Kommunikation mit Künstlicher Intelligenz. Ethik, psychologische Aspekte und Auswirkungen auf den Menschen


Akademische Arbeit, 2022

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Definition Künstliche Intelligenz
Relevante Konzepte

Hauptteil
Ethik der menschlichen Interaktion mit KI
Im beruflichen Umfeld
Im sozialen Umfeld
Zwei psychologische Aspekte der menschlichen Interaktion mit KI
Vertrauen
Emotionales Design
Auswirkungen von Maschinen mit menschenähnlichem Verhalten auf den Menschen

Schlussteil
Zusammenfassung
Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Das Ziel ist es die Welt zu verändern“ (Taulli, 2019). Die vorliegende Hausarbeit dient der Darstellung von Stärken und Schwächen sowie der Erläuterung von Chancen und Risiken, die sich durch Künstliche Intelligenz (KI) für den Menschen ergeben. Dazu wird zunächst auf die Definition und relevanten Konzepte eingegangen. Anschließend werden ethische Aspekte in Hinblick auf die menschliche Interaktion mit KI im beruflichen und sozialen Umfeld beleuchtet. In diesem Zusammenhang erhalten zwei psychologische Aspekte eine tiefere Beschreibung und die Auswirkungen von Maschinen, die ein menschenähnliches Verhalten zeigen, auf den Menschen werden erläutert. Nach einer Zusammenfassung wird die Arbeit mit einem Fazit geschlossen.

Definition Künstliche Intelligenz

Luxton (2016) definiert das Ziel der Arbeit um Systeme, die als KI bezeichnet werden, als das Bauen von Maschinen, die in der Lage sind, Aufgaben auszuführen, die nach menschlicher Auffassung Intelligenz erfordern. Darunter zählen Fähigkeiten wie beispielsweise logisches Denken, Lernen, Planen, Problemlösung und Wahrnehmung (Luxton, 2016). Desweitern erfolgt eine Unterscheidung, die sich an die Ausprägung dieser Fähigkeiten orientiert, wonach eine Kategorisierung in ‚Schwache‘ und ‚Starke‘ KI unternommen wird (Luxton, 2016). Schwache Systeme kennzeichnen sich dadurch, dass sie einer spezifischen intelligenten Aufgabe nachkommen sollen, wie es zum Beispiel bei Sprachverarbeitung und dem Analysieren sowie Vorhersagen von Mustern in Daten der Fall ist (Luxton, 2016). Starke KI kommt mehr der klassischen Vorstellung einer intelligenten Maschine nach. Das Ausmaß ihrer Fähig- und Fertigkeiten ist so vorrangeschritten, dass die Maschine von einem menschlichem Wesen kaum bis gar nicht unterscheidbar ist (Luxton, 2016). Im Folgenden werden relevante Konzepte und jeweils, sofern möglich, ein alltagsnahes Beispiel dessen dargestellt, um zu verdeutlichen wie vorangeschritten die Implementation von KI in unserem Leben bereits ist.

Relevante Konzepte

Luxton (2016) unterschiedet in seinem Artikel in sieben voneinander abgrenzbare aber dennoch ineinander übergreifende relevante Konzepte. ‚Natural Language Processing‘ (NLP) beschreibt hierbei Maschinen mit der Fähigkeit die menschliche Sprache zu interpretieren und zu verarbeiten (Luxton, 2016). Diese Form ist eine der breiten Bevölkerung sehr vertraute Version der KI, da spätestens mit Funktionen wie Siri im Kontext von Apple-Applikationen oder der Google Assistent bezogen auf Android-Geräte jeder Smartphone-Nutzer sein Handy über die Sprache steuern kann.

‚Machine Perception and Sensing‘ beinhaltet die Erkennung und Interpretationen von Bildern, Geräuschen, Berührungen und Gerüchen, um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu verbessern (Luxton, 2016). Auch hier lässt sich eine einfache Variante der Anwendung im Kontext des Smartphones feststellen: Mithilfe besonderer Sensoren ist es möglich das Gerät per Gesichtserkennung zu entsperren.

Ein drittes Konzept bildet das ‚Affective Computing‘ ab (Luxton, 2016). Durch die Modellierung von emotionalen bzw. affektiven Ausdrücken, beispielsweise im Bereich eines künstlichen Gesichts, soll neben der rein informationellen auch eine emotionale Interaktion zwischen Mensch und Maschine stattfinden (Luxton, 2016).

