Die „Welt birgt viele gute Menschen, auch wenn sie Ungeheuern Raum gewährt.“ (Bram Stoker: Dracula)
In unserem Sprachgebrauch definieren wir das Ungeheuerliche als etwas anormales, der Gesellschaft nicht inhärentes. Das Ungeheuer ist für die Menschen nicht fassbar und ruft Gefühle der Angst und des Abscheus hervor. Als nicht menschliche Gestalt hebt es sich klar in seiner Wesenhaftigkeit ab. Doch was ist, wenn sich das Ungeheuer als Mensch tarnt und unauffällig in der Gesellschaft lebt, bis der Wolf seinen Schafspelz abwirft und seine Opfer findet und tötet?
In dieser Arbeit soll es um zwei historische Figuren gehen, deren augenscheinlichste Verbindung zunächst in der Art und Weise liegt, wie sie ihre Opfer töten: dem Vampirbiss.
Dracula, die Romanfigur, die von Bram Stoker erfunden wurde, stellt dabei einen Schwerpunkt der Arbeit dar, fußt unsere heutige Vorstellung vom Vampir doch hauptsächlich auf der literarischen Darstellung des Klassikers aus dem 19. Jahrhundert.
Den extremen Gegensatz dazu bildet die Person des Fritz Haarmann, der von den Medien im Deutschland der 20er Jahre, als „Vampir von Hannover“ tituliert wurde.
In dieser Arbeit sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Blutsauger Dracula und dem Massenmörder Haarmann herausgearbeitet werden. Dabei sollen sowohl ihr Charakter, als auch die gesellschaftlichen Bedingungen analysiert werden, sowie die Bedeutung der Religion und der Medien.
Den Schluss bildet die Auseinandersetzung mit dem Thema des Mythos um den Vampir und inwieweit durch den Fall Haarmann eine Entmythisierung stattfindet.
Inhaltsverzeichnis
- I. Vergleich von Dracula mit dem „Vampir von Hannover“
- 1. Einleitung
- 2. Der Vampir als Advokat vs. Die Schlichtheit des Anthropophagen
- 2.1. Figurenstudie Dracula – der aristokratische Blutsauger
- 2.2. Personenstudie Haarmann – der „Vampir von Hannover“
- 2.3. Der Vampir mit der irdischen Hülle – der Mensch mit dem tödlichen Biss: Unterschiede und Parallelen
- 3. Die Wahl und die Bemächtigung der Opfer
- 3.1. Jungfräuliches Blut für Dracula
- 3.2. „Och, sind ja doch bloß Puppenjungen“ – Haarmanns Opfer
- 4. „Jeder tötet, was er liebt.“ – Der Todeskuss im Zeichen der Leidenschaft
- 4.1. Dracula als Inbegriff der männlichen Brutalität & Sexualität
- 4.2. Die „Bluthochzeit“ zur Überwindung von Grenzen
- 4.3. Kastration des Vampirs - Zurückgewonnene Potenz
- 4.4. Der Todeskuss des Fritz Haarmann
- 5. Der viktorianische Dämon vs. der Teufel der goldenen 20er Jahre
- 5.1. Der Aberglauben der slawischen Bevölkerung in Dracula
- 5.2. Nachkriegsdeutschland im Blutrausch
- 5.3. Der Himmel über Fritz Haarmann
- 5.4. Die Bedeutung der Medien Der Hype um die „blutige Dame“ und den Massenmörder Haarmann
- 6. Die formale Umsetzung von Dracula und den Haarmann-Protokollen
- 7. Rezeption
- 7.1. Dracula - Die Lust am Grusel
- 7.2. Die Haarmann-Protokolle - Der unangenehme Grusel
- II. Mythos Dracula vs. die Entmythisierung durch den „Vampir von Hannover“ – Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Bram Stokers Dracula und dem Serienmörder Fritz Haarmann, der in den Medien als „Vampir von Hannover“ bezeichnet wurde. Die Analyse fokussiert auf die Charaktere, die gesellschaftlichen Kontexte, die Rolle von Religion und Medien, und die Frage nach der Mythisierung und Entmythisierung des Vampirismus.
- Vergleich der Figuren Dracula und Haarmann
- Analyse der Opferauswahl und -behandlung
- Untersuchung der gesellschaftlichen und historischen Kontexte
- Rolle der Medien und die Konstruktion des „Vampir“-Mythos
- Die Mythisierung und Entmythisierung des Vampirismus
Zusammenfassung der Kapitel
I. Vergleich von Dracula mit dem „Vampir von Hannover“: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und vergleicht die fiktive Figur Dracula mit dem realen Serienmörder Fritz Haarmann. Es analysiert sowohl die Ähnlichkeiten in ihrer Vorgehensweise (das Töten durch einen „Vampirbiss“ als Metapher) als auch die tiefgreifenden Unterschiede in ihren Persönlichkeiten, Motivationen und den gesellschaftlichen Kontexten, in denen sie agierten. Der Vergleich beleuchtet die Konstruktion des „Vampir“-Bildes in beiden Fällen und untersucht die Rolle von Medien und Aberglauben.
2. Der Vampir als Advokat vs. Die Schlichtheit des Anthropophagen: Dieser Abschnitt vertieft den Vergleich der beiden Protagonisten. Dracula wird als aristokratischer, kultivierter Blutsauger dargestellt, der sich geschickt tarnt und manipuliert. Im Gegensatz dazu steht Haarmann als einfacher, brutaler Massenmörder. Der Abschnitt analysiert die unterschiedlichen Strategien der Opferauswahl und -behandlung, sowie die psychologischen Motive hinter ihren Taten.
