Visuelle Darstellungen alter Menschen. Analyse der Informationsmaterialien eines Altenheims


Hausarbeit, 2021

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und heutzutage ‚alt‘ zu sein

2. Materielauswahl

3. Theorie und Methode

4. Analyse der Materialien
4.1. Die visuellen Altersbilder in Broschüre, Flyer und Deckel
4.2. Wochenplan
4.3. Ältere wie ‚fast‘ Kind

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsnachweis

1. Einleitung und heutzutage ‚alt‘ zu sein

Laut den Vereinten Nationen (2019:1) ist die Anzahl der Menschen über 65 Jahre zum ersten Mal im Jahr 2018 höher als diejenige, die unter 5 Jahre alt sind, geworden. Es steht nicht zur Diskussion, dass viele Menschen auf der Welt im biologischen Sinne älter werden. Was bedeutet aber alt zu sein? Wann ist man alt? Wer entscheidet, wer als alt bezeichnet wird? Wir können unterschiedliche Antworten auf diese Fragen geben. Das Entscheidende ist, aber nicht die körperliche und psychologische Veränderung, die mit dem Alter kommt, sondern der kulturelle Aspekt des Alters. Das bedeutet, dass wir „Alt sein“ nicht mit körperlichen und psychologischen Veränderungen definieren können. Anders ausgedrückt: „Alt sein“ ist eine kulturelle Tatsache, die Kampmann (2015:288) als „eine diskursive Konstruktion“ bezeichnet.

Alt zu sein hat heutzutage viele negative Assoziationen und das liegt nicht nur daran, dass die Gesundheit sich mit dem Alter verschlechtert. Es handelt sich vielmehr um eine politische Ansicht, welche die älteren Menschen als Belastung für die Gesellschaft empfindet. In vielen Ländern diskutiert man über die ‚sozialen Transferzahlungen‘ bezüglich der Älteren und immer mehr Länder entscheiden sich für die Erhöhung des Rentenalters. Auf der anderen Seite ist eine Veränderung im Hinblick auf der Darstellung der älteren Menschen in den Massenmedien zu beobachten (vgl. Thimm 2009:162). So wird behauptet, dass weniger Altersstereotypen in den Medien Platz finden als früher und zunehmend „neue Ältere“ in Erscheinung treten (vgl. ebd.). Diesen neuen Älteren werden in den deutschen Medien beispielsweise als fit, stark und hübsch dargestellt, weil die Relevanz der älteren Menschen als Kunden mit ihrem zunehmenden Anteil in der Bevölkerung erheblich ansteigt (vgl. ebd. 160–162). Diesen neuen Darstellungen sind meiner Auffassung nach nicht weniger problematisch als diejenige, die „Alt zu sein“ mit den negativen Konnotationen abbilden. Sie erzeugen nämlich die Vorstellung, als ob man körperliche Veränderungen, die mit der Zeit kommen, anhalten könnte. So wie „Schönheitsideale“, die insbesondere aber nicht ausschließlich Frauen beeinflussen, tritt hier eine Art von den „idealen Älteren“ auf, ohne kritisch zu fragen, was mit dieser Einstellung einhergeht. Wie Altersforscherin Kollewe (Bundeszentrale für die politische Bildung 2016) in einem Interview betont, begrüßt die Altersforschung einerseits diese Entwicklung gegen alte Stereotypen im Hinblick auf die Darstellungen der älteren Menschen in den Medien, erkennt andererseits allerdings auch neue Probleme. Aus diversen Gründen besteht nicht für jeden die Möglichkeit, sich diesen schlanken, jung aussehenden, schönen, finanziellen unabhängigen Altersbildern anzupassen (vgl. ebd.). Deshalb kann es passieren, dass die Menschen, die sich nicht so ein junges, fittes und schönes Alter wünschen oder es nicht erreichen können, unter Druck stehen, als wäre etwas mit ihnen falsch (vgl. ebd.).

Alter als eine kulturelle Tatsache zu betrachten, bedeutet auch, dass das Konzept des Alters in einem anderen Ort oder in einer anderen Zeit unterschiedlich von der heutigen westlichen modernen Gesellschaft sein könnte. Obwohl das Alter immer zum schwächeren Immunsystem führte, hinderte es die Indianer nicht, die Älteren als ihren Anführer zu wählen und sie zu respektieren, denn sie wussten, dass das Alter auf die Weisheit verweist. Die älteren Menschen hatten bereits die Fehler begangen, die den Jugendlichen noch bevorstanden. Sie hatten schon Kenntnisse über das Leben gesammelt und es war in gewisser Weise auch pragmatisch, dass die Jüngeren von ihren Kenntnissen zu profitierten. Man musste sie aber auch honorieren, weil sie durch ihr Leben zur Gesellschaft beigetragen haben. Es wäre zwar unfair zu behaupten, dass solche Ansichten in modernen Gesellschaften überhaupt nicht anwesend seien. Trotzdem werden sie nun weniger beachtet (vgl. Jäckel 2009:131). Stattdessen werden die Älteren von vielen jüngeren Progressiven als „hartnäckige Boomers“ definiert, als würden alle älteren Menschen sich gegen gesellschaftliche Entwicklungen positionieren. Das zeigt sich in den Medien oder im politischen Bereich, in denen ein Dualitätsdiskurs besteht: die jüngeren Menschen als Vorreiter der gesellschaftlichen Fortschritte und die älteren Menschen, die sich stur gegen Veränderungen wenden1. Das ist nicht abzustreiten, dass viele Ältere aus unterschiedlichen Gründen neue gesellschaftliche Herausforderungen nicht ernst nehmen. Das gilt aber nicht nur für sie, sondern auch für viele Jüngere2. Diese Konstruktionen können die Vorurteile und folglich die Altersdiskriminierung bewirken3.

