Die Widerspiegelung von Jugendsubkulturen und Globalisierung in Taiwan am Beispiel des Films "Majiang" von Yang Dechang


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Der Film “Majiang” von Yang Dechang

2. Subkulturen
2.1 Jugendliche Subkulturen
2.2 Jugendsubkulturen in China und Taiwan
2.3 Widerspiegelung von taiwanesischen Jugendsubkulturen in dem Film

3. Globalisierung
3.1 Globalisierung in China und Taiwan
3.2 Widerspiegelung von Globalisierung in dem Film

4. Inwiefern spiegelt der Film wirklich Jugendsubkulturen und Globalisierung in Taiwan wider?

Literaturangaben

1. Der Film “Majiang” von Yang Dechang:

Vier junge Männer in Taipei, die gegensätzlicher nicht sein könnten und doch in ein und derselben Gang sind und sich einander zugehörig fühlen. Das sind die vier Hauptcharaktere des Films „Majiang“ von Yang Dechang.

Da ist zum einen Rotfisch (Hongyu), der Kopf der Bande. Sein Vater hat sich von der Mafia Geld geliehen und sitzt bis zum Hals in Schulden. Daraufhin verlässt er seine Frau (die er ohnehin andauernd betrügt) und seinen Sohn, um sich zu verstecken. Rotfisch bewundert seinen Vater, er will genauso werden, wie er: Skrupellos und trickreich, jemand, der in der Lage ist, andere Menschen zu manipulieren, und um dieses gut zu beherr-schen, nie Gefühle aufkommen zu lassen.

Der Zweite ist Hong Kong (Xiang Gang), der Frauenheld. Er tut, was Rot-fisch ihm befiehlt, - meistens mit irgendwelchen Frauen zu schlafen, um sie so leichter manipulieren zu können. Dabei geht er genauso skrupellos wie Rotfisch vor, ohne auf die Gefühle der Frauen, die ihn zum Teil wirklich lie-ben, Rücksicht zu nehmen.

Der Dritte im Bunde ist Zahnpasta, der genau wie Hong Kong alles tut, was ihm von Rotfisch befohlen wird. Rotfisch ist derjenige mit den Ideen, und Zahnpasta führt sie aus. Er ist der Handlanger, der jedoch um einiges bruta-ler als Rotfisch selber ist.

Lun Lun ist der Vierte, der neu zu der Gruppe hinzugestoßen ist. Auch wenn er viele Befehle von Rotfisch ausführt, hat er ihn noch nicht wirklich als Boss akzeptiert und fühlt sich in der neuen Gruppe auch nicht besonders wohl.

Vier junge Männer, die sich um das Wohlergehen anderer nicht kümmern, denen es nur um ihr eigenes Glück geht. Sie betrügen andere Menschen, nutzen und beuten sie aus, um sich selber zu mehr Geld und damit auch Glück zu verhelfen. Doch am Ende zeigt sich, dass auch andere in der Lage sind, sie auszunutzen, und dass sie nicht die Einzigen sind, die gemeine Tricks beherrschen. Doch was hat das alles mit Jugendsubkulturen und Globalisierung in Taiwan zu tun?

2. Subkulturen:

“Minderheiten werden zeitweilig zu Mehrheiten und artikulieren ihren Wider-stand gegen eine angepasste, profitsüchtige, bürokratisch erstarrte Gesell-schaft.“[1] So definiert Rolf Schwendter den Begriff der Subkultur. Seiner An-sicht nach ist eine Subkultur oft eine Art „Gegenmilieu“, etwas, das einfach gegen das ist, wofür alle sind. Dabei würden Subkulturen oft als etwas un-moralisches und schlechtes empfunden.

So sieht es auch Chris Barker[2], der Subkulturen als „a whole way of life“ oder „a map of meaning“ bezeichnet.

