Perspektiven des Dollar als Leitwährung


Seminararbeit, 2008

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Begriffsklärungen: Leitwährung, internationale Währung
1.2. Funktionen einer internationalen Währung

2. Einflussgrößen einer internationalen Währung
2.1. Größe der Volkswirtschaft, Reservehaltung und Finanzmärkte
2.2. Netzwerkexternalitäten

3. Vorteile durch die Ausgabe der Leitwährung und mögliche Konkurrenten des Dollar

4. Aussichten des Dollar als wichtigste internationale Währung anhand der Einflussgrößen einer internationalen Währung im Vergleich zum Euro
4.1.1. Wichtige Kennzahlen im Vergleich
4.1.2. Status als Reservewährung
4.1.3. Finanzmärkte in den USA und im Euro-Raum
4.1.4. Politische Faktoren
4.1.5. Kontroverse um Zukunftschancen des Dollar im Vergleich zum Euro

5. Elektronisches Geld als Zukunftsszenario

6. Schlußfolgerungen

Quellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Funktionen einer internationalen Währung

Tabelle 2 Vergleich von Schlüsselindikatoren der USA und EWU

Tabelle 3 Devisenreserven nach Währung, absolut und in Prozent

Tabelle 4 Anteil der Währungen am Gesamtumsatz der Devisenmärkte

Tabelle 5 Devisenmarktumsatz nach Währungpaaren aufgeschlüsselt

Tabelle 6 Devisenmarktumsatz verteilt auf Länder

1. Einleitung

Der Begriff Leitwährung ist allgemein bekannt und im Sprachgebrauch weit verbreitet. Was sich hinter dem Begriff verbirgt und wann eine Währung als Leitwährung bezeichnet wird ist jedoch nur wenigen klar. Heute wird der Dollar als Leitwährung bezeichnet. Ob dies auch in Zukunft der Fall sein wird ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen und findet auch in den Medien Beachtung.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs löste der Dollar den Pfund Sterling endgültig als Leitwäh­rung ab. Durch das Bretton Woods System wurde der Dollar als Leitwährung offiziell anerkannt.

Die Frage, die in dieser Arbeit beantwortet werden soll ist, was eine Leitwährung ausmacht, ob die Stellung des Dollar als Leitwährung gefestigt ist, welche Veränderungen zu erwarten sind und welche Voraussetzungen dafür nötig sind. Dabei werden auch mögliche Konkurrenten genannt, die den Dollar als Leitwährung verdrängen könnten.

1.1. Begriffsklärungen: Leitwährung, internationale Währung

Es existiert keine eindeutige Definition für eine Leitwährung über die Einigkeit besteht. Oft­mals werden verschiedene Begriffe wie Schlüsselwährung, Reservewährung oder internatio­nale Währung gleichwertig gebraucht.[1] Als Leitwährung im engeren Sinne kann diejenige Wäh­rung verstanden werden, an der das Ausland die dortige Währung anlehnt. Einer Leitwährung im weiteren Sinne kommen jedoch neben dieser Funktion als Anker- oder Refe­renzwährung vielfältige andere Aufgaben zu. In dieser Arbeit soll deshalb der Begriff internationale Währung für Währungen gebraucht werden, die zumindest regional oder teil­weise die Aufgaben einer Leitwährung übernehmen. Die dominierende internationale Währung wird dementsprechend als Leitwährung bezeichnet. Eine Leitwährung übernimmt also die vorherrschende Rolle bei der Ausübung der im Folgenden dargestellten Funktionen einer internationalen Währung. Jedoch ist zu beachten, dass neben der Leitwährung internationale Währungen existieren, die genannte Funktionen, wenn auch in geringerem Maße, ebenfalls übernehmen.