Nach diesem Einblick bleibt noch die Frage zu klären: Wie werden die Altersbilder aufgebaut? Es scheint nicht möglich, alle Aspekte dieser Frage in dieser kleinen Arbeit zu behandeln. Ich möchte mich deshalb in dieser Arbeit auf die visuellen Darstellungen der älteren Menschen konzentrieren. Ich gehe davon aus, dass sich mittels der Informationsmaterialien des Pflegeheims „Kursana Siegen“ Erkenntnisse über die visuellen Konstruktionen der Älteren gewinnen lassen.

2. Materielauswahl

Unser Material besteht aus der Broschüre, 3 Flyern, dem Deckel der Informationsmaterialien und dem visuell dargestellten Wochenplan, die von dem Pflegeheim Kursana Siegen den potenziellen Kunden (ältere Menschen bzw. ihre Familie) und den anderen Interessierten sowie privaten Einrichtungen oder Personen angeboten werden (vgl. Kursana Domizil Siegen 2019:1). Wir haben das Altenheim im Januar 2020 besucht, den berechtigten Personen unsere Arbeit erklärt und die Materialien vor Ort erhalten.

Das Kursana Pflegeheim in Siegen gehört zu der Dussmann Gruppe (ebd.), die mehr als 100 weitere Altenheime in Deutschland besitzt (Kursana 2021) und auch in anderen Bereichen über große Investitionen verfügt (vgl. Dussmann Group 2021). Da die privaten Einrichtungen und deren Angestellte von dem kulturellen Schema der Gesellschaft abhängen, gehe ich davon aus, dass dominante Diskurse über ältere Menschen auch dort eingedrungen sein müssen. Aber wie? Das möchte ich anhand der visuellen Materialien aus der Kursana Siegen beleuchten.

Nun stellt sich die Frage, ob es überhaupt Sinn ergibt, sich immer noch mit den Broschuren oder anderen gedruckten Materialien in Onlinezeiten zu beschäftigen. Außerdem hat Kursana Siegen auch eine Webseite, aus der man eine Menge von Informationen entnehmen kann. Demzufolge muss diese Auswahl begründet sein. Ich vertrete den Standpunkt, dass gedruckte Medien im Vorliegenden von Bedeutung sind, da die an Pflegeheimen interessierten Menschen die Einrichtung vor Ort sehen möchten. Denn es geht um ein neues Zuhause für die Senioren und allein ein Blick auf die Internetseite wäre dafür nicht ausreichend. Folgerichtig wird eine Besichtigung stattfinden und mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit werden sie das Informationsmaterial vom Personal angeboten bekommen. Es besteht zwar die Möglichkeit, diese wegzuwerfen, aber die gedruckten Materialien verlieren dadurch nicht an Bedeutung, weil sie jedem zur Verfügung stehen, im Gegensatz zu online Materialien, für die man einen Internetzugang und ein Gerät brauchen würde. Das Erlebnis, etwas in Hand zu nehmen und ein paar Blicke darauf zu werfen, ist darüber hinaus nicht zu unterschätzen, was sich in der Anwesenheit der Printmedien, wie Zeitungen, Zeitschriften, Flyer und Broschüren deutlich niederschlägt. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Gewohnheiten nicht einfach abgelegt werden können und viele Personen aus dieser Zielgruppe ohne Internet aufgewachsen sind. Ich muss letztlich hinzufügen, dass ein wichtiges Informationsmaterial, der Wochenplan (Abb. 13) online nicht zur Verfügung steht.

Die Art der Materialien spielen bei unserer Bildanalyse eine große Rolle. Obwohl die Flyer, die Broschüre und der Wochenplan über eine informative Eigenschaft verfügen, sind sie vor allem von ihrer Funktion als Werbung geprägt. Das heißt, dass sie sich auf das Selbstbild des Kursana Siegens beziehen, das den potenziellen Kunden präsentiert werden soll. Deshalb müssen auch die werblichen Praktiken in der Analyse berücksichtigt werden.

3. Theorie und Methode

Die vorliegende Arbeit zielt vor allem darauf ab, eine qualitative Bildinhaltsanalyse vorzunehmen. Qualitative Inhaltsanalyse entwickelt sich infolge der Kritiken von Siegfried Kracauer, der die Annahmen der quantitativen Inhaltsanalyse infrage stellt (vgl. Lobinger 2002:245). Nach Kracauer (1952: 631–636) kann es aufgrund der Komplexität der Kommunikationsprozesse nicht der einzige und der beste Weg sein, die kommunikativen Vorgänge in Zahlen oder Frequenzen zu transformieren, um sie besser nachzuvollziehen. So sei ein fataler Fehler, sich während der Analyse nicht den qualitativen Methoden zu bedienen und das könnte somit die wissenschaftliche Gültigkeit einer Arbeit negativ beeinflussen (vgl. ebd.). Weil die quantitativen Inhaltsanalysen eigentlich bereits in der Phase von Kodierung qualitative Interpretationen beinhalten, wäre es nicht anderes als Selbstverleugnung, wenn mit quantitativen Methoden arbeitende Wissenschaftler bei ihren Analysen qualitative Methoden aufgrund der Subjektivität ablehnen würden (vgl. ebd. 636–637). Für Kracauer (641–642) ist die Subjektivität unerlässlich für die Analyse der Materialien, weil sie zum Sehen des Forschungsgegenstandes in seiner Ganzheit dient, die Kracauer wegen der Atomisierung der Einheiten in den quantitativen Arbeiten für unzureichend hält.