Simulierte Umgebungen zu erzeugen ist mithilfe von ‚Virtual and Augmented Reality‘ möglich, wodurch der Nutzer eine deutliche immersivere Interaktion erfährt (Luxton, 2016). Mithilfe spezieller Brillen sind gerade im Gaming-Bereich aber auch in der Forschung neue Formen des Eintauchens möglich. Aber auch Smartphone-Applikationen wie etwas Snapchat arbeiten bereits auf eine spielerische Art und Weise mit diesen Konzept.

‚Cloud Computing‘ deckt das Speichern und Zugreifen auf Dateien, die nicht auf einem lokalen Datenträger in der unmittelbaren Umgebung gesichert wurden und so von einem beliebigen Ort mit Internetzugriff abgerufen werden können, ab (Luxton, 2016). Gerade im Kontext von KI, welche mit einem hohen Austausch an Informationen arbeitet, ist dies ein wichtiger Bestandteil (Luxton, 2016). ‚Wireless Technologies‘ ermöglichen einen weitläufigen Zugriff auf die ‚in der Cloud‘ abgelegten Informationen mithilfe von WLAN, Bluetooth und/oder weiteren Signalen (Luxton, 2016).

Durch das Konzept ‚Robotics‘ ergeben sich in vielen Bereichen des Gesundheitswesens und der Medizin neue Möglichkeiten. KI ist es möglich bei chirurgischen Eingriffen, Physiotherapie, Überwachung und weiteren Bereichen zu unterstützen beziehungsweise ganze Aufgaben selbst zu übernehmen (Luxton, 2016).

Das siebte Konzept des ‚BCIs and Implants‘ verfolgt den Ansatz der Kommunikation zwischen dem Gehirn eines Menschen und einer externen Hardware (Luxton, 2016). So ergeben sich neue Behandlungsansätze beispielsweise in Hinblick auf Abhängigkeiten, Depressionen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen (Luxton, 2016).

Hauptteil

Künstliche Intelligenz muss mehr können als lediglich technisch zu funktionieren, um als wirklich nützlich zu gelten. So stellt Jeon (2017) heraus, dass sich das Design im Gleichgewicht zwischen den drei Ebenen des Visuellen, Verhaltensorientierten und Reflektierenden befinden muss. Eine Maschine, die der Mensch auf diesen Ebenen nicht als attraktiv empfindet, wird als unzureichend bewertet und nicht genutzt werden. Die emotionale Aspekte des Menschen spielen eine große Rolle (Jeon, 2017). Nicht zuletzt ist hier der Gedanke an die eigenen physische, aber auch datenbezogene Sicherheit von hoher Bedeutung. Im Folgenden werden dazu ethische Aspekte der andauernden Debatte über die Menschen-KI-Interaktion beleuchtet.

Ethik der menschlichen Interaktion mit KI

KI hat das Potenzial die Welt zu verändern (Taulli, 2019). Gerade deshalb werden viele Konzepte in Romanen und ähnlichem gedanklich erprobt – teils hoch fantasievoll, teils sehr nah an dem schon heutig Möglichen. Der Psychothriller „Das Joshua-Profil“ von Sebastian Fitzek handelt von einer gleichnamigen KI, die zur Sammlung und Auswertung von Daten und Informationen dient, die ein Mensch im Zuge seiner Internetnutzung hinterlässt (Fitzek, 2015). Im Sinne des sogenannten „Predictive Policing“ (Prädiktive Polizeiarbeit) wird auf diesem Wege vorhergesagt, dass der Protagonist Max Rhode ein abscheuliches Verbrechen plant und in wenigen Tagen begehen wird, wovon er unbedingt abgehalten werden muss – die KI irre sich nie (Fitzek, 2015). Spoilerwarnung: Am Ende hinterließ nicht Max die kriminellen Spuren, sondern ein Nachbar, der das WLAN des Protagonisten nutze, wodurch sich die KI beziehungsweise dessen Nutzer einen Irrtum mit katastrophalem Ausmaß begingen (Fitzek, 2015).