1.2. Funktionen einer internationalen Währung

Internationale Währungen erfüllen drei wesentliche Funktionen, die von Regierungen bzw. Wäh­rungsbehörden einerseits und dem privaten Sektor andererseits außerhalb des ausgebenden Landes genutzt werden. Es sind dieselben drei Funktionen, die eine Währung im Inland erfüllt.[2] Eine internationale Währung stellt in gewisser Weise ein internationales öffentli­ches Gut dar.[3] Zwischen der öffentlichen und privaten Verwendung einer internationalen Währung kann eine Interdependenz ausgemacht werden. Zwar wird die Stel­lung des Dollar vor allem auf den privaten Sektor zurückgeführt, jedoch beeinflusst die Zusammensetzung der Devisenreserven von Währungsbehörden die private Nachfrage und um­gekehrt.[4]

Erstens dient eine internationale Währung als Wertaufbewahrungsmittel. Noten- und Zentral­banken legen Reserven der internationalen Währung an, während der private Sektor die internationale Währung als Vermögensanlage nutzt. Dies setzt natürlich voraus, dass Ver­trauen in den zukünftigen Wert der internationalen Währung besteht und die Gefahr unverhältnismäßig hoher Inflation gering eingeschätzt wird.[5]

Zweitens dient eine internationale Währung als Zahlungs-, bzw. Tauschmittel. Notenbanken nutzen die internationale Währung als Interventionswährung, um Wechselkurse zu beeinflussen, d.h. in die Devisenmärkte einzugreifen. Private Akteure machen von internationa­len Währungen als Zahlungsmittel zur Abwicklung internationaler Transaktionen Gebrauch. Die internationale Währung dient in ihrer Funktion als Zahlungsmittel als Vehikel­währung. Aufgrund von Skaleneffekten ist es effizienter eine Währung zunächst in die Leitwährung umzutauschen und die Leitwährung dann in die letztendlich gewünschte Wäh­rung zu wechseln, da der direkte Umtausch aufgrund eines weniger entwickelten Devisenmarktes mit höheren Transaktionskosten verbunden wäre. Dies bedeutet, dass beim Umtausch zweier Währungen die Transaktionskosten gesenkt werden können, indem die Leit­währung als Umweg genutzt wird.[6]

Drittens dient eine internationale Währung als Recheneinheit. Privaten Wirtschaftssubjekten er­leichtert eine internationale Währung den Preisvergleich, wenn sie als Fakturierungswährung zum Handel zwischen Staaten verwendet wird. Es werden Rechnungen ausgestellt, die auf die internationale Währung lauten. Die Informationskosten werden somit gesenkt. Die Funktion als Denominationswährung wird erfüllt, wenn Forderungen und Verbind­lichkeiten durch die internationale Währung ausgedrückt werden.[7] Regierungen entscheiden sich häufig dazu, die eigene Währung an den Kurs einer internationalen Währung anzulehnen. Diese Wech­selkursfixierung kann unterschiedlich ausgeprägt sein und sich an einem Korb, bestehend aus mehreren internationalen Währungen orientieren. Die Vorteilhaftigkeit von Wechselkursanbindungen ist unter Ökonomen umstritten.[8] Jedoch verweist die Intensität mit der von der internationalen Währung bei der Wechselkursanbindung und den anderen darge­stellten Funktionen Gebrauch gemacht wird entweder auf die herausgehobene Rolle als Leitwährung oder auf eine weniger bedeutende internationale Rolle.

In einer ursprünglich auf Paul Krugman zurückgehenden Matrix lassen sich die Funktionen einer internationalen Währung noch einmal darstellen und benennen.[9]

In Extremfällen kann es vorkommen, dass ein Land die eigene Währung vollständig abschafft und stattdessen eine internationale Währung als gesetzliches Zahlungsmittel einführt. Dieser Sachverhalt wird als Währungssubstituion bezeichnet. So führte beispielsweise Ekuador im Jahre 2000 den Dollar ein und emittierte keine eigene Währung mehr.[10]

2. Einflussgrößen einer internationalen Währung

2.1. Größe der Volkswirtschaft, Reservehaltung und Finanzmärkte

Größe der Volkswirtschaft

Natürlich spielt bei den Bestimmungsgrößen einer internationalen Währung die Größe der jeweiligen Volkswirtschaft eine wichtige Rolle. Eine relativ kleine Volkswirtschaft wird unter normalen Umständen nicht durchsetzen können, dass die eigene Währung international Akzeptanz findet. Als Grund kann man anführen, dass konkurrenzfähige Devisenmärkte, die eine Rolle als Vehikelwährung tragen müssen, eher von großen, offenen und konkurrenzfähigen Volkswirtschaften bereitgestellt werden können. Um einen Anhaltspunkt für die Konkurrenzfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erhalten, kann das Handelsvolumen betrachtet werden, welches auch für potentielle Netzwerkexternalitäten entscheidend sein kann. Hinter jeder Leitwährung stand in der Geschichte, zumindest im Anfangsstadium immer eine relativ große Volkswirtschaft, die auch eine zentrale Rolle im internationalen Handel einnahm.[11]

