Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung und Fragestellung
Entstehung von Politische Parteien und Vereinen
Organisation
Das Fünfparteisystem
Arbeitervereinigung
Demokraten
Konstitutionelle Liberale
Der Katholizismus -> Die Pius-Vereine
Konservativen
Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Einleitung und Fragestellung
Der Absolutismus war eine europaweite Erscheinung vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Absolutismus bedeutet, dass die Staatsmacht in einer zentralen Gewalt vereinigt ist, die uneingeschränkt, eben absolut, herrscht.
Parteien und Vereine, welche heute in unserer Gesellschaft alltäglich sind, waren in den Jahren 1848/49 etwas ganz Anderes. Diese Gesellschaften entwickelten ein enormes Interesse an der Politik. Die Menschen in der Revolution wollten etwas bewegen, verändern, an der Politik teilnehmen und auch selbst Entscheidungen treffen.
Kurz vor dem Ausbruch der Revolution im Jahre 1848 entstanden diverse politische Parteien und einige Vereine in Mitteleuropa. Dies zuerst nur auf regionaler Basis, da eine überregionale Organisation sehr herausfordernd war. Politische Organisationen der Bürgschaften entstanden immer aus gesellschaftlichen und sozialen Auseinandersetzungen innerhalt des Staates. Bei diesen Auseinandersetzungen gibt es eine Mischung aus Konflikten und diese prägt das jeweilige nationale Parteiensystem. Die Systeme sehen im internationalen Vergleich unterschiedlich aus. Im deutschen Bund beispielsweise waren es Konflikte zwischen Kapital und Arbeit, welche die Arbeiterbewegung, die Gewerkschaftsbewegung und schließlich die sozialdemokratische Partei entstehen ließen.
Wenn wir das Vereinswesen näher betrachten wird ersichtlich, dass es noch im Vormärz als Mittel der Selbstmobilisierung der Gesellschaft geeignet zu sein schien, verschiedene Probleme dieser Zeit zu lösen. In der Revolution wurde dieser Optimismus jedoch erschüttert, da das Vereinswesen als Universalformel zur Konfliktlösung versagte.1 Die Abgeordneten organisierten dabei Gruppierungen, welche nach gemeinsamen Grundüberzeugungen und Interessen strebten. Es gab jedoch verschiedene Abspaltungen und Neugruppierungen, was sich jedoch nicht negativ auf die Vereine übertrug, sie blieben recht stabil und gut organisiert. Das Ziel der politischen Vereine war es, den Absolutismus abzuschaffen, das heißt die Staatsmacht auf verschiedenen Ebenen zu verteilen und auf diese Weise das Land zu regieren. So kam es 1862 zum Übergang vom Absolutismus zum Konstitutionalismus.
Der Begriff Konstitutionalismus bedeutet so viel wie Verfassungsstaat, in welchem der Monarch an die in der Verfassung festgelegte Ordnung gebunden wurde. Wenngleich die Kompetenzen des Monarchen immer noch sehr weitgehend waren, brachte die neue Verfassung nach der Revolution dem Volk bestimmte Mitwirkungsrechte. So komme ich zur Fragestellung dieser Arbeit: Wie haben sich die damaligen politischen Organisationen, Vereine und Parteien in der Gesellschaft integriert?
In dieser Arbeit wird die Entstehung der verschiedenen Vereine und Parteien geschildert und darauf eingegangen, welche Interessen die verschiedenen Gruppierungen verfolgten, um die Bedürfnisse der Menschen sicherzustellen.
