"Später vielleicht..." - Der Weg von einer zeitorientierten zu einer bedürfnisorientierten ambulanten Pflege


Projektarbeit, 2009

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Problemdarstellung und Relevanz der Thematik
2.1. Demografische Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland
2.2. Determinanten der demographischen Alterung
2.3. Auswirkungen der demographischen Alterung auf den Pflegebedarf
2.4. Wachsender Bedarf an häuslicher/ ambulanter Pflege

3. Pflegebedürftigkeit
3.1. Definition
3.2. Eckdaten zur Situation in der Pflege
3.3. Pflegebedürftige und ihre Versorgung

4. Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen
4.1. Artikel 4: Pflege, Betreuung, Behandlung
4.2. Artikel 6: Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesellschaft

5. Ambulante/häusliche Pflege
5.1. Fallbeispiel: Zwei Seiten
5.2. Aktuelle Arbeitssituation in der ambulanten Pflege
5.3. Belastungsfaktoren für Pflegende in ambulanten
Pflegediensten
5.4. Qualitätsmängel in der ambulanten Pflege

6. Konzept bedürfnisorientierter ambulanter Pflege
6.1. Der Mensch ist das Maß
6.2. Anforderungen an den Pflegedienst
6.3. Anforderungen an das Personal
6.4. Die Rolle der Angehörigen
6.5. Raus aus der Isolation
6.6. Ehrenamt statt Ruhestand
6.7. Positive Effekte auf das Gesundheitssystem
6.8. Ist das denn bezahlbar?

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

„Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst.“ (Mahatma Gandhi 1869 - 1948)

Als Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege sind wir seit Beginn unserer Ausbildung im St. Agnes – Hospital Bocholt bzw. Marien Hospital Borken mit einem sehr unterschiedlichen Patientenklientel in Kontakt gekommen. Von allen Patientengruppen ist uns aber in besonderem Maße die Gruppe der wohl Betagten aufgefallen.

Nicht selten war feststellbar, dass Pflegebedürftige, welche von zu Hause ins Kranken-haus eingeliefert wurden in einem schlechten Allgemein-, Versorgungs- und Gesundheits-zustand sind, trotz einer Versorgung durch ambulante Pflegedienste oder Angehörige.

Wir haben uns die Frage gestellt wie diese Situation Begründet werden kann. Unseren Schwerpunkt haben wir dabei auf die ambulante Pflege gelegt.

Verknüpft haben wir unsere Gedanken mit derzeitigen demographischen Entwicklungen in Deutschland, sowie der allgemeinen Situation in der Pflege, um dann im Rahmen dieser deduktiv aufgebauten Arbeit einen Konzeptvorschlag zur Optimierung der ambulanten Pflege vorzustellen.

Den Praxisbezug haben wir durch Befragungen von Pflegediensten im Kreis Kleve, Wesel, Borken sowie den von ihnen betreuten Pflege- und Hilfebedürftigen hergestellt. Wobei wir diese im Verlauf der Arbeit Aussagen von befragten Mitarbeitern gesetzlicher Krankenkas-sen gegenübergestellt haben.

Uns als „nächste Generation“ Pflegender liegt es am Herzen, trotz der zum Teil sehr ein-geschränkten wirtschaftlichen vorgaben ein Konzept zu entwickeln, welches die ganzheitli-che, bedürfnisorientierte, dem Menschen angepasste Pflege in den Vordergrund stellt, zu-gleich wirtschaftlich ist und die finanziellen Vorgaben, die durch das Gesundheitssystem vorgeschrieben sind nicht überschreiten. Eine positive Beeinflussung der derzeitigen Si­tuation im Gesundheitssystem ist von uns angestrebt.

Bereits jetzt haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, eine Pflege nach dem hier vorgestell-ten Konzept, so weit es im Rahmen der Ausbildung und den jeweiligen Praxiseinsätzen möglich ist, zu gestalten.

1. Einleitung

„Krankenpflege ist keine Ferienarbeit [...]“, diese Worte von Florence Nightingale (1820 – 1910) vor vielen Jahren gesprochen spiegeln die derzeitige Situation in der Pflege präziser wieder, als sie vielleicht zu ihrer Zeit, vermutet hätte.