3. Die Wahl und die Bemächtigung der Opfer: Hier wird die Opferauswahl beider Figuren detailliert untersucht. Bei Dracula steht das jungfräuliche Blut im Vordergrund, während Haarmanns Opfer vorwiegend junge Männer waren. Der Abschnitt beleuchtet die Machtstrukturen und die Dynamik der Beziehung zwischen Täter und Opfer in beiden Fällen. Die unterschiedlichen Opferprofile spiegeln die verschiedenen gesellschaftlichen und psychologischen Hintergründe der Täter wider.
4. „Jeder tötet, was er liebt.“ – Der Todeskuss im Zeichen der Leidenschaft: Dieser Abschnitt analysiert die Thematik von Liebe, Gewalt und Sexualität im Kontext der beiden Figuren. Er untersucht Draculas Darstellung als Inbegriff männlicher Brutalität und Sexualität und vergleicht dies mit Haarmanns Motiven. Die Rolle von Leidenschaft und Gewalt wird im Detail beleuchtet, wobei die Kapitel den „Todeskuss“ als zentralen Aspekt hervorheben und die psychologischen Mechanismen dahinter untersuchen.
5. Der viktorianische Dämon vs. der Teufel der goldenen 20er Jahre: Hier werden die gesellschaftlichen und historischen Kontexte von Dracula und Haarmann verglichen. Der Abschnitt untersucht den Aberglauben der Bevölkerung in Dracula's Umfeld im Gegensatz zu den gesellschaftlichen und politischen Umständen im Nachkriegsdeutschland der 1920er Jahre. Der Einfluss der Medien auf die Konstruktion des öffentlichen Bildes beider Figuren wird analysiert, mit Fokus auf den Hype um Haarmann.
6. Die formale Umsetzung von Dracula und den Haarmann-Protokollen: Dieser Abschnitt untersucht die literarische Gestaltung von Stokers Dracula und vergleicht diese mit der formalen Darstellung der Haarmann-Protokolle. Es werden die unterschiedlichen narrativen Strategien und die Wirkung auf den Leser analysiert. Der Fokus liegt auf den stilistischen Unterschieden und der Art und Weise, wie die Geschichte in beiden Fällen erzählt wird.
Schlüsselwörter
Dracula, Fritz Haarmann, Vampirismus, Serienmörder, Massenmord, Opferauswahl, Medienwirkung, Mythenbildung, historischer Kontext, viktorianische Gesellschaft, 1920er Jahre, Sexualität, Gewalt, Psychologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Vergleich von Dracula und dem „Vampir von Hannover“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die fiktive Figur Dracula aus Bram Stokers Roman mit dem realen Serienmörder Fritz Haarmann, der in den Medien als „Vampir von Hannover“ bekannt wurde. Der Fokus liegt auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden beider Figuren, ihren gesellschaftlichen Kontexten, der Rolle der Medien und der Mythisierung bzw. Entmythisierung des Vampirismus.
Welche Themen werden im Einzelnen untersucht?
Die Analyse umfasst einen detaillierten Vergleich der Figuren Dracula und Haarmann, die Untersuchung ihrer Opferauswahl und -behandlung, die Analyse der gesellschaftlichen und historischen Kontexte (viktorianisches England vs. Nachkriegsdeutschland der 1920er Jahre), die Rolle der Medien bei der Konstruktion des „Vampir“-Mythos und die Auseinandersetzung mit der Mythisierung und Entmythisierung des Vampirismus selbst. Weiterhin werden die literarische Gestaltung von Stokers Dracula und die formalen Aspekte der Haarmann-Protokolle verglichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile. Teil I vergleicht Dracula und Haarmann in verschiedenen Aspekten, einschließlich ihrer Opferwahl, der Darstellung von Gewalt und Sexualität, sowie der gesellschaftlichen und medialen Rezeption. Teil II fasst die Ergebnisse zusammen und zieht Schlussfolgerungen zum Mythos Dracula im Vergleich zur Entmythisierung durch den Fall Haarmann. Die Arbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis.
Welche Aspekte des Vergleichs zwischen Dracula und Haarmann werden besonders hervorgehoben?
Besondere Aufmerksamkeit wird dem Vergleich der Figuren selbst gewidmet (Dracula als aristokratischer Vampir vs. Haarmann als einfacher Massenmörder), der Analyse der Opferauswahl und -behandlung (jungfräuliche Opfer bei Dracula vs. vorwiegend junge Männer bei Haarmann), der Rolle von Liebe, Gewalt und Sexualität in beiden Fällen und der Untersuchung der unterschiedlichen gesellschaftlichen und historischen Kontexte (Aberglaube und viktorianische Gesellschaft vs. Nachkriegsdeutschland und die Rolle der Medien).
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit untersucht, wie der Mythos des Vampirs durch die Gegenüberstellung der fiktiven Figur Dracula mit dem realen Fall Haarmann beleuchtet und möglicherweise entmythologisiert werden kann. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden analysiert, um ein umfassenderes Verständnis von Vampirismus als sozialem Phänomen und der Konstruktion von Mythen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten zu erlangen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Dracula, Fritz Haarmann, Vampirismus, Serienmörder, Massenmord, Opferauswahl, Medienwirkung, Mythenbildung, historischer Kontext, viktorianische Gesellschaft, 1920er Jahre, Sexualität, Gewalt, Psychologie.
- Arbeit zitieren
- Kristina Hötte (Autor:in), 2008, Der mythische und der moderne Dracula - Vampirismus bei Bram Stoker's "Dracula" und in dem Fall Fritz Haarmann, dem "Vampir von Hannover", im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127974