Militärische Innovationen in Lateinamerika


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Forschungstand

2. Innovationen
2.1 Begriffsdefinition und Erklärungsversuch
2.2 Rollen des Militärs
2.3 Modernisierungstheorien

3. Versuche militärischer Innovationen

4. Zusammenfassung

Literatur

Internetquellen:

1. Einleitung

1.1 Fragestellung

Innerhalb und als Folge der Unabhängigkeitskriege in Lateinamerika entwickelten sich für das Militär im 19. und 20. Jahrhundert neue Rollen. Die Kolonialzeit gilt als eigene Epoche Spanisch – Amerikas dauert ca. von 1492 – 1810 n. Chr. Der Anfang des Endes der Besetzung wird bei ca. 1750 n. Chr. angesiedelt.

Innerhalb des Moduls ging es in der Vorlesung um „Wissen und Macht: Lateinamerikanisches Militär des 19. und 20. Jahrhunderts“ und vertiefend hierzu um die Modernisierungsbestrebungen im Cono Sur: Militärs und Reformer. Militäry Emulation (Nachahmung) wurde hier unterteilt in: Technologietransfer durch Nachahmung, Nachahmung als Technik, Nachahmung als politische & gesellschaftliche Rolle der Militärs (z.B. Entwicklungshilfe verknüpft mit Militär) und als Verbindung zwischen Militär & Staatsbildung. In meiner Hausarbeit wird es um das das Thema der „military emulation“, also der militärischen Nachahmung gehen. Die Militärs in Lateinamerika haben im Laufe vor allem nach der Kolonialisierung im 19. und 20. Jahrhundert durch die Unabhängigkeit der Länder Lateinamerikas große Veränderungen erlebt und die Militärs mussten sich überlegen, wie sie sich zu reformieren hatten, um die Sicherheit ihrer neu gewonnenen Freiheit langfristig schützen zu können und vielleicht auch ihre Macht und ihren Einfluss ausweiten zu können. Ein Weg war der Versuch der Nachahmung. So hatte zum Beispiel Argentinien Frankreich und Chile Preußen zum militärischen Vorbild. Zu untersuchen bleibt, ob Innovationen über Nachahmung durchgeführt wurden, in wieweit die Nachahmungen tatsächlich glückten, was die Motivation für Innovationen waren, welche Innovationen beispielhaft eingeführt und wie diese umgesetzt wurden.

1.2 Forschungstand

Zu dem Thema „military emulation“[1] liegen ausreichende Forschungen und Aufsätze v.a. in spanischer, französischer und englischer Sprache vor. Auch aktuelle Werke beschäftigen sich mit der Frage nach gelungener Innovation und bieten einen beschaulichen Blick auf das Militär in Lateinamerika.[2] Um die Fragestellung der Hausarbeit beantworten zu können, bedarf es einer Übersicht über eine Vorstellung der Rollen, die das Militär versuchte, einzunehmen, um zu verstehen, wieso Innovationen durch das Militär eingeführt wurden. Modernisierungstheorien sollen Aufschluss darüber geben, wie und warum Militärs durch Nachahmung Innovationen einzuführen versuchten und abschließend bedarf es Literatur, die sich konkret mit den Militärs in Lateinamerika und erfolgte Innovation(sversuchen) im 19. & 20. Jahrhundert beschäftigen.

2. Innovationen

2.1 Begriffsdefinition und Erklärungsversuch

Man kann militärische Innovationen in drei zu untersuchende Phasen einteilen:

1. Verhalten des Militärs in Friedenszeiten oder auch: Innovation im operationalen Verhalten des Militärs in Friedenszeiten (menschlich – soziales Verhalten)
2. Verhalten des Militärs in Kriegszeiten oder auch: Innovationen während des Krieges (menschlich – soziales Verhalten)
3. Technologische Innovationen im Militär (Waffenbau)

Allgemein lässt sich sagen, dass große Bürokratien wie das Militär scheinbar nicht nur schwer zu verändern sind, sondern dass sie scheinbar dafür gemacht sind, um nicht verändert zu werden. Militärs sind laut Rosen besonders resistent gegen Veränderungen.[3] Ein Erklärungsversuch hierfür sei gegeben von Colonel John Mitchell (Britische Armee): Der Beitritt der Männer in die Armee geschehe in einem Alter, wo sie die Meinungen „älterer, weiserer Männer“ im Militär adaptieren. Diese blieben dann bestehen als eigene Meinung oder würden durch Reflexion oder Argumente / Erfahrungen revidiert. Es scheint keine gute Erklärung für bürokratische Innovationen zu geben, denn die Studien widersprechen sich oft.[4]