Wir können unter anderem die Semiotik und die Ikonografie unter dem Titel der qualitativen Bildinhaltsanalyse platzieren (vgl. Lobinger 2012:245–246). Während dieser Arbeit habe ich mich intensiv mit der Semiotik befasst, daher möchte ich kurz auf die Semiotik eingehen. Laut Eco (1976:7) bezieht sich Semiotik auf alles, was als Zeichen wahrgenommen werden kann. Zeichen kann alles sein, was als bedeutender Ersatz von etwas Anderem vorliegt (vgl. ebd.). Den Grundstein der Semiotik haben Ferdinand de Saussure und Charles Peirce gelegt, indem sie die Grundlagen für zwei voneinander unabhängige aber durchaus nicht unterschiedliche theoretische Ansätze geschafft haben (Chandler 2007:2–3). Daraus entstehen unter anderem Roland Barthes‘ poststrukturalistischer kritischer Ansatz und Stuart Halls kultureller Ansatz. Beide wurden insbesondere von dem Konzept der Ideologie im neomarxistischen Sinne beeinflusst (Rose 2016:106) und sie haben in ihren Arbeiten eine kritische Semiotik in Bezug auf kulturelle Gegenstände entwickelt. Somit analysiert Barthes mittels Werbungen und Zeitschriftbilder den Mythos im Alltagsleben, während Hall „Bedeutungen“ und „dominante Kodes“ in verschiedenen Medienpraktiken in den Mittelpunkt stellt (vgl. ebd. 127–129).

In Bezug auf die semiotischen Begriffe und Methoden sind sich die Semiotiker nicht ganz einig. Vielmehr kann man von der Präsenz eines gemeinsamen Ziels sprechen, auf das mit unterschiedlichen Begriffen, die meist allerdings überlappen, hingearbeitet wird (vgl. Chandler 2007:4). In dieser Hinsicht verweisen alle Arten von Semiologie auf die „Konstruktion der sozialen Differenz durch Zeichen“ (Rose 2016:142).

Die vorliegende Arbeit hat trotzdem keinen Anspruch, eine reine semiotische Arbeit zu sein. Ich habe es zuerst versucht, aber nach kurzer Zeit bemerkt, dass es nicht sinnvoll wäre. Zunächst einmal wegen des obengenannten Problems der unterschiedlichen komplexen Begriffe bei den semiotischen Analysen (vgl. ebd. 143–145). Außerdem hätte es die Ausführungen zu drastisch begrenzt und sogar die weiteren ausführlichen Analysemöglichkeiten für die Interpretationen der visuellen Materialien verhindert. Nichtsdestotrotz erscheint die Semiotik dank ihrer ausführlichen Theorie und einschlägigen Herangehensweise als ein nützlicher Ankerpunkt für die Arbeit, damit das Rad nicht wieder gänzlich neu erfunden werden muss.

Warum sollte man sich auch auf eine Methode einschränken, wenn die Materialien das Gegenteil benötigen? Daher führe ich eine quantitative Analyse aus, während ich über einen Überfluss oder Mangel eines Zeichens in den bestimmten visuellen Materialien spreche. Darüber hinaus interpretiere ich manchmal die Bilder frei, was auch als ein Rückgriff auf die hermeneutische Bildanalyse bezeichnet werden kann. Als Fazit lässt sich festhalten, dass es sich um eine kritische Arbeit handelt, in der ich mich insbesondere, aber nicht ausschließlich der Semiologie bedienen.

4. Analyse der Materialien

4.1. Die visuellen Altersbilder in Broschüre, Flyer und Deckel

Schaut man die Broschüre, den Flyer und den Deckel an, die den Besuchern des Kursana Domizils Siegen angeboten werden, so stellt man fest, dass die älteren Menschen, abgesehen von den Porträtfotos, auf denen die Menschen in der Regel allein fotografiert werden, nie allein abgebildet sind. Sie werden meist von dem Pflegepersonal oder von Kindern begleitet. Es ist denkbar, dass das Unternehmen die Absicht hat, damit den Eindruck zu erwecken, die Senioren fühlten sich im Altenheim nie einsam. Somit lässt sich die „bevorzugte Bedeutung“ (Hall 1973:13) hier als Folgende zusammenfassen: Die älteren Menschen, die in unserem Pflegeheim wohnen, werden in vollem Umfang betreut und haben ein ausgeprägtes Sozialleben, sie werden nicht alleine gelassen. Wie Hall (ebd. 17–19) konstatiert, ist eine solche Leseart allerdings nicht als vorherbestimmt zu betrachten, weil die Zuschauer „negotiated“ und sogar oppositionelle Leseartmöglichkeiten haben. Diese Arbeit befasst sich jedoch nur mit der dominanten Position (ebd. 13), deshalb werden hier die anderen Leseartmöglichkeiten nicht berücksichtigt. Es ist zu betonen, dass die folgende Dekodierung nicht die Einzige oder die Richtige sein muss.

Eine der klassischen Theorien über das Altern ist die „Disengagement Theorie“, die sich auf das Altern als soziale Isolation bezieht (Jäckel/Kochhan/Rick 2002:680), indem das Altern mit dem Verlassen des aktiven Berufslebens und der Verringerung des sozialen Umfelds gekennzeichnet ist. Willems und Kautt (2002:647) belegen in ihrer Studie außerdem die hohe Anzahl der Bilder in Werbungen, die dem Altern eine inhärente Einsamkeit zuschreiben. Es scheint demnach nicht außergewöhnlich, dass die Werbeauftraggeber annehmen, dass das Alter Einsamkeit bewirkt, weil diese kulturelle Einstellung auf die „dominante kulturelle Position“ (Hall 1973:13) hinweist.