Die Medien sind gefüllt mit Berichten über schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Be-zahlung, Personalmangel, Stellenabbau und gefährlicher Pflege. Allerdings beziehen sich die Darstellungen der Medien in der Regel auf die aktuelle Situation in deutschen Kran-kenhäusern.

Diese Ausarbeitung ist hingegen einem anderen oftmals wenig anerkannten und doch so wichtigen Berufszweig der Krankenpflege gewidmet. Sie befasst sich mit der aktuellen zu-nehmend mehr zeitorientierten ambulanten Pflege und soll einen Weg aufzeigen, der die Gestaltung einer nicht zeitorientierten, sondern, einer auf den Hilfe-und Pflegebedürftigen gerichteten bedürfnisorientierten und gleichsam wirtschaftlichen Pflege, ermöglicht.

2. Problemdarstellung und Relevanz der Thematik

2.1. Demographische Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland

Sinkende Geburtenraten, weniger Frauen, noch weniger Geburten, diese Tendenz zeigte sich in den vergangenen Jahren verstärkt in der Bundesrepublik Deutschland. Deutsch­land ist im Punkte demographischer Entwicklung eines der ersten Länder, bei dem diese negativ Tendenz sichtbar und statistisch nachweisbar gewesen ist (vgl.: Förderland, Die Demographische Entwicklung in Deutschland).

1964 lag die Geburtenzahl noch bei fast 1,2 Millionen, während sie heute bei fallender Tendenz nur noch bei ca. 673 000 liegt. Betrachtet man diesen Prozess während der ver-gangenen 15 Jahre, so weißt die Geburtenrate einen prozentualen Rückgang von 22 Pro-zent auf. (vgl.: Statistisches Bundesamt 2006)

Die Frage ist nun, wie sich dadurch die generelle Altersstruktur in Deutschland verschiebt. Laut statistischem Bundesamt ist eine Veränderung zwischen 2005 und 2050 wie folgt zu erwarten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.:1 Veränderung Altersstruktur in Deutschland (Quelle: Vgl. Statistisches Bundesamt Nov. 2006)

Aus den Angaben des statistischen Bundesamtes ist eine deutliche Verschiebung zwi-schen Geburtenzahl, der Anzahl der Bevölkerung, welche 80 und älter ist sowie der Gene­ration 20 - 64- Jähriger zu erkennen.

Diese Entwicklung ist jedoch keineswegs zufällig und unerwartet, sondern steht in engem Zusammenhang mit drei wesentlichen Determinanten der demographischer Entwicklung in Deutschland, hier im Folgenden erläutertet.

2.2 Determinanten der demographischen Alterung

Als Determinanten, d.h. Einflussfaktoren auf die Altersentwicklung, wurden die Schwer-punkte der Betrachtung auf die Fertilität, Mortalität, Zu- und Fortzüge, sowie den Verfall traditioneller Werte gelegt.

Fertilität

Betrachtet man den Aspekt Fertilität im Einzelnen so ist eine sinkende Kinderzahl bei stei- gender Altersstruktur der Mütter zu erkennen da die Fruchtbarkeit der Frauen mit steigen- dem Alter durch eintritt der Wechseljahre begrenzt ist.

Das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes lag 1931 noch bei ca. 25 Jahren, 1967 bereits bei 26 Jahren und lt. Statistischem Bundesamt 2007 bei 30,2 Jahren.

Ein Rückgang dieser Entwicklung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Alter der Mütter bei der Geburt (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Mortalität

Der sinkenden Geburtenrate steht die gesteigerte Lebenserwartung sowie der Wegfall der alterspeziefischen Sterbewahrscheinlichkeit entgegen.

Durch eine fortschrittliche und besser ausgereifte medizinische Versorgung können viele Erkrankungen, welche noch vor einigen Jahren eine Verkürzung der durchschnittlichen Le-benserwartung zu Folge hatten, durch adäquate medikamentöse Einstellung sowie durch technisch ausgereiftere medizinische Geräte erheblich eingeschränkt, zum Teil sogar gänzlich ausgeschlossen werden. Vor allem im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat es hier enorme Fortschritte gegeben.

Zu- und Fortzüge

Beobachtet man die Angaben des Statistischen Bundesamtes zwischen 1991 und 2007 so ist eine Veränderung im Wanderrungsvolumen der Bundesrepublik Deutschland zu erken-nen.