Die Probleme der militärischen Innovationen in Friedenszeiten lassen sich laut Rosen damit begründen, dass Militärs sind nicht wie andere bürokratische Institutionen jeden Tag tätig sind: sie müssen Kriege antizipieren & daraus vorbereitet sein. Der Befehl zu Innovationen bedeutet (per Definition), sich auf noch nie Erprobtes einzulassen. Die Geschichte zeigt genügend Beispiele, dass Militärs aufgrund fehlender Innovation immer wieder besiegt wurden: Misslingen im Krieg hatte jedoch oft keine Auswirkung auf „peacetime innovation“ (evtl. beschränkt eine Niederlage oft die Möglichkeiten (v.a. die finanziellen) zu Innovationen). Innovationen sind oft durch Zivilisten initiiert worden, weil diese laut Kurt Lang sensibilisierter waren für einen Bedarf an Veränderungen als die Militärführung, die eben traditionell-orientiert waren. Durch Zivilisten initiiert bedeutet hier eher „mit Hilfe von Zivilisten aber auf Wunsch zumindest eines Teils des Militärs“. Es geht also eher um die Suche nach „externen“ Beratern / die Suche nach Expertise, die im Militär selber nicht vorliegt. Einführung von Innovationen geht nur über (machtvolle) Offiziere; zivile Intervention kann diese Offiziere unterstützen: Notwendige Bedingung sind machtvolle Offiziere und oft auch Zivilisten und deren Expertise, aber keines alleine ist hinreichend für eine gelingende Einführung von Innovationen. Innovation in Friedenszeiten lässt sich auf 2 wichtige Fragen zurückführen:

- Was erwarte ich von der zukünftigen Art & Weise der Kriegsführung und wie passe ich mich dem an?
- Wie setze ich die Veränderungen in den alteingesessenen Offizierstruppen durch?

Das Problem der Innovation in Kriegszeiten lässt sich wie folgt beschreiben: In Kriegszeiten wird beobachtet, was funktioniert und was fehlschlägt. Kriegszeit – Innovationen basieren auf der Entwicklung verbesserter Strategiemethoden, der Optimierung von nachrichtendienstlichen Informationssammlungen und der Organisation der Einführung notwendiger Neuerungen innerhalb der „relativ kurzen Dauer“ des Krieges. Der Mangel an Erprobung (per Definition) macht es riskant & rechtfertigt die oft dadurch entstehende Aversion gegen Innovationen (in Kriegszeiten), aber eine Erprobung in Friedenszeiten ist auch immer nur eine Art artifizielle Erprobung, die „Bewährungsprobe“ kann oft erst im Krieg erfolgen. 2 Theoretische Studien über das Verhalten von Militärs in Kriegszeiten unterstützen die Problematik von Innovationen in Kriegszeiten: Carl von Clausewitz: „Vom Kriege“ schreibt, dass die Nachrichtenübertragung wichtig aber im Krieg fast unmöglich ist: „Ein großer Teil der Nachrichten, die man im Kriege bekommt, ist widersprechend, ein noch größerer ist falsch und bei weitem der größte einer ziemlichen Ungewißheit unterworfen.“[5] Zudem betont er, dass man nicht gegen eine Sache sondern gegen einen Gegner / Feind kämpft der sich so versucht zu verhalten, wie man es nicht erwartet, was Innovationen schwer macht. Sun Tzu schreibt in seinem Werk „The Art of War“, dass verdeckte Ermittlungen entscheidend seien als auch das Vorwissen: „Kenne Deinen Feind und kenne Dich und Du wirst in 100 Kämpfen nicht in Gefahr kommen“: es ist eine Art Anleitung, wie man Informationen über den Feind bekommt, aber keine eigenen Preis gibt.“[6]

Generell lässt sich laut Rosen vermuten, dass nur eine Kontinuität in der Führung das Militär organisational lernen lässt. In Kriegszeiten ist eine Innovation (per Definition) eine Veränderung, die neue organisatorische Ziele und Konzepte der Handlung nach sich sieht und gelernt kann nur werden, wenn ein neues Ziel definiert wird, weil nicht die für das Ziel relevanten Kriterien beobachtet & mit der alten Taktik verglichen werden können. Zudem kannten sich die Zivilisten oft zu wenig aus in der Kriegsführung und was damit zusammen hing, auf der anderen Seite waren Militärmänner oft zu sehr belastet mit dem Wissen, was alles „schief“ gehen kann, was die Aversionen gegenüber Innovationen erklärbar macht.

