Das Problem der altrömischen Quellenlage und damit der Quellenkritik besteht vor allem darin, dass die pontifikalen Aufzeichnungen über Inhalt und Anfang der römischen Geschichte an unheilbaren Widersprüchen leiden. So bestehen sie
hauptsächlich aus glaubwürdigen Augenzeugenberichten nach gleichzeitigen Aufzeichnungen und gehen demnach sogar zurück bis zur Vorgeschichte der römischen Gründungssage. Diese Dokumentationen enthalten neben den Magistratslisten schließlich auch, leider mangelhafte, Notizen über stadtrömische
Vorkommnisse wie Teuerung oder Kriege. Amtlichen Charakter aber jedoch hatten die zu Anfang eines jeden Jahres angelegten Kalendarien, auf denen Tag für Tag wichtige Ereignisse vom Standpunkt des Kollegiums, insbesondere diejenigen, bei
denen es amtlich beteiligt war, eingetragen wurden. Zwar waren diese in sich abgeschlossen und weder zusammenhängend, noch künstlerisch ausgestaltet, dennoch waren sie Selbstzweck, ähnlich wie die Ostertafeln der klösterlichen
Chronisten des Mittelalters. So begegnen uns diese amtlichen Beschäftigungen zuerst bei Cn. Flavius, also etwa zum Ende des vierten Jahrhunderts vor Christi Geburt, wobei auch dieser neben amtlichen Notizen sowohl private Familienaufzeichnungen, als auch Laudationen oder Elogien nutze, um eine römische Stadtchronik zu rekonstruieren. Doch ob diese Chronik oder die offizielle Publikation der Stadtchronik des Scävola wirklich veröffentlicht wurde ist fraglich, wobei Cicero2 selbst unwiderlegbar für die Existenz der Chronik spricht. In wie weit
die Stadtchronik einen geschichtlichen Wert aufweist, hängt demnach vor allem von der Beantwortung der Frage ab, wann Aufzeichnungen über die römische Urgeschichte begonnen haben. Nach vorherrschender Meinung der Historiker beginnt diese zum Ende des fünften vorchristlichen Jahrhunderts mit der
Überlieferung des gallischen Brands und Ciceros Angaben über die Ennianische Sonnenfinsternis. Im Bereich der Gutswirtschaft vor den Punischen Kriegen können wir leider kaum auf aussagekräftige Quellen zurückgreifen. Zwar gibt es ausführliche Schriften über
den Landbau vom Älteren Cato, Varro, Columella oder Palladius, doch als diese Männer ihre Schriften nach den verheerenden Kriegen verfassten, waren die Gutsbetriebe schon weithin spezialisiert.3
Inhaltsverzeichnis
- Die Quellenlage – Einleitung
- Die Situation der Bevölkerung im römischen Imperium.
- Die Gutswirtschaft.
- Die Familie und der Kriegsdienst.
- Die Punischen Kriege
- Die republikanische Bodengesetzgebung.
- Warum verfiel die Bauernschaft?
- Die traditionelle Meinung.
- Nathan Rosenstein.
- Fazit.
- Quellen- und Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Lebenssituation der italischen Bauern im zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus. Sie analysiert die Ursachen für den Niedergang der Bauernschaft und untersucht die Rolle der Gutswirtschaft, der Familie, des Kriegsdienstes und der republikanischen Bodengesetzgebung in diesem Prozess.
- Die Quellenlage und die Herausforderungen der historischen Forschung.
- Die sozioökonomische Situation der italischen Bauern im römischen Imperium.
- Die Auswirkungen der Punischen Kriege auf die Landbevölkerung.
- Die Rolle der republikanischen Bodengesetzgebung und die Entstehung der Gutswirtschaft.
- Die Ursachen für den Niedergang der Bauernschaft und die Debatte um die traditionelle Meinung und die Theorien von Nathan Rosenstein.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Quellenlage und die Herausforderungen der historischen Forschung. Es wird deutlich, dass die Quellenlage für die Zeit der italischen Bauern im zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus lückenhaft und oft widersprüchlich ist.
Das zweite Kapitel analysiert die Situation der Bevölkerung im römischen Imperium. Es wird die Bedeutung der Gutswirtschaft, der Familie und des Kriegsdienstes für die römische Gesellschaft beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Punischen Kriegen und ihren Auswirkungen auf die italische Bauernschaft. Die Eroberung Norditaliens und die Vergrößerung des ager publicus führten zu einer Bevölkerungsverschiebung und der Entstehung neuer Kolonien.
Das vierte Kapitel untersucht die republikanische Bodengesetzgebung und die Entstehung der Gutswirtschaft. Es wird die Rolle der agrarischen Gesetze und die Entwicklung der großen Landgüter analysiert.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Ursachen für den Niedergang der Bauernschaft. Es werden die traditionelle Meinung und die Theorien von Nathan Rosenstein diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die italische Bauernschaft, die römische Gutswirtschaft, die Punischen Kriege, die republikanische Bodengesetzgebung, die soziale und ökonomische Situation der Landbevölkerung, die Ursachen für den Niedergang der Bauernschaft, die traditionelle Meinung und die Theorien von Nathan Rosenstein.
- Quote paper
- Nadja Kloß (Author), 2008, Die Lebenssituation der italischen Bauern im zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128740