Stellen militärische Interventionen in fremde Länder ein legitimes Instrument der Außenpolitik von Staaten dar oder nicht? Um diese Frage zu beantworten, betrachtet und bewertet die Arbeit den Sachverhalt aus der Sicht zweier Theorien der Internationalen Beziehungen: Dem Realismus und dem Liberalismus. Neben der grundsätzlichen Frage nach der Legitimität von militärischen Interventionen im Allgemeinen soll der Afghanistan-Einsatz immer wieder als aktuelles empirisches Beispiel herangezogen werden.
Der Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan schlug in der Presse große Wellen. Nach 20 Jahren des Krieges und der Zerstörung entschied vor allem der US-amerikanische Ex-Präsident Donald Trump, aber auch sein Nachfolger und amtierender Präsident Joe Biden, dass es nun an der Zeit wäre, diesen Einsatz zu beenden. Nachdem die USA in Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 in das Land intervenierten, entmachteten sie die sich dort aufhaltenden Taliban und schufen so vermeintlich Sicherheit im Land.
Neben den US-Truppen war durch das UN-Mandat auch die NATO an diesem Einsatz beteiligt, wodurch ebenso die Bundesrepublik Deutschland Truppen in den Nahen Osten sandte. Nachdem die direkte Bedrohung gebannt gewesen zu sein schien, verlagerte sich der Schwerpunkt des Afghanistan-Einsatzes in Richtung des Nation-building. Hierzu wurden bspw. eine Übergangsadministration, aber auch andere plurale Machtstrukturen installiert, wodurch sich der Konflikt schließlich vor allem auf Betreffe der nationalen Ebene verlagerte.
Doch der Afghanistan-Einsatz ist nur eines von vielen Beispielen, in denen Staaten in fremde Länder vorstießen. Man betrachte hierzu beispielsweise den Irak-Einsatz aus dem Jahre 2003. Bei diesem fehlte nicht nur das notwendige UN-Mandat, sondern, wie man im Nachgang herausfand, neben einer selbst entworfenen Bedrohungssituation auch der rechtfertigende Grund. Im Endeffekt waren es in diesem Fall und sind es in vielen Fällen eher egoistische Einzelinteressen, wie eben das Interesse an natürlichen Ressourcen, die die Staaten zu einem solchen Vorgehen motivieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Betrachtung aus Sicht der Theorien der IB
- Realismus
- Vorläufer des Realismus (Hobbes, Thukydides)
- Klassischer Realismus (Morgenthau)
- Neorealismus (Waltz)
- Liberalismus
- Klassischer Liberalismus (Kant)
- Neoliberalismus bzw. utilitaristischer Institutionalismus (Keohane/Nye)
- Normativ-reflexiver Institutionalismus – English School (Bull)
- Realismus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Abhandlung beschäftigt sich mit der Frage, ob militärische Interventionen in fremde Länder ein legitimes Instrument der Außenpolitik von Staaten darstellen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse dieser Frage aus der Perspektive des Realismus und des Liberalismus.
- Die Legitimität von militärischen Interventionen im Kontext der Internationalen Beziehungen
- Die Rolle des Realismus und des Liberalismus bei der Bewertung von Interventionen
- Der Afghanistan-Einsatz als aktuelles Beispiel für die Problematik militärischer Interventionen
- Die Bedeutung von Selbsterhaltung, Macht und internationalen Institutionen im Rahmen der Analyse
- Die Spannung zwischen dem Streben nach Macht und der Wahrung von Normen und Gesetzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von militärischen Interventionen in den Kontext der aktuellen Debatte und führt anhand des Beispiels Afghanistan die Komplexität des Themas auf.
Das zweite Kapitel analysiert die Frage der Legitimität militärischer Interventionen aus der Sicht des Realismus. Es wird dabei auf die Strömungen des Vorläufers des Realismus, des klassischen Realismus und des Neorealismus eingegangen.
Das dritte Kapitel behandelt die Frage der Legitimität militärischer Interventionen aus der Sicht des Liberalismus. Es werden die Strömungen des klassischen Liberalismus, des Neoliberalismus und des normativ-reflexiven Institutionalismus analysiert.
Schlüsselwörter
Die Abhandlung befasst sich mit zentralen Themen der Internationalen Beziehungen, wie der Legitimität von militärischen Interventionen, dem Realismus und dem Liberalismus, der Rolle von Macht und Normen, sowie der Frage der Selbstherhaltung von Staaten.
- Arbeit zitieren
- Paul Killat (Autor:in), 2022, Über die Legitimität von militärischen Interventionen. Eine Abhandlung im Lichte des Realismus und des Liberalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1284671