Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Abbildungsverzeichnis
2 Einleitung
2.1 Historie und Debatte
2.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit
3 Arten von Derivaten
3.1 Optionen
3.2 Futures und Forwards
3.3 Swaps
3.4 Contracts for difference
4 Einsatzmöglichkeiten
4.1 Allgemeine Ziele bei der Nutzung
4.2 Hedging
4.3 Spekulation
4.4 Arbitrage
5 Praxisbezug am Beispiel eines Rohstoffgeschäfts
5.1 Hedging am Rechenbeispiel
5.2 Anpassung beim Hedging mithilfe von Optionen
6 Zusammenfassende Betrachtung
6.1. Kritische Würdigung
6.2 Handlungsempfehlung
6.3 Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gewinn oder Verlust bei Call Optionen
Abbildung 2: Gewinn oder Verlust bei Put Optionen
Abbildung 3: Gewinn oder Verlust bei Futures
2 Einleitung
2.1 Historie und Debatte
Der Begriff Derivat stammt von dem lateinischen „derivare“ ab und beutetet etwas ableiten.1 Im finanzwirtschaftlichen Zusammenhang ist ein Derivat ein Finanzinstrument, welches drei Kriterien erfüllen muss. Der Wert des Derivats steht in Abhängigkeit zu einem Referenzwert. Es fallen geringe Anschaffungskosten an und die Verpflichtung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt beglichen.2
Die Idee einen Basiswert innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu tauschen, um zu investieren oder um abzusichern ist nicht neu. Bereits 8000 v. Chr. hatten die Sumerer ein System mit Tonplatten entwickelt, die als ein Versprechen für die Gegenpartei galt zu einem bestimmten Zeitpunkt Waren zu liefern. Im Jahre 1500 wurde in Antwerpen die erste Börse geschaffen. Dort wurden zum ersten Mal statt Waren nur die Rechte an diesen verkauft und damit der europäische Finanzmarkt gegründet. Etwa zur gleichen Zeit entstand in Amsterdam ein Derivatmarkt. Hier wurden die ersten Derivate auf Wertpapiere gehandelt. 1848 wurde dann das Chicago Board of Trade (CBOT) als erste Getreide Terminbörse in Amerika gegründet, welche nach der Fusion mit der Chicago Mercantile Exchange zur CME Group bis heute Bestand hat und damit die älteste bestehende Terminbörse der Welt ist. 1998 wurde die European Exchange (EUREX) gegründet und wuchs seitdem zu einer der größten Derivatebörsen gemessen am Handelsvolumen. Im Laufe der 1990er Jahre wurde der Handel zunehmend elektronisch abgewickelt, wodurch die Popularität bis heute noch weiter stiegt.3
Heutzutage haben Derivate einen zweifelhaften Ruf als risikoreiche Spekulation, welche von großen Unternehmen dazu genutzt werden, um die eigenen Renditen zu erhöhen. Zudem prägen negative Erfahrungen von Anlegern, die Teile Ihres Vermögens durch verschiedene Investments mit Derivaten verloren haben das mediale Bild. Trotz dieser teilweisen negativen Einstellung spielen Derivate aber in der Wirtschaft auch eine wichtige Rolle bei der Risikoübernahme für Unternehmen.4
2.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit
Derivate werden heutzutage sowohl von Privatanlegern als auch von institutionellen Anlegern genutzt. Dabei ist die Meinung über solche Instrumente sehr gespalten. Diese Arbeit soll einen Eindruck über die bisherige Forschung geben und dabei auch weitere Ansatzpunkte für Forschungsprojekte aufzeigen.
Der erste Teil dieser Arbeit widmet sich den verschiedenen Grundtypen von Derivaten. Im Besonderen werden hier die Optionen, die Futures und die Forwards, die Swaps und die CFDs dargestellt.
Anschließend werden die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten, differenziert nach den Intentionen von sowohl Privatanlegern als auch Unternehmen, bzw. institutionellen Anlegern kritisch betrachtet. Hierbei besonders interessant sind die sich ergebenden Chancen und Risiken.
Das Ziel dieser Arbeit soll sein, die Risiken und Chancen von Derivaten zu betrachten und gegeneinander abzuwägen. Im Vordergrund soll zudem auch die Frage stehen, ob Derivate eine sinnvolle Ergänzung für Portfolios darstellen, oder ob die Gefahren überwiegen.