Auffällig ist, dass diejenigen Personen, von denen die Älteren in den Inszenierungen begleitet werden, nie alt sind. Entweder wird ein Kind mit älteren Menschen dargestellt (Abb. 2; Abb. 4), das sie durch seine Lieblichkeit glücklich und nicht einsam wirken lässt, was als ein Zeichen von Glück und Freude verstanden werden kann. Oder die am häufigsten vertretene Variante ist die Begleitung des Pflegepersonals (Abb. 1; Abb. 3; Abb. 5; Abb. 6; Abb. 7; Abb. 8; Abb. 9; Abb. 10; Abb. 11; Abb. 12). Dies könnte der Versuch sein, bei dem Betrachter die Vorstellung zu erregen, dass es lohne sich, im Kursana zu wohnen, da die Pflegepersonen immer präsent seien. Damit reproduzieren diese Bilder aber auch jene Ideologie, in welcher die älteren Menschen als die Einsamen abstempelt werden und sogar als Personen, die eigenständig nichts erfolgreich durchführen könnten. Auf den ersten Blick kann unsere Behauptung als unbegründet angesehen werden. Nicht zu vergessen ist der Modus Operandi der Ideologie, der als kulturelles Schema arbeitet. Hall (2005:68) erläutert dies anhand des Vergleichs von Mythenerzählern und Fernsehmitarbeiter. Seiner Ansicht nach (ebd.) ist sich der Mythenerzähler möglicherweise nicht der Grundelemente bewusst, in denen seine spezielle Version des Mythos seinen Ursprung hat. Ebenso sind sich die Fernsehjournalisten möglicherweise nicht der Tatsache bewusst, dass die Rahmen und Klassifizierungen, an denen sie sich anlehnen, die ideologischen Inventare ihrer Gesellschaft reproduzieren (vgl. ebd.). Beispielsweise würde ein Werbegestalter die Frage, warum er/sie in einer Anzeige rote Elemente genutzt hat, wie folgt beantworten: „Weil es so schöner aussieht“ oder „Weil es üblich ist, dass man diese Farbe in dieser bestimmten Art von Werbungen verwendet“. Auf jeden Fall scheint es unumstritten, dass der Gestalter seine Art und Weise aus bestimmten kulturellen Inventaren wählt. Es ist dabei jedoch zu berücksichtigen, dass der Gestalter nie ein passiver Gegenstand ist. In der Tat bildet er einen aktiven Teil dieses kulturellen Inventars, in welchem er operiert und es somit auch reproduziert (vgl. ebd.). Dieser Vorgang muss nicht bewusst erfolgen und daraus ergibt sich, dass die „Bedeutungspolitik“ unabhängig von Absichten sein kann (vgl. ebd.).

Unsere These kristallisiert sich mittels des Bildes heraus, auf dem drei ältere Frauen und eine Pflegeperson in einer Küche stehen. Das inszenierte Kochen ist auf zwei Materialien zu finden (Abb. 8; Abb. 11). Diese vier Bedeutenden deuten auf denotativer Ebene auf das Zusammensein und die Sozialität bzw. die Zufriedenheit durch eine gemeinsame Aktivität hin, die mit den lachenden und zufriedenen Gesichtern abgebildet wurden. Aus der Sicht von Barthes (2010:259) sollte jedoch nicht nur diese Ebene betrachtet werden, da so das Bild nur auf seine Semiologie hin untersucht würde. Deshalb lohnt es sich dieses Zeichen, die glücklichen Frauen in Gemeinschaft, unter die Lupe zu nehmen, denn das ist nun unsere neue Bedeutende. Demnach kann das Zeichen wie folgt definiert werden: Die älteren Menschen verbringen zusammen, mit Hilfe fröhlicher Aktivitäten, wie zum Beispiel dem gemeinsamen Kochen, eine gute Zeit. Doch fehlt in dieser Beschreibung ein wichtiges Element: die Pflegeperson.

Die Position der Figuren zueinander in einem Foto gibt Hinweise über die Machtverhältnisse zwischen ihnen, deshalb ist sie von wesentlicher Bedeutung, um Werbungen zu interpretieren (Dyer 2009:80). Auf dem vorliegenden Foto positioniert sich die Pflegeperson hinter den älteren Damen und schaut an, was diese machen (Abb. 8; Abb. 11 ). Sie lehnt sich ein klein wenig zu den Damen vor und berührt mit den Händen die Schultern der Älteren (Abb. 8; Abb. 11 ). Sie ist hier offensichtlich in der Rolle einer Aufsichtsperson, die auf die Älteren aufpasst, damit nicht etwas Unerwünschtes, beispielweis ein Unfall, passiert. Angesichts dessen ist das Zeichen genauer zu formulieren: Die älteren Menschen verbringen ihre Zeit miteinander mit diversen Aktivitäten, immer unter der Aufsicht unseres Personals im Kursana Altenheim.

