Diese Arbeit untersucht die folgenden Kernfragen: Welche erzähltheoretischen Besonderheiten sind für diese Erzählung konstitutiv? Inwiefern hüllt Denis Diderot sein aufklärerisches Gedankengut in seine Erzählung ein? Welche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung im Französischunterricht bieten sich an?
Das Erzählen als "l’expression la plus parfaite de tous nos récits oraux" ist vermutlich eine der ältesten Formen des Dialogs und bis heute fest verankert in der (domestizierten) Alltäglichkeit der Menschen. Wer erzählt, möchte eine Information teilen, eine Botschaft transportieren. Aus rein literaturwissenschaftlicher Perspektive handelt es sich dabei um einen Vorgang des "Darstellen[s] einer nicht-zufälligen Ereignisfolge, oft durch eine Vermittlungsinstanz, den Erzähler". Die Funktionen dieser Handlung sind ebenso vielfältig wie die Art und Weisen des Erzählens selbst und bewegen sich insofern in einem Kontinuum zwischen trivialer Einschlafhilfe und kollektiver Identitätsstiftung. Das Erzählen respektive die Erzählung, deren Grenzen zum Roman fließend sind, hat insofern die polyvalente Fähigkeit zu beruhigen, zu unterhalten, zu erinnern und/oder zu lehren.
Die letztgenannte Fähigkeit steht im Hinblick auf das in dieser Arbeit verhandelte Werk im Vordergrund. Denn die Erzählung "Les deux amis de Bourbonne" aus dem Jahre 1770 ist zweifelsfrei geprägt von dem aufklärerischen Geist ihres Autors, dem französischen Schriftsteller und Philosophen Denis Diderot. Während des Jahrhundertwechsels, welcher dem Werk vorausging, kristallisierte sich nämlich eine ansteigende Beliebtheit im Hinblick auf die Textsorte der Erzählung heraus, weshalb Diderots "Les deux amis de Bourbonne" in aristokratischen Leserkreisen in ganz Europa rezipiert wurde und für diese Untersuchung als äußerst ergiebig eingeschätzt wird. Insofern intendiert diese Arbeit die auf Basis historischer sowie literaturästhetischer Grundlagen (vgl. Kap. 2) durchzuführende Analyse des Werkes (vgl. Kap. 3) sowie darüber hinausgehend einige Überlegungen im Hinblick auf eine mögliche fachdidaktische Implementierung in den Französischunterricht der gymnasialen Oberstufe (vgl. Kap. 4).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Eine gut erzählte Geschichte macht aus Ohren Augen.
- 2. Erzählen im Lichte der Aufklärung..
- 2.1 Diderot als ein Hauptdarsteller der Aufklärung
- 2.2 Das conte philosophique als Medium zur Vermeidung der Zensur .
- 3. Les deux amis de Bourbonne - Eine literarische Analyse und Interpretation......
- 3.1 Eine Erzählung in fünf Abschnitten
- 3.2 Die Diegesis der Erzählung ...
- 3.3 Die latente Gesellschaftskritik der Erzählung..
- 3.3.1 Die mythologische Rahmung......
- 3.3.2 Diderots Werteverständnis…......
- 4. Fachdidaktische Implikationen
- 5. Fazit .......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Denis Diderots "Les deux amis de Bourbonne" im Kontext der Aufklärung und untersucht, wie der Autor seine aufklärerischen Gedanken in eine Erzählung verpackt. Die Analyse beleuchtet die erzähltheoretischen Besonderheiten des Werkes, die Art und Weise, wie Diderots aufklärerisches Gedankengut in die Handlung integriert wird, sowie die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Werk im Französischunterricht der gymnasialen Oberstufe.
- Die erzähltheoretischen Besonderheiten von "Les deux amis de Bourbonne"
- Die Integration von Diderots aufklärerischen Gedanken in die Erzählung
- Die Rolle des conte philosophique als Mittel zur Vermeidung der Zensur
- Die Rezeption von Diderots Werk in der Aufklärungsepoche
- Die fachdidaktische Implementierung von "Les deux amis de Bourbonne" im Französischunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema des Erzählens ein und betont das emotionale und fantasieanregende Potenzial von Geschichten. Diderots "Les deux amis de Bourbonne" wird als Beispiel für eine aufklärerische Erzählung vorgestellt.
Kapitel 2 beleuchtet die Aufklärungsepoche und zeigt Diderots Rolle als einer der Hauptdarsteller dieser Zeit. Das conte philosophique wird als literarische Textsorte eingeführt, die der Zensur entgeht, indem sie aufklärerische Gedanken in eine märchenhafte Form kleidet.
Kapitel 3 analysiert Diderots "Les deux amis de Bourbonne" und untersucht die Erzählstruktur, die Diegesis, die Gesellschaftskritik und die mythologische Rahmung des Werkes.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen der Aufklärung, des conte philosophique, Denis Diderot, "Les deux amis de Bourbonne", Erzähltheorie, Gesellschaftskritik, Literaturanalyse und Fachdidaktik. Darüber hinaus werden Themen wie Selbstbestimmung, Determinismus und Willensfreiheit, Religionskritik und die Zensur in der Aufklärung behandelt.
- Arbeit zitieren
- Alexander Bernhagen (Autor:in), 2019, Das 'conte philosophique' in Denis Diderots "Les deux amis de Bourbonne" im Lichte der Aufklärung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1289860