Emissionshandel im Kontext der globalen Klimakrise


Hausarbeit, 2021

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Entstehung eines neuen Marktes: wie das Kyoto-Protokoll zum Startschuss internationaler Klimapolitik wurde

3 Der Europäische Emissionshandel: Betrachtung der Entwicklung von CO2-Preisen und Emittenten

4 Effekte der Einführung des EU-ETS aus unternehmerischer Sicht

5 Kritik

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Preisentwicklung eines CO2-Zertifikats im Zeitraum der ersten Handelsperiode (Hintermann, 2010, S. 45)

1 Einleitung

Bereits seit einem dreiviertel Jahrhundert weiß die Menschheit von einem Zusammenhang der Erderwärmung mit dem Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 durch das Verbrennen von Holz, Kohle oder Öl (Wallace-Wells, 2019, S. 13). Um der fortschreitenden Klimaerwärmung entgegenzuwirken, einigte man sich auf Ziele zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen auf internationaler, europäischer und deutscher Ebene. Diese Ziele umfassen sowohl „prozentuale Emissionsminderungsziele“ als auch die Implementierung „für die Erreichung dieser Ziele unterstützende Systeme“ wie das im Jahr 2005 eingeführte europäische Emissionshandelssystem (kurz: ETS) und die Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Decision, kurz: ESD) (Gores & Graichen, 2017, S. 17–19). Das Emissionshandelssystem ermöglicht den Verkauf und Erwerb von so genannten CO2-Zertifikaten, die im Rahmen der maximal zulässigen Ausstoßmenge („Cap“) durch den Energie- und Industriesektor sowie seit 2013 durch Luftfahrzeugbetreiber*innen gehandelt werden dürfen (Gores & Graichen, 2017, S. 19). Dabei existiert nicht nur das europäische System, sondern auch ein internationaler Handel, der im Rahmen des Kyoto-Protokolls vereinbarten internationalen Reduktionsziele eingeführt wurde (Mersmann & Braun, 2013). Doch was klingt wie ein funktionierender Markt wird immer häufiger das Ziel starker Kritik und Zweifel. So wird Emissionshandelssystemen vorgeworfen, ihre marktbasierte Ausrichtung sei schuld daran, dass keine effiziente Neuausrichtung des Energiesystems möglich ist (Rest, 2011, S. 16). Auch Unternehmen wie der Elektroautobauer Tesla kratzen an der Reputation des Emissionshandels. Das derzeit lukrativste Geschäftssegment des Unternehmens seien mit knapp 1,6 Milliarden US-Dollar nämlich die Einnahmen aus dem Emissionshandel, bei dem die Nutzungsrechte für den Schadstoffausstoß, den Tesla einspart an Hersteller von Verbrennungsmotoren wie Ford oder Fiat-Chrysler weiterverkauft werden (Hohensee, 2021).

Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist es zu klären, ob die Einführung eines neuen Marktes, auf dem Rechte zum CO2-Ausstoß gehandelt werden tatsächlich zu den zielführenden Rettungsmaßnahmen in der Klimakrise zählen. Dazu werden sowohl positive wie auch negative Aspekte herausgearbeitet.

Zum Einstieg wird zunächst die Entstehung der Emissionshandelssysteme genauer betrachtet. Dazu zählt unter anderem die Zielsetzung der Mechanismen sowie eine kurze Umschreibung, wie sich diese in den vergangenen Jahren verändert haben (z. B. durch Aufnahme des innereuropäischen Flugverkehrs im Jahr 2013). Um die Frage beantworten zu können, wie erfolgreich die Einführung der Systeme war, muss außerdem deren Funktionsweise geklärt werden. Dazu schaut sich diese Arbeit am Beispiel von Deutschland die Unternehmen mit dem größten CO2-Ausstoß an und wertet aus, welche Unternehmen Emissionszertifikate verkaufen und welche noch zusätzliche Zertifikate einkaufen.

Abschließend wird bewertet, ob die Unterschiede in den CO2-Bilanzen einen Rückschluss auf die Einführung des Emissionshandels zulassen und damit auch wie zuverlässig die Systeme funktionieren und den gewünschten Effekt erbringen.

