Der Neubau der Peterskirche in Rom

Unter besonderer Berücksichtigung von Michelangelos Beitrag


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1. Die Baugeschichte von Sankt Peter von Rosselino bis Sangallo

2. Das Werk Michelangelos

3. Abbildungen

4. Literaturverzeichnis

1. Die Baugeschichte von Sankt Peter von Rosselino bis Sangallo

Seit dem 4. Jahrhundert n.Chr. stand an der Stelle, wo der Sage nach der erste Bischof von Rom begraben sein soll, eine Kirche. Kaiser Konstantin hatte sie erbauen lassen, um den Ort des Petrusgrabes zu schützen und zu einer Pilgerstätte zu machen. Diese dreischiffige Basilika wurde mehrmals erweitert und umgebaut, erfüllte jedoch mehr als tausend Jahre lang ihren Zweck, bevor sie im 16. Jahrhundert durch die heutige Kirche S. Pietro in Vaticano ersetzt wurde.

Schon mehr als fünfzig Jahre vor dem eigentlichen Baubeginn wurde erstmals der Plan gefasst, die mehr als baufällig gewordene konstantinische Basilika zu stabilisieren und zu erweitern, zum einen, weil sich die Wände des alten Gemäuers bedenklich zu neigen begonnen hatten, zum anderen, um den stetig ansteigenden Pilgerscharen gerecht zu werden, die zum Grab des Apostels strömten. Papst Nikolaus V fasste als erster das Projekt ins Auge und betraute Leon Battista Alberti mit einer Bestandsaufnahme. Dieser erkannte den besorgniserregenden Zustand des Bauwerks und stellte fest:

„Ich zweifle nicht, dass in kurzer Zeit ein geringer Stoß oder eine geringe Bewegung sie zerstören wird“[1]. Wenig später wurde unter Rosselino mit dem Umbau begonnen und ein neuer Chor ungefähr bis zur Hälfte hochgezogen, dann jedoch stockte der Bau, denn Papst Nikolaus starb 1455. Seine Nachfolger verfügten entweder nicht über die Mittel oder über den Willen, das Projekt fortzuführen, erst Julius II aus der Familie della Rovere, welcher 1503 den Stuhl Petri bestieg, zog den Plan wieder aus der Schublade. Zum Baumeister ernannte er 1506 den renommierten Architekten Bramante und noch im selben Jahr legte der Papst persönlich in einer feierlichen Zeremonie, die der weltweiten Bedeutung des Domes angemessen war, den Grundstein.

Michelangelo, der sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Rom aufhielt, hatte eben mit der Ausführung des Grabmals für Julius II begonnen, ein nie fertiggestelltes Riesenprojekt mit 40 zum Teil überlebensgroßen Marmorstatuen, das in der alten Basilika aufgestellt werden sollte. Als der Papst nun jedoch Bramante den Auftrag zum Neubau der Kirche übertrug, gab er dem jungen Bildhauer zu verstehen, dass in Zukunft keine finanziellen Mittel mehr für das Grabmal vorhanden seien. Zudem sollte ja die Kirche, für die Michelangelo das Werk konzipiert hatte, nun abgerissen werden. Michelangelo reagierte beleidigt und verschwand nach Florenz, von wo aus er den Baumeister aus Urbino mit giftigen Anschuldigungen überhäufte. Seine Schmähungen richteten sich auch gegen Bramantes Schützling Raffael; angeblich wollten die beiden ihn aus Neid ruinieren[2].

Bramantes Vorhaben war gigantisch. Er wollte – wie zumindest angenommen wird - eine Kuppel von den Ausmaßen der Pantheonkuppel mit einem Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes verbinden. Leider sind Bramantes Pläne nur sehr lückenhaft überliefert. Nur der sog. „Pergamentplan“ oder auch „ Urplan“ ist von seiner Hand erhalten, wobei es sich jedoch um ein unvollständiges Zeugnis handelt[3]. Aus dieser Unvollständigkeit ergeben sich zwei Interpretationsmöglichkeiten: entweder man liest ihn hochkant und ergänzt ihn spiegelgleich zu einem Zentralbau[4], wobei allerdings die Frage des Eingangsbereichs offen bliebe, oder man hält ihn quer und „denkt“ sich ein Langhaus dazu. Allerdings wird im Allgemeinen ersteres angenommen, denn zum einen war Bramante ein ausgewiesener Verehrer antiker Zentralbauten und verwendete diese architektonische Form sehr häufig, wie z. B. bei seinem Tempietto im Hof der Kirche S. Pietro in Montorio und außerdem wäre es ausgesprochen unsinnig gewesen, einen Langhausbau nur bis zu Mitte der Querarme darzustellen, namentlich da anzunehmen ist, dass der Plan zu Repräsentationszwecken angefertigt wurde, worauf die relativ wertvollen Materialien (Pergament, braune Tinte und ocker-orange- farbige Lavierung) schließen lassen. Auch würde die Verbindung von imperialer Pantheon- Kuppel und griechischem Kreuz hervorragend den Wunsch des Papstes wiederspiegeln, sowohl als Nachfolger Petri als Bischof von Rom, aber auch als Erbe der antiken römischen Kaiser angesehen zu werden[5]. Er hatte ja nicht umsonst den Namen Julius gewählt.

