Wie hat sich das Bild der Ehe über die Jahre gewandelt und welche Argumente für und gegen eine Heirat mit großem Altersunterschied ergeben sich daraus? Dies soll in diesem Essay anhand der Sechsten Translatze von Niklas von Wyle dargelegt werden. Die Ehe, ein Konstrukt, das seit Jahrtausenden aufrechterhalten wird. Dabei hat sich die Definition über diese lange Zeit mehrfach geändert. Im Mittelalter wurde die Ehe im Wesentlichen aus wirtschaftlichen, politischen und sozialen Gründen geschlossen. Romantische Liebe, wie wir sie seit dem 20. Jahrhundert verstehen, existierte zu jener Zeit nicht, zumindest nicht formal.
Ein damit einhergehendes Thema, welches bis heute umstritten ist, ist der Altersunterschied in einer Partnerschaft oder Ehe. Dieser Topos fand bereits in der Literatur der Antike, später dann in der Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit weite Verbreitung. Niklas von Wyle behandelt in seiner Sechsten Translatze die Frage, ob ein alter Mann eine junge Frau heiraten sollte.
Dabei beruft er sich auf eine Dialogschrift von einem der namhaftesten Humanisten der italie-nischen Renaissance: Poggio Bracciolini. 1463 übersetzte Niklas von Wyle (1415-1479) diesen Dialog in einem Brief an seinen Vetter Heinrich Effinger ins Deutsche. Sein Vetter sollte daraus entnehmen können, ob und wenn, welche Frau zu nehmen sei, und vor allem wie eine junge Frau von ihrem älteren Mann erzogen und unterwiesen werden sollte. Über 550 Jahre später ist die Diskussion rund um den Altersunterschied in einer Partnerschaft oder Ehe immer noch aktuell. Auch heutzutage ist dieses Thema sehr umstritten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die 6. Translatze von Niklas von Wyle
- Poggio Bracciolini
- Die Argumente von Niccoli
- Die Argumente von Marsuppini
- Die Ehe im Wandel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Thematik des Altersunterschieds in der Ehe anhand der 6. Translatze von Niklas von Wyle, in der dieser einen Dialog von Poggio Bracciolini aus dem Jahr 1439 übersetzt. Ziel ist es, die Diskurse des Spätmittelalters und der heutigen Zeit zu vergleichen und zu beleuchten, wie sich das Bild der Ehe über die Jahre gewandelt hat.
- Der Altersunterschied in der Ehe als gesellschaftliches und literarisches Thema im Mittelalter
- Die Argumente von Niccoli und Marsuppini im Dialog von Poggio Bracciolini
- Der Wandel der Ehe von der traditionellen zur modernen Partnerschaft
- Der Einfluss sozialpsychologischer Faktoren auf die Partnerwahl in der heutigen Zeit
- Die Entwicklung des Diskurses über den Altersunterschied in der Ehe von traditionellen zu psychologischen und oberflächlichen Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Altersunterschieds in der Ehe ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs „Ehe“ sowie die Relevanz des Themas in der Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Der Hauptteil widmet sich der Analyse der 6. Translatze von Niklas von Wyle. Es wird die Widmung an Heinrich Effinger erläutert, sowie der Dialog von Poggio Bracciolini dargestellt, in dem Niccoli und Marsuppini ihre Argumente für und gegen eine Ehe zwischen einem alten Mann und einer jungen Frau darlegen. Im Anschluss wird die Entwicklung der Ehesichtweise von der frühen Neuzeit bis in die heutige Zeit beleuchtet, wobei die Bedeutung von sozialpsychologischen Ansätzen und dem Wandel des Diskurses über den Altersunterschied in der Ehe hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Altersunterschied, Ehe, Mittelalter, Poggio Bracciolini, Niklas von Wyle, Tradition, Wandel, Sozialpsychologie, Partnerwahl, Midlife-Crisis, Oberflächlichkeiten.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2022, Altersunterschied in der Ehe bei Niklas von Wyle. Vergleich der Diskurse aus dem Spätmittelalter und von heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1285423