Der Spanische Erbfolgekrieg in den nordamerikanischen Kolonien


Seminararbeit, 2006

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Voraussetzungen
2.1 Erbansprüche der verschiedenen Dynastien
2.2 Erbpläne und Testamente

3 DIE DINGE NEHMEN IHREN LAUF
3.1 Französische Politik um das Erbe
3.2 Habsburgische Interessenwahrung
3.3 Bündnissystem Ludwigs XIV
3.4 Die Haager Allianz

4 Nordamerika – Kolonien um 1700
4.1 Geographische Lage Neu – Frankreichs und Neu – Englands
4.2 Die Bevölkerung der Kolonien
4.3 Die wirtschaftlichen Interessen im Vergleich
4.4 Die Bedeutung der indigenen Bevölkerung
4.5 Konfliktpotenzial um 1700

5 Der Krieg und seine Schauplätze
5.1 Europäischer Kriegsverlauf
5.2 Nordamerika ein Kriegsschauplatz?
5.2.1 Die Intensität des Krieges
5.2.2 Hervorzuhebende Ereignisse
5.2.2.1 Das „Deerfield – massacre“
5.2.2.2 Plan der Eroberung Québecs
5.2.2.3 Englischer Angriff auf Akadien

6 DAS VERTRAGSWERK VON UTRECHT
6.1 Die Verträge im Einzelnen
6.1.1 Frankreich – Großbritannen
6.1.2 Spanien – Großbritannien
6.1.3 Zusätzliche Bestimmungen

7 „Folgen“

8 FAZIT

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der „Spanische Erbfolgekrieg und die Kolonien“ ist ein breitgefächerter Themenkomplex, den es in den bedeutsamsten Bereichen zu betrachten gilt. Der „Spanische Erbfolgekrieg“ währte von 1701 – 1713/14.

Es ist zunächst zu betrachten wie es überhaupt zu einem „Spanischen Erbe“ kommen konnte und dann zu klären wie daraus ein Krieg entwickeln konnte. Diese beiden Punkte werden im ersten Teil dieser Arbeit thematisiert, um einen Einstieg in die Geschehnisse des Spanischen Erbfolgekrieges zu ermöglichen. Um ein Verständnis für die Gegebenheiten zu Beginn des Krieges zu erlangen, muss geklärt werden welche Mächte sich gegenüberstanden, welche Bündnisse sie bildeten und welche Ziele sie verfolgten. Anschließend werden die nordamerikanischen Besitzungen Frankreichs und Englands betrachtet, damit deutlich wird, weshalb der „Spanische Erbfolgekrieg“ als erster europäischer Konflikt auch auf die Kolonien übergreift. Hierzu führe ich eine kurze Beschreibung der Interessen- und Machtlage in Nordamerika durch, um die Begehrlichkeiten und Ziele der jeweiligen Seite zu jener Zeit geartet waren zu erläutern. Im Anschluss soll der Kriegsverlauf sowohl in Europa, als auch in den Kolonien betrachtet werden. Aus dieser Betrachtung heraus gelange ich zum Vertragswerk von Utrecht, welches den „Spanischen Erbfolgekrieg“ in den Kolonien und zu einem Großteil in Europa beendete. Im Verlauf dieser Arbeit soll die Frage erörtert werden, ob der „Spanische Erbfolgekrieg“ und der daraus resultierende Friede von Utrecht die französischen Hegemonialbestrebungen beendete. Weiterhin, inwieweit mit dieser Entwicklung der Aufstieg des „Britischen Empires“ möglich wurde.

2 Die Voraussetzungen

Im Folgenden wird erläutert, wie der Erbfall Spanien zu einem gesamteuropäischen Politikum wurden und anschließend im kriegerischen Konflikt, dem „Spanischen Erbfolgekrieg“, gipfelte.

Der Auslöser für den Anspruch mehrerer europäischer Dynastien auf das „Spanische Erbe“, war der kinderlose Tod des spanischen, habsburgischen Königs Karls II. 1700. Die Grundlagen für die Ansprüche der jeweiligen Dynastien lagen jedoch weiter zurück.

