Zusammenfassend lässt sich die pretiale Lenkung als ein Instrument beschreiben, dass durch den Einsatz von Lenkpreisen bzw. kalkulatorischen Zinsen innerhalb von dezentral organisierten Konzernen eine Koordinations-, Bewertungs- oder Erfolgsbeurteilungsfunktion wahrnimmt und somit zur Erreichung der Konzernziele beiträgt. Lenkpreise können sowohl im Konzern als auch im Unternehmen für den Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr angesetzt werden.
Von dem Hauptziel der Gesamtgewinnmaximierung gibt es in der Praxis weitreichende Abweichungen. Die Ziele der pretialen Lenkung haben dabei einen unmittelbaren Einfluss auf die Höhe des Lenkpreises. Dieser wird in der Praxis meist nach markt-, kostenorientierten oder strategischen Gesichtspunkten angesetzt und trägt zur Steuerung der als Profit-, Cost- oder Invest Center geführten Konzernunternehmen bei.
Die pretiale Lenkung von Finanzmitteln im Konzern kann insbesondere durch die Gestaltung von Zinssätzen realisiert werden. Diese bieten einerseits die Möglichkeit Zahlungsströme im Sinne des Konzerns zu gestalten und anderer-seits die Möglichkeit den Konzern zu steuern. Damit kommen im Rahmen der Steuerung von Finanzmitteln häufig strategische Zinssätze zur Anwendung. Die Höhe des Zinssatzes nimmt Einfluss auf die Des- und Investitionstätigkeit, während hohe Zinsen zu Desinvestionen, Kosteneinsparungen und Bildung von Liquiditätsreserven eingesetzt werden können, führt ein niedriger Zinssatz zu einer erhöhten Investition.
Die pretiale Lenkung von Finanzmitteln trägt somit zur Steuerung des Konzerns durch den effizienten Einsatz von Kapital als knappe Ressource bei.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen und allgemeine Grundlagen
2.1 Begriff der pretialen Lenkung
2.2 Begriff des Konzern
2.3 Funktionen der pretialen Lenkung
2.4 Ziele der pretialen Lenkung
3 Arten von Lenkpreisen und deren Ermittlungsmethoden
3.1 Marktorientierter Lenkpreis
3.2 Kostenorientierter Lenkpreis
3.3 Strategischer Lenkpreis
4 Einsatzgebiete der pretialen Lenkung
5 Steuerung von und mit Finanzmitteln
5.1 Investitionssteuerung
5.2 Desinvestitionssteuerung
6 Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Funktionen von Lenkpreisen
1 Einleitung
Der pretialen Lenkung von Finanzmitteln im Konzern kommt momentan eine besondere Bedeutung zu. Um Unternehmen und Konzerne auch in der Finanzkrise und der damit einhergehenden Verknappung des Kapitals, zielorientiert steuern zu können ist Kapital als knappe Ressource innerhalb des Konzerns mit dem entsprechenden Preis zu versehen.
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, zu zeigen, wie innerhalb eines Konzerns die pretiale Lenkung zur effizienten und zielorientierten Steuerung von Kapital aber auch von Waren und Dienstleistungen beitragen kann, welche Methoden zur Ermittlung des Lenkpreises zur Verfügung stehen und unter welchen Voraussetzungen die pretiale Lenkung optimal eingesetzt werden kann.
Zunächst werden in Kapitel zwei die Begriffe pretiale Lenkung und Konzern definiert, daran anschließend folgt eine Betrachtung der Funktionen und Ziele, die im Rahmen der pretialen Lenkung verfolgt werden. In Kapitel drei werden verschiedene Lenkpreise und deren Ermittlungsart kurz dargestellt. Einen Überblick über die zahlreichen Anforderungen und Einsatzgebiete der pretialen Lenkung wird in Kapitel vier vermittelt. Dabei werden insbesondere die Einsatzgebiete näher erläutert. In Kapitel fünf wird Steuerung von und mit Finanzmitteln betrachtet. Es wird gezeigt, dass die Höhe des Zinssatzes der für Kapital verlangt bzw. gewährt wird, Einfluss auf die Investitions- und Desinvestitionstätigkeit hat und so eine zielorientierte Steuerung von Konzernunternehmen ermöglicht.
2 Begriffsdefinitionen und allgemeine Grundlagen
In diesem Kapitel werden zunächst die Begrifflichkeiten der pretialen Lenkung und des Konzerns erläutert werden. Die Betrachtung im Rahmen dieser Arbeit wird auf die Beziehung innerhalb des Konzerns beschränkt, kann aber auch innerhalb eines Unternehmens eingesetzt werden. Im Anschluss daran wird näher auf die Funktionen und Ziele eingegangen werden.
