Zur didaktischen Umsetzung des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ im Hinblick auf Schule in der multikulturellen Gesellschaft


Seminararbeit, 2009

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Kurzfilm

3. Zur didaktischen Umsetzung
3.1 Vorüberlegungen zum Einsatz im Unterricht
3.2 Lernziele
3.3 Der Begriff des „Schwarzfahrers“
3.4 Bildbeschreibung zum Einstieg
3.5 Filmbegleitende Aufgaben
3.6 Zum Abspielen des Films
3.7 Die Filmdiskussion
3.8 Weitere Anregungen im Hinblick auf interkulturelles Lernen
3.9 Beispiel eines Unterrichtsentwurfs

4. Abschließende Gedanken

5. Literatur

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Schule in der multikulturellen Gesellschaft“ haben eine Kommilitonin und ich eine Filmdiskussion zum Kurzspielfilm „Schwarzfahrer“ moderiert. Dieser Film spricht besondere Schwierigkeiten an, die in einer multikulturellen Gesellschaft, wie sie in Deutschland existiert, anzutreffen sind, z. B. Xenophobie und Rassismus. Obwohl uns im Seminar wenig Zeit zur Verfügung stand, konnten wir den Kurzfilm zeigen und mit den Seminarteilnehmern kurz besprechen.

Zumal es sich um eine Lehrveranstaltung handelte, die dem erziehungswissenschaftlichen Teilstudiengang für Lehramtsstudierende zugeordnet ist, wurde der Schwerpunkt der Filmdiskussion auf die didaktische Umsetzung dieses Kurzfilms gelegt. Dementsprechend wurde im Seminar die Arbeit mit dem Medium (Kurz)Film beispielhaft am „Schwarzfahrer“ demonstriert. In der vorliegenden Hausarbeit setze ich mich ausführlicher mit unterrichtlichen Realisierungsmöglichkeiten auseinander.

Zunächst werde ich kurz den Inhalt des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ wiedergeben und mich anschließend mit verschiedenen Punkten zur didaktischen Umsetzung dieses Films befassen. Unter anderem werde ich Lernziele einer möglichen Unterrichtseinheit, Möglichkeiten zum Unterrichtseinstieg, Hinweise zum Abspielen des Films sowie verschiedene Ideen zur Erarbeitung und Vertiefung vorstellen. Im Anschluss folgt ein Beispiel eines Unterrichtsentwurfs, der sich insbesondere für den Einsatz des Kurzfilms im DaF-Unterricht eignet.

2. Zum Kurzfilm

Der 1955 geborene Regisseur und Drehbuchautor Pepe Danquart produziert vorwiegend Dokumentar- und Kurzfilme, die Merkmale und Gegebenheiten der deutschen Gesellschaft thematisieren. Der Kurzspielfilm „Schwarzfahrer“ aus dem Jahre 1993 folgt dieser Tradition und stellt den Migrationsdiskurs in Deutschland in den Vordergrund. Der Schwarz-Weiß-Film dauert zwölf Minuten und enthält keine längeren Dialoge. Die Produktion gewann u. a. den Preis der New York Filmakademie, eine Auszeichnung bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1993 sowie 1994 den Oscar für den besten Kurzfilm (Best Live Action Short Film).

Der Film beginnt mit einem jungen Schwarzen, der sich an einer Straßenbahnhaltestelle mit seinem weißen Freund unterhält. Nachdem sich die beiden Freunde verabschiedet haben, steigt der Schwarze in eine Straßenbahn und fragt eine ältere weiße Frau, ob der Platz neben ihr frei sei. Die Frau mustert ihn von oben bis unten, aber antwortet nicht, also setzt sich der junge Mann neben sie. Während er aus dem Fenster guckt und Nüsse isst, beginnt die Frau mit einem rassistisch-xenophoben Wortschwall, der sich über fast den gesamten Kurzfilm erstreckt.