Subkulturen sind also Kulturen, die sich unterhalb des Mainstreams be-wegen. Die Menschen, die sich einer gewissen Subkultur zugehörig fühlen, zeigen dies durch ihr Aussehen, ihre Kleidung oder ihr Auftreten. Zum Bei-spiel tragen so genannte Emos (die gerade insbesondere in der Jugend-kultur eine neue Form der Auferstehung feiern), überwiegend schwarze Kleidung, gemischt mit einigen wenigen Farbtupfern. Ihre Haare sind schwarz und hängen ihnen ins Gesicht. Oftmals tragen sie Sprüche auf ihrer Kleidung, die etwas mit dem Tod zu tun haben, damit wie viel einfacher und schöner es für sie wäre, tot zu sein. Darum und um gescheiterte Lieben geht es auch in der Musik die von ihnen gehört wird. Die Emos wollen dadurch ihre Unzufriedenheit mit der Welt, wie sie ist, zum Ausdruck bringen. Sie fühlen sich von anderen Menschen und besonders von ihren Eltern ungeliebt und versuchen diesen das auf diese Weise deutlich zu machen. Sie sind eine Gruppe von Gleichgesinnten, die versucht sich gegen den Mainstream durchzusetzen, die versucht anderen Menschen klar zu machen, wie schlecht die Welt doch ist. Sie bilden eine „entschiedene Opposition zum bestehenden System.“[3]

Subkulturen haben für Mitglieder fünf Funktionen, die ebenfalls von Chris Barker[4] aufgeführt wurden: Die erste Funktion ist, dass sie eine Art ma-gische Lösung für soziale und wirtschaftliche Probleme bilden. Um ein Bei-spiel zu nennen: Viele Menschen kämpfen heutzutage mit der Arbeitslosig-keit. Und für dieses Problem haben einige von ihnen eine ganz einfache Lö-sung: Die Ausländer sind Schuld. So entstand die Subkultur der Neo-Nazis, die der Auffassung sind, dass es einzig und allein an der großen Zahl an Zuwanderern, billigen Arbeitskräften, in Deutschland liegt, dass sie selber keine Arbeit finden. Ihre Lösung ist es also, Ausländern das Leben in Deutschland möglichst unangenehm zu machen, sie im schlimmsten Fall sogar umzubringen, um so dafür zu sorgen, dass sie aus Deutschland ver-schwinden und Arbeitsplätze frei geben. Die zweite Funktion von Subkul-turen ist, dass sie eine kollektive Identität für all diejenigen bilden, die sich selber keine eigene Identität aufbauen können. Um bei dem Beispiel der Neo-Nazis zu bleiben, besteht ihre Identität darin, dass sie Springerstiefel, ausländerfeindliche Symbole und Glatzen tragen. So können sie sich gegenseitig erkennen, und wissen, wer ebenfalls zu ihnen gehört. Als dritte Funktion nennt Chris Barker, dass sie einen Raum für alternative Erfahrungen bieten und dass sie als viertes ihren Mitgliedern eine Art Aktivität bieten. Am Beispiel der Neo-Nazis, die ihre Arbeitslosigkeit durch Ausländerhass zu kompensieren suchen, merkt man weiterhin, dass dies nicht unbedingt positiv sein muss. Aktivität bedeutet hier, in der Gruppe zusammen, ausländerfeindliche Parolen zu „grölen“ und im schlimmsten Fall Ausländer anzugreifen und zu verletzen. Die letzte Funktion die Barker nennt ist, dass Subkulturen Lösungen für existentielle Identitätsdilemmata bieten. Das bedeutet, dass man nicht nur eine kollektive Identität hat, also etwas, das man mit anderen teilen kann, sondern, dass Subkulturen manchen Menschen, die sich selber noch keine Identität aufbauen konnten, eine geben, um ihnen so zu zeigen, wo ihr Platz in der Welt ist.

Auch wenn es, wie man am Beispiel der Neo-Nazis sehen kann, viele Sub-kulturen gibt, die tatsächlich nicht nur als „schlecht“ empfunden werden, sondern es auch sind, muss jedem klar sein, dass nicht jede Subkultur etwas Schlechtes ist, sondern oftmals einfach nur eine andere Weltansicht widerspiegelt.

