Der Vietnamkrieg 1965 - 1975


Seminararbeit, 2009

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorgeschichte und Kriegsbeginn

3. Mitten im Krieg
3.1. Die Tonking-Resolution und der amerikanische Weg in den Krieg
3.2. Amerikanisierung des Vietnamkriegs
3.3. Verhandlungsversuche
3.4. Antikriegsbewegungen: Öffentliche Meinung und die Medien
3.5. Die Wende: Tet-Offensive 1968
3.6. Vietnamisierung unter Nixon

4. Der lange Weg zum Kriegsende

5. Bilanz

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Vietnamkrieg gilt bis heute als Trauma Amerikas; mitten im Kalten Krieg erleben die USA einen Krieg, der für sie nicht zu gewinnen ist. Das Selbstbewusstsein der amerikanischen Nation, die nach dem Zweiten Weltkrieg als strahlender Held gilt, erhält plötzlich Risse. Nicht einmal auf die Unterstützung Europas kann Amerika noch bauen. Und das, obwohl es gilt, den Dominostein Vietnam mitten im Kräftemessen mit der Sowjetunion zu halten. Aber der Vietnamkrieg begann nicht erst 1964, sondern folgt einer jahrzehntelangen Rutschbahn in die finale Krise.

Warum ist den USA das kleine Land in Südostasien so wichtig und was führt zum Debakel, das bis heute als schwarzer Fleck auf der US-amerikanischen Seele lastet?

2. Vorgeschichte und Kriegsbeginn

These: Der Vietnamkrieg war ein direkter Nachfolger des französischen Indochina-Krieges.

Seit den 1860ern Jahren war Vietnam französische Kolonie, immer wieder gab es Aufstände gegen die Fremdherrschaft. 1930 formiert sich die Indochinesische Kommunistische Partei (ICP), deren Mitglieder unter der Führung Ho Chi Minhs und seines Mitstreiters Vo Nguyen Giap nationalistische Ziele verfolgen.[1] Die Partei ist in den 1930er-Jahren massiven Attacken des französischen Militärs ausgesetzt. 1941 gründet Ho Chi Minh eine Nationalistenbewegung, Viet Minh genannt. Diese hat vor allem die Unabhängigkeit Vietnams und eine soziale Revolution zum Ziel. Die Japaner, die 1940 die wirtschaftliche Kontrolle über Vietnam übernommen – und es in eine Hungerkrise geführt hatten – ersetzen 1945 die französischen Machthaber. Ho ruft nun die Unabhängigkeit des Landes aus, die Unterstützung der Viet Minh durch die USA (unter Roosevelt auf anti-kolonialistischem Kurs) und China im Rücken wissend.

Doch die Franzosen wollen sich nicht geschlagen geben und versuchen 1946 trotz eines Abkommens mit Ho, die Herrschaft mit Unterstützung der Briten wiederzuerlangen; das Gebiet über dem 16. Breitengrad soll dabei an China fallen. Damit hat nun der Indochina-Krieg begonnen. Ho Chi Minhs Ansuchen um Hilfe bei US-Präsident Truman bleibt unbeantwortet.[2] Inzwischen beginnen die USA nämlich – bedingt durch Ereignisse wie die Berlinkrise, der Koreakrieg und Maos Sieg in China – die „kommunistische Gefahr“ vielerorts zu wittern. Die Anhänger der „Domino-Theorie“ glauben, dass ein einmal kommunistisch gewordener „fauler Apfel“ Vietnam die Nachbarländer der Reihe nach „anstecken“ würde. Die Amerikaner besinnen sich darauf, dass Ho Chi Minh eigentlich Leader einer kommunistischen Bewegung ist und aus dem ehemaligen OSS-Agent wird ein „mortal enemy of native independence in Indochina“.[3] Frankreich erhält deshalb finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die vietnamesischen Truppen unter Giap und von Amerikas 1953 neugewähltem Präsident Eisenhower schließlich auch militärische.[4] Die Viet Minh erhalten hingegen einige Waffen von China.[5] Nach acht Jahren ohne klaren Sieger wird 1954 die Genfer Konferenz einberufen. Während die Kämpfe in Vietnam weiter andauern, verhandeln USA, Frankreich, Sowjetunion, China, Britannien und Vietnam über die Zukunft des Landes. Nicht zuletzt auf Betreiben Chinas, das ein vereintes Vietnam fürchtet, wird Vietnam entlang des 17. Breitengrades geteilt – französische Truppen müssen den Norden verlassen, die Viet Minh den Süden. Ho Chi Minh bleibt Machthaber im Norden und hofft auf die für 1956 versprochenen Wahlen. Im Süden setzt Ex-Kaiser Bao Dai Ngo Dinh Diem an die Hebel der Macht, die dieser für sich zu nutzen weiß. Das Fazit nach acht Jahren Krieg sind an die 1,4 Millionen Tote und ein geteiltes Land, das den Zündstoff für weitere Auseinandersetzungen birgt.[6]