Dieses Projekt wurde nun als feststehender Plan bekannt gemacht und auf sog. Baumünzen verewigt. Dadurch wurde es in der ganzen christlichen Welt verbreitet. Als erstes musste ein Teil der alten Kirche abgerissen werden. Man nahm dabei keinerlei Rücksicht auf die Kunstwerke, die sich in Alt- Sankt Peter befanden, die spätantiken Apsismosaiken fielen dem Vorhaben ebenso zum Opfer wie Giottos und Cavallinis Fresken. Der gesamte Bereich über dem Petrusgrab wurde niedergelegt, um Platz für die neuen, gewaltigen Vierungspfeiler zu schaffen. Wie auf einer Zeichnung des Niederländers Marten van Heemskerk zu sehen ist, hatte Bramante, um das Petrusgrab zu schützen, ein Altarhaus in formaler Anlehnung an einen antiken Tempel gebaut[6].

Der sorglose Umgang mit dem traditionsreichen Bauwerk, der alten konstantinischen Basilika, fand nicht bei allen Anklang, Bramante wurde öffentlich stark kritisiert und sein Vorgehen brachte ihm den spöttischen Beinamen „Ruinante“ ein[7].

Finanziert wurde das Riesenprojekt zum großen Teil aus Ablässen, die in ganz Europa ausgeschrieben wurden. Auch dies war ein Novum, denn bisher waren Ablässe zwar durchaus üblich, aber immer regional begrenzt gewesen, nie hatten die Menschen für eine Kirche gezahlt, die Tausende von Kilometern entfernt war, und welche die meisten von ihnen wohl nie im Leben zu Gesicht bekommen würden.

Im Jahre 1510 waren die Kuppelpfeiler fertiggestellt und es wurde mit der Einwölbung begonnen. Bramante wich von seinem ursprünglichen Plan ab, indem er nun doch den unter Nikolaus V entstandenen Chor vollendete. Als er 1514 starb, waren die großen Triumphbögen der Vierung sowie der Chor fertig eingewölbt, wie auf der schon genannten Zeichnung Marten van Heemskerks zu sehen ist.

Papst Julius war bereits 1513 gestorben. Kurz vor seinem Tod war man vermutlich noch einmal zu einem bescheideneren Longitudinalbauprojekt zurückgekehrt, wahrscheinlich aus finanziellen Gründen, denn der Vatikan befand sich im Krieg. Vielleicht auch, weil beide Männer, Julius und Bramante, wussten, dass sie nicht mehr lange leben würden und vor ihrem Tod noch etwas fertig stellen wollten. Für diese Theorie gibt es allerdings keine Beweise[8].

[...]


[1] Schüller- Piroli: 2000 Jahre Sankt Peter. Die Weltkirche von den Anfängen bis zur Gegenwart. Olten (1950) S.491

[2] ebenda, S.509

[3] Der Plan befindet sich in den Uffizien und hat die Archivierungsnummer Uff.1A. Abbildung siehe Anhang, Abb.1

[4] Abb.2

[5] Ch. L. Frommel in: Bernd Evers (Hrsg), Architekturmodelle der Renaissance – Die Harmonie des Bauens von Alberti bis Michelangelo, Berlin 1995

[6] Vergl. Marten van Heemskerk: „ Südansicht des Peterskirchenbaus“

[7] Schüller-Piroli, S.528

[8] Ch. L. Frommel in: Architekturmodelle der Renaissance, S.89-90

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Neubau der Peterskirche in Rom
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung von Michelangelos Beitrag
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V128304
ISBN (eBook)
9783640414109
ISBN (Buch)
9783640406432
Dateigröße
1553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neubau, Peterskirche, Unter, Berücksichtigung, Michelangelos, Beitrag
Arbeit zitieren
Katharina Kimpflinger (Autor:in), 2005, Der Neubau der Peterskirche in Rom , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128304

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Neubau der Peterskirche in Rom



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden