Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Relevanz und Zielsetzung
1.2. Vorgehensweise
2. Status Quo
2.1. Digitalisierung an Schulen
2.2. Digitale Technologien und deren Einsatz an Schulen
3. Voraussetzungen für den Einsatz digitaler Technologien im Schulunterricht
3.1. Konzeption des Einsatzes digitaler Technologien
3.2. Bildungspolitische und finanzielle Voraussetzungen
3.3. Technische Voraussetzungen
3.4. Förderung von Kompetenzen
3.4.1. Kompetenzen der Lernenden
3.4.2. Kompetenzen der Lehrenden
3.5. Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Stufen digitaler Lehrmittel
Abbildung 2: TPACK-Modell
Abkürzungsverzeichnis
LMS Lernmanagementsystem
OER Open Educational Resources
TPACK Technological Pedagogical and Content Knowledge
1. Einleitung
1.1. Relevanz und Zielsetzung
Ob Smartphones, Apps oder Computerspiele - digitale Technologien nehmen in der Gesellschaft eine zentrale Rolle ein und entwickelten sich in den letzten Jahren zu einem Bestandteil unseres Lebens. Digitale Medien begleiten Kinder und Jugendliche nunmehr ein Leben lang und beeinflussen die Art und Weise von Lern- als auch Lehrprozessen. Lernenden ist es wichtig, dass der Schulunterricht nicht nur pädagogisch angemessen, sondern auch interessant und vielfältig gestaltet wird. Viele Schulen versuchen inzwischen digitale Technologien in den Schulunterricht zu integrieren, was sich nicht nur auf die Motivation der Lernenden auswirkt, sondern auch auf die Individualisierung von Lernprozessen. (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2022) Diesen Vorteilen stehen jedoch auch Risiken gegenüber und die Coronakrise hat gezeigt, dass Schulen, welche digital gut ausgestattet und aufgestellt sind, die Umstellung auf Distanzunterricht besser umsetzen konnten. Jedoch sollten Schulen nach der Pandemie nicht in alte Verhaltensweisen zurückfallen, sondern müssen sich angesichts des gesellschaftlichen und technologischen Wandels weiterentwickeln. (Bitkom e. V., 2022c) Auch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport (2022) befürwortet für die Unterstützung von Lernprozessen sowie für eine anschaulichere und individuellere Gestaltung des Unterrichts den Einsatz digitaler Technologien an Schulen.
Doch wie lassen sich diese digitalen Technologien erfolgreich im Schulunterricht einsetzen? Ziel der Arbeit ist es, dieser Forschungsfrage nachzugehen. Hierzu sollen der aktuelle Stand der Digitalisierung an deutschen Schulen und vorherrschende digitale Technologien untersucht werden. Darauf aufbauend sollen Voraussetzungen formuliert werden, welche Schulen erfüllen müssen, um den Unterricht durch den Einsatz digitaler Technologien effektiver und effizienter gestalten zu können.
1.2. Vorgehensweise
Die vorliegende Seminararbeit gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Abschnitt wird der Status Quo der Digitalisierung an Schulen und digitaler Technologien in Bezug auf die Bildung untersucht. Dabei werden digitale Medien und deren Einsatz an Schulen im Grundsatz und Einzelne näher betrachtet. Durch diesen ersten Abschnitt werden Aspekte ermittelt, bei welchen Handlungsbedarf besteht. Im zweiten Abschnitt werden darauf aufbauend Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz digitaler Technologien im Schulunterricht formuliert.
