Der Große Vaterländische Krieg nimmt einen wichtigen Platz in der sowjetischen Geschichte ein. Nichts hat das Gedächtnis der UdSSR und ihrer Nachfolgestaaten so sehr geprägt, denn der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland wurde als Beweis für die Überlegenheit des sozialistischen Gesellschaftssystems angesehen. Selbst im Kalten Krieg war er immer wieder ein Bezugspunkt für Propaganda, um sowohl den Gegner einzuschüchtern als auch die eigene Bevölkerung zu ermutigen. Doch mit der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg in der Sowjetunion ist es nicht so einfach – es müssen mehrere Phasen der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte unterschieden werden. Es begann damit, dass alles von Stalin bestimmt wurde und niemand seiner Version des Krieges widersprechen durfte. Unter seinem Nachfolger Chruschtschow wurde das Ganze lockerer und es kam zur Entstalinisierung, doch mit Breschnew ergab sich eine schlaghafte Änderung. Die Phase der Schönfärberei begann, die wiederum von der Umgestaltung der Gesellschaft durch Gorbatschow abgelöst wurde.
Leider ist der Umfang dieser Hausarbeit zu gering, um sich mit all diesen Phasen zu beschäftigen, weshalb ich meinen Fokus auf die Zeit von 1964 bis 1991 legen werde und mich damit beschäftige, wie sich die Erinnerung in der Sowjetunion unter Breschnew und Gorbatschow entwickelte. Dafür werde ich, getrennt für die Zeit der Schönfärberei und der Perestroika untersuchen, welche Aspekte der Erinnerung relevant waren. Für die Schönfärberei muss dafür erst einmal eine Grenze zu dem Tauwetter unter Chruschtschow gezogen und anschließend ein Blick auf die Forschung und die Heldenverehrung geworfen werden. Bei der Perestroika beschäftige ich mich allgemein mit der Umgestaltung und der Beseitigung der weißen Flecken und wie sich das in den Veröffentlichungen aus dieser Zeit zeigt.
Wichtige Literatur zu diesem Thema stammt vor allem von der Seite Dekoder, auf der viele Artikel zur russischen Geschichte zu finden sind. Außerdem wäre da noch Bernd Bonwetsch, der selber zur Zeit der Perestroika schrieb und sich viel mit der Erinnerung in Russland und dem Großen Vaterländischen Krieg beschäftigte. Dazu kommen verschiedene Monographien über die Kriegserinnerung in der Sowjetunion, sodass sich eine gute Grundlage für die Bearbeitung dieser Fragestellung ergibt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Schönfärberei
- 2.1 Änderung nach Chruschtschow
- 2.2 Forschung
- 2.3 Heldenverehrung
- 3. Perestroika
- 3.1 Die Umgestaltung
- 3.2 Beseitigung der weißen Flecken
- 3.3 Veröffentlichungen
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg in der Sowjetunion unter Breschnew und Gorbatschow. Der Fokus liegt auf der Analyse der unterschiedlichen Strategien der Geschichtspolitik in der Phase der Schönfärberei unter Breschnew und der Perestroika unter Gorbatschow. Die Arbeit beleuchtet die Veränderungen in der Forschung, der öffentlichen Darstellung des Krieges und der Heldenverehrung.
- Die Geschichtspolitik der Sowjetunion unter Breschnew und ihre Strategie der Schönfärberei.
- Die Kontrolle und Manipulation der wissenschaftlichen Forschung zum Großen Vaterländischen Krieg.
- Die Rolle der Heldenverehrung in der Konstruktion des kollektiven Gedächtnisses.
- Die Veränderungen in der Erinnerungskultur während der Perestroika.
- Die Öffnung der Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit bisher verschwiegenen Aspekten des Krieges.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung skizziert die Bedeutung des Großen Vaterländischen Krieges für die sowjetische Identität und die Notwendigkeit, verschiedene Phasen der Erinnerungskultur zu unterscheiden. Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung der Erinnerung unter Breschnew und Gorbatschow, wobei die Perioden der Schönfärberei und der Perestroika im Mittelpunkt stehen. Die Einleitung benennt wichtige Forschungsliteratur, die für die Arbeit herangezogen wird, und legt den Fokus auf die Analyse relevanter Aspekte der Erinnerung in beiden Epochen. Die Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der sowjetischen Geschichtspolitik im Kontext des Krieges.
