In Folge der gespaltenen Reaktionen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union während
der Irakkrise wurde der Hohe Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik,
Javier Solana, beauftragt eine gemeinsame Strategie für die künftige europäische Sicherheitspolitik
zu entwerfen. Mit Annahme der Europäische Sicherheitsstrategie, kurz ESS, durch den
Europäischen Rat am 12. Dezember 2003 wurde die neue Konzeption bindend für die europäischen
Staaten. Parallel dazu wurde Solana am 15. September 2004 in Barcelona die Konzeption
einer Human Security Doctrine for Europe vorgestellt. Dieser Entwurf der Human Security
Study Group greift eine Idee für einen individuumsorientierten Sicherheitsbegriff auf,
welcher bereits 1994 vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) entwickelt
wurde und seit dieser Zeit eine immense Aufmerksamkeit erfahren hat. Der sogenannte
Barcelona-Report und dessen spätere Erweiterung und Weiterentwicklung in Form des Madrid-
Reports vom 8. November 2007 erhielten sowohl in der Wissenschaft wie auch aus Richtung
der Politik eine beachtenswerte Resonanz. Auf der einen Seite steht demnach die gültige
EU-Strategie auf der anderen ein scheinbar neuer Ansatz mit dem Anspruch die bisherigen
Überlegungen zu ersetzen.
Die Frage, welche sich aus dieser Feststellung entwickeln lässt und die dennoch bisher nicht
gestellt wurde, ist, ob sich beide Bearbeitungskonzepte für künftige Sicherheitsprobleme
wirklich fundamental unterscheiden oder ob die Gemeinsamkeiten überwiegen. Warum ist es
relevant diese Frage zu stellen? Aus beiden Strategien bzw. Entwürfen lässt sich hervorragend
der aktuelle Stand der Debatte über eine künftige gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
der EU ablesen. Die ESS als gültige Strategie, das Human Security-Konzept als möglicher
und bereits offiziell vorgestellter Ideengeber für künftige Überlegungen sind die geeigneten
Dokumente um die möglichen Leitlinien europäischer Sicherheitspolitik für die nächsten Jahre,
vielleicht Jahrzehnte, zu erkennen. Daher ist es durchaus nicht unwichtig zu wissen, ob
beide Denkarten entscheidend voneinander abweichen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Vergleich Europäische Sicherheitsstrategie und Human Security Doctrine
- Europäische Union als Akteur
- Gefahren für die Europäische Union und die Welt
- Sicherheitsbegriff
- Grundsätze und Strategie
- Kritik
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Schriftliche Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Vergleich zweier Konzepte für die europäische Sicherheitspolitik: der Europäischen Sicherheitsstrategie (ESS) und der Human Security Doctrine. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ansätze aufzuzeigen und zu analysieren, ob sie sich tatsächlich fundamental unterscheiden oder ob sie sich in ihren Grundzügen ähneln. Die Arbeit untersucht, wie beide Konzepte die Rolle der Europäischen Union als globaler Akteur definieren, welche Bedrohungen sie für Europa und die Welt identifizieren, welche Sicherheitsbegriffe sie zugrunde legen und welche Grundsätze und Strategien sie vorschlagen. Darüber hinaus wird die Kritik an beiden Konzepten beleuchtet.
- Die Rolle der Europäischen Union als globaler Akteur
- Die Definition von Sicherheit und Bedrohungen
- Die Grundsätze und Strategien der europäischen Sicherheitspolitik
- Die Kritik an der Europäischen Sicherheitsstrategie und der Human Security Doctrine
- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehung der Europäischen Sicherheitsstrategie und der Human Security Doctrine sowie die Relevanz ihres Vergleichs erläutert. Im zweiten Kapitel werden die beiden Konzepte anhand verschiedener Kriterien gegenübergestellt. Zunächst wird die Rolle der Europäischen Union als globaler Akteur in beiden Konzepten analysiert. Anschließend werden die von beiden Konzepten identifizierten Gefahren für Europa und die Welt untersucht. Im weiteren Verlauf werden die Sicherheitsbegriffe, die beiden Konzepten zugrunde liegen, sowie die von ihnen vorgeschlagenen Grundsätze und Strategien verglichen. Abschließend wird die Kritik an beiden Konzepten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Europäische Sicherheitsstrategie, die Human Security Doctrine, die Rolle der Europäischen Union als globaler Akteur, Sicherheitsbegriffe, Bedrohungen für Europa und die Welt, Grundsätze und Strategien der europäischen Sicherheitspolitik, Kritik an Sicherheitskonzepten.
- Quote paper
- cand. phil. Martin J. Gräßler (Author), 2009, Neue europäische Sicherheitskonzepte im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128945