2 Die Entstehung eines neuen Marktes: wie das Kyoto-Protokoll zum Startschuss internationaler Klimapolitik wurde

Die Konferenz der Vereinten Nationen im japanischen Kyoto im Jahr 1997 gilt als Startschuss eines globalen Vorhabens zur Begrenzung anthropogener Treibhausgas-Emissionen. Nachdem man sich fünf Jahr zuvor auf ein erstes gemeinsames Ziel geeinigt hatte, folgte dann die Verabschiedung konkreter Instrumente, die als Kyoto-Protokoll in die Geschichte einging. Die daraus hervorgehenden Verpflichtungen galten jedoch vorerst nur für die „Gruppe der Industrieländer“. Diese Industrieländer hatten sich gemäß diesem Protokoll bis zum Jahr 2012 verpflichtet, individuelle Emissionsobergrenzen einzuhalten. Die zu reduzierenden Treibhausgase sind Kohlendioxid, Methan, Lachgas, Fluorkohlenwasserstoffe, Perchlorkohlenstoff sowie Sulfathexafluoride. Um das Ziel der Reduzierung zu erreichen enthält das Kyoto-Protokoll drei Instrumente: die „sogenannten projektbezogenen Mechanismen Joint Implementation und Clean Development Mechanism“ sowie auch den „Emissionshandel zwischen den ratifizierenden Vertragsstaaten (Ströbele, 2005, S. 326 f.). Es gilt jedoch zu unterscheiden zwischen dem im Kyoto-Protokoll festgelegten Handel, der lediglich auf zwischenstaatlicher Ebene geschlossen wurde und dem in seiner Folge entstandenen Europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS), mit dem sich diese Arbeit im Kern beschäftigen wird (Kemfert et al., 2005, S. 3).

Grundsätzlich geschieht der Handel mit Emissionsrechten nach dem Prinzip der nachhaltigen Entwicklung und lässt sich somit durch die folgenden Ziele zusammenfassen:

- Ökonomische Nachhaltigkeit, z.B. Kosteneffizienz
- Ökologische Nachhaltigkeit, z.B. mindestens die Erreichung des gesetzten Emissionsziels
- Verteilungsgerechtigkeit, z.B. Zuteilung von Emissionsrechten, die keine Partei benachteiligt (Vgl. Dutschke & Michaelowa, 1998, S. 8 f.)

Um die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen zu beziffern bedurfte es einer datenhaften Grundlage. Diese bildeten die so genannten „Basisjahr-Emissionen“ aus dem Jahr 1990. Ausgehend davon verpflichtete sich die Europäische Union, im Zeitraum der ersten Vertragsperiode von 2008 bis 2012 „ihre gesamten Treibhausgas-Emissionen um 8% gegenüber 1990 zu reduzieren“. Für die Bundesrepublik Deutschland als größtes Industrieland der Europäischen Union ergab sich aus diesem Ziel eine Verpflichtung zu einer Reduktion um insgesamt 21 Prozent (Gores & Graichen, 2017, S. 17).

3 Der Europäische Emissionshandel: Betrachtung der Entwicklung von CO2-Preisen und Emittenten

Aus den Zielen des Kyoto Protokolls entstand das am 1. Januar 2005 eingeführte System des Europäischen Emissionshandels (Kemfert et al., 2005, S. 4). Es greift für europaweit rund 11.000 Anlagen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrie und seit 2012 auch für den innereuropäischen Luftverkehr. Diese Anlagen sind gemeinsam verantwortlich für rund 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Europa (Haller, 2017, S. 21). Das System ist dabei unterteilt in zeitlich begrenzte Handelsperioden (2005 – 2007, 2008 – 2012, …) (Kemfert et al., 2005, S. 4).

Das System funktioniert dabei nach dem Prinzip des sogenannten Cap & Trade. Dabei wird eine Obergrenze („Cap“) festgelegt, die bestimmt, wie viele Treibhausgas-Emissionen von emissionshandelspflichtigen Anlagen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Den Rahmen des Systems schaffen dabei CO2-Zertifikate, wobei ein Zertifikat zum Ausstoß von einer Tonne Kohlendioxid-Äquivalent berechtigt. Diese Zertifikate werden sowohl kostenlos an die Emittenten verkauft als auch versteigert. Den Handelsaspekt („Trade“) bildet dabei die Möglichkeit, dass diese Emissionsberechtigungen auf dem Markt frei gehandelt werden dürfen (Umweltbundesamt, 2020). Dieser Handel bietet Unternehmen zwei Möglichkeiten: entweder sie sparen CO2 ein oder kaufen sich entsprechende Berechtigungen am Markt (Secondary Auction). Dabei sind zwei Faktoren entscheidend; „zum einen wie hoch die Kosten ausfallen, die mit der Vermeidung von CO2 verbunden sind, und zum anderen wie viel Einnahmen der Betreiber aus dem Verkauf der eingesparten Berechtigungen erhält“. Daraus ergibt sich, dass ein höherer Marktpreis für CO2-Zertifikate einen größeren unternehmerischen Anreiz zur Einsparung möglichst vieler Berechtigungen schafft, um diese überschüssigen Zertifikate dann am Markt zu verkaufen (Haller, 2017, S. 21 f.).

[...]

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Details

Titel
Emissionshandel im Kontext der globalen Klimakrise
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Politische Ökonomie des Klimawandels
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
18
Katalognummer
V1283053
ISBN (Buch)
9783346745934
Sprache
Deutsch
Schlagworte
emissionshandel, kontext, klimakrise
Arbeit zitieren
Tim von Werne (Autor:in), 2021, Emissionshandel im Kontext der globalen Klimakrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1283053

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