2. Schönfärberei: Dieses Kapitel analysiert die Phase der Schönfärberei unter Breschnew, beginnend mit der Absetzung Chruschtschows im Jahr 1964. Es beschreibt die Bemühungen der neuen Staatsführung, den bestehenden Kult des Großen Vaterländischen Krieges zu festigen und ihn als zentrales Ereignis der sowjetischen Geschichte zu etablieren. Der Fokus liegt auf der systematischen Verfälschung der Darstellung des Krieges, um ein positives Bild der Sowjetunion zu präsentieren und kritische Aspekte zu verschweigen. Das Kapitel behandelt die Unterdrückung kritischer Forschung, die Manipulation von Veröffentlichungen und die Verherrlichung des Sieges, wodurch ein verzerrtes Bild der sowjetischen Kriegsrealität entstand. Die Unterdrückung von Informationen über Opfer und Leiden der Bevölkerung, sowie die Verdrängung kritischer Stimmen zum Stalinismus werden als zentrale Aspekte dieser Schönfärberei herausgestellt.
Häufig gestellte Fragen: Analyse der sowjetischen Erinnerungskultur am Großen Vaterländischen Krieg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg in der Sowjetunion unter Breschnew und Gorbatschow. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Strategien der Geschichtspolitik während der Schönfärberei unter Breschnew und der Perestroika unter Gorbatschow.
Welche Aspekte werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Veränderungen in der Forschung, der öffentlichen Darstellung des Krieges und der Heldenverehrung. Sie beleuchtet die Geschichtspolitik Breschnews mit ihrer Schönfärberei, die Kontrolle und Manipulation wissenschaftlicher Forschung, die Rolle der Heldenverehrung im kollektiven Gedächtnis, die Veränderungen in der Erinnerungskultur während der Perestroika und die Öffnung der Gesellschaft mit der Auseinandersetzung mit bisher verschwiegenen Aspekten des Krieges.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zur Schönfärberei (inkl. Unterkapitel zu Änderungen nach Chruschtschow, Forschung und Heldenverehrung) und zur Perestroika (inkl. Unterkapitel zur Umgestaltung, Beseitigung weißer Flecken und Veröffentlichungen), sowie einen Schluss. Jedes Kapitel wird zusammengefasst.
Was beschreibt das Kapitel "Schönfärberei"?
Das Kapitel "Schönfärberei" analysiert die Phase unter Breschnew nach 1964. Es beschreibt die Festigung des Kultes um den Großen Vaterländischen Krieg und die systematische Verfälschung der Darstellung, um ein positives Bild der Sowjetunion zu präsentieren und kritische Aspekte zu verschweigen. Die Unterdrückung kritischer Forschung, die Manipulation von Veröffentlichungen und die Verherrlichung des Sieges werden als zentrale Aspekte der Schönfärberei beschrieben, inklusive der Unterdrückung von Informationen über Opfer und Leiden.
Was beinhaltet die Einleitung?
Die Einleitung skizziert die Bedeutung des Krieges für die sowjetische Identität und die Notwendigkeit, verschiedene Phasen der Erinnerungskultur zu unterscheiden. Sie benennt wichtige Forschungsliteratur und legt den Fokus auf die Analyse relevanter Aspekte der Erinnerung in beiden Epochen (Breschnew und Gorbatschow).
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Strategien der Geschichtspolitik unter Breschnew und Gorbatschow und beleuchtet die Veränderungen in der Erinnerungskultur. Sie zeigt auf, wie die Darstellung des Krieges manipuliert wurde und wie sich dies während der Perestroika änderte.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Großer Vaterländischer Krieg, Sowjetunion, Breschnew, Gorbatschow, Geschichtspolitik, Schönfärberei, Perestroika, Erinnerungskultur, Heldenverehrung, Forschung, Propaganda, kollektives Gedächtnis.
- Arbeit zitieren
- Sara Görmann (Autor:in), 2021, Die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg in der Sowjetunion unter Breschnew und Gorbatschow, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281665