Aufgrund des Umfangs der Arbeit werden nur ausgewählte digitale Medien näher betrachtet. Hierbei handelt es sich um Lernvideos, Lernmanagementsysteme und digitale Bildungsinhalte. Auch die Betrachtung von Handlungsempfehlungen werden auf ein Medienkonzept, bildungspolitische, finanzielle und technische Voraussetzungen, die Kompetenzen der Lernenden und Lehrenden sowie Schulentwicklungsprozesse eingegrenzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1. Digitalisierung an Schulen
Digitalisierung beeinflusst zunehmend Lehrende, Lernende und auf politischer Ebene die jeweiligen Kultusministerien und Länder. Digitale Technologien bereichern die Pädagogik, indem der Schulunterricht durch den Einsatz dieser interessanter gestaltet werden kann und Lernprozesse individualisiert werden können, so das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport (2022). Die Wirkungszeit der Digitalisierung unterscheidet sich von einer schnellen Akzeptanz und Umsetzung in der Wirtschaft bis zu einer verzögerten Annahme digitaler Möglichkeiten an Schulen. (Arnold, 2020, S. 1)
Lernen mit digitalen Medien definiert sich als Lernprozesse, bei welchen mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones oder stationäre Computer angewendet werden. Der Einsatz kann vielseitig gestaltet werden und umfasst mindestens die Nutzung digitaler Videofilme mit Hilfe des Videoportals YouTube und bis hin zu einer individualisierbaren und selbstständig steuerbaren Lernumgebung. (U. Schmid et al., 2017, S. 12)
Honegger betrachtete die Funktionalitäten eines Computers und interpretierte deren Nutzen für den Einsatz an Schulen. Aus den drei Funktionen eines Computers Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung ergeben sich ebenfalls drei Erweiterungsdimensionen für Lehr- und Lernprozesse. Die Nutzung und Herstellung von Inhalten wird durch die digitale Visualisierung für Lehrkräfte und Lernende erleichtert, während die automatisierte Datenverarbeitung die Möglichkeit einer gewissen Interaktivität bietet. Die Vernetzung trägt in Bezug auf Bildung zur Interaktion von Raum, Zeit und der Verfügbarkeit von Inhalten bei. (Honegger, 2021, S. 41)
Die Chancen und Defizite der Digitalisierung an Schulen wurden durch die Coronakrise verdeutlicht. Brand et al. (2021, S. 4) sehen die Coronakrise dabei als einen Katalysator, welcher die Digitalisierung an Schulen beschleunigen kann. Während der Erhebung der Daten für die Studie „Schule di gital - der Länderindikator 2021“ zwischen März 2020 bis Sommer 2021 in Bezug auf die Coronakrise gaben 83,5 % der befragten Lehrkräfte der Sekundarstufe I an, auch zukünftig digitale Medien intensiver und vielfältiger einzusetzen. Es ist zu erkennen, dass die Bundesländer Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz (89,9 %) hierzu eher bereit sind als Baden-Württemberg, Hamburg oder Niedersachsen, welche im Schnitt zu 74,4 % auch zukünftig auf digitale Medien setzen. Zudem wurden Klassenarbeiten an den beteiligten Schulen der Sekundarstufe I selten (30,7 %) durch digital gestützte Prüfungsformate ersetzt. Hier ist im Bundesländervergleich ein deutlicher Unterschied zu erkennen: In Berlin, Bremen, Hamburg und Hessen gaben fast die Hälfte der Befragten an, dass Klassenarbeiten durch digital gestützte Prüfungsformate ersetzt wurden. Unter anderem in Baden- Württemberg, Sachsen und Schleswig-Holstein konnten dies lediglich 14,7 % der befragten Lehrkräfte bestätigen. Allerdings wurden Referate und Präsentationen von etwa der Hälfte der befragten Lehrkräfte und von 62,9 % Dokumentationen oder andere schriftliche Aufgaben zur Leistungsbewertung genutzt. (Lorenz et al., 2021, S. 3639)
2.2. Digitale Technologien und deren Einsatz an Schulen
Digitale Lehrmittel können in vier Stufen unterteilt werden, welche in Abbildung 1 veranschaulicht werden. Stufe eins beschreibt Lehrmittel in gedruckter Form wie Schulbücher. Lehrmittel mit digitalen Zusätzen oder die Möglichkeit einer digitalen Ausgabe, sind in Stufe zwei zu finden. Stufe drei umfasst vollständig digital konzipierte und umgesetzte Lehrmittel. Sind diese zudem digital vernetzt und bilden eine Lehr- und Lernumgebung, so handelt es sich um Stufe vier. (Honegger, 2021, S. 44)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Stufen digitaler Lehrmittel. Quelle: In Anlehnung an Honegger, 2021, S. 44.