2.1 Erbansprüche der verschiedenen Dynastien

Frankreich, unter der Regie Giulio Mazarinis – Mazarin genannt, führte bis 1659 Krieg gegen Spanien um die Südgrenze Frankreichs. Das Interesse Frankreichs lag bei der Festschreibung der Grenzen auf den Verlauf der Pyrenäen. Dieses Ziel wurde durch den im Jahre 1659 geschlossenen Friedensvertrag, den Pyrenäenfrieden, erreicht. „Wie in der dynastischen Welt Alteuropas üblich, wurde der Friedensschluß durch ein Heiratsbündnis besiegelt. Ludwig XIV. heiratete die spanische Habsburgerin Maria Theresia, das einzige Kind König Philipps IV. (1621 – 1665) aus erster Ehe.“[1] Diese Verbindung wurde durch eine Klausel erweitert; 1661/62 verzichtetedie Infantin Maria Theresia auf jegliche Erbansprüche. Im Gegenzug verpflichtete sich Spanien zu einer Zahlung von 500 000 Louisdors an Ludwig XIV.. Nach erfolgter Zahlung sollte diese Übereinkunft in Kraft treten. Da Spanien diese Summe nicht an Ludwig XIV. überstellte, erachtete Ludwig XIV. beim Tode Karls II. 1700 den Erbverzicht für nichtig.[2]

Die österreichischen Habsburger, aus deren Hause die spanischen Habsburger abstammten, beanspruchten einerseits aufgrund dieser Verwandtschaft das „Spanische Erbe“ für sich. Andererseits strebte das Haus Habsburg nach einer erneuten ehelichen Verbindung mit dem spanischen Königshaus. 1663 erfolgte eine Übereinkunft, die Heirat Kaiser Leopold I. mit Margarete Theresia, seiner Cousine und erste Tochter Philipps IV. von Spanien.[3]

Zu diesen beiden Protagonisten des Streites um das Erbe gesellt sich noch das Haus der bayerischen Wittelsbacher. Die Wittelsbacher waren gleichwohl geblütsrechtlich erbberechtigt, diverse Heiraten zwischen dem Hause Wittelsbach und dem Hause Habsburg waren erfolgt.

2.2 Erbpläne und Testamente

Das bayerische Fürstenhaus war ebenso durch „einen ersten Teilungsplan [...], ihm zufolge [...] sollte der gesamte Rest [die spanischen Kernlande, italienische Besitzungen und die Kolonien] dem kleinen Kurprinzen zufallen“[4] anspruchsberechtigt.

Den spanischen König Karl II. quälte die Sorge um sein Erbe ebenso wie die übrigen Dynastien des damaligen Europas. Karl II. hoffte, durch sein 1. Testament von 1698 einen Konflikt und die Zerstückelung seines Reiches vermeiden zu können. Als Erbe des gesamtspanischen Reiches setzte er den Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern ein. Dieser junge Wittelsbacher verfügte durch seinen Vater und seine Tante über Verbindungen sowohl zu den französischen Bourbonen, als auch zu den habsburgischen Österreichern.

Der Teilungsplan, ebenso wie das Testament Karls II., fanden niemals ihre Verwirklichung, da der „Haupterbe“ Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern kurz nach der Ratifizierung des Teilungsplanes verstarb und das Testament somit hinfällig war.

Karl II. verfasste ein zweites Testament. Hierbei soll er von einer „Franzosenpartei“ am Hofe gedrängt worden sein, das Reich den Bourbonen von Paris zu vererben. Ob dem Druck folgend oder aus freien Stücken bleibt eine Randnotiz, von Bedeutung ist, dass Karl II. sein Reich dem Dauphin von Frankreich, dem französischen Thronprätendenten vererben wollte. Das Testament wurde mit einer Klausel versehen: Der Dauphin durfte das Erbe nur unter Anerkennung des Verbotes der Personalunion von Frankreich und Spanien antreten. Lehnt der Dauphin diese Bedingungen ab geht das Erbe mit gleichen Bedingungen an seinen Bruder Berry. Lehnt dieser ebenfalls ab, geht das Erbe an Erzherzog Karl von Österreich über.[5]

Zeitgleich erfolgte eine neue Teilungsübereinkunft zwischen Holland, England und Frankreich. Der zufolge sollte der französische Dauphin Mailand, als etwaiges Tauschmittel, und Erzherzog Karl von Österreich das „Resterbe“ erhalten. Weiterhin sollte durch diesen Plan Kaiser Leopold I. jede Möglichkeit der Kriegsführung genommen werden, da keine Bündnispartner in Aussicht seien. Kaiser Leopold I. hatte diesen Teilungsplan zu ratifizieren. Da die kaiserliche Zustimmung ausblieb, wurde der Teilungsvertrag für ungültig erklärt.