Anhand eines Rechenbeispiels aus dem Bereich des Hedgings wird eine wichtige Möglichkeit gezeigt, wie bestimmte Derivate mit kleinem Kapitalaufwand größere Positionen absichern und so zu mehr Stabilität in der unternehmerischen Planung führen können.
3 Arten von Derivaten
3.1 Optionen
Bei Optionen handelt es sich um abgeleitete Finanzprodukte. Der Basiswert, oder auch das sog. Underlying, kann vielfältig gewählt werden, am häufigsten sind Optionen auf Aktien, Indizes, Devisen, Rohstoffe und Schuldverschreibungen zu finden.5
Der Käufer einer Option erwirbt damit das Recht, allerdings nicht die Pflicht, eine bestimmte Menge des Basiswerts in der Zukunft zu kaufen oder verkaufen. Man spricht deshalb von einem bedingten Termingeschäft.6 Für die Fristen der Ausübung unterscheidet man zwischen europäischen und amerikanischen Optionen. Während bei den europäischen Optionen die Ausübung nur zum Ende der vereinbarten Frist erfolgen kann, so kann bei den amerikanischen Optionen eine Ausübung jederzeit vom Kauf bis zum Fälligkeitsdatum ausgeführt werden.7
Man kann zwischen den sog. Kaufoptionen (Call) und Verkaufsoptionen (Put) unterschieden, und diese jeweils nochmal zwischen Long und Short Positionen differenzieren. Für die verschiedenen Zusammensetzungen gibt es auch unterschiedliche Motive.
(1) Bei einem Long-Call (Kauf einer Kaufoption) rechnet der Käufer mit steigenden Kursen des Basiswerts. Dies würde zur Folge haben, dass der Käufer bei Überschreitung des vereinbarten Basispreises den Basiswert günstiger über die Ausübung der Option beziehen könnte, als dieser am Markt gehandelt wird. Hierfür muss er eine sog. Optionsprämie bezahlen, welche sich aus dem inneren Wert ableitet. Der maximale Gewinn ist somit unbegrenzt und hängt von den Kursen des Basiswerts ab, hingegen der maximale Verlust bei dieser Art von Geschäft beschränkt sich auf die gezahlte Optionsprämie bei Nichtausübung.
(2) Bei einem Short-Call (Verkauf einer Kaufoption) hingegen setzt der Verkäufer auf fallende oder stagnierende Kurse. Er erhält vom Käufer die Optionsprämie, welche in diesem Fall den maximalen Gewinn darstellt. Steigt nun der Preis des Basiswerts, so muss ist die Differenz zwischen Basispreis und Marktpreis der Verlust für den Verkäufer. Dieser ist unbegrenzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Gewinn oder Verlust bei Call Optionen
(3) Die Intention des Verkäufers bei einem Long-Put (Kauf einer Verkaufsoption) ist, dass die Preise des Basiswerts fallen oder stagnieren. Für den Kauf fällt wieder eine Optionsprämie an, welche gleichzeitig auch den maximalen Verlust darstellt. Bei fallenden Kursen hingegen wird ein theoretisch unbegrenzter Gewinn erzielt.
(4) Die letzte mögliche Konstellation stellt der Short-Put (Verkauf einer Verkaufsoption) dar. Hier hofft der Verkäufer auf stagnierende oder steigende Kurse, sodass es zu keiner Ausübung durch den Käufer kommt. Die Optionsprämie stellt den maximalen Gewinn dar, der maximale Verlust ist wieder unbegrenzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Gewinn oder Verlust bei Put Optionen
3.2 Futures und Forwards
Bei Futures und Forwards handelt es sich ebenfalls um Termingeschäfte, allerdings bezeichnet man sie im Gegensatz zu Optionen als unbedingte Termingeschäfte. Dies bedeutet, dass es am Ende der Laufzeit nicht zu einem Wahlrecht über die Ausübung kommt, sondern die Erfüllung zwingend ausgeführt werden muss.