Bei der technologischen Innovation geht es um den Waffenbau. Technologische Innovationen haben eine wichtige politische Komponente. Die Fragen hierzu lauten: Waren die Informationen über feindliche Technologien der Ansporn zu Innovationen? Woher bzw. wie können die Militärs die Kosten & Nutzen einer noch nicht bestehenden Waffe evaluieren? Wer ist „besser“ geeignet, die Entscheidung dafür oder gegen eine neue Waffe zu treffen: Militärmänner oder Wissenschaftler? Warum also neue Waffen? Es lässt sich sagen, dass die als Bedarf an neuen Strategien bei Unsicherheit zu sehen sind. Es ist oft auch eine „Antwort“ auf Neuerungen beim Feind. Wichtige Anhaltspunkte hierfür sind das Wissen um die feindliche Technologie als auch die Information darüber, wie sich der Feind wohl verhalten wird. Es geht also im Falle neuer Waffen einmal um die Dringlichkeit einer neuen Waffe & um den erwarteten Nutzen, welches stark beeinflusst wird von der nachrichtendienstlichen Information über den Feind). Es gibt auch Aussagen darüber, dass militärische Innovationen eine Antwort auf äußere Bedrohung sind.[7] Müller und Neuneck schreiben, dass die Ergebnisse aus wissenschaftlichen – technischen Bereichen in den militärischen Bereich fließen. Die Funktionen rüstungspolitischer Innovationen lassen sich aufteilen in politische Funktion und militärische Funktion.[8] Die militärische Forschung (Innovation) ist noch immer Bestandteil des durch Drohpolitik institutionalisierten Freund-Feind-Denkens.[9] Man will up-to-date sein, um dem vermeintlichen Gegner gewappnet zu sein und auch abzuschrecken. Rüstung & Militär gelten als zentrale Elemente staatlicher Existenz und politischen Handelns.[10] Das Militär soll als „last resort“ (letztes Mittel) vorhanden sein, um ein Ziel zu erreichen, wenn andere Mittel erschöpft sind (wobei auch zu sagen ist, dass es bei „kriegerischer Ausrichtung der Machtinhaber“ auch zum ersten Mittel der Wahl werden kann). Die militärische Funktion ist eng mit der politischen verknüpft: es geht dabei um den Sieg über den Gegner (Exekution der Politik mit anderen Mitteln). Zudem geht es um ein Streben nach technologischer Überlegenheit über den Feind.

[...]


[1] engl.: militärische Nachahmung

[2] Carreras u.a. (Hg.): Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur. Lit Verlag Münster 2004.

[3] Rosen, Stephen Peter: Winning the Next War. INNOVATION AND THE MODERN MILITARY. Cornell University 1991, S. 2..

[4] Rosen, Stephen Peter: Winning the Next War., S. 4.

[5] C.v.Clausewitz: Vom Kriege, 1. Buch: Von der Natur des Krieges, 6. Kapitel: Die Nachrichten im Kriege“.

[6] Sun Tsu: On the Art of War: Kapitel 7: Maneuvering (vgl. http://www.all.net/books/tzu/vii.html).

[7] Resende Santos, J.: Military Emulation in the International System. S. 1 – 46. In: Neorealism, States and the Modern Mass Army. Bentley College, Massachusetts 2007, S 3.

[8] Erwin Müller / Götz Neuneck (Hrsg.): Rüstungsmodernisierung und Rüstungskontrolle. Neue Technologien, Rüstungsdynamik und Stabilität. 1. Auflage 1991/92. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, S.17.

[9] Erwin Müller / Götz Neuneck (Hrsg.): Rüstungsmodernisierung und Rüstungskontrolle. Neue Technologien, Rüstungsdynamik und Stabilität, S. 47.

[10] ebd., S. 17.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Militärische Innovationen in Lateinamerika
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V128339
ISBN (eBook)
9783640348473
ISBN (Buch)
9783640348008
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
9 Literatureinträge, davon 4 englische Titel.
Schlagworte
Militärische, Innovationen, Lateinamerika
Arbeit zitieren
Dipl. Simone Menzer (Autor:in), 2009, Militärische Innovationen in Lateinamerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128339

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