Anhand dieser Fiktion lassen sich kritische Kernpunkte in Hinblick auf die Ethik der Interaktion mit KI aufstellen und leicht nachvollziehen. Aufgrund der vielseitgien Möglichkeiten und Erweiterungen, welche lang akzeptierte Grenzen des menschlichen Daseins aufbrechen, ist es von enormer Bedeutung sich mit der Ethik auseinander zu setzen. Erstrecht, wenn ein hohes Maß an Verantwortung an diese abgegeben werden. Chelvachandran et al. (2020) stellen hierzu einen Katalog an ethischen Teildisziplinen auf, die berücksichtigt werden müssen: Wahrung und Verteidigung von Menschenrechten, Erhöhung des Wohlbefindens durch die KI, Datensicherheit, Effektivität, Transparenz, Rechenschaftspflicht, Sensibilisierung für Missbrauch und Kompetenz. Es zeigt sich, dass die KI ‚Joshua‘ hinsichtlich einiger dieser Punkte verbessert werden muss. Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob diese Handhabung des Predictive Policing grundlegend mit den Menschenrechten vereinbar ist. Des Weiteren hätte der Fehlschluss, Max Rhode wäre der gesuchte (zukünftige) Verbrecher, verhindert werden können, wäre die KI kompetenter und hätte erkannt, dass die Spuren nicht von ihm hinterlassen wurden. Ebenso fragwürdig ist der Umgang mit den Erzeugnissen der KI. Selbst wenn sie rechenschaftspflichtig und transparent den Weg zu ihren Ergebnis, dass Max Rhode ein Verbrechen begehen wird, offenbarte, so sind die Nutzer nicht kritisch genug mit diesem Ergebnis umgegangen, wodurch das gesamte System eine enorme Fehleranfälligkeit erlangt. So lässt sich für dieses Fallbeispiel ein jeder Punkt des Ethik-Katalogs eine kritische Auseinandersetzung mit der KI zu.

Für alle weiteren Konzepte, die sich von dem der ‚Joshua‘-KI abgrenzen, gelten die gleichen Bedenken und Grundsätze. So beton Massotte (2017), dass das in der Einleitung geschilderte Konzept des ‚BCIs and Implants‘ weiterer Sensibilisierung bedarf. Im Fall von der Verwendung von Nanokomponenten und Genmanipulation ist es schwer, aber notwendig auszuschließen, dass diese verstärkte Wirkungen haben, die im Vorhinein nicht vorhergesagt werden können (Massotte, 2017). Weitere spezifische Problemstellungen werden im Folgenden anhand des beruflichen und sozialen Kontextes erläutert und diskutiert.

Im beruflichen Umfeld

Spricht man über Implementationen von KI im beruflichen Umfeld, so ist schnell die Rede von Robotern, die immer mehr und komplexere Aufgaben des Menschen übernehmen. Orientierung im Sinn ethischer Aspekte geben beispielsweise die drei Gesetze von Isaac Asimov (Massotte, 2017):

1. Ein Roboter darf einen Menschen nicht verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass ein Mensch zu Schaden kommt.
2. Ein Roboter muss die ihm von Menschen erteilten Befehle befolgen, es sei denn, diese Befehle würden dem ersten Gesetz widersprechen.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht mit dem ersten oder zweiten Gesetz kollidiert.

Selbst wenn Roboter intelligent genug geworden sind, um Arbeiten zu erledigen, die Menschen nicht mehr ausführen wollen, ist es fragwürdig, ob dieser dazu in der Lage wäre die gleiche Qualität und Effizienz wie ein Mensch an den Tag zulegen (Massotte, 2017). Stößt die KI auf ein Problem, das sie noch nicht kennengelernt sowie beigebracht bekommen hat, wie darauf zu reagieren ist und keine Überprüfung beziehungsweise Überwachung durch den Menschen mehr erfährt, kommt es zu einer vollkommen unberechenbaren Situation, in der gegen die drei Gesetze von Isaac Asimov verstoßt werden könnte (Massotte, 2017). Den Menschen macht es aus, dass er die Fähigkeit der Improvisation und im Allgemeinen das, was als ‚gesunder Menschenverstand‘ bezeichnet wird, besitzt, um solche Situationen zu lösen (Massotte, 2017). Massotte (2017) geht noch einen Schritt weiter und stellt die scharfe These auf, dass Nichts die Aussagen treffen kann, dass die KI gut für die Menschheit wäre.

