Guadeloupe, ein Inselstaat der Französischen Antillen im Karibischen Meer, wurde im 17.
Jahrhundert durch die Franzosen kolonisiert und damit wie die meisten europäischen
Kolonien zum Schauplatz von rund 300 Jahren Ausrottung, Sklaverei, Plantagenökonomie
und Unterdrückung. Die Insel wurde zum Schmelztiegel indianischer, europäischer,
afrikanischer und asiatischer Bevölkerungsgruppen und Kulturtraditionen. Im 20. Jahrhundert
wurden die meisten besetzten Inseln unabhängig, doch Guadeloupe und die Nachbarinsel
Martinique haben seit 1946 den Status als Überseedepartements „Départements d’Outre-Mer“
und sind bis heute Frankreich gleichgestellt (vgl.Gewecke 1988, S. 16-19). Im klassischen
Sinne sind sie nicht postkolonial, da sie immer noch politisch, wirtschaftlich und kulturell von
der französischen Metropole Paris abhängig sind. Diese Identitätsproblematik ist auch Thema
vieler kritischer Aufsätze antillanischer Schriftsteller, wie Aimé Césaire, einer der Gründer
der Négritudebewegung in den dreißiger Jahren, Edouard Glissant, der mit seinem „Discours
antillais“ die Antillanität beschreibt, sowie Jean Bernabé, Raphaël Confiant und Patrick
Chamoiseau, welche mit ihrem Werk „Éloge de la Créolité“ ihre kreolische Identität
proklamierten.
In der vorliegenden Arbeit soll die Frage untersucht werden, wie die antillanische
Schriftstellerin Maryse Condé unter diesen Umständen ihre Identität findet und welche
Bedeutung das Exil und die Rückkehr ins Heimatland für sie hat? Ein anderes Ziel dieser
Analyse ist es zu ermitteln, wie sich die Präsenz der verschiedenen kulturellen Elemente, die
sich im Laufe der Geschichte gebildet haben, sich in ihrer Literatur niederschlagen und
inwiefern ihr Werk Teil der Kreolitäts-und Antillanitätsbewegung ist.
Dazu möchte ich auf das Werk „Traversée de la Mangrove“ von Maryse Condé eingehen,
welches 1989 publiziert wurde, in demselben Jahr, in dem auch das oben genannte Werk
„Éloge de la Créolité“ von Edouard Glissant erschien. In dem ersten Teil der vorliegenden
Arbeit stelle ich eine biographische Kurzfassung der Autorin dar, um danach das Werk selbst
vorzustellen. In dem zweiten Teil analysiere ich die Charaktere sowie den Inhalt, um diese
mit den Intentionen der Autorin zu verknüpfen. Schließlich ziehe ich mein Fazit daraus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie von Maryse Condé
- ,,Traversée de la Mangrove"
- Inhaltsangabe
- Die einzelnen Charaktere
- Ethnische Vielfalt
- Bildung und Schrifttum im Roman
- Das Kreol
- Traditionen und Rituale
- Der Bezug zu Afrika
- Identität und Befreiung
- Europa und Frankreich
- Rassismus, Fremdenhass und Hautfarbe
- Modernität
- Frauenbilder-Männerbilder
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie die antillanische Schriftstellerin Maryse Condé in ihrem Werk „Traversée de la Mangrove“ ihre Identität findet und welche Bedeutung das Exil und die Rückkehr ins Heimatland für sie hat. Ein weiteres Ziel ist es, die Präsenz verschiedener kultureller Elemente in ihrer Literatur zu analysieren und zu untersuchen, inwiefern ihr Werk Teil der Kreolitäts- und Antillanitätsbewegung ist.
- Identitätssuche und Exil
- Kulturelle Vielfalt in der Karibik
- Kreolität und Antillanität
- Die Rolle der Sprache und Schriftlichkeit
- Das Verhältnis von Tradition und Modernität
Zusammenfassung der Kapitel
Der Roman „Traversée de la Mangrove“ erzählt die Geschichte des mysteriösen Fremden Francis Sancher, der in dem Guadelouper Dorf Rivière au Sel stirbt. Die Bewohner des Dorfes, die ihn kannten, halten eine traditionelle Totenwache für ihn ab und erzählen, jeder in einem Kapitel des Buches, ihre Meinung, Erinnerung und Beziehung zu dem Verstorbenen. Durch den inneren Monolog des jeweiligen Erzählers gewinnt der Leser ein vollständigeres Bild der Persönlichkeit des Toten und der komplexen Beziehungen zwischen den Dorfbewohnern.
Die einzelnen Kapitel beleuchten die verschiedenen Facetten des Lebens in Rivière au Sel und die Auswirkungen von Sanchers Ankunft auf die Dorfgemeinschaft. Der betrunkene Briefträger Moïse hofft in Sancher einen Freund zu finden, während die schöne Mira Lameaulnes sich in ihn verliebt und von ihm ein Kind bekommt. Aristide, Miras Halbruder, ist eifersüchtig auf Sancher und empfindet Hass gegenüber ihm. Die alte Hellseherin Man Sonson verbindet Sancher mit dem Geheimnis der Pflanzen und deren Heilwirkung. Joby, Miras kleiner Halbbruder, hat Mitleid mit dem Sohn von Mira und Sancher, Quentin. Dinah, die Tochter einer Mulattin und eines Indonesiers, beginnt ein Verhältnis mit Sancher, während ihr Mann Loulou Lameaulnes sie unterdrückt. Sonny, der geistig zurückgebliebene Sohn von Dodose und Emmanuel Pelagie, findet in Sancher jemanden, der sich seiner annimmt. Loulou Lameaulnes, der reiche und arrogante Inhaber einer großen Baumschule, ist ein Nachfahre eines weißen Pflanzers aus Martinique und geht mit allen Menschen schlecht um. Sylvestre Ramsaran, ein reich gewordener Nachfahre von Indern, verachtet Sancher und versucht, seine Tochter Vilma von ihm fernzuhalten. Léocadie Timothée, die pensionierte Lehrerin, verachtet Sancher wegen seiner anzüglichen Lebensweise.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die antillanische Literatur, Maryse Condé, „Traversée de la Mangrove“, Identitätssuche, Exil, Rückkehr, kulturelle Vielfalt, Kreolität, Antillanität, Sprache, Schriftlichkeit, Tradition, Modernität, Rassismus, Kolonialismus, Postkolonialismus, Guadeloupe, Karibik, Frankreich.
- Quote paper
- Isabelle Grob (Author), 2007, Maryse Condé "Traversée de la Mangrove" - Eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128220