Viele der an Schulen Deutschlands eingesetzten Lehrmittel haben die erste Stufe überwunden und verfügen über ein digitales Format oder digitale Ergänzungen. Wenige Lehrmaterialien befinden sich in Stufe drei, wobei dies die Möglichkeit bietet, dass Verlage fortlaufend Aktualisierungen und Erweiterungen vornehmen oder Lehrkräfte selbst Inhalte erweitern oder verbergen können. Stufe vier ist zum aktuellen Zeitpunkt kaum bis gar nicht vertreten. Hierunter verstehen sich Diskussionskanäle für Lernende, wobei eine schul- oder klassenübergreifende Integration möglich ist und einen Vorteil dieser Stufe darstellt. Die Schulkultur sowie die Lehr- und Lernprozesse werden zukünftig nicht nur durch eine physische Raumgestaltung geprägt. Auch digitale Lernumgebungen werden diese prägen. (Honegger, 2021, S. 44)
Neben der Einstufung digitaler Lehrmittel, ist auch die Nutzung digitaler Technologien zu betrachten. Der erfolgreiche Einsatz digitaler Medien ist jedoch nicht nur von der Häufigkeit der Nutzung abhängig. Auch die Qualität und didaktische Einbettung sind entscheidend. Die Nutzungshäufigkeit bietet dennoch eine Möglichkeit der Einschätzung, wie Schulen der Sekundarstufe I im Jahr 2021 digitale Medien einsetzten. (Lorenz et al., 2021, S. 16) Die Studie „Schule digital - der Länderindikator2021“ nutzte als Indikatoren für die Nutzung digitaler Medien im Unterricht das Vorhandensein eines Medienkonzepts, die Nutzungshäufigkeit und Beispielmaterial, eine ausreichende Vorbereitungszeit und interne Workshops. Auch die Verbesserung schulischer Leistungen, eine fortlaufende Kooperation durch Unterrichtshospitation sowie eine gemeinsame Entwicklung von computergestützten Unterrichtsstunden, waren Indikatoren für die Nutzung digitaler Medien. (Lorenz et al., 2021, S. 9) Von 2017 bis 2021 stieg der Anteil an Lehrkräften, welche mindestens wöchentlich im Unterricht digitale Medien nutzten, um 23,2 %. In den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Bayern nutzten mehr als 50 % der Befragten täglich digitale Medien im Unterricht, deutschlandweit waren es 38,9 %. (Lorenz et al., 2021, S. 16-17)
Lernvideos sind dabei ein beliebtes Lernmedium unter Schülerinnen und Schülern und wurden bereits vor der Coronakrise im Unterricht eingesetzt. Der „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann Stiftung stellt eine Datenbasis aus dem Jahr 2017 in Bezug auf digitalisiertes Lernen bereit. 76 % der befragten Lernenden gaben an, Videos für das Lernen außerhalb der Schule zu nutzen. Dieses Medium erhöht die Motivation und wird von Lernenden auch im Unterricht gefordert. (U. Schmid et al., 2017, S. 7) Lernvideos bieten Lehrkräften die Möglichkeit, den Schulunterricht vielfältiger und individueller zu gestalten. Besonders eignen sich Videos, um bestimmte Themenstellungen einzuleiten oder zusammenzufassen. Durch Lernvideos wird der Unterricht unterhaltsamer und damit für Lernende bezugsfähiger, wodurch Lernen erleichtert und individueller wird. (Bitkom e. V., 2022a) Neben der Erhöhung der Motivation dienen Lernvideos auch einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand. Studien ergaben, dass interaktive Elemente, erklärende Personen, eine bestimmte Videoperspektive sowie begleitende Lernaufgaben die Lerneffektivität von Erklärvideos erhöhen. Interaktive Elemente sind zurückhaltend einzubauen, wobei die Möglichkeit einer individuellen Steuerung der Videowiedergabe ausreichend ist. Bei einer erklärenden Person ist anzumerken, dass sofern eine Person im Video zu sehen ist, diese mit den Zuschauenden interagieren oder Tafelbilder schrittweise entwickeln muss, anstatt diese lediglich zu erklären. Lernvideos sind zudem aus der Beobachterperspektive effektiver und auch die Verknüpfung mit integrierten oder begleiteten Lernaufgaben wirkt sich positiv auf