Zudem spricht man bei Futures über standardisierte und börsengehandelte Derivate. Futures werden z.B. in Deutschland über die EUREX gehandelt.8 Hier besteht auch der Unterschied zu Forwards. Diese werden individuell zwischen den Vertragspartnern verhandelt und sind nicht über den Börsenhandel erhältlich. Diese Art von Vertragsabschluss nennt man OTC-Geschäfte.9
Da es sich bei Futures und Forwards auch um Termingeschäfte handelt, werden zum Vertragsabschluss die Bedingungen für den Kontrakt festgelegt, die Erfüllung liegt aber in der Zukunft. Die Bedingungen, welche festgehalten werden müssen, lassen sich in vier Kategorien einteilen. Erstens muss der Basiswert, auf dem das Derivat beruht festgelegt werden. Klassischerweise waren dies hauptsächlich Rohstoffe. Heutzutage sind Futures allerdings auf eine Vielzahl von anderen Basiswerten handelbar, wie zum Beispiel sog. Financial Futures, welche dann auf Aktien, Devisen und Indizes beruhen. Zudem existieren auch noch Futures auf abstrakter Basis, zum Beispiel Futures auf Klimaentwicklung.10 Des Weiteren hat ein bestimmter Future Kontrakt auch immer eine festgeschriebene Menge. Auch die Preisänderung gemessen am Basiswert muss festgeschrieben sein. Bei einem Dax-Future (FDAX) entspricht die Preisveränderung bei einem Punkt im Dax 25,- EUR.11 Zuletzt muss noch der Ausführungstermin festgelegt werden. Anhand des Beispiels des FDAX wäre die Laufzeit bis zu neun Monate mit Ablauf zu den Monaten März, Juni, September und Dezember. Zum Ablauf kommt es entweder zur Lieferung und Abnahme des Basiswerts oder zum Cash-Settlement. Hierbei wird ausschließlich die Differenz zwischen Futurekurs bei Positionseröffnung und dem späteren Kurs gezahlt. Dies ist wichtig, damit auch Future Kontrakte auf Indizes und fiktive Werte erfüllt werden können, bei denen keine physische Lieferung möglich ist.
Damit man der Lieferung entgeht, kann andernfalls auch ein gegenläufiger Kontrakt abgeschlossen werden, um die Position glattzustellen.12 13
Eine weitere Besonderheit bei Future Kontrakten ist, dass keine Prämien an den Verkäufer zu zahlen sind und es sich um ein vollständig symmetrisches Derivat handelt. Das beutetet, dass wenn eine der beiden Parteien einen Gewinn erzielt, so ist der gleiche
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Gewinn oder Verlust bei Futures
3.3 Swaps
Swaps, wie auch Forwards, sind individuell zu vereinbarende Termingeschäften, welche OTC gehandelt werden. Die Bezeichnung leitet sich vom Englischen swap ab, bedeutet also tauschen.
Swaps dienen hauptsächlich zur Verbindung vom Kassa- und Terminmarkt und können auf alle beliebigen Objekte abgeschlossen werden, welche einen Zahlungsstrom generieren. In der Praxis sind aber Zins- und Währungsswaps am häufigsten vorhanden.14 Bei einem Zinsswap werden Zinszahlungen ausgetauscht. Hierbei werden meistes variable Zinsen, z.B. welche, die an den Libor oder Euribor gebunden sind, gegen feste Zinszahlungen getauscht.15
[...]
1 Vgl. Bossert, 2017, S. 21
2 https://www.ifrs.org, Zugriff am 27.02.2022
3 https://www.boerse-frankfurt.de, Zugriff am 27.02.02022
4 Vgl. Rieger, 2009 S. 21
5 Vgl. Schuster/ Uskova, 2015, S. 78
6 Vgl. Beike/Schlütz, 2015, S. 403
7 Vgl. Schuster/ Uskova, 2015, S. 78
8 Vgl. Steiner/Bruns/Stöckel, 2017, S. 456
9 Vgl. ebenda
10 Vgl. Kruse, 2021, S. 117
11 Vgl. https://www.eurex.com/ex-de/maerkte, Zugriff am 27.02.2022
12 Vgl. Steiner/Bruns/Stöckel, 2017, S. 461
13 Vgl. Beike/Schlütz, 2015, S. 403
14 Vgl. Beike/Schlütz, 2015, S. 440
15 Vgl. ebenda