Durch das Nichtzustandekommen einer „gesamteuropäischen Erblösung“ für Spanien und das Zweite Testament Karls zog ein Konflikt am europäischen Himmel herauf, der unabwendbar schien. Am 1. November 1700 starb Karl II. von Spanien ohne Nachkommen dahin und beschwor einen Konflikt um sein Reich herauf, welcher der Spanische Erbfolgekrieg werden sollte.

3 DIE DINGE NEHMEN IHREN LAUF

Acht Tage nach dem Tode Karls II., dem letzten Habsburgers von Spanien, erreichte dessen Testament die europäischen Königshöfe. Die aussichtsreichsten Konkurrenten um das Erbe, die Bourbonen und österreichischen Habsburger, gerieten unter Druck.

3.1 Französische Politik um das Erbe

Ludwig XIV. war in Zugzwang. Es boten ihm sich zwei Möglichkeiten: Annahme des Testamentes und somit die Inthronisation seines eigenen Nachfolgers als König von Spanien oder den mit England und Holland ausgehandelten Teilungsvertrag umzusetzen und sich einer erneuten habsburgischen Umklammerung auszusetzen. Der „roi du soleil“ deutete die Zeichen der Zeit für Frankreich günstig, entschied das Testament anzuerkennen und einen großeuropäischen Konflikt zu riskieren. Ludwig XIV. überging die testamentarischen Bestimmungen vernachlässigend den Dauphin und dessen Bruder Berry und erklärte seinen Enkel, Philipp von Anjou, zum spanischen König, womit er den übrigen europäischen Mächten, Habsburg, England und Holland, einen Angriffspunkt bot.

In England war vorauszusehen, das König William III. kinderlos sterben würde. „Als das Londoner Parlament im Frühjahr den >>Act of Settlement<< erließ, [... um] über Prinzessin Anna, [Schwägerin Williams III.] die Tochter des vertriebenen Jakob II., und über das Haus Hannover die protestantische Thronfolge zu sichern, proklamierte Paris Annas Bruder, den in Frankreich lebenden Stuart-Prätendenten, als Jakob III. zum englischen König.“[6] Wiederum forderte Ludwig XIV. die Kontrahenten und Skeptiker seiner Politik heraus. Das englische Parlament geriet in Rage und erteilte William III. alle nötigen Mittel zur Kriegsführung gegen Frankreich.

Anschließend wandte sich Frankreich in Richtung Norden und besetzte die holländischen Barrière – Festungen, welche den Holländern zur Grenzsicherung im Frieden von Nymwegen1679 übereignet worden waren. Durch dieses Vorgehen seitens Ludwig XIV., brach er die Friedensbestimmungen von 1679. Dadurch bedurften im Gegenzug England und Holland den Vertrag von 1679 nicht mehr zu respektieren.[7]

Ludwig XIV. hatte schon zu Beginn seiner Entscheidung damit gerechnet, dass er bei Annahme des Testamentes Karls II. die Seemächte England und Holland zu seinen Feinden zählen könnte.

An eine Einigung mit Habsburg und Kaiser Leopold I. dachte Ludwig XIV. niemals, zu sehr hatte das Testament des Spaniers die „eigene“ Familie brüskiert, als dass Ks. Leopold I. einer Aufteilung der Spanischen Länder zustimmen konnte. Gegen eine Einigung sprach schließlich noch die erwähnte „Habsburger Klammer“, „durch die so viele Male innerhalb von zwei Jahrhunderten die Monarchie unter dem Lilienbanner in Schrecken versetzt worden war.“[8] Für die Annahme des Testamentes sprachen die wirtschaftlichen Vorzüge zweier bourbonischer Großreiche. Französische Händler frohlockten bei dem Gedanken an den uneingeschränkten und privilegierten Handel mit den kastilischen Kolonien und dem spanischen Mutterland. Der in Aussicht stehende Asiento – Vertrag das Sklavenhandelsmonopol mit den spanischen Kolonien, der zollfreie Import von Rohstoffen und der Export von Fertigwaren in die Kolonien spielten hierbei eine gewichtige Rolle.