die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler aus. Lernvideos sind zudem wirksamer, wenn diese schülerzentriert und problemorientiert in den Unterricht einbezogen werden. Das Konzept des Flipped Classroom ist heutzutage eine weitere Einsatzmöglichkeit digitaler Technologien, insbesondere von Lernvideos. Bei einem Flipped Classroom wird ein Teil der Wissensvermittlung mit Unterstützung durch Erklärvideos in die Hausaufgabe verlagert und dadurch individualisiert. Die gewonnene Zeit in der Schule soll im Gegenzug für die problemorientierte Anwendung des Wissens genutzt werden, um das Wissen zu vertiefen und auch Transferaufgaben lösen zu können. Durch diese Phase des Lernens kann die Lehrkraft die Lernenden wirksamer unterstützen und die Gestaltung der reinen Wissensvermittlung visueller durch Lernvideos gestalten. Mit diesem Konzept geht jedoch ein erhöhter Aufwand für Lehrkräfte einher. Dem gegenüber stehen allerdings Belege dafür, dass der Einsatz von Lernvideos für den Hybridunterricht ein Mittel darstellt, um das Lernen in der Schule und Freizeit zu verbinden. (Schaumburg, 2021, S. 44-46)
Während des Distanzunterrichts aufgrund der Coronakrise hat sich die Nutzung von Lernmanagementsystemen (LMS) und Plattformen etabliert. (Bitkom e. V., 2022c) Das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg umschreibt eine digitale Bildungsplattform als Bereitstellung von Anwendungen und Dienste für die Planung, Durchführung und Nachbereitung eines von digitalen Technologien unterstützten Schulunterrichts. Eine solche digitale Bildungsplattform stellt Moodle dar. Moodle ist eine freie Lernmanagementsoftware und an allen Schulen in Baden-Württemberg als eine zentrale Komponente bei der digitalen Unterstützung des Schulunterrichts eingesetzt. (Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg, 2021, S. 36) 5 Bitkom e. V. (2022a) betont, dass die Digitalisierung die Chance bietet, Schulbücher in elektronischer Form als Ersatz oder Ergänzung zu nutzen. Digitale Bildungsinhalte sind entsprechend des Lernplans offiziell zugelassen und bieten im Vergleich zu herkömmlichen Schulbüchern erweitere Nutzungsaspekte. Hierzu zählen die Einbindung multimedialer Inhalte, Audioaufnahmen und die Möglichkeit zur Interaktion mit dem Nutzenden. Neben digitalen Bildungsplattformen setzt Baden-Württemberg auch auf eine Bereitstellung digitaler Bildungsinhalte. Schulbücher und selbst erstellte Arbeitsblätter sollen durch digitale Medien ergänzt werden. In einem ersten Schritt sollen diese Medien online bereitgestellt werden und zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Suchmaschine und Mediathek implementiert werden. Bis 2021 wurde bereits ein Umsetzungskonzept für die Bereitstellung der Bildungsmedien entwickelt. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Umsetzung. (Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg, 2021, S. 35) Zudem sehen Lehrkräfte einen wichtigen Aspekt in der Verfügbarkeit kostenloser digitaler Lehrmaterialien, sogenannte Open Educational Resources, kurz OER. (U. Schmid et al., 2017, S. 7) Laut UNESCO (2002, S. 26) stehen OER für die Bereitstellung von frei zugänglichen Bildungsressourcen, die durch Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht werden und der Nutzung und Anpassung durch eine Benutzergemeinschaft für nichtkommerzielle Zwecke dienen. (U. Schmid et al., 2017, S. 7)
3. Voraussetzungen für den Einsatz digitaler Technologien im Schulunterricht
3.1. Konzeption des Einsatzes digitaler Technologien