2.1 Begriff der pretialen Lenkung
Der Begriff pretiale Lenkung beschreibt den Einsatz von Lenkpreisen für Waren, Dienstleistungen und Kapital im Konzern und ist eng mit dem Namen Schmalenbach verbunden.[1] Schmalenbach versteht Lenkpreise als eine Möglichkeit, die Nutzung von knappen Ressourcen bei einer weitreichenden Selbstständigkeit zu optimieren.[2] Er greift dabei auf die optimale Geltungszahl[3] zurück, einen Kostenwert für Waren, Dienstleistungen und Kapital. Mit dessen Hilfe wird der innerbetriebliche Leistungsaustausch gesteuert und die rechnerische Abgrenzung einzelner Konzernunternehmen ermöglicht.[4] Oftmals werden die Begriffe Verrechnungspreis, Transferpreis, Planpreis und Lenkpreis synonym verwendet. Heutige Definitionen unterscheiden sich kaum von der Abgrenzung Schmalenbachs. Ewert/Wagenhofer verstehen unter Lenkpreisen einen Wertansatz für den innerbetrieblichen Leistungsaustausch zwischen rechnerisch abgegrenzten Unternehmensbereichen.[5]
Lenkpreise als Wertansatz für den innerbetrieblichen Leistungsaustausch können sich aus zielorientierten Überlegungen der Leistungsbewertung ergeben. Sie werden daher in Abhängigkeit von Zielen der Unternehmensführung in ihrer Höhe unterschiedlich festgesetzt.[6] Während Lenkpreise im Konzern einen effektiv geschuldeten Preis zwischen zwei rechtlich selbstständigen Unternehmenseinheiten darstellen, handelt es sich innerhalb eines Unternehmens um einen kalkulatorischen Preis.[7] Zum Begriff des Konzerns siehe Kapitel 2.2.
2.2 Begriff des Konzern
Als Konzern bezeichnet man den Zusammenschluss mehrerer rechtlich selbstständiger Unternehmen unter einheitlicher Führung.[8] Dabei können unter dem Dach der Konzernmutter mehrere Konzernunternehmen, so genannte Töchterunternehmen zusammengeschlossen sein. In § 18 des Deutschen Aktien Gesetz wird der Konzernbegriff folgendermaßen definiert: „Sind ein herrschendes und ein oder mehrere abhängige Unternehmen unter der einheitlichen Leitung des herrschenden Unternehmens zusammengefasst, so bilden sie einen Konzern; die einzelnen Unternehmen sind Konzernunternehmen".[9]
2.3 Funktionen der pretialen Lenkung
Die Funktionen der pretialen Lenkung unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Einflussnahme auf die Bewertung, Koordination und Erfolgsermittelung. In Abb.1 sind die Zusammenhänge der einzelnen Funktionen untereinander dargestellt.
Die Funktion der Bewertung wird bei jedem Vorgang angesprochen.[10] Dabei ist die Bewertung von Waren, Dienstleistungen oder Kapital stark von den Zielen abhängig. Bei der Koordinationsfunktion zugrundeliegende Ziele beeinflussen die Bewertungsfunktion mittelbar. Sie kommt insbesondere bei der Beeinflussung von Konzernunternehmen,
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Funktionen von Lenkpreisen
Quelle: Martini J. T. 2007, S. 10
die als Profit-, Cost- oder Invest Center (zu den Vor- und Nachteilen der pertialen Lenkung im Rahmen dieses Konzeptes vgl. Kapitel 4) geführt werden zum tragen.[11] Eine weitere Funktion ist die Erfolgsermittlungsfunktion; sie wird von der Koordinationsfunktion beeinflusst und beeinflusst ihrerseits die Funktion der Bewertung. Sie ermöglicht z.B., dass Lenkpreise die Erfolgsgrößen beeinflussen und so der Gesamtgewinn auf die einzelnen Bereiche verteilt bzw. der Erfolgsbeitrag der einzelnen Bereiche zum Gesamtgewinn zusammengefasst wird.[12] In diesem Zusammenhang wird auch von einer Zuweisung oder Abgrenzung des Erfolgs gesprochen.[13]
Werden strategische Ziele innerhalb des Konzernunternehmens verfolgt, überlagert die Koordinationsfunktion die aus den strategischen Zielen resultiert, die Erfolgsmessungs- und Bewertungsfunktion. Ziele haben somit einen großen Einfluss auf die Funktionen und die Ausgestaltung des Lenkpreises im Unternehmen und sind daher sorgfältig abzustimmen.[14]
2.4 Ziele der pretialen Lenkung
In der Literatur, gibt es keine einheitliche Abgrenzung für die Ziele der pretialen Lenkung. Oftmals werden die Begriffe Ziel, Zweck und Funktion synonym verwendet[15] |[16]. In dieser Arbeit werden Funktionen und Ziele bewusst voneinander abgegrenzt. Die hier beschriebenen Ziele wirken auf die Funktionen und sind maßgeblich für die Höhe des Lenkpreises.