Schauen wir nochmals das Foto an und versuchen, uns das Foto mit 3 älteren Damen ohne die Pflegeperson vorzustellen. Jetzt stoßen wir auf 3 Seniorinnen, die zusammen eine gute Zeit verbringen und ohne irgendeine Hilfe selbst etwas erledigen können. Nehmen wir an, eine dieser alten Damen leidet unter starker Vergesslichkeit und es könnte zu einer wirklich gefährlichen Situation4 in der Küche kommen, obwohl auf dem Bild nichts zu sehen ist, was darauf hinweist. Wäre es nicht logischer und realistischer, wenn die zwei Seniorinnen auf die dritte Frau aufpassen und im Notfall die Pflegeperson zur Hilfe rufen würden? Klingt es wie eine wahrscheinlichere Situation, dass eine Aufsichtsperson immer bei den Älteren ist? Worauf deutet hiernach die Pflegeperson auf dem Foto hin? Wie auf dem Foto zu sehen, hilft die Pflegeperson nicht bei der Vorbereitung des Essens. Die Kochtätigkeit ist außerdem keine besondere Sportart, noch ist es eine Tätigkeit, bei dem das Wissen dieser Menschen fehlen könnte oder eine ernsthafte Expertise erforderlich wäre. Niemand wäre überrascht, einen Ausbilder mit einer Gruppe von Seniorinnen zu sehen, die Pilates lernen. Dies führt zu der Frage, ob diese drei älteren Damen nicht ohne eine Jüngere gemeinsam Zeit verbringen könnten. Theoretisch könnten sie das, was auch dem Kursana Domizil bekannt ist. Das Pflegeheim muss aber beweisen, dass es sich lohnt, im Kursana zu wohnen und darf nicht die Impression vermitteln, dass sie nicht auf die älteren Bewohner aufpassen und sie allein lassen. Deshalb steht auf den Fotos immer eine jüngere Person neben den Älteren egal ob beim Kochen, Spielen, Unterhalten oder Spazierengehen (Abb. 6; Abb. 7; Abb. 8; Abb. 10; Abb. 11; Abb. 12). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Altersbilder auf einen Altersstereotyp verweisen: Die älteren Menschen sind einsam, sie können nicht selbst zurechtkommen und aus diesem Grund brauchen sie andauernd jemanden Jüngeren neben sich. In dieser Phase taucht also dieser vorherrschende Diskurs auf. Für eine klare Beurteilung werden aber mehr empirische Hinweise benötigt und diese Belege könnten sich in dem visuellen Wochenplan finden lassen.

4.2. Wochenplan

Auf dem Wochenplan des Altenheims Kursana Siegen wird das für die älteren Bewohner des Altenheims gestaltete Aktivitätsprogramm dargestellt, das die Platz –und Zeitangaben aller Veranstaltungen von Montag bis Sonntag umfasst (Abb. 13). Beispielsweise findet am Freitag von 11:00 bis 11:45 Uhr das Bingo im Vortragsraum statt (Abb. 13) und die Veranstaltung wird darunter auch mit einem Bild eines Bingospiels abgebildet. Diese Visualisierungen können manchmal im gleichen Viereck wie die schriftlichen Angaben der Aktivität stehen, wie am Beispiel von Kreuzworträtsel am Montag von 15:00 bis 16:00 Uhr zu sehen ist. Dies könnte aber auch ein zufälliger Zug sein, um alle Vierecke in der Tabelle zu füllen.

Nach Hall (2005:63–64) sind die Sachen, die als technisch scheint, ideologisch. Das könnte eine bestimmte Lichtnutzung in einer Szene einer Fernsehserie oder die Art der Nutzung der Sprache in einem Zeitungsartikel sein. Hall (ebd.: 64) bezeichnet diese Techniken als „professionellen Kode“ und argumentiert, dass sie, obwohl diese zumeist für sachlich gehalten und nur als auf außertextuelle Zwecke gerichtete schlichte Mittel wahrgenommen werden, bezüglich der Vermittlung der Bedeutung wesentlich entscheidend sind. An dieser Stelle kann es nützlich sein, die Gestaltung des Wochenplans, unter anderem die Wahl der Farben, die gewählten Bildquellen und die Art und Weise der Abbildungen der Figuren in den Fokus zu rücken.

Auf dem Wochenplan ziehen lebhafte Farben mit einem Übergewicht von Gelb, Rot, Grün und Blau die Aufmerksamkeit auf sich. Die verwendeten Bilder wirken wie aus einem Cartoon oder einem Kinderbuch. Dabei bilden die Bilder eine Ausnahme, die die Stunde der Einzelbetreuung zeigen, die später in einem eigenen Kapitel behandelt werden. Zum Beispiel fangen Fitness Spiele am Dienstag um 10:45 Uhr an, welche mit drei menschlichen Figuren in sportlicher bunter Kleidung abgebildet sind (Abb. 14). Mindestens einer dieser Figuren ist deutlich jünger als die anderen (Abb. 14 ). In dieser, an Zeichentrickfilmcharaktere erinnernden ikonischen Abbildung erkennt man, dass der Kopf der als alt abgebildeten Figur ganz rechts größer gezeichnet ist als ihr Körper (Abb. 14 ). Die Praxis, den Kopf überproportional zu zeichnen, wird insbesondere in Karikaturen verwendet, in denen man zur Belustigung einen Körperteil wie beispielsweise die Nase, das Kinn oder die Stirn übertrieben darstellt. In der vorliegenden Abbildung (Abb. 14 ) wurde aber nur die eindeutig ältere Frau mit einem überproportionalen Kopf abgebildet, während die Körperteile der jung aussehenden Figur ganz links ausgewogen gezeichnet wurden. Das könnte möglicherweise dazu dienen, die Mitglieder der Zielgruppe auf das Angebot aufmerksam zu machen, indem man die ältere Figur mit Hilfe eines außergewöhnlichen Körperteils markiert. Es ist damit verständlich, dass dieses Bild nicht auf die Trainerin abzielt, sondern auf die älteren Menschen, die für das Altenheim eventuelle oder schon erworbene Kunden darstellen. Nichtsdestotrotz gibt es bestimmt andere Möglichkeiten, das Interesse der Älteren für die Veranstaltung zu wecken. So bleibt die Frage offen, ob diese karikaturistischen Figuren die alten Menschen verspotten würden. Andererseits könnten die älteren Menschen sich mit diesen Bildern auch amüsieren. Wieso aber genau derartige Bilder zu diesem Zweck benutzt werden? Um diese Frage zu beantworten, muss den Wochenplan in seiner Ganzheit erfasst werden.

