[...] Dieses Zitat soll zur Veranschaulichung der vielschichtigen Probleme, die mit der Thematik
Multikulturalismus einhergehen, dienen. Zunächst ermangelt es an einem eindeutigen
begrifflichen Instrumentarium. Es existieren keine allgemeingültigen Definitionen der
Begriffe „Kultur“, „multikulturelle Gesellschaft“ oder „Minderheit“. Dies macht es nahezu
unmöglich eine universal anwendbare Theorie zu entwickeln. Axel Schulte verwendet in
diesem Zusammenhang die Formulierung ‚Vorstellung’ und nimmt somit eine deutliche
Abgrenzung zu einer ‚sozialwissenschaftlich fundierten Theorie’2 vor. Darüber hinaus spricht
er von Einwanderern und ignoriert damit - ganz im Gegensatz zu Kymlicka - nationale
Minderheiten und deren Forderung nach Gleichbehandlung oder sogar Selbstbestimmung. Er
erkennt jedoch durchaus die Unterscheidung von ‚struktureller’ Dimension und kultureller
Dimension und vermeidet somit die Gefahr der Kulturhervorhebung in seiner Ausarbeitung.
Unabhängig davon sollte eine Theorie des Multikulturalismus auch Antworten auf Fragen zur
Bedeutung der eigenen Kultur für den Menschen, Legitimität einer solchen Politik, dem
Umgang mit illigitimen bzw. intoleranten Gruppen sowie der Selektion durch die Gesellschaft
oder durch Staatliche Eingriffe bieten. Mit dem Wissen um diese Problematik wird offensichtlich wie schwierig sich die Gestaltung
einer universellen Theorie des Multikulturalismus erweist. Dennoch haben sich einige
Philosophen daran gewagt, wobei Will Kymlicka eine nicht zu leugnende herausragende
Stellung einnimmt.
Im folgenden werde ich nun zunächst einige Vorschläge diverser Autoren zur Definition der
Begriffe Kultur, multikulturelle Gesellschaft und Minderheit aufgreifen, um auf die damit
verbundenen Schwierigkeiten näher einzugehen. Ich werde anschließend Kymlickas Position
zu diesem Thema kritisch beleuchten. Dabei werde ich mich hauptsächlich auf seine Werke
„Multicultural Citizenship“ sowie „Multikulturalismus und Demokratie“ konzentrieren und
dies mit Kommentaren bzw. Sichtweisen anderer Autoren ergänzen um die zentralen Thesen
des Multikulturalismus zu erarbeiten. Anschließend werde ich noch den demokratischen
Multikulturalismus behandeln, bevor ich die Arbeit mit einem Fazit schließe.
2Vgl. Axel Schulte, Multikulturelle Gesellschaft: Chance Ideologie oder Bedrohung?, In: Politik und
Zeitgeschichte Bd. Heft 23-2 (1990) S. 5
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Hauptteil
- A Begriffsdefinitionen
- 1 Kultur
- 2 Multikulturelle Gesellschaft
- 3 Minderheit
- B Ziele des Multikulturalismus
- C Anforderungen an den Multikulturalismus
- D Positionen des Multikulturalismus
- 1 Liberaler Multikulturalismus
- 2 Demokratischer Multikulturalismus
- A Begriffsdefinitionen
- III Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Idee des Multikulturalismus und analysiert die verschiedenen Dimensionen, die mit dieser komplexen Thematik einhergehen. Der Fokus liegt auf der Analyse unterschiedlicher Definitionen des Begriffs „Kultur“ und der Entwicklung einer umfassenden Theorie des Multikulturalismus. Insbesondere wird die Position des liberalen Multikulturalismus im Werk von Will Kymlicka kritisch beleuchtet und mit den Ansätzen anderer Autoren verglichen.
- Begriffsdefinitionen von „Kultur“, „multikulturelle Gesellschaft“ und „Minderheit“
- Die Ziele und Anforderungen an den Multikulturalismus
- Der Vergleich verschiedener Positionen des Multikulturalismus, insbesondere des liberalen Multikulturalismus
- Die Kritik am liberalen Multikulturalismus
- Der Einfluss von kulturellen Dimensionen auf die Gestaltung einer multikulturellen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Komplexität der Thematik Multikulturalismus heraus und verdeutlicht die fehlenden klaren Begrifflichkeiten. Sie führt in die Problematik der Begriffsdefinitionen von „Kultur“, „multikulturelle Gesellschaft“ und „Minderheit“ ein. Anschließend wird die Bedeutung einer Theorie des Multikulturalismus und die Notwendigkeit, Antworten auf zentrale Fragen des Zusammenlebens in einer multikulturellen Gesellschaft zu finden, aufgezeigt.
Der Hauptteil beginnt mit einer Analyse verschiedener Definitionen der zentralen Begriffe. Anschließend wird Kymlickas Position zum liberalen Multikulturalismus im Detail untersucht. Die Arbeit vergleicht seine Thesen mit Kommentaren und Sichtweisen anderer Autoren und diskutiert die zentralen Argumente des Multikulturalismus. Abschließend wird der demokratische Multikulturalismus behandelt.
Schlüsselwörter
Multikulturalismus, Kultur, multikulturelle Gesellschaft, Minderheit, liberaler Multikulturalismus, demokratischer Multikulturalismus, Will Kymlicka, Zivilisation, Einwanderung, nationale Minderheiten, Gleichbehandlung, Selbstbestimmung, Integration, Interkulturalität.
- Arbeit zitieren
- Volker Schmidt (Autor:in), 2003, Die Idee des Multikulturalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12790