Die Verfügbarkeit schulischer Medienkonzepte und digitalisierungsbezogenen Lehrkräftekooperation sowie eine positive Einstellung der Lehrkräfte gegenüber Lehr- und Lernprozesse sind wichtige Rahmenbedingungen der Nutzung digitaler Technologien im Unterricht. Um Finanzmittel aus dem Investitionsprogramm „DigitalPakt Schule“ des Bundes zu erhalten, müssen Schulträger ein solches Medienkonzept entwickeln, worin Aussagen zu einer lernförderlichen IT-Infrastruktur und dem Support festgehalten werden. Zudem sollte das Konzept unterschiedliche Unterrichtsszenarien für die Nutzung digitaler Lernplattformen enthalten. (Breiter et al., 2021, S. 4) Zu berücksichtigen ist auch die unterschiedliche Ausstattung der Lernenden. Die Digitalisierung muss zunächst den Fokus auf die Schaffung eines Zugangs zu digitalen Ressourcen und den Fokus auf die Entwicklung digitaler Kompetenzen legen. Dies betrifft alle, die mit den digitalen Medien in Berührung kommen werden. Nur unter Berücksichtigung dieser Aspekte in dem Medienkonzept ist eine Reduzierung der Bildungsungerechtigkeit möglich. (Giesinger, 2021, S. 77)
Ein Medienkonzept war im Jahr 2021 an deutschen Schulen der Sekundarstufe I bei 67,7 % der befragten Lehrkräfte vorhanden. Daraus lässt sich schließen, dass bei rund einem Drittel keine Grundlage für ein Medienkonzept vorhanden war. (Lorenz et al., 2021, S. 18) Des Weiteren geht aus dem „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann Stiftung hervor, dass die Mehrheit der Schulen 6 in Deutschland weder Digitalisierung als strategisches Thema wahrnehmen noch ein Konzept für jene vorliegen haben. (U. Schmid et al., 2017, S. 6)
Eine Konzeption über die Nutzung digitaler Medien an Schulen, deren pädagogischen Mehrwert sowie Aspekte, welche die Gleichberechtigung der Lehrkräfte und Lernenden betreffen, ist somit unerlässlich, um digitale Technologien im Schulunterricht erfolgreich einsetzen zu können. Dadurch werden allen Beteiligten wie den Schulträgern, der Schulleitung, Lehrkräften und in einer adressatengerechten Form auch Eltern über den Weg der Schule zu einem digitalgestützten Unterricht informiert und können diese Veränderungen besser annehmen.
3.2. Bildungspolitische und finanzielle Voraussetzungen
Der Bund spielt eine immer größer werdende Rolle in der Digitalisierung, auch durch große Investitionsmaßnahmen. IT-Management für eine lernförderliche IT-Infrastruktur basiert auf einem funktionierenden Zusammenspiel von Agierenden auf Ebenen des Bundes, der Länder, der Kommunen sowie der Schulen. Neben Investitionsprogrammen wie dem „DigitalPakt Schule“ förderte der Bund im Rahmen der Coronakrise unter anderem die Ausstattung mit digitalen Endgeräten von Lernenden und Lehrenden sowie Nachhilfeprogramme. Zudem förderte der Bund eine nationale Bildungsplattform. Für funktionsfähige und moderne IT-Infrastrukturen an Schulen sind allerdings Kommunen zuständig. Da für kommunale Schulträger neben dem Schulamt auch das IT- und Bauamt in den Zuständigkeitsbereich fallen, müssen sich diese abstimmen. Auch sollten im Einzelfall externe Dienstleister miteinbezogen werden, um beispielsweise den technischen Support zu unterstützen. (Breiter et al., 2021, S. 4)
KfW Research beleuchtet in mehreren Studien das Themenfeld Schulen. Im Auftrag der KfW wurden im Mai 2021 insgesamt 266 Städte, Gemeinden und Landkreise zu diesem Themenfeld von dem Deutschen Institut für Urbanistik befragt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen die kommunale Wahrnehmung der Digitalisierung an Schulen. Unterstützende Aspekte für die Digitalisierung an Schulen sind laut den befragten Kommunen die politische Unterstützung und die damit einhergehenden Förderprogramme. Allerdings behindern die Komplexität und Bürokratie dieser Programme die Digitalisierung in den Kommunen und damit auch an den Schulen. (Brand et al., 2021, S. 64)
