Konstantin der Große war der erste christliche Kaiser. Euseb berichtet davon, wie Konstantin am 28. Oktober 312 den Sieg an der Milvischen Brücke dem Gott der Christen zuschrieb. Durch den Sieg über Licinius 324 wurde er schließlich Alleinherrscher des Römischen Reiches. Die nun einsetzende Politik war auch dadurch gekennzeichnet, dass Christen, die in der Verfolgungszeit Nachteile erlitten hatten, rehabilitiert wurden, es fand eine "Wiedergutmachungsgesetzgebung" statt. Dies war auch in Palästina der Fall, was durch einen Brief Konstantins an die Bewohner der Eparchie Palästina, den Euseb überliefert hat, zum Ausdruck kommt: Rückerstattung alter Ländereien und ehemaligen Besitzes, Rückerhalt bürgerlicher und militärischer Ehrenrechte, Wiedereinsetzung in alte Stellungen usw.
Der christliche Glaube hatte auch Einfluss auf die Gesetzgebung Konstantins und seiner Nachfolger, ausgenommen natürlich des nicht-christlichen Kaiser Julian Apostata. Mit Konstantin kam ein spezifisch christliches Geschichtsbild zum Tragen und unter Konstantin wurde das Christentum zur gleichberechtigen Religion. Wie sich die kaiserliche Gesetzgebung auf die Jugend und im Speziellen auf die Juden Palästinas ausgewirkt hat, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, wobei der Schwerpunkt auf dem vierten Jahrhundert liegt. Stemberger beschreibt die spezielle Rolle Palästinas im Zuge der Christianisierung wie folgt: "Hier allein hatte das Judentum eine Ausgangsposition, die das Kräftemessen mit dem Christentum nicht ganz hoffnungslos erscheinen ließ." (Günter Stemberger. Juden und Christen im Heiligen Land, Palästina unter Konstantin und Theodosius. München 1987. S. 12)
Zunächst soll ein kurzer Überblick über die Christianisierung Palästinas in den ersten Jahrhunderten gegeben werden. Im Hauptteil werden dann bestimmte Themenkomplexe auf Entwicklungen von Konstantin bis Theodosius II. untersucht, die im Codex Theodosianus im Bezug auf die Juden vorkommen. Zudem soll versucht werden festzustellen, welche Motivation hinter den einzelnen Gesetzen gestanden haben könnte. Schließlich sollen noch einzelne Forschungsstandpunkte dargestellt werden, die sich vor allem damit beschäftigen, welchen Anteil das Christentum an der jüdischen Lage hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Christianisierung Palästinas in den ersten beiden Jahrhunderten
- 2 Die kaiserliche Gesetzgebung im Codex Theodosianus
- 2.1 Konversionen
- 2.2 Sklavengesetzgebung
- 2.3 Mischehen
- 2.4 Mitgliedschaft in den Stadträten
- 2.5 Synagogen
- 2.6 Die jüdische Religion in der kaiserlichen Gesetzgebung
- 2.7 Die Entmachtung des jüdischen Patriarchen
- 2.7.1 Die Stellung des Patriarchen
- 2.7.2 Bestrafung des Patriarchen im Jahr 415
- 2.7.3 Entzug des Kalenderprivilegs
- 3 Die Bewertung der kaiserlichen Gesetzgebung
- 3.1 Errington
- 3.2 Avi-Yonah
- 3.3 Reichardt
- 3.4 Cohen
- 3.5 Stemberger
- 3.6 Bringmann
- 3.7 Baltrusch
- 3.8 Castritius
- 3.9 Noehtlichs
- 4 Sind die Autoren des NT antijüdisch?
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der kaiserlichen Gesetzgebung auf die Juden Palästinas im vierten Jahrhundert, insbesondere im Kontext des Codex Theodosianus. Sie analysiert die Motivationen hinter den einzelnen Gesetzen und beleuchtet die Rolle des Christentums in der Gestaltung der jüdischen Lage.
- Die Christianisierung Palästinas im ersten und zweiten Jahrhundert
- Die Gesetzgebung des Codex Theodosianus im Bezug auf die Juden
- Die Motivationen hinter den einzelnen Gesetzen
- Die Bewertung der kaiserlichen Gesetzgebung durch verschiedene Forscher
- Die Rolle des Christentums in der jüdischen Lage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Christianisierung Palästinas dar und beschreibt die Situation der Juden im römischen Reich. Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die Christianisierung Palästinas in den ersten beiden Jahrhunderten und die anfängliche Beziehung zwischen Juden und Christen. Das zweite Kapitel analysiert die Gesetze im Codex Theodosianus, die sich auf die Juden beziehen, einschließlich Konversionen, Sklavengesetzgebung, Mischehen, Mitgliedschaft in den Stadträten, Synagogen und die Entmachtung des jüdischen Patriarchen. Das dritte Kapitel präsentiert verschiedene Forschungsstandpunkte zur Bewertung der kaiserlichen Gesetzgebung und untersucht die Rolle des Christentums in der jüdischen Lage. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Frage, ob die Autoren des Neuen Testaments antijüdisch waren. Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Punkte der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Christianisierung, Palästina, Judentum, Codex Theodosianus, kaiserliche Gesetzgebung, Konversion, Sklavengesetzgebung, Mischehen, Synagogen, Patriarchen, Antijudaismus.
- Arbeit zitieren
- Peter Lindhorst (Autor:in), 2003, Die Christianisierung Palästinas und ihre Folgen - Die Judengesetzgebung im Codex Theodosianus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12862