Reservehaltung

Reserven werden von öffentlichen Einrichtungen gehalten um bei Bedarf in die Wechselkursentwicklung einzugreifen. Der Status einer internationalen Währung als Reservewährung verweist also auch auf die Bedeutung als Interventions-, Anker- oder Referenzwährung.[12] Deshalb gibt der Anteil einer Währung an von Währungsbehörden gehaltenen Reserven Aufschluss über die internationale Stellung der Währung.

Finanzmärkte

Effiziente Finanzmärkte, die gut entwickelt und in ihrer Liquidität und Tiefe sehr ausgeprägt sind, stellen eine unerlässliche Voraussetzung dar, um die Rolle einer internationalen Währung auf- und auszubauen. Das Finanzsystem muss es erlauben große Transaktionen sehr schnell und kostengünstig durchzuführen.[13]

2.2. Netzwerkexternalitäten

Netzwekexternalitäten sind Vorteile der Nachfrageseite, die dadurch entstehen, dass mehrere Konsumenten dasselbe Gut benutzen. Netzwerkexternalitäten können auch als Degressionseffekt auf der Nachfrageseite bezeichnet werden. Treffender bezeichnet dies der englische Fachbegriff „demand-side economies of scale“. Als Beispiele lassen sich Kulturgüter wie eine Sprache oder auch Produkte aus dem Telekommunikationsbereich wie Software anführen. Durch die Verwendung einer weit verbreiteten Sprache oder eines Internetbrowsers profitieren die Nachfrager. Eben dies gilt auch für eine internationale Währung. Dabei kann man direkte positive Netzwerkeffekte ausmachen, die dadurch entstehen, dass weitere Akteure dieselbe Währung gebrauchen. Hierzu zählt zum Beispiel die Möglichkeit Rechnungen in einer einheitlichen Währung auszustellen. Dadurch entfallen lästige Wechselkursumrechnungen. Es entstehen aber auch indirekte Vorteile, die nur mittelbar durch den weit verbreiteten Gebrauch der internationalen Währung entstehen. Beispielsweise gibt es ein differenzierteres Angebot an Finanzprodukten, die auf Dollar lauten aufgrund der Tatsache, dass der Dollar als dominierende internationale Währung etabliert ist.[14]

Durch die positiven Netzwerkeffekte wird jedoch der Markteintritt bzw. der Ausbau des Marktanteils für die Anbieter erschwert, da die Nachfrager mit Kosten rechnen müssen, wenn sie ein anderes Gut benutzen möchten.[15]

Aufgrund der Netzwerkexternalitäten und Umstellungskosten könnte man erwarten, dass es nur eine Leitwährung zu jeder Zeit gibt. Tatsächlich stellt eine internationale Währung, insbesondere in ihrer Funktion als Vehikelwährung, tendenziell ein natürliches Monopol dar. Wenn allerdings eine Währung die Stellung der führenden internationalen Währung herausfordert, kann es eine Übergangsperiode geben, in der es zwei fast ebenbürtige internationale Währungen gibt. Ein Beispiel hierfür ist die Zeit zwischen dem 1. und dem 2. Weltkrieg, in der das Pfund Sterling und der Dollar konkurrierten, bis der Dollar das Pfund Sterling schließlich als Leitwährung verdrängte.[16]

Netzwerkexternalitäten führen zu Trägheit bei der Umstellung von einer Leitwährung auf die andere. Die Marktakteure müssen lernen mit neuen Instrumenten und Institutionen umzugehen. Deshalb kann eine Umstellung selbst dann nicht oder nur sehr langsam stattfinden, wenn es eine bessere Alternative gibt. In der Vergangenheit dauerte es aufgrund dieser Trägheit meist Jahrzehnte bis eine Leitwährung abgelöst wurde, selbst nachdem eine stärkere Wirtschaftsmacht mit einer überlegenen Währung aufgetreten war.