Die USA mischen sich erstmals in den Vietnam-Konflikt ein und argumentieren bereits in den 1950ern mit dem Kampf gegen den Kommunismus. Der Süden Vietnams wird nach dieser Erfahrung fortan gerne auf die amerikanische Unterstützung zurückgreifen. Außerdem ist die Teilung des Landes kein Akt der dauerhaften Friedenssicherung – ähnlich wie die Pariser Vororteverträge ist ein neuerlicher Ausbruch der Konflikte absehbar.

These: Schon lange vor 1964 wurden die Weichen für den Vietnamkrieg gestellt. Der Weg in den Krieg erfolgte als ein stufenweiser Prozess militärischer Einmischung unter sowohl demokratischen als auch republikanischen US-Präsidenten (Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon).

Diem wird bald Präsident der neugegründeten Republik Vietnam – von den USA wird ihm von Beginn an bedingungslose Unterstützung gewährt. Diems Regierung entwickelt sich immer mehr zu einer Diktatur einer katholischen Minderheit – er verhindert auch (möglicherweise auf Anregung der USA – das Ergebnis wäre wahrscheinlich zugunsten Ho Chi Minhs ausgefallen) die in Genf für 1956 versprochenen gesamtvietnamesischen Wahlen.[7] Die letzten französischen Truppen haben mittlerweile Vietnam verlassen.[8] Gegen Diems Diktatur und Verfolgung der Viet Minh in Süd-Vietnam formiert sich in der Mitte der 1950er-Jahre die militärische Organisation des Vietcong unter Führung von Le Duan. Um 1959 gibt Ho Les Drängen nach und beginnt, Guerrilla-Truppen in den Süden zu schicken, die sich mit dem Vietcong zusammenschließen; die USA bereiten inzwischen eine militärisches Ausbildungsprogramm mit circa 900 amerikanischen Trainern für südvietnamesische Truppen vor.[9] Auch der neue Präsident Amerikas, John F. Kennedy, fährt denselben Kurs, beraten von Männern, die im vietnamesischen Bürgerkrieg eine kommunistische Verschwörung vermuten und sich für eine amerikanische Offensive aussprechen.[10] Doch die Kubakrise nimmt vorerst die Aufmerksamkeit des Präsidenten in Anspruch. Mittlerweile spitzt sich auch im Nachbarstaat Laos die Lage zu: 1960 steht das Land knapp vor einem Sieg von Guerrilla-Truppen gegen die CIA-unterstützte Partei. Kennedy parkt als symbolische Unterstützung 5.000 US-Militärs in Thailand.[11] Diems Terror-Regime geht 1963 für Kennedy bereits zu weit, doch Drohungen mit Sanktionen zeigen keine Wirkung und auch der keine sichtbaren Erfolge zeigende Kampf gegen den Vietcong lässt ihn langsam zweifeln.[12] Doch dann verändert sich die Lage: 1963 wird Diem ermordet und einige Wochen später Kennedy; Lyndon B. Johnson, ebenfalls Vertreter der „Domino-Theorie“, wird neuer US-Präsident.[13]

