Einführende Gedanken und Bemerkungen
Wolfgang Lipp diagnostizierte in einem Aufsatz von 1990 eine, wie er es nannte, „... zweite Blüte...” (S.42) oder sogar Reifung der Institutionenlehre bzw. -theorie. Sie habe sich seit den Jahren der Kritik in den 60-igern und 70-igern wesentlich offener gestaltet und sei darüber hinaus nun auch in der Lage Rückfragen, Anregungen und Perspektiven aus anderen Theoriepositionen aufzunehmen. Lipp betont allerdings weiter, dass bei allen Bestrebungen hin zu Pluralismus und Verständigung der verschiedenen Positionen untereinander man doch bitte die eigenen Überzeugungen, Ziele und Gesichtspunkte (kurz: Paradigma) nicht aus den Augen verlieren sollte. Denn, so der Autor, wer von Institutionen spricht darf von dem notwendigen Bezug auf sie nicht schweigen und sollte auch nicht auf Begriffe wie z.B. Diskurse oder Systeme zurückgreifen (vgl. Lipp 1990, S.42). Diese etwas feindlich klingende Einschätzung muss man durchaus nicht teilen, denn a) gehören beide Begriffe seit geraumer Zeit schon zum allgemein anerkannten „Repertoire” der soziologischen Disziplin, b) finden diese auch über die Fachgrenzen hinaus Verwendung (und wurden sogar von außen an die Soziologie herangetragen), und c) lässt sich mit Blick auf ein ausreichendes Maß an kritisch-theoretischer Reflexion ein mögliches Problem von Perspektivenverlust weitgehend ausblenden.
Man kann sich nun die Frage stellen: „Institutionen - was ist das?” (Lipp 1990, S.42). Bei der Annäherung an dieses Problem ergeben sich eine Fülle von möglichen Antworten, Definitionen, Formen, neuen Fragen usw. Ein Beispiel: Wie kann man eine Verbindung zwischen Rechtsordnung und Institution herstellen bzw. beschreiben? (vgl. Kimminich 1990, S.92). Dass vor allem unter den professionellen Soziologen(innen), aber auch anderen Wissenschaftlern die sich mit Institutionen beschäftigen, Uneinigkeit über den Sinn und Gehalt einer Definition dieses Begriffs herrscht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Diese Tatsache zeigt sich nicht nur im folgenden Zitat aus einem Handbuch für Soziologie: „Institution ist ein soziologisch uneinheitlich definierter Begriff mit verschiedenen Konnotationen und unterschiedlichen Anwendungsbereichen.” (Ferraris 1990, S.115). Ein ähnliches Resümee zieht auch Rehberg in seinem Abschlußbericht zur TAIM, wo er allen dort untersuchten Artikeln zumindest einen Hinweis zum Begriff Institution als „...eine Form sozialer Ordnung...” bescheinigt (vgl. Rehberg et al. 1999, S.24)...
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführende Gedanken und Bemerkungen
- II. TAIM – Hauptargumente, -thesen, und -prämissen
- 2.1. Das Problem: Institution - Organisation
- 2.2. Die drei Grundkategorien
- 2.2.1. Der Eigenraum
- 2.2.2. Die Eigenzeit
- 2.2.3. Die Eigengeschichte
- 2.2.4. Resümee
- 2.3. weitere Kategorien einer institutionellen Analyse
- III. Michel Foucault – Macht, Wissen und Diskurs in institutioneller Analyse
- 3.1. Begriffsbestimmung im Werk von Foucault
- 3.1.1. Wissen
- 3.1.2. Diskurs
- 3.1.3. Macht
- 3.2. Die Frage nach der Fruchtbarkeit der Begriffe Foucaults für die TAIM
- 3.3. „Überwachen und Strafen“ – institutionell gelesen
- 3.3.1. Macht als institutioneller Mechanismus
- 3.3.2. Diskurs als institutioneller Mechanismus
- 3.3.3. Wissen als institutioneller Mechanismus
- 3.1. Begriffsbestimmung im Werk von Foucault
- IV. Zusammenfassung und Schluss - Was bringt die vorgeschlagene Perspektive an Neuem für die institutionelle Analyse?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit von Michel Foucaults Begriffen Macht, Wissen und Diskurs auf die Theorie und Analyse institutioneller Mechanismen (TAIM). Ziel ist es, zu erforschen, ob diese Konzepte eine vertiefte Erkenntnis der Funktionsweise von Institutionen ermöglichen.
- Definition und Beschreibung von TAIM
- Foucaults Konzepte von Macht, Wissen und Diskurs
- Die Anwendung dieser Konzepte auf institutionelle Prozesse
- Die potenziellen Vorteile und Grenzen einer solchen Perspektive
- Analyse von "Überwachen und Strafen" im Kontext von institutionellen Mechanismen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und beleuchtet den aktuellen Stand der Institutionenlehre. Anschließend werden die Hauptargumente, Thesen und Prämissen von TAIM erläutert, wobei insbesondere die drei Grundkategorien Eigenraum, Eigenzeit und Eigengeschichte im Mittelpunkt stehen. Im dritten Kapitel wird Foucaults Werk analysiert, wobei die Definitionen von Macht, Wissen und Diskurs im Vordergrund stehen. Die Arbeit untersucht die Frage, ob diese Konzepte für eine tiefere Analyse von Institutionen fruchtbar sein können. Schließlich wird das Buch "Überwachen und Strafen" als Beispiel für eine institutionell gelessene Interpretation von Foucaults Werk herangezogen.
Schlüsselwörter
Institutionentheorie, TAIM, Michel Foucault, Macht, Wissen, Diskurs, institutionelle Mechanismen, Überwachen und Strafen, soziale Ordnung, Legitimität, symbolische Ordnungsleistungen, Erkenntnisperspektive.
- Arbeit zitieren
- Jens Klinkicht (Autor:in), 2001, Foucaults Begriffe Macht, Wissen und Diskurs - Bringen sie eine noch genauere Erkenntnismöglichkeit in die Perspektive der Theorie und Analyse institutioneller Mechanismen (TAIM)?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12874