Die vorliegende Arbeit möchte die Betrachtung des Verstehens, als ein zirkuläres, überzeitliches Phänomen auf die Problematik des Aufeinandertreffens traditionell tradierter Gedanken und aufgeklärten, autonomen Gedanken konkretisieren und an einem biblischen Text anwenden.
Denn das Verständnis fundamentalreligiöser Texte ist seit jeher besonders prekär, auch vor allem, weil daraus weitreichende Folgen für die Religiosität der Leserschaft resultieren. Die Arbeit möchte dem Auslegungsstreit der "Probe Abrahams" nachgehen und hieran das hermeneutische Verstehen als Lösung des Problems, Tradition und Aufklärung zu versöhnen, erproben. Die Arbeit möchte unter Zuhilfenahme des "hermeneutischen Zirkels" und den Ausführungen Gadamers zu Tradition und Aufklärung das Verstehen im hermeneutischen Sinn als Lösung des Problems der Perikope erörtern. Es soll gezeigt werden, dass weder eine wörtliche Auslegung dieses Textes noch die autonome Sicht der Aufklärung hierauf zu verwerfen oder zu bestätigen ist. Gezeigt werden soll, dass Verstehen im Sinne Gadamers ein fortdauernder Auseinandersetzungsprozess ist, der nicht in finalen Antworten enden kann, sondern immer wieder neu begangen wird, ganz im Sinne der Ansicht des zweiten Vatikanums, dass in "gaudium et spes" die Erkenntnis formuliert, sich immer wieder neu an der jeweiligen Zeit zu orientieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tradition und Aufklärung in Wahrheit und Methode
- Der hermeneutische Zirkel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage des Verstehens, insbesondere im Kontext des Aufeinandertreffens von Tradition und Aufklärung. Sie analysiert den hermeneutischen Zirkel als Lösungsansatz für das Problem der Interpretation von Texten im Spannungsfeld zwischen historischer Überlieferung und modernem Denken.
- Verstehen als zirkuläres, überzeitliches Phänomen
- Die Verbindung von traditionellem und aufgeklärtem Denken
- Die Anwendung des hermeneutischen Zirkels auf die Auslegung von Texten
- Die „Probe Abrahams“ (Gen 22, 1-19) als Fallbeispiel
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik des Verstehens und der Frage nach dem richtigen Verstehen ein. Sie stellt Hans-Georg Gadamers Hermeneutik vor, die das Verstehen als einen immerwährenden Prozess versteht, der nicht durch eine Methode oder eine kulturhistorische Beschränkung begrenzt ist.
Tradition und Aufklärung in Wahrheit und Methode
Dieses Kapitel untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Aufklärung in Bezug auf das Verstehen. Es kritisiert die blinde Übernahme traditioneller Ansichten und betont die Notwendigkeit des eigenen Denkens. Gadamer argumentiert, dass die bloße Kopie des Bestehenden die Lösung von Problemen nicht leisten kann.
Der hermeneutische Zirkel
Dieses Kapitel präsentiert Gadamers Lösung des Problems des Verstehens durch den hermeneutischen Zirkel. Es stellt den Historismus und die Ansichten von Martin Heidegger in Frage und betont die Unmöglichkeit, sich aus der eigenen Perspektive und Zeitexistenz zu lösen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf Schlüsselbegriffe wie Verstehen, Hermeneutik, Tradition, Aufklärung, hermeneutischer Zirkel, Interpretation, Textverständnis, Gen 22, 1-19, Probe Abrahams, Gadamer, Heidegger, Historismus.
- Arbeit zitieren
- Erik Hitter (Autor:in), 2020, Tradition und Aufklärung in Wahrheit und Methode. Eine Untersuchung des hermeneutischen Zirkels an Genesis 22, 1-19, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1290560