Im Kontext der Notfallmedizin sehen sich Mediziner alltäglich mit der Herausforderung konfrontiert, Entscheidungen zu treffen, für die es nicht die eine rational und berechenbar richtige Antwort gibt (Trzeczak, 2014). Wann ist es richtig einen Patienten zu reanimieren? Das weit bekannte ‚Trolley-Problem‘ schildert, dass ein Mensch mit geringen Überlebenschancen wichtige intakte Organe besitzt, die fünf andere Patienten benötigen könnten, um selbst zu überleben (Thomson, 1985). Es stellt sich bis heute die ernsthafte und vielseits diskutierte Frage, ob man den einen Patienten sterben lassen sollte, um die anderen fünf zu retten. Statistische gesehen würde die Antwort „Ja“ lauten, doch kommen die Ärzte aufgrund ethischer Bedenken zu anderen und sehr unterschiedlichen Ergebnissen (Thomson, 1985; Trzeczak, 2014). Häufig ist die subjektive individuelle Entscheidung des verantwortlichen Arztes verantwortlich dafür, wie verfahren wird (Trzeczak, 2014). Wie aber würde eine KI in diesem Zusammenhang fortfahren, wenn es in der Medizin keinen einheitlichen Konsens zu diesem Thema gibt? Gibt es kein Standardprotokoll, nach dem die KI verfahren könnte, so müsste das vermittelt werden, was wir im Allgemeinen unter ‚Menschlichkeit‘ verstehen. Es ist fraglich, ob einer Maschine diese Kompetenz vermittelt werden kann. Nicht alle Innovationen, die die Produktivität erhöhen, verdrängen den Menschen und nicht alle Innovationen, die Menschen verdrängen, erhöhen die Produktivität (MIT, 2019).

Im sozialen Umfeld

Im sozialen Umfeld stellt sich ebenso die Frage danach, unter welchen Umständen KI zu einer tatsächlichen Verbesserung des Miteinanders führen wird. So schildert die gehbehinderte Jennifer Ann Rode in ihrem auto-ethnographischer Bericht von ihren Erfahrungen, die sie im Zuge der Nutzung von Telepräsenz gesammelt hat (Rode, 2018). Telepräsenz beschreibt in diesem Fall die Anwesenheit ihrer Person über ein technisches mobiles Gerät (Rode, 2018). Kameras und Bildschirme, Mikrophone und Lautsprecher sowie technische Elemente zur Fortbewegung des Geräts ermöglichen eine neue Form der Teilnahme (Rode, 2018). Durch diese Methode ist es ihr seit ein paar Jahren möglich gewesen an wissenschaftlichen Konferenzen teilzunehmen, ohne selbst physisch anwesend zu sein (Rode, 2018). Auch wenn diese Form es ermöglicht hat, dass sie als Person mit Behinderung an solchen Veranstaltungen teilnehmen konnte, so ließ die Auseinandersetzung über die soziale Interaktion und Gerechtigkeit lediglich ein ernüchterndes Urteil zu: Es stellt sich die Problematik in Bezug auf die Gewährleistung von Verständigung, Verkörperung, Handlungsfähigkeit und Vermeidung von Behindertenfeindlichkeit heraus (Rode, 2018). Wenn selbst dies ein großes Problem unter Wissenschaftlern und gebildeten Menschen darstellt, lässt sich schwer argumentieren, dass die Interaktion mit der breiten Bevölkerung via Telepräsenz auf weniger Widerstände stoßen würde. Hier benötigt es, wie generell in der Thematik Inklusion von Menschen mit Behinderungen, weitere Aufklärungsarbeit beispielsweise durch Kampagnen.

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Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Kommunikation mit Künstlicher Intelligenz. Ethik, psychologische Aspekte und Auswirkungen auf den Menschen
Note
1,3
Autor
Jahr
2022
Seiten
11
Katalognummer
V1285417
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Psychologie, Künstliche Intelligenz, KI, AI, HMI, MCI, Cyberpsychology, Cyberpsychologie
Arbeit zitieren
Slava Migutin (Autor:in), 2022, Kommunikation mit Künstlicher Intelligenz. Ethik, psychologische Aspekte und Auswirkungen auf den Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1285417

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