Entstehung von Politische Parteien und Vereinen
Nachdem die Parteigründungen ab 1832 als Reaktion auf das Hambacher Fest verboten wurden, führte die Märzrevolution politische Reformen herbei und das Verbot wurde wieder aufgehoben. Außerdem wurde durch die Aufhebung des Absolutismus und der Einführung von Parlamenten die Forderung nach Grundrechten und einer Verfassung durchgesetzt. Dies wiederum hatte zur Folge, dass es 1848 im deutschsprachigen Raum zu mehreren Partei- und Vereinsgründungen kam. Zahlreiche politisch interessierte Gruppen formierten sich mit dem Ziel ihre Überzeugungen zu verbreiten. Dadurch kam es zu Zusammenschlüssen von hunderttausenden Menschen in politischen Parteien. In den Nationalversammlungen setzten sich diese in unterschiedlichen Fraktionen zusammen. Durch diese unterschiedlichen Fraktionen entstanden dann die Hauptgruppierungen der Konservativen, Liberalen und den Demokraten. Die plötzlich freigesetzte politische Energie äußerte sich in vielfältigen Formen: Vereine, Gesellschaften, Klubs, Komitees, Assoziationen, Lesezirkeln sowie spontane und gelenkten Versammlungen.2
In der Märzrevolution entstanden Vereine zuerst auf der Ortsebene. Diese Vereine waren zu dieser Zeit bewusst unbestimmt und nicht in kleine einzelne Parteien aufgeteilt. Später in der Revolution wurde versucht in Baden, Württemberg, Hessen und Sachsen eine Organisation aufzubauen, welche auf Landesebene arbeiten sollte. Die Wahl in den Vereinen und Parteien ging meistens zugunsten lokaler Prominenten aus, welche aus den Landesparlamenten bekannt waren.
Nach dem großen Aufschwung wurde es um viele Vereine und Parteien still. Die Zentralgewalt und der Frankfurter Demokratenkongress hatten sich dennoch zum Ziel gesetzt, die Parteien zu fördern.3
Organisation
Bereits vor der Märzrevolution waren gewisse politische Richtungen erkennbar, aber erst während der Revolution war es ihnen möglich sich in einem neuen politischen Vereinswesen zu organisieren. Bei der Organisation der Vereine kristallisierten sich zwei Grundtypen heraus: die konstitutionell-liberalen Vereine und die Demokraten und Republikaner (Demokraten und Republikaner gelten hierbei als ein Grundtyp). Konstitutionell-liberale Vereine befürworten die Selbstständigkeit der Ortsvereine. Dabei sollte ein Vorort die Geschäfte führen und Kontakte mit und zwischen den Ortsvereinen pflegen. Der Vorort konnte allerdings nicht im Namen aller Ortsvereine sprechen bzw. Beschlüsse fassen. So entwickelte sich ein für die damalige Zeit modernes Parteiwesen, ein sogenanntes Fünfparteiensystem mit folgenden Vereinsorganisationen, welche sich auch der politischen Ebene bewegten:
- Arbeitervereinigung
Diese Bewegung verfügte über keine parlamentarische Vertretung. Zwischen den kleinen Gruppierungen gab es viele Unterschiede und trotzdem schaffte es die Bewegung unbeschadet zu bleiben. Die Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel die Forderung für grundlegende soziale Reformen, politische Gleichberechtigung und eine republikanische Staatsform, motivierten sie gemeinsam in die gleiche Richtung zu streben.
- Demokraten
Die Demokraten befürworten eine hierarchische Organisation mit Ortsvereinen. Ihre Hauptforderung war eine parlamentarische Demokratie mit schwacher Stellung des Monarchen. Dabei gab es Zusammenschlüsse auf Bezirksebene sowie einen Zentralausschuss. Sie gingen sehr offen mit den politischen und sozialen Ansprüchen der Arbeitervereine um, wobei sie eine politische Gleichheit befürworteten, was bei der Arbeiterbewegung eher nicht der Fall war.
- Konstitutionelle Liberale
Die Liberalen strebten eine konstitutionelle Monarchie an. Sie fühlten sich von den politischen und sozialen Ansprüchen der Arbeiterbewegung bedroht.