Auch er sucht ähnlich seinem Vorgänger einen Mittelweg – auf jeden Fall muss jedoch das Image Amerikas als führender Kämpfer gegen den Kommunismus gewahrt werden. Die 20.000 in Vietnam stationierten „Militärberater“ haben ihre Kompetenzen längst schon auch auf Fliegereinsätze ausgeweitet, ebenso werden bereits Entlaubungsmittel eingesetzt.[14] 1964 werden im National Security Council Pläne zu militärischen Einsätzen gegen Vietcong in Laos und Kambodscha sowie der Bombardierung strategischer Ziele in Nordvietnam gefasst. Da kommt den USA der Zufall zu Hilfe: ein US-Zerstörer glaubt im August mögliche Signale von angreifenden nordvietnamesischen Booten wahrzunehmen – das wird von Johnson als „open aggression on the high seas against the United States of America“ verstanden. Johnson berät mit dem Kongress die folgenden Schritte, einige Senatoren, wie etwa Oregons Morse oder Alaskas Gruening, lassen Zweifel an einem Krieg in Vietnam anklingen, doch die Mehrheit ist von der Richtigkeit einer Resolution überzeugt. Die „Gulf of Tonkin Resolution“ ermächtigt den Präsidenten, alle nötigen Schritte gegen Vietnam einzuleiten. Johnsons Popularität erreicht hierauf – angesichts der bevorstehenden Wahlen recht günstig – gewaltige Zuwächse.[15]

Anstatt Friedensstiftung setzen die USA im Vietnam-Konflikt der 1950er-Jahre auf militärische Unterstützung. Mit Eisenhower beginnt die Stationierung amerikanischer Soldaten in Vietnam, deren Anzahl von da an kontinuierlich wachsen wird (bis 1964 sind es 23.000!). Der Bürgerkrieg in Vietnam wird unter Kennedy zunehmend amerikanisiert – es geht auch um einen „Sieg Amerikas“ bzw. der Anti-Kommunisten. Kennedy kann gar nicht mehr aus der Verstrickung in Vietnam loskommen, selbst als er 1962 langsam die Erfolglosigkeit des Unternehmens wahrnimmt. Möglicherweise hätten die USA einen anderen Kurs in der Vietnam-Frage eingeschlagen, wenn nicht die Ermordung Kennedys dazwischengekommen wäre. Johnson kann (und will?) fast keinen Rückzieher mehr machen, die Ereignisse um „USS Maddox“ kommen ihm wahrscheinlich gerade recht und sein Popularitätszuwachs im Vorfeld der Wahlen ist nicht unbedingt unbeabsichtigte Folge. Die Einmischung der Amerikaner hat bereits im Indochinakrieg begonnen und nach langen Jahren des zähen und ergebnislosen Einsatzes der militärischen Beratung wollen die USA mit einem – wie man glaubt – schnellen und starken Angriff die Angelegenheit endlich beenden.

[...]


[1] Brown 1991; S. VII, 20

[2] Young 1991; S. 2-18

[3] Olson 2008; S. 26-28

[4] ebd.; S. 38-45

[5] Young 1991; S. 30

[6] Olson 2008; S. 38-45

[7] Brown 1991; S. 41

[8] Olson 2008; S. 58

[9] ebd.; S. 63-67

[10] ebd.; S. 75-79

[11] ebd.; S. 83

[12] ebd.; S. 95

[13] Brown 1991; S. 49

[14] Olson 2008; S. 105-106

[15] Olson 2008; S. 110-113

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Vietnamkrieg 1965 - 1975
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Zeitgeschichte)
Veranstaltung
Der kalte Krieg
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V129193
ISBN (eBook)
9783640354719
ISBN (Buch)
9783640354986
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
vietnamkrieg, kalter krieg, 1965-1975, zeitgeschichte, nixon
Arbeit zitieren
Edith Reinisch (Autor:in), 2009, Der Vietnamkrieg 1965 - 1975, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129193

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