Der Plan wirkt, nicht ausschließlich wegen der Fülle der lebhaften Farben und der Zeichnungen, die aussehen, als kämen sie aus einem Zeichentrickfilm, wie ein Stundenplan in der Grundschule. Die verwendeten Symbole sorgen ebenso für den gleichen Effekt, wie im Beispiel von dem Symbol der kreativen Stunde am Montag, das mittels des Bildes einer Palette und eines Pinsels die Kreativität andeutet. Auch die Aktivität „Melodien der Volkslieder und Schlager“ am Dienstag um 15:00 Uhr, angedeutet von jeweils in einer anderen Farbe bemalten Musiknoten, könnte aus einem Kinderbuch stammen (Abb. 13).

Das Kinderbild der westlichen modernen Kultur schlägt sich am besten in den Beispielen von John Lockes „leere Seite“ (Kehily 2008:5) und Rousseaus Auffassung „der Kinder als Bild von Reinheit“ (ebd.) nieder. Somit wird die Kindheit einerseits verherrlicht, andererseits in einem Zustand positioniert, in dem erforderliche Dinge fehlen, die im Lauf der Zeit durch eine achtsame Bildung ausgeglichen werden müssen, so der Ansicht des „Defizit Modells“ (Kommer/Meister 2002: 842). Das unter Wirkung von Entwicklungspsychologie erarbeitete Bildungssystem fängt die Lehre demnach mit dem Einfachsten und Anspruchslosen bezüglich der Gegenstände, Begriffe und Aufgaben an, wandelt sich aber mit der Zeit sukzessive etwas komplizierter und realistischer. Aus diesem Grund werden Sachen möglicherweise als „kinderleicht“ bezeichnet, die einfach zu verstehen oder vorzunehmen scheinen. Allerdings bezieht sich der Wochenplan nicht auf Kinder, sondern auf ältere Menschen. Worauf weist dann dieser Gestaltungsstil des Wochenplans hin?

Die Gestaltung dieses Wochenplans spiegelt eine Auffassung wider, die ältere Menschen als Kinder ansieht. Das zeigt sich in erster Linie an der Existenz eines solchen Plans, was mich an den Stundenplan meines 6–jährigen Cousins erinnert. Lebhaft und intensiv zum Einsatz kommende Farben, eine anspruchslose Gestaltung sowie die Zeichentrickfilm ähnelnden niedlichen Zeichnungen der älteren Menschen sprechen dafür, dass dieser Plan nicht von einem auf ein erwachsenes Individuum bezogenes Altersbild ausgeht. Vielmehr handelt es sich um einen symbolischen Code, der die älteren Menschen einer Rolle zuweist, als sollte ihnen alles von Anfang an mit niedlichen Bildern so einfach wie möglich erklärt werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Kursana Altenheim dadurch auf ein unterhaltsames Altern hindeutet, bei dem sich die Senioren wie ein lebensfrohes Kind fühlen sollen, damit die negativen Einstellungen über das Altern nicht in den Vordergrund treten. Dass die älteren Personen, die durch ihr Leben meistens einiges Wissen gesammelt und die Verantwortungen getragen haben, mit den Darstellungen, die in der Regel an Schulkinder erinnern, in Verbindung gebracht werden, ist meines Erachtens aussagekräftig. Erstaunlicher ist jedoch die Tatsache, dass es auf den ersten Blick nicht befremdlich wirkt. Ein Grund dafür könnte sein, dass das „in ein Kind wandelnde alte Mensch“ Stereotyp als gegeben angenommen wird, denn wie Kathrin–Mayer (2009: 114–115) anmerkt, wird dies im öffentlichen und privaten Leben kontinuierlich reproduziert. Daneben begegnet man auch in den Alterstheorien dem gleichnamigen „Defizitmodell“, das die Kinder anhand der fehlenden Dinge, beispielsweise den noch nicht entwickelten Alltagskompetenzen, definiert (vgl. Kommer/Meister 2002: 842). In diesem Fall bezieht sich es jedoch auf eine Schwächung der emotionalen, geistige und körperliche Fähigkeiten der Älteren (vgl. Jackel/ Kockhan/Rick 2002: 680). So lässt sich die Frage stellen: Wie schätzen die älteren Menschen diese Darstellungen ein? Glücklicherweise zitieren Mayer und Rothermund (2009:215) eine Bewohnerin eines Altenheims, welche uns darüber Einblick geben könnte:

Ich fühle mich vom Pflegefachpersonal oft wie ein Kind behandelt. Man begegnet mir mit Sätzen wie ‚jetzt heben wir mal das linke Beinchen’, oder ‚wie geht es uns denn heute morgen, haben wir denn gut geschlafen’. Diese Babysprache nervt mich. Nur weil ich 80 und auf Hilfe angewiesen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht klar im Kopf bin. (Ebd.)

Diese Handlungsweise kann auch mit der Ausbildung des Pflegepersonals zusammenhängen. Es scheint jedoch kein Zufall zu sein, dass sich dieser Ansatz im Design des Wochenplans des Altenheims widerspiegelt.