1991 bestand noch ein Saldo zwischen Zu- und Fortgezogenen von 602 523, diesem Wert gegenüber zu stellen ist das Saldo der Zu- und Fortgezogenen im Jahr 2007 bei 43 912. Die Zuwachsrate entspricht somit 2007 nur noch 7,2% der Zuwachsrate von 1991.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Wanderrungsvolumen im Jahr 2003 (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Des Weiteren ist bei den Zu- und Fortgezogenen die Altersstruktur nicht außer Acht zu las-sen. So lässt die folgenden Grafik erkennen, dass die Tendenz immer mehr dahin geht, dass in der Altersklasse 25 von 40 Jahren, welche derzeit auch dem durchschnittlichen Alter bei der Geburt des ersten Kindes entspricht, die höchste Rate der fortgezogenen Per-sonen ist.

Das Zusammenwirken dieser drei Determinanten hat auch direkte erhebliche Konsequen-zen auf den Pflegebedarf der Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

2.3. Auswirkungen der demografischen Alterung auf den Pflegebedarf

Wie genau eben diese Faktoren miteinander verbunden sind und wie sie sich dadurch auf den Pflegebedarf auswirken bzw. aus welchen Komponenten sich die Berechnung des Pflegebedarfs zusammensetzt, verdeutlicht folgende Grafik.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4:Demographisch induzierter Pflegebedarf (Quelle: in Anlehnung an foethmann_alterung-nrw)

In dieser Grafik wird neben den bereits besprochenen Determinanten auch ein Schwer-punkt auf den Wandel der Haushalts und Familienformen gelegt.

In Deutschland geht seit einigen Jahren der Trend immer mehr zu alternativen Familienfor-men, aber auch zur Singualisierung der Haushalte. (vgl.: Förderland: Die demographische Entwicklung in Deutschland) Bei zunehmendem Alter der Bevölkerung führt dieser Um- stand zwangsläufig auch dazu, dass zunehmend mehr ältere Menschen alleine leben.

Das Statistische Bundesamt hat in einer beispielhaften Vorausberechnung den Trend der Entwicklung der Privathaushalte von 2010 bis 2025 ermittelt.

Die angegebenen Daten zeigen auf, dass 2010 bereits die Zahl der Alleinlebenden die der zwei oder Mehrpersonenhaushalte prozentual übersteigen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Entwicklung der Privathaushalte bis 2025 (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Die aufgezeigten Fakten verdeutlichen und erklären, warum der Pflegebedarf in den ver-gangenen Jahren so erheblich angestiegen ist. Diese Entwicklung hat aber nicht nur Aus-wirkungen auf die stationäre Pflege in Altenpflege-, Rehabilitations-, Palliativ- und allge-mein-stationären Einrichtungen, sondern auch im besonderen Maße auf die ambulante Pflege.

2.4. Wachsender Bedarf an häuslicher Ambulanter Pflege

Krankenhäuser haben die Auflage wirtschaftlich arbeiten zu müssen. Durch diese Vorgabe im Zusammenwirken mit den zuvor erwähnten Determinanten, welche zum Anstieg der Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung geführt haben, ist ein wachsender Bedarf an häusli-cher Pflege zu erklären.

Betrachtet man die Liege- und Verweildauer seit 1992, so ist eine konstante Entwicklung dahingehend zu erkennen, dass die Patienten immer früher entlassen werden.

Diese Tatsache ist auch auf die Einführung der Fallbezogenen Pauschalen / DRG's zu-rückzuführen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
"Später vielleicht..." - Der Weg von einer zeitorientierten zu einer bedürfnisorientierten ambulanten Pflege
Veranstaltung
Junger Pflegepreis 2009
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
34
Katalognummer
V128566
ISBN (eBook)
9783640355723
ISBN (Buch)
9783640356089
Dateigröße
786 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Mit diesem Konzept zur Optimierung der Ambulanten Pflege wurde beim Junge Pflegepreis 2009 der Erste Platz belegt.
Schlagworte
Später, Pflege
Arbeit zitieren
Heike Viethen (Autor:in), 2009, "Später vielleicht..." - Der Weg von einer zeitorientierten zu einer bedürfnisorientierten ambulanten Pflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128566

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