Gegenstand dieser Arbeit sind die frühromantische Künstlererzählung "Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger" des romantischen Schriftstellers Wilhelm Heinrich Wackenroder und die Kleistsche Erzählung "Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik". Beide Erzählungen wurden Anfang des neunzehnten beziehungsweise Ende des achtzehnten Jahrhunderts veröffentlicht und stellen die Kunst in das Zentrum des Geschehens.
Auffällig bereits in den Titeln beider Erzählungen ist der direkte Bezug zur Tonkunst, der Musik. Darüber hinaus wird neben der Musik auch der Religion eine wichtige Rolle in beiden Werken zugeordnet. Dementsprechend entsteht aus der allgegenwärtigen Darstellung beider Bereiche eine Beziehung zwischen dem sakralen Musiker beziehungsweise Künstler und der Religion selbst, welche wiederum unterschiedliche Auswirkungen auf die Erzählungen hat.
Die Geburtsstunde der Künstlererzählung in Deutschland wird im 18. Jahrhundert angesetzt und hat bedingt mit der Veränderung der Wahrnehmung von Kunst zu tun. Allerdings war die Künstlererzählung auch bereits in der italienischen Renaissance des 15. Jahrhundert ein gängiges Genre.
Die deutschen Autoren beschäftigten sich hauptsächlich in ihren Künstlererzählungen mit der Kunstautonomie, denn durch die formale Unabhängigkeit der Kunst behauptet diese eine maximale Freiheit. Darüber hinaus sollte eine Künstlerfigur gezeigt werden, welche über ihr eigenes Gebiet selbst herrscht und über ihr Werk bestimmt. Ihre Programmatik und Autoreflexion erhält die Künstlererzählung durch ihre Erzählung vom Schaffen der Kunst selbst, was wiederum den theoretischen Ansatz dieser Gattung unterstreicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wackenroder: „Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger“
- Ein Mönch wird zum Künstler: Das Bindeglied zwischen Musik und Religion
- Wahnsinnsverfall: Musikerlebnisse in der Religion
- Kleist: „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“
- Eine Legende: Musik und Religion im Gleichklang gegen das Böse
- Die Macht der Kirchenmusik: Entstehung der Musik aus dem Christentum
- Vergleich: Repräsentation von Musik und Religion in beiden Erzählungen
- Herausarbeitung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Darstellung und Auswirkungen der Beziehung zwischen Musik und Religion in beiden Künstlererzählungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Auswirkungen der Beziehung zwischen Musik und Religion in zwei frühromantischen Künstlererzählungen: Wilhelm Heinrich Wackenroders „Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger“ und Heinrich von Kleists „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“. Der Fokus liegt auf dem Vergleich beider Erzählungen und der Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Darstellung und Wirkung dieser Beziehung.
- Die Rolle der Musik als Ausdruck von Religiosität und spiritueller Sehnsucht
- Der Einfluss von Religion auf die Entwicklung und das Leben des Künstlers
- Die Kraft der Musik als Mittel der Vermittlung von religiösen Inhalten und Erfahrungen
- Die Beziehung zwischen Musik und dem Wahnsinn
- Die Bedeutung der heiligen Cäcilie als Patronin der Musik und ihre Rolle in den beiden Erzählungen
Zusammenfassung der Kapitel
Wackenroder: „Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger“
Die Erzählung schildert das Leben des Musikers Joseph Berglinger, der in einem kunstfeindlichen Umfeld aufwächst. Er wird jedoch durch die Musik zur spirituellen und künstlerischen Entwicklung geführt. Berglingers Leben zeigt die Verbindung zwischen Musik und Religion, wobei er als Bindeglied zwischen beiden Bereichen dargestellt wird. Seine Sehnsucht nach der Musik und die innere Stimme, die ihn zur Kunst ruft, stehen im Konflikt mit den Erwartungen seines Vaters. Dieses innere Ringen führt zu einer tiefen Qual und Einsamkeit, die jedoch gleichzeitig Teil seiner künstlerischen Entwicklung ist.
Kleist: „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“
Kleists Erzählung schildert die Legende der Heiligen Cäcilie, die durch die Kraft der Musik das Böse bekämpft. Die Musik wird als ein Instrument der Religion dargestellt, welches zur Rettung und zum Schutz der Menschen eingesetzt wird. Die Entstehung der Kirchenmusik aus dem Christentum wird hervorgehoben, wobei die Musik als Ausdruck des Glaubens und des Gottesdienstes verstanden wird.
Schlüsselwörter
Künstlererzählung, Frühromantik, Musik, Religion, Künstler, Joseph Berglinger, Heilige Cäcilie, Kirchenmusik, Kunst, Spiritualität, Sehnsucht, Wahnsinn, Vergleich, Unterschiede, Gemeinsamkeiten
- Arbeit zitieren
- Cédric Becker (Autor:in), 2022, Musik und Religion in Künstlererzählungen. Wackenroders "Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger" und Kleists "Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1289677