Die Anschaffung mobiler Endgeräte für Lehrkräfte und Lernende sowie Zubehör, der regelmäßige Austausch der Geräte und die notwendige Verwaltung hierfür, bedürfen hohe Investitionssummen und verursachen Kosten in Milliardenhöhe. Damit dies langfristig und erfolgreich umgesetzt werden kann, bedarf es einer transparenten und planbaren Finanzierung. (Bitkom e. V., 2022d) Die Studie im Auftrag der KfW sieht aufgrund dessen einen Erfolgsfaktor in der finanziellen Planungssicherheit für Kommunen, welche hauptsächlich zu Beginn notwendig ist. Eine Stärkung der Finanzkraft der Kommunen ermöglicht eine langfristige Investitionsgrundlage, um Schulgebäude und deren digitale Ausstattung zu verbessern. Neben der digitalen Ausstattung und schnellem Internet investieren Kommunen hauptsächlich in Schulgebäude. Eine Sanierung der Schulgebäude trägt ebenso wie 7 digitale Medien zu einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems bei. Die Kommunen stimmen überein, dass Investitionsbedarfe dauerhaft von Bedeutung sein werden und hierfür in Zukunft die Investitionssumme zunehmen wird. Es wird ebenfalls angemerkt, dass für Investitionen zusätzliche Fördermittel und Zuschüsse notwendig sind. (Brand et al., 2021, S. 1-3)
Neben einer transparenten und planbaren Finanzierung ist auch eine finanzielle Planungssicherheit notwendig, um digitale Technologien erfolgreich im Schulunterricht einzusetzen. Auch die Bereitstellung mobiler Endgeräte ist hierfür eine Voraussetzung.
3.3. Technische Voraussetzungen
Digitalgestützter Unterricht benötigt grundlegend eine funktionsfähige und moderne IT-Ausstattung. Nur mit jener IT-Ausstattung kann eine Nutzung digitaler Medien sowie eine Förderung der Kompetenzen der Lehrkräfte und Lernenden stattfinden. Die Studie „Schule digital - der Länderindikator 2021“ nutzte als Indikatoren für die IT-Ausstattung der Schulen eine ausreichende IT-Ausstattung und ausreichender Internetzugang, den technischen Stand der Computer, einen technischen und pädagogischen Support, WLAN-Zugang sowie eine Lernplattform. Bundesweit sind die Hälfte der befragten Lehrkräfte an Schulen der Sekundarstufe I mit der IT-Ausstattung an ihren Schulen zufrieden und bewerten diese zu 67,7 % als ausreichend. Je nach Bundesland sind allerdings Unterschiede zu erkennen: Bayern, Hamburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein weisen einen hohen Anteil an Zustimmung der Lehrkräfte auf. Hingegen sind nur 32,9 % der befragten Lehrkräfte aus den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen mit der IT-Ausstattung ihrer Schule zufrieden. Die Verfügbarkeit eines Internetzugangs wird von den befragten Lehrkräften kritischer betrachtet als im Jahr 2017. Lorenz et al. vermuten den unzureichenden Ausbau des Internetzugangs für Schulen als Auslöser, da sich dieser langsamer entwickelt als die schulischen Notwendigkeiten und pädagogischen Möglichkeiten. Ein WLAN-Zugang an den beteiligten Schulen ist zu 61,1 % vorhanden, allerdings gaben lediglich 40 % an, dass der WLAN-Zugang für pädagogische Zwecke ausreichend ist und daher noch Handlungsbedarf besteht. (Lorenz et al., 2021, S. ^—14) Die Studie beleuchtete zudem die Wirksamkeit von Investitionsmaßnahmen des Bundes, welche sich auf die technische Infrastruktur wie WLAN und Lernmanagementsysteme sowie die pädagogische digitale Infrastruktur mit digitalen Lehrwerken bezogen. Die Untersuchung ergab, dass 71,3 % der Befragten Verbesserungen der WLAN-Verfügbarkeit feststellen konnten. In Bayern, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen konnten 93,1 % der Befragten Verbesserungen durch Investitionsprogramme erkennen, hingegen konnten dies in Brandenburg, Hamburg, Niedersachen und Thüringen lediglich 64 %. Die Herausforderungen des erfolgreichen Einsatzes digitaler Medien zeigten sich jedoch dadurch, dass nur 46,2 % der Befragten während der Datenerhebung zwischen März 2020 bis August 2021 ausreichend Endgeräte sowie 40,3 % administrative Vorgänge für die Beschaffung von digitalen Lehr-Lernmaterialien zur Verfügung hatten. (Lorenz et al., 2021, S. 30-34)
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