4.3. Ältere wie ‚fast‘ Kind

Wir haben über die Abbildungen der älteren Menschen gesprochen, die mit jemandem abgebildet sind, der jünger ist als sie selbst. Ebenso ruft dies das Bild eines Kindes hervor, das vor eventuellen Gefahren geschützt und auf welches stetig auf Acht gegeben werden muss. Demgegenüber stehen auf dem Wochenplan auch Symbole, die dafür sorgen, dass der Plan nicht als ein Plan für Kinder wahrgenommen werden könnte. In diesem lebhaften Plan stehen auch weder karikierte noch mit den fröhlichen Farben porträtierte Fotos für die Einzelbetreuung (vgl. Abb. 13). So zum Beispiel die zwei Hände, von denen eine wahrscheinlich einer Ältere angehört und die andere dem Pflegepersonal. Diese in Großaufnahme fotografierten Hände halten sich, indem eine Hand die andere berührt und umfasst. Das weist, wie in der westlichen modernen Kultur bekannt, darauf hin, dass man der anderen Person zuhört bzw. versucht, sie zu verstehen und zumindest Wert darauflegt, was die andere erzählt. Damit wird unterstrichen, dass gegen Einsamkeit und eventuelle seelische Probleme mittels Einzelbetreuung vorgegangen wird. Der Einsatz der bleichen Farben so wie die dokumentarisch aussehende Art dieser Bilder vermitteln im Gegensatz zu anderen Bildern ein trauriges und seriöses Moment. Diese Bilder beziehen sich auf die Isolation und tragen damit einen Teil des vorherrschenden Diskurses, der die älteren Menschen mit Einsamkeit assoziiert. Wir können den Diskurs hinter diesem Wochenplan also vereinfachend wie folgt zusammenfassen: Ältere Menschen sind wie einsame Kinder, die jederzeit beaufsichtigt werden müssen.

Mythen präsentieren sich als „unschuldige Rede“ (Barthes 2010:280), indem sie sich selbst als Naturgesetz bezeichnen (vgl. ebd.:278). Gemeint ist hier nicht, dass hinter Mythen ‚bösartige Absichten‘ stecken. Die Macht der Mythen liegt darin, dass sie sich vom historischen Kontext lösen und sich so präsentieren, als seien sie schon immer da gewesen, als unbestreitbares Naturgesetz (vgl. ebd.: 278–280). Der Diskurs über die älteren Menschen, in dem sie als Kinder definiert werden, ergibt einen solchen Mythos. Da diese Mythen in der Gesellschaft noch anwesend sind, kann es für die Zielgruppe oder die Vorbereiter dieser Werbung wie die Normalität wirken. Dieser Diskurs steht jedoch in Konflikt mit dem Diskurs in einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort, der ältere Menschen mit Weisheit und Erfahrung in Verbindung bringt. Im Beispiel von den Informationsmaterialien des Pflegeheims Kursana Siegen werden die älteren Menschen als Anfänger im Leben dargestellt. Nach Hall (2005:71–72) geben visuelle Diskurse durch vermittelnde Bilder den Ausdruck, dass sie ausschließlich das Gegebene reproduzieren würden. Das kann als eine „naturalistische Illusion“ (ebd.:72) betrachtet werden, weil diese Kombination von verbalen und visuellen Diskursen, die diesen ‚Realitätseffekt‘ erzeugt, die aufwendigsten Programmierroutinen erfordert (vgl. ebd.): das Ersetzen, Verknüpfen und Zusammenfügen von Elementen und das Verarbeiten zu einem „sinnvollen“ Erzähl- oder Interpretationssystem (vgl. ebd.). Auf diesen Ansatz, der für Fernsehsendungen konzipiert wurde, kann auch für die Kursana Werbungen zurückgegriffen werden. Denn die Farben, die Figuren und ihre Positionen sowie die bevorzugten Bilder in den vorliegenden Materialien arbeiten genauso wie Halls Bildung der visuellen Bedeutung.

5. Fazit

Im Laufe der Arbeit sollte gezeigt werden, wie die visuellen Altersbilder heutzutage konstruiert werden. Mittels der Materialien von dem Kursana Altenheim in Siegen lässt sich festhalten, dass die Abbildungen der älteren Menschen weiterhin durch Klischees dargelegt werden. Sie werden mit Konnotationen von Unselbstständigkeit, Hilfsbedürftigkeit und Einsamkeit dargestellt. Im Wesentlichen drückt die Gestaltung des Wochenplans eindeutig die Annahme aus, dass die Älteren als hilfsbedürftige Kinder angesehen werden können. Es gibt aber Merkmale, die Altersbilder von Kinderbildern unterscheiden, nämlich die visuellen Verweise auf die soziale Isolation, welche in dem Wochenplan von Kursana durch Gestaltung und Auswahl der Bilder von Händen dargestellt werden.

Gilt das Ergebnis nur für das Altenheim Kursana Siegen, Werbungmaterialien oder Pflegeeinrichtungen? Dazu braucht man selbstverständlich weitere Recherche. Nichtsdestotrotz scheint es legitim nach dieser kleinen Forschung einige Vermutungen anzustellen. Statt Kursana Siegen zu beschuldigen, sollte die Ganzheit begriffen und bedacht werden, warum wir für diese fragwürdigen Einstellungen empfindlich sind. Dazu benötigen wir keinen Generationskonfliktdiskurs oder keine jugendlichen Altersbilder, sondern mehr Empathie und Solidarität füreinander.

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Abb. 1: Bilder mit älteren Menschen in der Broschüre von Kursana Siegen (Kursana Domizil Siegen 2019a:5)

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Abb. 2: Eine ältere Dame mit einem Kind in der Abdeckung der Informationsmaterialien von Kursana Siegen (Kursana Domizil Siegen 2015)

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Abb. 3: Eine ältere Dame mit einer Pflegeperson im Kursana Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen 2013)

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Abb. 4: Eine ältere Dame mit einem Kind im Kursana Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen 2013)

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Abb. 5: Eine ältere Dame mit einer Pflegeperson im Kursana Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen 2013)

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Abb. 6: Eine ältere Dame mit einer Pflegeperson auf dem Deckblatt von Kursana Siegens Kurzzeit- und Verhinderungspflege Flyer (Kursana Domizil Siegen:2019)

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Abb. 7: Eine ältere Dame mit einer Pflegeperson im Kursana Siegens Kurzzeit- und Verhinderungspflege Flyer (Kursana Domizil Siegen:2019)

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Abb. 8: Ältere Damen mit einer Pflegeperson im Kursana Siegens Kurzzeit- und Verhinderungspflege Flyer (Kursana Domizil Siegen:2019)

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Abb. 9: Eine ältere Dame mit einer jüngeren Frau im Kursana Siegens Kurzzeit- und Verhinderungspflege Flyer (Kursana Domizil Siegen:2019)

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Abb. 10: Eine ältere Dame mit einer Pflegeperson in Kursana Siegens Tagespflege im Kursana Domizil Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen o. D.)

