Pressewesen einen kompletten Neuanfang, welcher unter strenger Aufsicht der Besatzungsmächte erfolgte. Die westlichen Alliierten entschieden sich für eine 3-Phasen Entwicklung. Anfangs fand eine Zäsur statt, in der ausschließlich von den Besatzungsmächten veröffentlichte Zeitungen herauskommen durften. In der zweiten Phase wurden dann Mitteilungsblätter verbreitet und in der dritten Phase erschien die erste deutsche Zeitung unter der Kontrolle der Alliierten.
Die Sowjets hatten eine andere Zielsetzung. Noch bevor die SMAD (Sowjetische Militäradministration) gegründet wurde, gaben Soldaten Nachrichtenblätter an die Bevölkerung heraus. Dabei handelte es sich mehr um Flugblätter, auf denen Nachrichten in deutscher Sprache standen und durch die die Gründung einer Zeitung vorbereitet werden sollte.
Es entstanden im Westen einige neue Zeitungen, von denen viele nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden. Geblieben sind bis heute z.B. die „Neue Presse“ und „Frankfurter Rundschau“. Alle Zeitungen wurden jedoch von den Alliierten lizensiert - z.B. der französisch lizensierte „Kurier“, der britisch lizensierte „Telegraf“ und die mit US-amerikanischer Lizenz gedruckte „Neue Zeitung“ - aus der in dieser Arbeit ein Artikel analysiert wird.
Ein Wille der Allliierten, die Zeitungen zu Propagandazwecken zu nutzen, war seitens der westlichen Alliierten weniger stark erkennbar als auf Seiten der Sowjetischen Besatzer welche die Berichterstattung ausschließlich zur Agitation nutzten. Hier wurde die Zeitung „Neues Deutschland“ zum Sprachrohr der SED, der sie unterstand. Auch die Lizenzvergabe erfolgte auf unterschiedliche Weise. Die drei westlichen Alliierten vergaben Lizenzen fast nur an Einzelpersonen, die Sowjets dagegen hauptsächlich an Interessensorganisationen wie Parteien, Gewerkschaften und andere Massenorganisationen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Vorbemerkungen
- Ursachen der Vereinigung von SPD (Ost) und KPD (Ost)
- Sprachliche Erörterungen zu Artikeln der Westpresse
- Neue Zeitung vom 22. April 1946: „Die SED in Berlin gegründet“
- Hamburger Echo vom 20. April 1946: Grothewohls „Zentralausschuẞ“ hat kapituliert. Der letzte Akt der „Einheits“-Tragödie in Berlin
- Sprachliche Erörterungen zu Artikeln der Ostpresse
- Die Einheit vom 4. April. 1946: „Der Sieg muß unser sein!“ Kommentar von H. Al. Pohlmeyer
- Volkszeitung vom 2. April 1946: „Die Niederlage der Einheitsgegner in Berlin“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Fusion der SPD (Ost) und der KPD (Ost) zur SED im April 1946, die in der deutschen Presse der Zeit unterschiedliche Reaktionen hervorrief. Das Ziel ist es, die sprachlichen Besonderheiten der Berichterstattung in Ost- und Westdeutschland zu analysieren, um die politische und ideologische Perspektive der jeweiligen Medienlandschaft zu beleuchten.
- Sprachliche Unterschiede in der Berichterstattung über die SED-Gründung
- Analyse der Verwendung von Schlagwörtern, Fahnenwörtern und Stigmawörtern
- Untersuchung der Schreibtechniken und Attribuierungen in Artikeln der Ost- und Westpresse
- Die Rolle der Medien in der „antifaschistisch-demokratischen Umerziehung“ in der sowjetischen Besatzungszone
- Die Bedeutung von „Hochwertwörtern“ wie Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit in der politischen Propaganda
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beschreibt den Kontext der Presselandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, die unter der Aufsicht der Besatzungsmächte neu entstand. Dabei werden die unterschiedlichen Zielsetzungen der westlichen Alliierten und der Sowjets in Bezug auf die Medienberichterstattung hervorgehoben.
- Historische Vorbemerkungen: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die historischen Hintergründe der Fusion der SPD (Ost) und KPD (Ost) zur SED, die von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) initiiert wurde.
- Sprachliche Erörterungen zu Artikeln der Westpresse: Hier werden zwei Artikel aus Westdeutschen Zeitungen analysiert, um die Sichtweise der westlichen Medien auf die SED-Gründung zu beleuchten. Es werden beispielsweise die Verwendung von Stigmawörtern und die Darstellung der SED als Instrument der Sowjetischen Besatzung betrachtet.
- Sprachliche Erörterungen zu Artikeln der Ostpresse: Dieses Kapitel analysiert zwei Artikel aus Ostdeutschen Zeitungen, um die Perspektive der SED-nahen Medien auf die Fusion darzustellen. Dabei werden beispielsweise Fahnenwörter, Hochwertwörter und andere Schreibtechniken untersucht, die die SED als progressive Kraft und die Einheit der Arbeiterklasse propagieren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Themengebiete dieser Arbeit sind die Fusion der SPD (Ost) und KPD (Ost) zur SED, die Analyse der sprachlichen Besonderheiten in der Berichterstattung der Ost- und Westpresse, die Verwendung von Schlagwörtern, Fahnenwörtern und Stigmawörtern, sowie die Bedeutung der Medien in der politischen Propaganda. Darüber hinaus werden Themen wie die „antifaschistisch-demokratische Umerziehung“ und die Bedeutung von „Hochwertwörtern“ wie Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit behandelt.
- Quote paper
- Stefanie Scholl (Author), 2003, Die Fusion von SPD (Ost) und KPD (Ost) zur SED, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12788