2.1 Jugendliche Subkulturen:

Eine Jugendsubkultur ist eine „fest strukturierte informelle Gruppe Gleich-altriger mit spezifischen Normensystem und fixierten Rollenerwartungen für bestimmte Positionen finden sich augenscheinlich nur selten.“[5] Jugendliche Subkulturen und „normale“ Subkulturen sind sich in ihren Grundsätzen voll-kommen gleich. Sie wollen anderen Jugendlichen zeigen, welcher Gruppe sie sich zugehörig fühlen, durch ihre Kleidung, Musik und Rituale.[6] Auch sie wollen sich vom Mainstream lösen, häufig allerdings nicht nur von dem Mainstream, der von Gleichaltrigen vertreten wird, sondern hauptsächlich auch von dem, was ihre Elterngeneration ihnen zeigt. Sie wollen sich von den Eltern lösen, und um das zu erreichen, müssen sie anders sein. Dadurch teilen viele Jugendsubkulturen die gleichen Basisprobleme, nämlich die Differenzierung von den Eltern. Es geht ihnen nicht immer darum, anderen zu zeigen, dass ihrer Meinung nach vieles auf der Welt verkehrt läuft, häufig wollen sie einfach nur provozieren. Es geht um das Anders-Sein, um des Anders-Seins willen. Es ist ein „Uns“ gegen „die Anderen“. Wohingegen man selber, bzw. die eigene Kultur alles Unab-hängige und Freie repräsentiert und die anderen der böse, kommerzielle Mainstream ist. Insbesondere die Medien sind es aber, die in der Bildung von Jugendsubkulturen heutzutage eine sehr große Rolle spielen. „Youth cultures are not formed without and opposed to the media, but within and through the media.”[7] Sarah Thornton meint, dass wenn beispielsweise in den USA eine neue Jugendsubkultur entsteht, diese Entstehung, bedingt durch die Medien, auch in anderen Teilen der Welt sofort Anklang findet. Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass jede dieser Kulturen auch wieder ein lokales Element hat, sie also nirgendwo auf der Welt wirklich gleich ist. „Subkulturen sind keine starren Identitäten, sie verändern sich vielmehr ständig, reagieren auf Signale der vorherrschen, populären Kultur.“[8]

2.2 Jugendsubkulturen in China und Taiwan:

Schauen wir uns zunächst die Entstehung von Jugendsubkulturen in China an, um dann speziell auf Taiwan einzugehen. Unter den Jugendlichen herrscht oftmals eine sehr negative, beinahe schon apathische Stimmung, die ein Gefühl der Hilflosigkeit widerspiegelt. Die Jugendlichen wollen mehr Freiraum und Eigenverantwortung. Sie wollen nicht mehr durch ihre Eltern, die Gesellschaft oder durch die Partei fremdbestimmt werden, da sie der Ansicht sind, dass dadurch die Entwicklung ihrer Fähigkeiten verhindert wird.[9] Des Weiteren glauben sie, dass die ältere Generation noch zu sehr in den Traditionen verwurzelt ist, wohingegen sie denken, dass Utopie und göttliche Wesen einem nicht weiterhelfen, sondern dass man selber aktiv werden muss. Auch DeKloet ist der Überzeugung, dass sich junge Chinesen oftmals von den Traditionen eingeengt fühlen. Die alte Tradition ist zerbrochen, aber es gibt noch keine neue, an die sie sich halten können. Deswegen konzentrieren sie sich darauf für sich eine neue Identität zu schaffen. Um diese neue Identität, bzw. ihre Stellung in der Gesellschaft genauer zu definieren, benutzen die Jugendlichen die Musik. Ihre Unsicher-heit, und die Weigerung sich anzupassen, werden in Rockmusik aus-gedrückt.[10]

Hinzu kommt, dass die junge Generation in China sehr wenig im gegen-wärtigen Leben verwurzelt zu sein scheint. Sie wissen oft selber nicht so genau, was sie mit ihrem Leben machen wollen, doch durch die politischen Kampagnen der Kommunisten, wird ihnen strikt vorgegeben, wie sie ihr Leben zu führen haben, - das, was sie selber wollen, spielt keine Rolle.[11]