3.2 Habsburgische Interessenwahrung

Kaiser Leopold I. lehnte den zweiten Plan zur Teilung des „Spanischen Erbes“ – wie bereits erwähnt – ab. Durch diese Vorgehensweise verbaute er sich den Weg zur friedlichen Erlangung des Erbteils seiner Familie. Die Zeichen standen auf Krieg. Vorrangigst für die Habsburger, so die Ansicht Leopolds, sollte die Einverleibung des Herzogtums Mailand sein. Nur über diese norditalienische Besitzung konnte der Zugang zu den übrigen spanischen Besitzungen und zum spanischen Mutterland gewahrt bleiben. Diese Auffassung stellte mithin einen Grund zur Ablehnung des Teilungsplanes dar.[9] Um der nun drohenden Gefahr der Besetzung der spanischen Besitzungen in Norditalien zuvorzukommen, entsandte Leopold I. Prinz Eugen mit einem Heer, um das Reichslehen Mailand einzuziehen. Der Krieg nahm seinen Lauf, noch sehr begrenzt und unter Umständen abwendbar. Jedoch durch die Politik Ludwigs XIV., den Nymwegener Friedensvertrag zu brechen, trieb er die beiden Seemächte England und Holland dem Kaiser in die dankbar offenen Arme.

3.3 Bündnissystem Ludwigs XIV.

Der französische Sonnenkönig, seiner Situation gewahr, suchte geeignete Bündnispartner, um die, durch die spanischen Besitztümer, immens gestiegene Grenzlänge nicht allein durch französische und spanische Truppenkontingente sichern zu müssen.

Der alte König von Frankreich hatte sich in vier Richtungen abgesichert. Jeweils in jene, aus denen die größte Gefahr zu drohen schien. Die neu erworbenen „Spanischen Niederlande“ sollte der Kurfürst und Bischof von Köln, Fürstbischof zu Lüttich, schützen. Ein Bollwerk vor dem Rhein sollte der Kurfürst von Bayern bilden, der enttäuscht durch die Nichtbeachtung bei der Erbverteilung auf diesem Wege die Königswürde zu erlangen suchte. Gegen den schon in Norditalien operierenden Prinz Eugen schließlich wurde das Herzogtum Savoyen als Barrikade eingespannt. Um einer eventuellen Landung der Alliierten in Spanien entgegen zu wirken, erkaufte sich Ludwig die Neutralität Portugals, der etwaigen Landezone.[10] Die Grenzen schienen gesichert, ohne das der französische König eigene Kontingente in direkte Konfrontationen entsenden musste. Der savoyardische und ebenso der portugiesische Bündnispartner entglitten dem Franzosen jedoch schon 1703 und partizipierten in der Haager Allianz. Ludwig XIV. hatte zwei immanente Bollwerke gegen die Kriegsgegner verloren. Der Alpenübergang, sowie das spanische Mutterland lagen offen für einen Durchbruch beziehungsweise eine Invasion.

[...]


[1] Schilling, Heinz: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648 – 1763; Berlin; 1998; Seite 213;

[2] Nach Rönnefarth, Helmuth K. G.: Konferenzen und Verträge – Vertrags-Ploetz – Teil II – 3. Band: Neuere Zeit 1492 – 1914; Würzburg; 19582; Seite 92; und nach Schilling: Höfe und Allianzen; Seite 258;

[3] Schilling: Höfe und Allianzen; Seite 213;

[4] Goubert, Pierre: Ludwig XIV und zwanzig Millionen Franzosen; Berlin; 1966; Seite 213/214;

[5] Nach Goubert, Pierre: Ludwig XIV; 1966; Seite 224;

[6] Schilling: Höfe und Allianzen; Seite 259;

[7] Nach Vertrags – Ploetz; Seite 99 – 101;

[8] Goubert, Pierre: Ludwig XIV; 1966; Seite 225;

[9] Nach Vertrags – Ploetz; Seite 120;

[10] Nach Goubert, Pierre: Ludwig XIV; 1966; Seite 227;

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Spanische Erbfolgekrieg in den nordamerikanischen Kolonien
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltung
Kanadische Geschichte 1534 - 1814
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V129028
ISBN (eBook)
9783640353965
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spanische, Erbfolgekrieg, Kolonien
Arbeit zitieren
Arne Engelhardt (Autor:in), 2006, Der Spanische Erbfolgekrieg in den nordamerikanischen Kolonien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129028

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