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Abb. 11: Ältere Damen mit einer Pflegeperson in Kursana Siegens Tagespflege im Kursana Domizil Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen o. D.)

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Abb. 12: Ältere Menschen mit einer Pflegeperson in Kursana Siegens Tagespflege im Kursana Domizil Siegen Flyer (Kursana Domizil Siegen o. D.)

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Abb. 13: Wochenplan BT Kursana Domizil Siegen (Kursana Domizil Siegen o. D.)

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Abb. 14: Ein Teil vom Wochenplan, der Fitness-Spiele abbildet (Kursana Domizil Siegen o. D.)

Literaturverzeichnis

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Abbildungsnachweis

Abb. 1: Kursana Domizil Siegen, Herzlich Willkommen!, 2019a, Broschüre, S. 5

Abb. 2: Kursana Domizil Siegen, Kursana, Abdeckung der Informationsmaterialien, 2015

Abb. 3: Kursana Domizil Siegen, Kursana Domizil Siegen Theodor-Keßler-Haus, Flyer, 2013

Abb. 4: Kursana Domizil Siegen, Kursana Domizil Siegen Theodor-Keßler-Haus, Flyer, 2013

Abb. 5: Kursana Domizil Siegen, Kursana Domizil Siegen Theodor-Keßler-Haus, Flyer, 2013

Abb. 6: Kursana Domizil Siegen, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Flyer, 2019

Abb. 7: Kursana Domizil Siegen, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Flyer, 2019

Abb. 8: Kursana Domizil Siegen, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Flyer, 2019

Abb. 9: Kursana Domizil Siegen, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Flyer, 2019

Abb. 10: Kursana Domizil Siegen, Gemeinsam den Alltag gestalten Tagespflege im Kursana Domizil Siegen, Flyer, ohne Datum

Abb. 11: Kursana Domizil Siegen, Gemeinsam den Alltag gestalten Tagespflege im Kursana Domizil Siegen, Flyer, ohne Datum

Abb. 12: Kursana Domizil Siegen, Gemeinsam den Alltag gestalten Tagespflege im Kursana Domizil Siegen, Flyer, ohne Datum

Abb. 13: Kursana Domizil Siegen, Wochenplan BT Kursana Domizil Siegen, ohne Datum

Abb. 14: Kursana Domizil Siegen, Wochenplan BT Kursana Domizil Siegen, ohne Datum

[...]


1 Aktuelles Beispiel von diesen ‚Generation Diskurs‘: “OK Boomer! Der neue Generationenkonflikt“ (Hummel/Karon 2020). Für den politischen Bereich: “Die Klimakrise ist auch ein Generationenkonflikt. Für die Lebensrealität der jüngeren Generationen wird der Klimawandel prägend sein” (Heinrich Böll Stiftung 2020). Eigentlich betrifft Klimawandeln durch Hitzewellen direkt ältere Menschen. Es gibt trotzdem auch eindrucksvollen Kritiken in Medien angesichts „Klimawandel und Generationengerechtigkeit“ sogar von jüngeren Menschen (vgl. Sieber 2016).

2 Sehen wir uns beispielhaft Skeptiker gegen Klimawandel an. Wie aus einer frühen Studie (Universität Hamburg 2013) hervorgeht, ist die Skepsis weitgehend „unabhängig von Alter“. Laut eines Artikels, der die Studien der Verhältnisse der Menschen gegen Klimawandel zusammenfasst, “Ein entscheidender Faktor für einen höheren CO2-Ausstoß ist das Alter nicht” (Schmidt 2019).

3 Siehe Mayer/Rothermund 2009: 219-227 für die Übersicht der unterschiedlichen Orte, wo die Altersdiskriminierung stattfindet.

4 An dieser Stelle ist hinzuzufügen, dass Kursana Siegen in einigen Fälle aus Mängeln an der technischen Ausstattung und an qualifiziertem Personal keinen Platz zum Pflegen und Betreuen garantieren kann (vgl. Kursana Domizil Siegen 2019a: 9) Dazu zählt unter anderem “… Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen, die eine ununterbrochene Beaufsichtigung und die die Möglichkeit der jederzeitigen Invervention erforderlich machen.” oder “Bewohner mit psychischen Störungen wie Schizophrenien, schizotypen und wahnhaften Störungen oder starken Depressionen” (ebd.).

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Visuelle Darstellungen alter Menschen. Analyse der Informationsmaterialien eines Altenheims
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Forschungsprojekt
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
25
Katalognummer
V1285489
ISBN (eBook)
9783346742841
ISBN (Buch)
9783346742858
Sprache
Deutsch
Schlagworte
altersdiskriminierung, visuelle Darstellungen alter Menschen, Altersbilder, Ideologie, visuelle Altersbilder, Myth
Arbeit zitieren
Volkan Temelli (Autor:in), 2021, Visuelle Darstellungen alter Menschen. Analyse der Informationsmaterialien eines Altenheims, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1285489

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