Taiwan ist eine „kleine, mittlerweile fast in sich geschlossene kulturelle Einheit“.[12] Deswegen lassen sich in Taiwan auch nicht allzu viele ver-schiedene (Jugend-)Subkulturen feststellen. Natürlich gibt es auch hier die überall auf der Welt vertretenen Gruppen (Punks, Hippies, Emos,…), aber die Anzahl der Menschen, die sich diesen Subkulturen zugehörig fühlen, ist eher gering. Vielmehr gab und gibt es in Taiwan einige Strömungen, denen sich dann jeweils ein großer Teil der Jugend zugehörig fühlte. Begonnen hat dieses in Taiwan laut Satoshi Ota[13] erst Mitte der 1980er, als junge Menschen in Taipei sich selber als „hip“ und „cool“ bezeichneten und daraus die Subkultur der so genannten kah-a entstand. Für dieses Wort gibt es keine direkten Übersetzungen, es kommt aber den englischen Begriffen Playboy, Womanizer oder Big Spender sehr nahe. Allerdings kah-a „are younger and just like to have fun“.[14] Die Menschen, die sich dieser Sub-kultur zugehörig fühlten, waren immer in der neusten Kleidung angezogen, sie hatten Dauerwellen (das galt auch für Männer) und auch trugen sie alle die gleiche Kleidung. Individuen wurden oftmals als weder männlich noch weiblich bezeichnet. Sie liebten all die Dinge die aus dem Westen kamen, wie beispielsweise die Fast-Food-Restaurants oder die amerikanische Pop-musik und reagierten sensibel auf alle neuen Trends. Was andere Leute in ihrem Alter taten war ihnen egal, sie kämpften weder mit anderen Jugend-lichen, noch stritten sie sich mit ihnen, sie wollten einfach ihr Leben genießen. Kah-a waren die „pioneers of youth culture“[15], aber es war eine Jugendkultur mit einem Anfang und einem Ende, denn das Ganze starb etwa Mitte der 1990er aus. Was sie außerdem von anderen Subkulturen unterschied war, dass sie nicht einfach generell gegen alles waren, wo der Mainstream für war. „Their subculture was not oppositional in the sense that adherents tended to believe and value whatever the mainstream did not“.[16] Ihre Einstellung zur Erwachsenenwelt war, dass sie zwar anders war, als ihre eigene, aber deswegen nicht gleich schlecht.

[...]


[1] Schwendter, Rolf (1978): Theorie der Subkultur

[2] Barker, Chris (2000): Cultural Studies

[3] Schwendter, Rolf (1978): Theorie der Subkultur

[4] Barker, Chris (2000): Cultural Studies

[5] Schwendter, Rolf (1978): Theorie der Subkultur

[6] Barker, Chris (2000): Cultural Studies

[7] Thornton, Sarah (1995), zu finden in: Barker, Chris (2000): Cultural Studies

[8] DeKloet, Jeroen, zu finden in: Heberer, Thomas (1994): Yaogun Yinyue

[9] Fuchs, Sabine, zu finden in: Heberer, Thomas (1994): Yaogun Yinyue

[10] DeKloet, Jeroen, zu finden in: Heberer, Thomas (1994): Yaogun Yinyue

[11] Lang, Simone, zu finden in: Heberer, Thomas (1994): Yaogun Yinyue

[12] Goeth, Johannes, zu finden in: Heberer, Thomas (1994): Yaogun Yinyue

[13] Ota, Satoshi, zu finden in: Storm, Carsten und Harrison, Mark (2007): The Margins of becoming - Identity and Culture in Taiwan

[14] Ota, Satoshi, zu finden in: Storm, Carsten und Harrison, Mark (2007): The Margins of becoming - Identity and Culture in Taiwan

[15] Ota, Satoshi, zu finden in: Storm, Carsten und Harrison, Mark (2007): The Margins of becoming - Identity and Culture in Taiwan

[16] Ota, Satoshi, zu finden in: Storm, Carsten und Harrison, Mark (2007): The Margins of becoming - Identity and Culture in Taiwan

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Widerspiegelung von Jugendsubkulturen und Globalisierung in Taiwan am Beispiel des Films "Majiang" von Yang Dechang
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
Identität und Kultur in Taiwan
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V128499
ISBN (eBook)
9783640354566
ISBN (Buch)
9783640354849
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: Aufbau, Struktur und Grammatik gut, Länge und Formalia waren angemessen, eigener Argumentationsgang gut nachzuvollziehen
Schlagworte
Widerspiegelung, Jugendsubkulturen, Globalisierung, Taiwan, Beispiel, Films, Majiang, Yang, Dechang
Arbeit zitieren
Christina Rokoss (Autor:in), 2007, Die Widerspiegelung von Jugendsubkulturen und Globalisierung in Taiwan am Beispiel des Films "Majiang" von Yang Dechang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128499

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