Netzwerkexternalitäten entgegenwirkend spielt der Diversifikationsaspekt eine Rolle. Um das Risiko zu mindern, das bei der Allokation von Finanzmitteln in nur einer Währung liegt, werden Finanzmittel gestreut und begünstigen somit die Konkurrenten der Leitwährung. Der Diversifikationseffekt spielt vor allem bei der Verwendung internationaler Währungen als Anlagewährung eine Rolle.[17]

3. Vorteile durch die Ausgabe der Leitwährung und mögliche Konkurrenten des Dollar

Die Leitwährung auszugeben bringt beträchtliche Vorteile mit sich. Seignorage-Gewinn kann durch die internationale Verwendung der Währung erzielt werden. Die USA können kurzfristige, niedrig verzinste Mittel vom Ausland beschaffen, um damit langfristige Investitionen im Ausland mit höherer Verzinsung zu tätigen. Der Gewinn den die Federal Reserve jährlich durch Seignorage erzielt, wird von manchen Autoren auf 15 bis 20 Milliarden US-Dollar geschätzt.[18] Ein weiterer Vorteil ist der größere Spielraum in der Wirtschaftspolitik. Es können Defizite finanziert werden und andere wirtschaftspolitische Ziele als der Budgetausgleich verfolgt werden. Aus der teilweisen Abhängigkeit des Auslands vom Ausgeberland oder -raum der Leitwährung ergibt sich eine ebenso schwer messbare, jedoch potentiell beträchtliche politische Unabhängigkeit und Macht.[19] Eine starke Währung verlangt dem Rest der Welt zumindest Anerkennung ab und kann die Stellung als Hegemonialmacht untermauern.[20] Aktuelle Arbeiten zum Thema Leitwährung gehen von einem Zweikampf zwischen Dollar und Euro um die Rolle als dominierende internationale Währung aus, der die nächsten Jahrzehnte bestimmen wird. Auf absehbare Zeit ist keine Währung auszumachen, die diesen beiden wichtigsten internationalen Währungen gefährlich werden könnte. Der Yen, das Pfund Sterling und der Schweizer Franken weisen Vorteile auf, jedoch ist keine dieser Währungen dem Euro und dem Dollar als internationale Währung gewachsen. Dazu tragen insbesondere die kleineren Finanzmärkte und vor allem auch im Falle des Yen die geringe Bedeutung als Ankerwährung bei.[21]

[...]


[1] Vgl. Blinder (1996), S. 127 und Ohr (1997), S.3.

[2] Vgl. Chinn/Frankel (2005), S.4.

[3] Vgl. Luchtmeier (2005), S.86.

[4] Vgl. Galati/Wooldridge (2006), S.2.

[5] Vgl. Chinn/Frankel (2005), S.4.

[6] Vgl. Chinn/Frankel (2005), S.4 und Klump (1986), S.26.

[7] Vgl. Ohr (1997), S.5.

[8] Vgl. Klump (1986), S..23ff. und Luchtmeier (1986), S. 86f.

[9] siehe Tabelle 1.

[10] Vgl. Luchtmeier (1986), S. 101ff. und Cohen (2000), S.11.

[11] Vgl. Lim (2006), S.6; Chinn/ Frankel (2008), S. 52.f. und Cohen 2000, S.13f.

[12] Vgl. Krugman (1984), S. 273f.

[13] Vgl. De la Dehesa (2008), S.2.

[14] Vgl. Varian (2003), S.31ff. und Klemperer (2005), S.2ff.

[15] Vgl. Varian (2003), S.36ff. und Klemperer (2005), S.9ff.

[16] Vgl. Greenspan (2001), S.1.f.

[17] Vgl. De la Dehesa (2008), S.3f.

[18] Vgl. Cohen (2003), S.578

[19] Vgl. Cohen (2000), S 20f.

[20] Vgl. Cohen (2003), S.578.

[21] Vgl. Becker (2007), S.17f.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Perspektiven des Dollar als Leitwährung
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Professur für Volkswirtschaftslehre, insbes. Wirtschaftspolitik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
26
Katalognummer
V128073
ISBN (eBook)
9783640341276
ISBN (Buch)
9783640337897
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Perspektiven, Dollar, Leitwährung
Arbeit zitieren
Jan Paulick (Autor:in), 2008, Perspektiven des Dollar als Leitwährung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128073

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