- Katholizismus
Es bildeten sich nicht nur politische Vereine, diese Veränderugen hatten auch Einfluss auf die Religion. Der politische Katholizismus, welcher die Ansprüche der katholischen Kirche vertrat, schuf den sogenannten Piusverein, welcher für religiöse Freiheit einstand. Dieser Piusverein stand für die Unabhängigkeit von Kirche und Staat. Grundsätzlich waren nur Katholiken in dem Verein erlaubt. Anfangs gab es kleine lokale Vereine, welche sich aber nach einer Weile zu einem Hauptverein zusammenschlossen, worauf dann der Katholische Verein Deutschlands gegründet wurde.
- Konservativen
Die Konservativen verfügten grundsätzlich schon über eine sehr breite soziale Basis. In vielen Regionen hatten sie kein eigenes Vereinswesen aufgebaut, sondern formierten sich dort auch zu konstitutionellen Vereinen.4
Auf Landesebene trafen sich die verschiedenen Vereine zirka alle drei Monate für zwei Tage. Am ersten Tag tagten die Delegierten der angeschlossenen Vereine und am Tag darauf fand eine öffentliche Volksversammlung statt.5
In der Volksversammlung in Offenburg, welche ganz am Anfang der Revolution abgehalten wurde, waren die Linken und Liberalen noch vereint. Ihre Forderungen waren eine politische Demokratisierung und die Abschaffung der Adelsprivilegien. Außerdem wollten sie im Speziellen die Bewaffnung des Volkes durchsetzen. Dabei brauchten sie die Unterstützung einzelner vaterländischer Vereine, welche sich auf Bezirks- und Kreisebene und sogar auf Landesebene zusammenschließen sollten. In Göppingen bildeten sich einige vaterländische Vereine, welche in engem Kontakt mit dem Hauptverein in Stuttgart standen. Es schlossen sich etwa fünfzig Ortsvereine dieser Organisation an, was jedoch zur Folge hatte, dass sich die Demokraten abspalteten. „Fort mit den Fürsten und ihrem Anhang; wir wollen uns selbst regieren, einig und wohlfeil.“6
Das Fünfparteisystem
Arbeitervereinigung
Die Arbeitervereinigung war im Inneren sehr unterschiedlich. Die Situation und das Interesse der Lohnabhängigen Unterschichten waren sehr widersprüchlich, was dazu führte, dass es schwierig war von einer Gruppe von Arbeitern zu reden. Einige stürmten die Industrien, um ihre Unzufriedenheit kund zu geben. Es gab aber auch andere, welche nach einer Sozialpolitik und Selbsthilfeassoziationen strebten und sich so dem Programm des revolutionären Systemwandels anschlossen. Grundsätzlich kann man sagen, dass sie keine fest Klasse dargestellt haben.
Die Arbeiterbewegung entstand erst im Juli 1848 in Frankfurt. Damals formulierten Handwerksmeister ihren Protest gegen den Kapitalismus, die aufkommende Industrie, freie Konkurrenz und Gewerbefreiheit. Durch die Revolution wurden die Zunftschranken beseitigt, was Kleingewerbe der Handwerker in eine Krise stürzte und die Handwerkermeister zum Handeln zwang. Diese wollten sich untereinander beraten, ohne jedoch ihre Gesellen beizuziehen. Daher organisierten sich die Gesellen in einem eigenen Verbund, dem sogenannten „Allgemeinen Arbeiterkongress“. Diese Verbrüderung stellte die größte Vereinigung deutscher Arbeitervereine während und auch nach der Revolution 1848/49 dar. Das Mittelalterliche Zunftwesen war somit überholt und wurde ersetzt.7
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1 Michael Wettengel, Parteibildung in Deutschland Das politische Vereinswesen in der Revolution von 1848, S 701
2 Wolfram Siemann, Die deutsche Revolution von 1848/49, (Moderne deutsche Geschichte 5), Darmstadt 1997, S 90
3 Manfred Botzenhart, Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848-1850, Handbuch der Geschichte des deutschen Parlamentarismus, Düsseldorf 1977, S 321
4 Michael Wettinger S. 704
5 Botzenhart, Deutscher Parlamentarismus, S. 323
6 S330
7 Siemann, Die deutsche Revolution, S. 94-95