Die Ziele von Lenkpreisen sind so unterschiedlich wie ihre Einsatzgebiete und stehen nicht selten zueinander in einem Zielkonflikt[17]. Ein niedriger Zinssatz hat beispielsweise einen positiven Einfluss auf die Investitionstätigkeit, gleichzeitig führt er jedoch auch zu einer verstärkten Kapitalnachfrage die nicht im Zusammenhang mit Investitionen steht z.B. verstärke Lagerbildung, was einer nicht effizienten Verwendung von Ressourcen und damit Kapital entspricht. Das Problem, dass ein Lenkpreis, der bei einem Ziel als optimal gilt, für ein anderes Ziel ungeeignet sein kann, lässt sich durch den Einsatz von mehreren Lenkpreisen lösen, die in ihrer Höhe und Art für jedes Konzernunternehmen individuell festgelegt werden. Bezogen auf die pretiale Lenkung von Finanzmitteln, lassen sich bei Inanspruchnahme von Kapital Sollzinsen und bei der Bereitstellung von Kapital durch die Konzernunternehmen Habenzinsen unterscheiden.[18] Der Einsatz verschiedener Lenkpreise bei Waren und Dienstleistungen, zur Lösung eines Zielkonfliktes führt zur mehreren Betriebsergebnissen, erschwert dadurch die Beurteilung, führt zu einem erhöhten Arbeitsaufwand und einer erschwerten Steuerung innerhalb des Konzernunternehmens.
Im Rahmen der pretialen Lenkung, ist es das Ziel, durch die Vorgabe von Lenkpreisen innerhalb von dezentral organisierten Konzernen, die einzelnen Konzernunternehmen auf das Konzernziel auszurichten und somit bei einer weitreichenden Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit[19] zu steuern. Häufig wird vom Konzern die Gewinnmaximierung als langfristiges Ziel formuliert.
Von der Konzernleitung können neben der Gewinnmaximierung auch strategische Ziele verfolgt werden, die nicht unmittelbar zur Gewinnmaximierung beitragen. Deren Umsetzung durch den Einsatz von Lenkpreisen koordiniert wird. In Bezug auf die Themenstellung werden hier zwei Beispiele dargestellt.
[...]
[1] Vgl. Weber J., Stoffels M., Kleindienst I. 2004, S. 7-8.
[2] Vgl. Kruk M., Potthoff E., Sieben G. 1984, S. 390-391.
[3] Zu weiteren Ausführungen zur optimalen Geltungszahl vgl. Schmalenbach E. 1949.
[4] Vgl. Kruk M., Potthoff E., Sieben G. 1984, S. 362.
[5] Vgl. Ewert R., Wagenhofer A. 2003, S. 585.
[6] Vgl. Ewert R., Wagenhofer A. 2003, S. 578.
[7] Vgl. Kroff M. 2008, S. 10.
[8] Vgl. Theisen M. R. 2000, S. 34-37.
[9] § 18 AktG.
[10] Vgl. Martini J. T. 2007, S. 9-11.
[11] Vgl. Ewert R., Wagenhofer A. 2005, S. 578 u. 581-582
[12] Vgl. Martini J. T. 2007, S. 9-11.
[13] Vgl. Martini J. T. 2007, S. 9-11.
[14] Vgl. Ewert R., Wagenhofer A. 2005, S. 584-586.
[15] Vgl. Coenenberg A. G., Fischer T. M., Günther T. 2007, S. 675-681.
[16] Vgl. Weber J., Stoffels M., Kleindienst I. 2004, S. 13.
[17] Vgl. Weber J., Stoffels M., Kleindienst I. 2004, S. 14.
[18] Vgl. Ewert R., Wagenhofer A. 2005, S. 583-584.
[19] Vgl. Kruk M., Potthoff E., Sieben G. 1984, S. 390.
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