Die anderen Trampassagiere greifen nicht ein. Sie nicken zustimmend, schauen einfach weg oder nehmen die Situation nicht wahr. Ein türkischer Junge ist der einzige, der kurz auf Türkisch einige Widerworte gibt. Die Tirade der alten Frau hält an bis zur nächsten Haltestelle, wo ein Kontrolleur den Wagen betritt und die Fahrscheine überprüft. Die Frau holt ihren Fahrschein aus der Handtasche, doch im Nu wird er vom jungen Schwarzen weggerissen, in den Mund gesteckt und verschluckt. Als der Kontrolleur die Frau nach ihrem Fahrschein fragt, versucht sie vergebens zu erklären, was geschehen ist. Nachdem der Afrikaner ungerührt sein eigenes Ticket vorgezeigt hat, wird die Frau wegen „Schwarzfahrens“ aus der Tram gewiesen.

Der eigentliche Schwarzfahrer im Film ist ein Deutscher, der am Anfang des Films sein Moped nicht starten kann und spontan in die Straßenbahn steigt, ohne einen Fahrschein gekauft zu haben. Dieser kommt jedoch unbestraft davon, während der Kontrolleur mit der alten Frau beschäftigt ist (Hess-Lüttich 2000, S. 4).

3. Zur didaktischen Umsetzung

3.1 Vorüberlegungen zum Einsatz im Unterricht

Verschiedene Unterrichtsfächer eignen sich für den Einsatz des Kurzfilms „Schwarzfahrer“. Neben Deutsch, Geschichte, Geographie, Politische Bildung und LER wird in der Literatur häufig auf den Einsatz im DaF-Unterricht hingewiesen. Gerade wenn Schüler Deutsch als Fremdsprache lernen, einen Migrationshintergrund besitzen und im Einwanderungsland Deutschland aufwachsen, wirkt der Kurzfilm noch provokativer und spornt die Fremdsprachenlerner zum Diskutieren an.

Im Deutschunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund eignet sich der Film in höheren Klassenstufen, wenn gewisse Sprachkenntnisse erworben worden sind (etwa Niveau B1 – C1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen). Für Schüler mit ausreichenden Deutschkenntnissen kann der Film sicherlich auch schon in unteren Klassen eingesetzt werden. Auf jeden Fall sind mindestens zwei Unterrichtsstunden à 45 Minuten (insgesamt 90 Minuten) für die Beschäftigung mit dem Kurzfilm notwendig (Hartha-Fischer 2006, S. 1).

3.2 Lernziele

Im Mittelpunkt einer Unterrichtseinheit, die sich dem „Schwarzfahrer“ widmet, steht zunächst der Kurzfilm selbst. Im Zusammenhang mit diesem abwechslungsreichen Mediengebrauch bedarf es der Festlegung von Lernzielen, die dem Filmeinsatz einen konkreten Zweck verleihen. Mögliche Lernziele wären zum Beispiel:

- Die Schüler lernen eine rassistische Grundhaltung zu erkennen.
- Die Schüler sind sich bewusst, dass viele rassistische Entgleisungen im Alltag nicht erfasst werden können und somit straffrei bleiben.
- Die Schüler können den Inhalt des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ wiedergeben und sich schriftlich sowie mündlich mit dem Thema „Rassismus“ auseinandersetzen.
- Die Schüler können nach der Vorstellung des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ die Tirade der älteren Frau mündlich beurteilen.
- Die Schüler können die Aussagen der Frau reflektieren und in Beziehung zur eigenen Grundhaltung bzw. zu den eigenen Vorurteilen setzen.
- Die Schüler sind sich bewusst, dass passives Verhalten indirekt fremdenfeindliche Verhaltensweisen unterstützt.
- Die Schüler können abschätzen, in welchen Situationen eher passives bzw. aktives Verhalten Sinn macht.
- Die Schüler können ein einfaches Repertoire alltagstauglicher Handlungsmöglichkeiten entwickeln, einüben und anwenden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Zur didaktischen Umsetzung des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ im Hinblick auf Schule in der multikulturellen Gesellschaft
Hochschule
Universität Potsdam  (Professur für Didaktik der politischen Bildung)
Veranstaltung
Schule in der multikulturellen Gesellschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V129185
ISBN (eBook)
9783640361328
ISBN (Buch)
9783640361496
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umsetzung, Kurzfilms, Hinblick, Schule, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Andreas Mittag (Autor:in), 2009, Zur didaktischen Umsetzung des Kurzfilms „Schwarzfahrer“ im Hinblick auf Schule in der multikulturellen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129185

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